Auffanggurt

Auffanggurt
DIN 4844-2 D-M009 Auffanggurt benutzen

Als Klettergurt, Anseilgurt, Auffanggurt, Gurt oder auch Gurtzeug bezeichnet man einen Teil der Sicherheitsausrüstung, der beim Klettern und Bergsteigen und bei absturzgefährdeten Tätigkeiten – beispielsweise bei der Höhenrettung oder bei Höhenarbeiten – am Körper getragen wird. Er stellt beim Anseilen die Verbindung zwischen Mensch und Seil her.

Der Klettergurt dient als Teil der Absturzsicherung dazu, die beim Abfangen eines Sturzes auftretenden Kräfte aufzunehmen und auf Körperteile zu verteilen, die stabil genug sind, um solche Krafteinwirkungen ohne Verletzungen zu überstehen. Außerdem soll der Klettergurt beim Hängen am Seil die Blutzirkulation so wenig wie möglich einschränken. Weiterhin soll er der Person, die ihn trägt, ein Hängen in einer möglichst stabilen Gleichgewichtslage ermöglichen, so dass der Träger auch dann möglichst schmerzfrei und sicher im Gurt hängt, wenn er auf Grund von Bewusstlosigkeit oder einer Verletzung nicht selbstständig in der Lage ist, eine entsprechende Position einzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Alle Arten von Klettergurten bestehen aus festem und hoch belastbarem Bandmaterial, das ebenso wie die tragenden Nähte Belastungen standhalten muss, die mindestens dem Doppelten der in der Praxis auftretenden Kräfte entsprechen. Dies sind im Allgemeinen mehrere Kilonewton. Das Gurtmaterial ist an den Stellen, an denen die Kraftübertragung zwischen Gurt und Körper stattfindet, mehrere Zentimeter breit oder mit einer entsprechend breiten Polsterung versehen, um eine gleichmäßige Verteilung der Kraft zu erreichen und ein Einschneiden in den Körper zu vermeiden.

Ein Klettergurt ist normalerweise aus mehreren Schlaufen aufgebaut, die um die Körpermitte sowie um die Beine und/oder Arme gelegt werden. Diese Schlaufen sind in ihrem Umfang verstellbar und damit an die Körpermaße des Trägers anpassbar, damit die auftretenden Kräfte zwischen Körper und Klettergurt sicher übertragen werden können und um zu verhindern, dass der Träger unbeabsichtigt aus dem Gurt rutscht. Weiterhin besteht er aus einer oder mehreren Einbindeschlaufen oder Anseilpunkten, in die das Sicherungsseil entweder direkt eingebunden oder mit einem Karabiner eingehängt wird. Zusätzlich zu den sicherheitsrelevanten Teilen haben die meisten Klettergurte eine oder mehrere Materialschlaufen. Diese dienen dazu, zum Klettern oder Arbeiten benötigte Gegenstände wie Karabinerhaken, Reepschnur oder Werkzeug am Gurt zu befestigen, um sie am Herabfallen zu hindern und sie schnell zur Hand zu haben.

Die zum Klettern und im Arbeitsschutz verwendeten Gurte sind zwar in Aufbau- und Funktionsprinzip gleich, allerdings unterscheiden sie sich in einigen Details, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden:

Gurte zum Klettern und Bergsteigen

Da beim Klettern und Bergsteigen ein total freies Hängen relativ selten ist, spielt die Polsterung je nach Einsatzzweck nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen ist geringes Gewicht und eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit von großer Bedeutung. Die Auswahl reicht hier von leichten, ungepolsterten Gurten für Hochtouren, die weniger als 300 Gramm wiegen, über gut gepolsterte Sportklettergurte bis hin zu Komplettgurten mit und ohne Polsterung.

Gurte für den Arbeitsschutz

Die Gurte für den Arbeitsschutz (Industrieklettern, Baumklettern) als Teil der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) verfügen meist über einen zweiten Anseilpunkt am Rücken, damit das Sicherungsmaterial den Träger nicht beim Arbeiten behindert oder um den Träger daran optimal zu seinem Arbeitsplatz positionieren zu können.

