Polynomrestfolge

Polynomrestfolge

Eine Polynomrestfolge entsteht durch wiederholte Division mit Rest zweier Polynome. Falls es sich um Polynome mit Koeffizienten aus einem Körper handelt, liefert zum Beispiel der euklidische Algorithmus eine solche Folge. Im allgemeineren Fall von Polynomen mit Koeffizienten aus einem faktoriellen Ring muss jedoch der Dividend mit einer geeigneten Konstante multipliziert werden, um die Division mit Rest durchführen zu können (Pseudodivision).

Polynomrestfolgen werden in der Computeralgebra zur Berechnung eines größten gemeinsamen Teilers zweier Polynome eingesetzt. Das dort auftretende Problem, dass die Koeffizienten der Polynome exponentiell anwachsen, wird durch das Subresultantenverfahren gelöst.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Für zwei Polynome f,g \in R[x], g \not = 0, mit Koeffizienten aus einem faktoriellen Ring R ist gibt es stets Polynome q, r\in R[x], so dass

 \mathrm{lc}(g)^{\mathrm{deg}(f)-\mathrm{deg}(g)+1}f \,=\, qg + br und \mathrm{deg}(r) \,<\, \mathrm{deg}(g)

gilt; dabei bezeichnet lc(g) den Leitkoeffizienten von g. Dabei wird r als Pseudorest und q als Pseudoquotient bezeichnet (Pseudodivision, s. Donald Knuth, Abschnitt 4.6.1), und wir schreiben

r = prem(f,g).

Polynome f und g heißen ähnlich, in Zeichen fg, falls es a,b\in R gibt mit

af = bg.

Eine Folge p_0, p_1,\ldots,p_n von Polynomen heißt Polynomrestfolge, falls

p_{i+2} \ \sim \ \mathrm{prem}(p_i, p_{i+1})

für k = 0,\ldots,n-2 sowie

prem(pn − 1,pn) = 0

gelten.

Spezielle Restfolgen

Pseudo-Polynomrestfolge

Zu Polynomen p0,p1 liefert

pk + 2: = prem(pk,pk + 1)

eine Polynomrestfolge, die Pseudo-Polynomrestfolge genannt wird. In der Praxis hat sie den Nachteil, dass die Koeffizienten der Polynome pk exponentiell anwachsen.

Primitive Polynomrestfolge

Dividiert man ein Polynom durch seinen Inhalt, so erhält man ein Polynom, dessen Koeffizienten teilerfremd sind (primitiver Anteil des Polynoms, ppart). Dies führt zur Folge

pk + 2: = ppart(prem(pk,pk + 1)),

die primitive Polynomrestfolge genannt wird. Um diese Folge zu berechnen sind allerdings ggT-Berechnungen im Koeffizientenring R erforderlich, die in der Praxis viel Rechenzeit in Anspruch nehmen.

Subresultantenfolge

In der Praxis wird üblicherweise die durch

p_{k+2} := \frac{\mathrm{prem}(p_k,p_{k+1})}{g_k \cdot h_k^{\delta_k}}

definierte Folge eingesetzt. Dabei ist

δk: = deg(pk) − deg(pk + 1)

und gk und hk sind durch

h0,g0: = 1
gk + 1: = lc(pk + 1)
h_{k+1} := h_k^{1-\delta_k}g_{k+1}^{\delta_k}

definiert. Alle dabei vorkommenden Divisionen gehen auf, und die Koeffizienten der so definierten Polynome wachsen wesentlich langsamer als bei der Pseudo-Polynomrestfolge.

Eigenschaften

Das letzte Glied pn einer Polynomrestfolge ist ähnlich zum größten gemeinsamen Teiler der Polynome p0 und p1:

p_n \ \sim \ \mathrm{ggT}(p_0, p_1).

Polynomrestfolgen können daher zur ggT-Berechnung in Polynomringen eingesetzt werden.

Literatur

  • W. S. Brown, Joseph F. Traub: On Euclid’s Algorithm and the Theory of Subresultants. In: Journal of the ACM. 18-4, Oktober 1971, S. 505–514.
  • Donald E. Knuth: The Art of Computer Programming. 3. Auflage. Vol. II: Seminumerical Algorithms, Addison-Wesley, 1998.
  • Rüdiger Loos: Generalized Polynomial Remainder Sequences. In: Bruno Buchberger, G. E. Collins, Rüdiger Loos (Hrsg.): Computer Algebra. Springer, 1982.
  • Attila Pethő; Michael Pohst (Hrsg.): Algebraische Algorithmen. Vieweg, 1999, ISBN 978-3-528-06598-0.
  • Michael Kaplan: Computeralgebra. Springer, 2005, ISBN 3-540-21379-1.

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