- Aufprägen
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Im Wesentlichen basiert die Münzprägung seit über 2500 Jahren auf dem gleichen Prinzip.
Man graviert zunächst in einen Unterstempel ein Bildnegativ ein . Dieser Unterstempel, auch Vorderseite oder Avers genannt (altgriechisch "charakter"), wird in einen Amboss oder Holzblock eingelassen. Man legt ein Stück Metall (Gold, Silber, Kupfer oder Legierungen) auf den Unterstempel. Das Metallklümpchen, auch Schrötling genannt, hält man mit einem Festhaltemeißel fest und schlägt es mit einem Hammer in den Unterstempel hinein (altgriechisch "typos"). In dem Festhaltemeißel ist ebenfalls ein Bild eingraviert. Dieses Bild nennt man die Rückseite oder das Revers einer Münze.
Am Beginn der Neuzeit war die althergebrachte, noch aus der Antike stammende manuelle Münzfertigung überholt. Der 1486 in Tirol "geborene" Guldengroschen, bald schon Taler genannt, und ähnlich große Münzen ließen sich mit Hammer und Handstempel nur mühsam und oft auch unpräzise schlagen, und auch die neuartigen Prägemedaillen erforderten mehr Kraft, als sie ein Schmied je aufbringen konnte. Techniker und Erfinder bauten neuartige Prägeapparate, doch durchgesetzt hat sich die Spindelpresse oder auch Anlauf bzw. Balancier genannt. Noch heute ist sie in modifizierter Form in Prägeanstalten und in der metallverarbeitenden Industrie anzutreffen.
Die Spindelpresse, auch Schraube, Balancier, Stoßwerk oder Anwurf genannt, ist ein Kind des 16. Jahrhunderts. Konkurrenten waren das Klippwerk und die Walzenprägung, aus der sich das Taschenwerk entwickelte. Beim Klippwerk bewegte sich der Oberstempel in einer Schiene oder einem Rohr auf und ab. Mit Hilfe eines Steigbügels konnte der Oberstempel bewegt werden. Ein Verdrehen des Stempels und vor allem Verletzungen beim Prägen mit dem Hammer kamen weniger häufig vor als bei der althergebrachten manuellen Methode. Das Klippwerk, das das Festhalten des Oberstempels mit der Hand überflüssig machte, nicht aber das manuelle Zuschlagen auf den Oberstempel, wurde vor allem bei kleineren Münzsorten eingesetzt.
Von der Walzenprägung sei nur so viel gesagt, dass zwei gravierte Stahlwalzen gegeneinander gedreht wurden. Dazu nutzte man menschliche Muskelkraft, Wasserkraft oder Göpelwerke, die von Pferden bewegt wurden. Zwischen die Walzen schob man dünne Metallstreifen, die Zaine. Auf ihnen markierten sich Vorder- und Rückseite der Münze. Anschließend musste das Geldstück aus dem Metallstreifen geschnitten oder geschlagen werden. Das Verfahren hatte den Nachteil, dass schwach gebogene Münzen entstanden, die leicht oval waren. Sammler erkennen die mit der Walze beziehungsweise auf dem Taschenwerk mit seinen "pilzförmig" gebogenen Stempeln geprägten Münzen sofort. Es war nicht möglich, die gebogenen, ovalen Münzen am Rand mit Mustern oder Inschriften zu versehen. Das war aber wichtig, um hochwertige Gold- und Silbermünzen vor illegaler Gewichtsverminderung und anderen Manipulationen zu schützen.
Vom 17. bis zum 20. Jahrhundert hat sich jedoch in der Technik des Münzenprägens viel getan. Im 17. Jahrhundert war es noch eine wesentliche Neuerung, dass man mittels des Spindelwerks und zwei bis zwölf Männern den Oberstempel auf Schrötling und Unterstempel presste und damit auf einen Schlag eine größere Menge an Münzen prägen konnte. Dieses Verfahren garantierte eine kraftvolle, federnde Prägung mit einer Kraft, die dem Gewicht von bis zu 30 Tonnen entsprach.
Die Menge an Münzen, die solche Maschinen ausstoßen können, hat sich gewaltig gesteigert. Größere Stückzahlen erreichte man im 19. Jahrhundert durch die Verwendung des Kniehebelwerkes von Diedrich Uhlhorn. Bei diesem System wird der Oberstempel gegen den Schrötling unter sich steigerndem Druck gepresst.
Den nächsten großen Fortschritt erbrachte die Verwendung von Dampfmaschinen. Im späten 18. Jahrhundert bauten Matthew Boulton und James Watt, der Erfinder der Dampfmaschine, Walzen und Prägemaschinen mit Dampfantrieb. Der Dampf drehte die Walzen, die die Metallbarren zu münzdicken Platten formten, und mit seiner Hilfe stanzte man die Rohlinge und führte die Prägehämmer. Diese Maschinen produzierten 60 Münzen in der Minute.
Dieter Fassbender nannte 1983 noch eine Menge von 100-300 Stück pro Minute, Christopher Maynard und Renate Kingma sprachen von 400-500 Münzen, die pro Minute entstehen.
Die neueste Entwicklung schildert Klaus Jopp. Ihm zufolge stanzen Maschinen aus vorgefertigten Metallbändern 20.000 Rohlinge pro Minute der ab dem Jahr 2002 gültigen europäischen Währung Euro.
Sehr selten wurden Münzen auch gegossen. Bekannt sind die römischen Asse, chinesische Münzen und auch die keltischen Regenbogenschüsselchen, die im Gussverfahren hergestellt wurden.
Literatur
- Dieter Fassbender: Lexikon für Münzsammler. 1983
- Christopher Maynard: Wunderwelt Geld. 1978
- Renate Kingma: Münzen und Geld. 1985
- Klaus Jopp: Neue Taler braucht das Land. In: Die Zeit. 42/Oktober 1998, S. 61
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