Bei den Gurten für den Arbeitsschutz lassen sich wiederum zwei verschiedene Anforderungsprofile definieren: einerseits für Gurte, die lediglich der Absturzsicherung dienen, andererseits für solche, die zum Arbeiten in hängender Position dienen. Die Gurte zur reinen Absturzsicherung müssen nicht besonders gut gepolstert sein, da hier ähnlich wie bei den Gurten zum Klettern ein behinderungsfreies Arbeiten wichtiger ist als langes Hängen. Da bei seilgestützten Arbeiten üblicherweise dauernd in hängender Position gearbeitet wird und dabei ein unkontrolliertes Stürzen in den Gurt nicht möglich ist, verfügen Gurte für diesen Einsatzzweck über eine sehr gute und breite Polsterung, um ein schmerzfreies Hängen über längere Zeit zu ermöglichen, und über verschiedene Anseilpunkte vorne, hinten und an den Seiten, um eine möglichst exakte Positionierung in den verschiedensten Lagen zu erreichen. Die Gurte zur Absturzsicherung müssen der Europäischen Norm EN 361 entsprechen, für die Gurte zur Positionierung gilt die Norm 358. Gurte, die sowohl als Absturzsicherung als auch zur Positionierung verwendet werden sollen, müssen demnach die Vorgaben beider Normen erfüllen.

Typen

Es existieren – je nach Definition – drei bzw. vier verschiedene Typen von Klettergurten mit jeweils bestimmten Vor- und Nachteilen und entsprechend unterschiedlichen Einsatzgebieten:

Hüftgurt

Hüftgurt

Der Hüftgurt oder Sitzgurt ist die Bauform, die vom Laien üblicherweise mit dem Begriff Klettergurt assoziiert wird. Er besteht aus zwei über einen Steg verbundenen Beinschlaufen und einer Hüftschlaufe. Die Hüftschlaufe und den Verbindungssteg der Beinschlaufen verbindet die ringförmig genähte Anseilschlaufe. An den Seiten und an der Rückseite des Hüftrings sind bis zu vier Materialschlaufen angebracht. Zum Anseilen beim Klettern wird das Seil entweder mit einem Knoten oder einem Karabiner in der Anseilschlaufe befestigt oder das Seil wird so in Hüftschlaufe und den Verbindungssteg der Beinschlaufen eingebunden, dass es parallel zur Anseilschlaufe liegt.

Beim Hüftgurt liegt der Anseilpunkt vor dem Körper, ungefähr auf Höhe des Körperschwerpunktes eines normal proportionierten Menschen. Dies ermöglicht ein sehr komfortables Hängen in sitzender Position bei leicht angespannter Bauchmuskulatur. Ein weiterer Vorteil des Sitzgurtes ist die größere Bewegungsfreiheit des Kletterers, welche für das schwere Sportklettern von Vorteil ist.

Bei einem Hüftgurt ist der Beinschlaufensteg das Hauptverschleißteil. Er ist deshalb regelmäßig zu überprüfen. Stellt man hier einen deutlichen Verschleiß fest sollte der Gurt ersetzt werden.[1]

Risiko Hüftgurt?

Schon bald nach dem Aufkommen des Sportkletterns und dem dort praktizierten alleinigen Gebrauch des Hüftgurtes begann eine Diskussion um die Sicherheit. Während Sportkletterer Zehntausende von folgenlosen Stürzen absolvierten, publizierten Kritiker ihre Bedenken. Diese Bedenken gipfelten in einem in der Folge heftig diskutiertem Statement von Dietrich Hasse, in dem er den Sportkletterern vorwarf, durch den alleinigen Hüftgurtgebrauch aus Modegründen fahrlässig ihr Leben zu riskieren.[2] Ist das Anspannen der Bauchmuskulatur, beispielsweise wegen Bewusstlosigkeit, nicht möglich, besteht die Gefahr, dass der ungestützte Oberkörper nach hinten umkippt. Bereits das Hängen in dieser Haltung ist äußerst schmerzhaft und unter Umständen gefährlich, tritt jedoch in dieser Haltung zusätzlich eine Belastung durch einen Fangstoß auf, so kann der Körper im Bereich der Lendenwirbelsäule dabei schwer geschädigt werden. Von den knapp zwei Dutzend tödlichen Unfällen, die Helmut Mägdefrau (1989 [3]) zählte, fanden allerdings alle im Gebirge statt. In Anbetracht von Hunderttausenden von folgenlosen Sportkletterstürzen schloss Pit Schubert auf ein geringes Risiko beim kurzen Sportklettersturz [4]

