Polizeipanzer

Polizeipanzer
Sonderwagen 4 der Polizei im Einsatz bei einer Demonstration in Leipzig

Als Sonderwagen werden die gepanzerten Radfahrzeuge der deutschen Polizei bezeichnet. Während der Weimarer Republik wurden sie bei den bürgerkriegsartigen Straßenkämpfen eingesetzt. Die heutigen Sonderwagen werden von den Bereitschaftspolizeien der Länder und von der Bundespolizei verwendet. Neben einer leichten Panzerung verfügen sie über die Möglichkeit ein Maschinengewehr sowie Zusatzgeräte wie Räumschilde anzubringen.

Andere Sonderwagen auf Basis von geländegängigen PKW erscheinen weniger militärisch und sind unauffälliger.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Weimarer Republik

Daimler DZVR 21

Wegen der politisch unruhigen Situation in der Weimarer Republik verfügten die Schutzpolizeien über Panzerwagen, die sowohl für den Straßenkampf als auch für Fahrten über Land geeignet waren. Der Friedensvertrag von Versailles verbot Deutschland den Besitz von Panzern; für die innere Sicherheit wurden jedoch 150 SchuPo-Sonderwagen zugestanden. Dies wurden teilweise aus den Beständen des Heeres übernommen, teilweise von den Firmen Daimler, Benz und Erhard neu gebaut.

Sonderwagen M 8 Greyhound

M8 Greyhound

In der Anfangszeit des Bundesgrenzschutz und der Bereitschaftspolizeien wurden umgebaute und überholte Spähpanzer des amerikanischen Typs M8 Greyhound aus dem 2. Weltkrieg unter der Bezeichnung „Geschützter Sonderwagen M8“ (SW M8) verwendet.

Sonderwagen 1 und Sonderwagen 2 (Mowag)

Sonderwagen 1 des Bundesgrenzschutzes (1961)

Die Mowag-Sonderwagen wurden ab 1963 beim Bundesgrenzschutz und den Bereitschaftspolizeien der Länder eingeführt. Das Fahrzeug (4x4) wurde von Mowag in der Schweiz als Mowag MR 8 entwickelt und von Büssing und Henschel in Deutschland gebaut. Beim Bundesgrenzschutz wurde der SW 1 auch als Kfz 91 bezeichnet.

Der Sonderwagen 1 verfügte über keine eigene Bewaffnung. Der Sonderwagen 2 war ähnlich dem Sonderwagen 1, hatte jedoch einen Drehturm mit Bewaffnung: Maschinenkanone 20 mm im SW 2a, Maschinengewehr MG 1/2 im SW 2b.

Sonderwagen 3 (Saladin)

1966 wurden beim Bundesgrenzschutz auch 80 schwerer bewaffnete Spähpanzer des britischen Typs Saladin eingeführt, allerdings 1974 wieder außer Dienst gestellt.[1] Die Hauptbewaffnung war eine Kanone 76 mm. Der Verbleib dieser Panzer ist unklar.

Sonderwagen 3 (Mercedes)

Der Sonderwagen 3 ist eine gepanzerte Version der Mercedes G-Klasse.

Sonderwagen UR 416

Vor der Einführung des Sonderwagen 4 wurden von einigen Polizeien einzelne Exemplare des UR-416 beschafft. Der UR 416 ist ein gepanzertes Fahrzeug auf Basis des Unimog, gebaut von Thyssen.

Sonderwagen 4 (TM-170)

Sonderwagen 4 der Polizei

Als Ersatz für die älteren Sonderwagen 1 und 2 wurde ab 1984 der Thyssen-Maschinenbau (jetzt Rheinmetall Landsysteme) TM-170 als Sonderwagen 4 (SW 4) eingeführt.

Der TM-170 ist ein Panzerwagen auf dem Fahrgestell des Unimog. 1995/96 wurden 121 Sonderwagen 4 vom Bundesgrenzschutz an die Bundeswehr abgegeben, die sie ursprünglich unter dem Namen Hermelin einsetzen wollte, dann allerdings nicht verwendete, sondern nach Mazedonien verkaufte. Andere Länder, die den TM-170 verwenden, sind Luxemburg, Spanien, Österreich, Kuwait, Indonesien, Südkorea und demnächst der Irak.

Der TM-170 wird auch von privaten Sicherheitsunternehmen und Geldtransportunternehmen, z. B. der Heros Unternehmensgruppe verwendet.

Bei der Bundespolizei wird der Sonderwagen 4 zur Zeit nur noch an bestimmten Flughäfen z.B. Frankfurt, Köln, Düsseldorf, München und Stuttgart und bei einigen Unterstützungseinheiten eingesetzt. Bei der Bundespolizei wird kein Ersatz mehr beschafft. Nicht mehr fahrtaugliche SW 4 werden als Ersatzteillager ausgeschlachtet.

Condor 1

Der Condor ist ein gepanzertes Mehrzweckfahrzeug mit Unimogkomponenten, wie Achsen, Motor und Getriebe. Im Gegensatz zum TM 170 besteht der Condor aus einer selbsttragenden Panzerstahlwanne. Das Fahrzeug verfügt über einen Allradantrieb und kann bewaffnet werden. Mit seinem 170 kW Dieselmotor erreicht es eine Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h und hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 12,4 t. Bisher wurden 64 Fahrzeuge nach Uruguay, 457 nach Malaysia, 25 in die Türkei, 12 nach Portugal, 19 nach Thailand sowie 8 Fahrzeuge in der Version Condor 2 nach Kuwait geliefert. Der Condor 2 verwendet Komponenten des Unimog U 5000 und ist mit einem Thales FVT 800-Turm ausgestattet. Beide Fahrzeuge sind kein Bestandteil in der deutschen Polizei.

Literatur

  • Jochen Breitenbach: Polizei-Sonderwagen - Geschichte und Einsatz. Ernst J. Dohany Verlag, Groß-Umstadt 1990. ISBN 3-924434-05-0.
  • Klaus-Fr. Dönecke & Dirk Lemcke: Polizei-Fahrzeuge gestern und heute - ein historischer Abriß mit Fotos. Verlag Deutsche Polizeiliteratur, Hilden/Rheinland 1989. ISBN 3-8011-0198-3.
  • Frank Schwede: Deutsche Polizeifahrzeuge 1945 bis heute. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000. ISBN 3-613-02080-7.
  • Frank Schwede: Fahrzeuge des Bundesgrenzschutzes. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2003. ISBN 3-613-02334-2.
  • F.M. von Senger und Etterlin: Taschenbuch der Panzer. 4. Auflage. J.F. Lehmanns Verlag, München 1969.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans-Jürgen Schmidt: Wir tragen den Adler des Bundes am Rock - Chronik des Bundesgrenzschutzes 1951 – 1971 Fiedler-Verlag, Coburg 1995 ISBN 3-923434-17-0

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