Aufstand der Sokehs

Aufstand der Sokehs

Der Aufstand der Sokehs begann am 18. Oktober 1910 auf einer Insel der Karolinen, die damals zu Deutsch-Neuguinea gehörten, und war eine Rebellion gegen die dortige deutsche Kolonialherrschaft.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zwischen 1910 und 1911 kam es zum Aufstand des Volks der Sokehs auf Pohnpei. Damals konnte die Steuer in Form von Arbeit abgegolten werden. Als beim Bau einer Straße auf Dschokadsch (6° 58′ N, 158° 11′ O6.9694444444444158.1875[1]), einer kleinen, direkt neben Pohnpei gelegenen Insel, ein junger Sokeh sich den Weisungen eines Aufsehers widersetzte und deshalb bestraft wurde, legten die Sokeh am nächsten Tag die Arbeit nieder. Als der Bezirksamtmann Gustav Boeder die Widerspenstigen „zur Räson“ bringen wollte, wurden er, sein Sekretär, der Vorarbeiter und vier weitere Personen erschossen.

Daraufhin flüchteten die Deutschen nach Kolonia und riefen nach Hilfe durch die einheimische Polizeitruppe. Nach 40 Tagen kamen dann die Kriegsschiffe des Ostasiengeschwaders, die SMS Emden und die SMS Nürnberg und aus Neuguinea kam das Kanonenboot SMS Cormoran mit 138[2] einheimischen Polizeisoldaten unter dem Kommando des Oberleutnants zur See Edgar von Spiegel[3].

Die 200 aufständischen Sokehs hatten sich in ein felsiges Gebiet auf Dschokadsch zurückgezogen, wo sie erst von den Schiffen aus beschossen und dann durch die Truppen angegriffen wurden. Es kam zu einem Schusswechsel, doch die Mehrheit der Aufständischen konnte sich der Gefangennahme entziehen. Die Sokehs gingen zu einer Guerillataktik über, die Deutschen unter Führung von Hermann Kersting, dem neu ernannten Vize-Gouverneur der Karolinen, reagierten mit einer Taktik der verbrannten Erde. In den nächsten Monaten wurden die meisten Aufständischen und Unterstützer, insgesamt etwa 500 Personen, gefangen genommen, darunter auch der Anführer Soumadau en Sokehs.

Am 23. Februar 1911 wurden als Strafe 15 Sokehs auf Pohnpei und zwei nach Yap verbrachte Sokehs erschossen. Die Grabstelle der 15 Sokehs ist heute ein Denkmal (6° 58′ 10″ N, 158° 12′ 17″ O6.9694444444444158.20486111111[4]) Die restlichen Sokehs wurden nach Babelthuap exiliert, ihr Grundbesitz verstaatlicht und die Männer mussten in den Phosphat-Minen auf Angaur Zwangsarbeit[5][6] leisten. Nach dem Ende Deutsch-Neuguineas konnten die Sokehs wieder nach Pohnpei zurückkehren.[7]

In den 1980er Jahren wurde der Todestag des Anführers Soumadau en Sokehs von der Regierung von Pohnpei zum Feiertag erklärt.

Galerie

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Garzke: Der Aufstand in Ponape und seine Niederwerfung durch S.M. Schiffe Emden, Nürnberg, Cormoran, Planet. In: Marine Rundschau. Wissenschaftliche Zeitschrift für Marinefragen. Hrsg. vom Nachrichtenbureau des Reichs-Marine-Amts, 22. Jg., 6. Heft 1911, S. 703 – 738
  • Edgar von Spiegel von und zu Peckelsheim: Kriegsbilder aus Ponape. Erlebnisse eines Seeoffiziers im Aufstande auf den Karolinen, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1912
  • Edgar von Spiegel von und zu Peckelsheim: Meere, Inseln, Menschen. Vom Seekadetten zum U-Boot-Kommandanten. Verlag August Scherl, Berlin 1934, S. 168-197
  • Thomas Morlang: Grausame Räuber, die wir waren, erschienen in der Zeit (Nr. 39) vom 23. September 2010, S. 22
  • Thomas Morlang: Rebellion in der Südsee. Der Aufstand auf Ponape gegen die deutschen Kolonialherren 1910/11. Christoph Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-604-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. geographic.org: Insel Dschokadsch – Federated States of Micronesia
  2. Thomas Morlang: Die Polizeitruppe Deutsch-Neuguineas 1887-1914
  3. Vgl. Garzke: Der Aufstand in Ponape und seine Niederwerfung durch S.M. Schiffe Emden, Nürnberg, Cormoran, Planet. In: Marine Rundschau. Wissenschaftliche Zeitschrift für Marinefragen. Hrsg. vom Nachrichtenbureau des Reichs-Marine-Amts, 22. Jg., 6. Heft 1911, S. 703 – 738 (insbes. S. 711, 717); Edgar von Spiegel: Meere, Inseln, Menschen. Vom Seekadetten zum U-Boot-Kommandanten. Verlag August Scherl, Berlin 1934, S. 168-197.
  4. National Register of historic places inventory
  5. The Catholic Church In Palau
  6. The Nan-yô Gunto Special Prefecture
  7. Micronesian Seminar: The Sokehs Rebellion

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