Beim Sportklettern wird aus Gründen der größeren Bewegungsfreiheit und auch aus Bequemlichkeit heute fast ausschließlich mit Hüftgurt geklettert, da hier im Allgemeinen kurze und kontrollierte Stürze auftreten und das Risiko von Bewusstlosigkeit äußerst gering ist. Unfälle durch das alleinige Tragen eines Sitzgurtes sind im Sportklettern vermutlich äußerst selten. Eine Studie von Hohlrieder et al., die das Risiko von sturzbedingten Verletzungen bezüglich der Gurtart untersuchte, konnte keinerlei Unterschiede erkennen. Die Forscher schlossen, dass der Gurttyp keinen Einfluss auf Art oder Schwere von sturzbedingten Verletzungen hat und das Tragen eines alleinigen Sitzgurte keine zusätzlichen Risiken verursacht.[5].

Besteht hingegen die Gefahr von sehr weiten und/oder unerwarteten Stürzen, wie dies heute hauptsächlich im (klassisch) alpinen Klettern vorkommt, so ist das Risiko einer Verletzung mit der Kombination Brust und Sitzgurt sicherlich deutlich kleiner. Wird ein Rucksack getragen verschiebt sich der Schwerpunkt nach oben, was die Gefahr des Überkippens wesentlich wahrscheinlich macht. Auch hier sollte aus Sicherheitsgründen zusätzlich ein Brustgurt getragen werden.

Kinder haben vor der Pubertät eine schwach ausgeprägte Hüfte, so dass die Hüftschlaufe über die Hüfte nach unten rutschen kann und dann nicht mehr richtig sitzt. Ferner könnte bei einem Kopfübersturz das Kind aus dem Gurt rutschen, so dass hier ebenfalls ein Kombination aus Brust- und Hüftgurt angebracht ist.

Komplettgurt

Der Komplettgurt oder Kombigurt besitzt sowohl Arm- als auch Beinschlaufen und hat zwei relativ hoch liegende Sicherungsschlaufen im Brustbereich. Komplettgurte sind einfach an- und abzulegen, zum Einbinden werden lediglich die beiden Sicherungsschlaufen mit einem Seilstück verbunden.

Die Anordnung der Beinschlaufen und der sehr hohe Anseilpunkt ungefähr in der Mitte des Brustkorbes bewirken eine sehr aufrechte Hängeposition. In dieser ist es nur schwer möglich, die Beine zu bewegen und damit die Blutzirkulation in den Beinen aufrecht zu erhalten, was bei längerem Hängen zum Hängetrauma führt. Aus diesem Grund sind Komplettgurte nicht für Tätigkeiten geeignet, bei denen längeres Hängen erforderlich ist.

Komplettgurte werden wegen ihrer einfachen Handhabung häufig von Kindern, Anfängern oder ungeübten Personen getragen und unter anderem im professionellen Erlebnis- und Freizeitbereich (Hochseilgarten) verwendet. Im Bereich der Arbeitssicherheit werden sie vor allem dort verwendet, wo nur eine Absturzsicherung nötig ist und keine Arbeiten in hängender Position verrichtet werden müssen.

Brustgurt

Der Brustgurt ist streng genommen nicht als eigenständiger Klettergurt zu betrachten, da die Sicherung allein über den Brustgurt lebensgefährlich ist und der Brustgurt deshalb nur in Kombination mit einem Hüftgurt verwendet werden sollte. Von einer ausschließlichen Brustgurtsicherung wird dringend abgeraten, weil so beim Hängen das gesamte Körpergewicht auf die Achseln übertragen wird. Dies führt zum Hängetrauma mit schwerwiegenden Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem[6] und auf Dauer zum Tod. Außerdem verursacht der Brustgurt in dieser Situation starke Schmerzen. Es ist einer nur im Brustgurt hängenden Person unmöglich, sich selbst aus ihrer Lage zu befreien.

