- Plesiomorphie
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Plesiomorphie ist ein Begriff der Kladistik. Es bezeichnet in der Systematik der Phylogenese ursprüngliche Merkmale, die bereits vor der jeweils betrachteten Stammlinie entstanden sind. Der Gegenbegriff ist Apomorphie.
Als plesiomorph wird ein Merkmal bezeichnet, wenn es sich gegenüber dem Merkmalszustand des Vorfahren nicht verändert hat.
Beispielsweise ist das Merkmal der „Vierfüßigkeit“ bei den Tetrapoden, also den landlebenden Wirbeltieren, innerhalb dieses Taxons eine Plesiomorphie, die zur Klärung der internen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Untergruppen der Landwirbeltiere nicht herangezogen werden kann, da alle Teilgruppen (ursprünglich) vier Gliedmaßen besitzen. Im Vergleich zu den fossilen Quastenflossern wie Eusthenopteron handelt es sich jedoch um eine Synapomorphie der Tetrapoden, die gegenüber dieser Stammgruppe („Fische“) neu erworben wurde.
Symplesiomorphie bezeichnet eine homologe Übereinstimmung in einem ursprünglichen Merkmalszustand von mehreren Taxa, wie zum Beispiel die Wirbelsäule aller Säugetiere oder die Vielzelligkeit aller Wirbeltiere.
Das Begriffspaar Plesiomorphie vs. Apomorphie dient demnach der Charakterisierung der Lesrichtung zweier Merkmalszustände im Vergleich, während das Begriffspaar Symplesiomorphie vs. Synapomorphie eine solche Lesrichtungsbewertung mit der Hypothese einer homologen Merkmalsübereinstimmung bei mehreren verglichenen Organismen miteinander verknüpft.
Literatur
- Bernhard Wiesemüller, Hartmut Rothe: Phylogenetische Systematik. Springer Verlag, 2003; ISBN 3-540-43643-X. Plesmiomorphie und Apomorphie; Google Books
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