Unter den Brustgurten existieren zwei verschiedene Formen, von denen die erstere kaum mehr Verwendung findet:

  • Die ältere, heutzutage nicht mehr hergestellte Form ähnelt einem Büstenhalter. Sie besteht aus in Schlaufen gelegtem Seil, wobei die Seilschlaufen nebeneinander liegend vernäht sind, so dass sich ein etwa 5 cm breiter Gurt mit einem Auge an jedem Ende ergibt. Dieser Gurt wird um den Brustkorb gelegt und vorne durch Einbinden eines Seilendes oder eines Stücks Schlauchband durch die Augen verschlossen. An diesem Brustring sind zwei Träger angebracht, die über die Schultern gelegt werden und den Brustring gegen Verrutschen sichern. Bei einem Sturz wird die auf den Brustgurt wirkende Belastung nur vom Brustring aufgenommen.
  • Die neuere und heute fast ausschließlich gebräuchliche Variante besteht aus einem zur Form einer liegenden 8 (∞) vernähten Stück Bandmaterial. Die beiden „Löcher“ der 8 bilden zwei Armschlaufen. Zum Anlegen des Brustgurtes werden die Arme so durch die Armschlaufen gesteckt, dass die Kreuzungsstelle des Bandes auf dem Rücken liegt. An der Vorderseite ist in jede Armschlaufe nochmals eine Sicherungsschlaufe eingenäht, damit das zum Einbinden verwendete Material nicht an den Armschlaufen entlang verrutschen kann. Die Sicherungsschlaufen werden wie bei der älteren Form durch ein Seilende oder ein Stück Schlauchband verbunden.

Die aktuelle Form des Brustgurtes bietet mehr Sicherheit im Sturzfall, da der komplette Gurt aus belastbarem Material besteht und damit die Belastung großflächiger auf den oberen Teil des Brustkorbes verteilt als die veraltete Form.

Kombination Hüft- und Brustgurt

Eine Kombination aus Hüft- und Brustgurt gilt beim Klettern derzeit als die sicherste Variante des Anseilens. Sie wird manchmal auch als Kombigurt bezeichnet, was jedoch leicht zu Verwechslungen mit dem Komplettgurt führen kann.

Für eine Kombination aus Hüft- und Brustgurt werden (außerhalb der SKT) beide mittels eines Stücks Schlauchband verbunden. Dabei wird das Schlauchband einmal zwischen Hüft- und Brustgurt in einen Sackstich oder Achterknoten gelegt, durch die Sicherungsschlaufen des Brustgurtes geführt und oberhalb der Brustgurtschlaufen mittels Bandschlingenknoten geschlossen. Als Sicherungspunkt zum Einbinden des Seils oder zum Einhängen von weiterem Sicherungsgerät mittels Karabinerhaken wird nun nicht mehr die Sicherungsschlaufe des Hüftgurtes verwendet, sondern der erstgenannte Knoten oberhalb des Hüftgurtes. Durch diese Technik erhält man einen Anseilpunkt am unteren Rand des Brustkorbes, der beim Tragen eines Rucksacks erforderlich ist. Weiterhin wird durch den im Vergleich zum Hüftgurt höher liegenden Anseilpunkt und den Brustgurt der Oberkörper aufgerichtet und gestützt, so dass auch bei Bewusstlosigkeit ein Hängen in aufrecht sitzender Position möglich ist. Durch die bessere Verteilung der Belastung reduziert die Brust-Hüftgurt-Kombination außerdem das Risiko von Verletzungen im Hüftbereich.

Die Kombination aus Brust- und Hüftgurt soll überall dort verwendet werden, wo mit weiten und/oder unerwarteten Stürzen (beispielsweise Sturz in Gletscherspalten) zu rechnen ist, und immer wenn ein Rucksack getragen wird. Im Sportkletterbereich werden sie hingegen nur selten verwendet, da das An- und Ablegen des Gurtes etwas umständlicher ist.

Verbindung mit dem Seil

Achterknoten

Beim Anseilen (oder synonym Einbinden) ist darauf zu achten, dass Gurte, die zu Tätigkeiten benutzt werden, bei denen eine Sturzgefahr besteht (beim Klettern beispielsweise beim Vorstieg), immer mit einem Knoten mit dem Seil verbunden werden. Würde die Verbindung mit einem Karabinerhaken erfolgen, könnte der Karabiner, insbesondere wenn er durch Seilbewegungen verrutscht und quer belastet wird, brechen. Eine weitere Gefahr besteht in der Möglichkeit, dass Bewegungen bewirken können, dass sich das Seil aus dem Karabiner aushängt. Auch ein redundantes System mit zwei Safebinern (besonders sichere Schraubkarabiner) genügt den Sicherheitsanforderungen nicht.

Anders ist die Situation beim Toprope-Klettern, da es hier nicht zum Sturz kommen kann. Hier genügt ein redundantes Anseilen mit zwei gegenläufig eingehängten Schraubkarabinern vollständig.

Im Bergsport und im Rettungswesen wird zum Anseilen einheitlich sehr häufig der gesteckte Achterknoten verwendet. Der entscheidende Vorteil ist, dass er optisch ausgezeichnet auf fehlerfreie Ausführung geprüft werden kann. Ebenfalls geeignet sind: doppelter Bulin und Bulin 1.5.

Wegen möglicher Ringbelastung darf keinesfalls ein Palstek (einfacher Bulin) eingesetzt werden. Dieser könnte sich dabei lösen und zum Absturz des Kletterers führen.

Als Sicherungsseil dürfen nur speziell für das Klettern entwickelte dynamische, elastische Seile verwendet werden. Sie bremsen den Sturz und wandeln die Fallenergie in Dehnung um. Ein Sturz wäre gefährlich, wenn der Kletterer zu schlagartig vom einem statischen Seil gestoppt würde.

Fehlerquellen

Materialversagen

Bei bestimmungsgemäßer Benutzung ist ein Versagen von Klettergurten nahezu ausgeschlossen. Lediglich wenn bereits eine Vorschädigung durch Abnutzung oder gealtertes Material besteht, kann es zu Materialversagen kommen. Um ein Versagen durch Verschleiß zu vermeiden, wird empfohlen, den Gurt regelmäßig auf Scheuerstellen zu untersuchen. Außerdem sind die tragenden Nähte in einer Farbe ausgeführt, die einen deutlichen Farbkontrast zum übrigen Gurtmaterial bildet. Dadurch soll erreicht werden, dass beschädigte Nähte möglichst frühzeitig erkannt werden.

Handhabungsfehler

Die absolute Mehrzahl der Unfälle im Zusammenhang mit Klettergurten sind jedoch auf menschliche Fehler oder falsche Handhabung zurückzuführen. Meist geht dem Unfall voraus, dass der Träger des Gurtes beim Anlegen oder Einbinden abgelenkt war und so wichtige Handhabungsschritte nicht ausgeführt hat. Die häufigsten Unfallursachen sind hier (Reihenfolge ohne Wertung):

  • Nicht oder unvollständig geschlossene Schnallen am Gurt,
  • Anseilen an einer Materialschlaufe, die auf Grund ihrer Dimensionierung bereits bei Belastung mit dem Körpergewicht des Kletterers reißt,
  • ein falsch oder unvollständig ausgeführter Anseilknoten, der unter Belastung wieder aufgeht.

Alle diese Fehlerquellen sind durch aufmerksame Handhabung vermeidbar, jedoch werden oder wurden zumindest die beiden ersten durch manche Gurtmodelle begünstigt:

  • Einige Hersteller verwenden Gurtschnallen, die zurückgeschlauft werden müssen, d. h. das Gurtband muss, nachdem es durch die Schnalle geführt wurde, um einen der Stege der Schnalle herum und unter dem anderen Steg hindurch zurückgeführt werden. Wird dies nicht gemacht, hält der Gurt zwar einem flüchtigen Belastungstest stand, das Gurtband kann aber bei einer Sturzbelastung oder bei längerem Hängen aus der Schnalle rutschen. Obwohl die Fehlerträchtigkeit dieser Konstruktion bekannt ist und immer wieder von Vorfällen berichtet wird, die nur durch Glück ohne Unfall endeten, werden Gurte mit diesem Verschlusssystem immer noch hergestellt und verkauft. Jedoch versuchen die Gurthersteller durch Markierungen oder Beschriftungen in Signalfarbe, die nur verdeckt werden, wenn das Gurtband richtig eingelegt ist, auf die Gefahrstellen hinzuweisen.
  • Manche Gurte haben am Hüftring zusätzlich zur Schnalle einen Klettverschluss, der das Anlegen erleichtern soll, indem er den Hüftring geschlossen in Position hält, während die eigentlich tragende Schnalle geschlossen wird. Wird aus Unachtsamkeit vergessen, die tragende Schnalle zu schließen, ist der Klettverschluss alleine nicht in der Lage, die Belastung durch einen Sturz oder auch nur das Körpergewicht des Benutzers aufzunehmen.
  • In der Anfangszeit der Hüftgurte waren die Materialschlaufen aus Gründen der guten Erreichbarkeit seitlich am Gurt angebracht. Nach mehreren Unfällen, bei denen versehentlich an der Materialschlaufe angeseilt worden war, wurden diese aus der Nähe der Anseilschlaufe weiter nach hinten verlegt, so dass sie nicht mehr so leicht mit der Anseilschlaufe verwechselt werden können. Außerdem gibt es Gurte, bei denen auch die Materialschlaufen so dimensioniert sind, dass sie eine Sturzbelastung aufnehmen können. Diese Gurte werden vor allem für Kletterkurse verwendet; wegen der unkomfortablen Handhabung der Materialschlaufen werden sie ansonsten kaum benutzt.

Siehe auch

Literatur

  • Hofmann, Michael (2008): An die Seile, fertig, los! In: Climb! 1 2008, S.52-53
  • Hohlrieder, M et al.: Pattern of injury after rock-climbing falls is not determined by harness type. In: Wilderness and Environmental Medicine 2007 Spring;18(1):30-5 (PMID 17447711)
  • Mägdefrau, Helmut (1989): Die Belastungen des menschlichen Körpers beim Sturz ins Seil und deren Folgen. Dissertation München Ludwig-Maximilian-Universität
  • Roeggla M et al.: Cardiorespiratory response to free suspension simulating the situation between fall and rescue in a rock climbing accident. In: Wilderness and Environmental Medicine 1996 May;7(2):109-14. (PMID 11990103)
  • Schubert, Pit (1995): Sicherheit und Risiko in Fels und Eis Band I, Bergverlag Rother, 6. Auflage, München ISBN 3-7633-6016-6
  • Schubert, Pit (2002): Sicherheit und Risiko in Fels und Eis Band 2, Bergverlag Rother, München ISBN 3-7633-6018-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Michael Hofmann (2008): An die Seile, fertig, los! In: Climb! 1 2008, S.53
  2. Dietrich Hasse: Kletterszene und Modetod. In: Der Bergsteiger. Nr. 2, 1984, S. 5-6. 
  3. Mägdefrau, Helmut (1989): Die Belastungen des menschlichen Körpers beim Sturz ins Seil und deren Folgen. Dissertation München Ludwig-Maximilian-Universität
  4. Schubert, Pit ( 2002): Sicherheit und Risiko in Fels und Eis. Bd.2 München Rother S.313
  5. Hohlrieder, M et al.: Pattern of injury after rock-climbing falls is not determined by harness type. In: Wilderness and Environmental Medicine 2007 Spring;18(1):30-5 (PMID 17447711) S.30ff
  6. M. Roeggla et al.: Cardiorespiratory response to free suspension simulating the situation between fall and rescue in a rock climbing accident. In: Wilderness and Environmental Medicine. Nr. 7(2), Mai 1996, S. 109–114 (PMID 11990103). 

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