Porta Pinciana

Porta Pinciana
Die Vorderseite der Porta Pinciana, 2006.
Die Rückseite der Porta Pinciana, 2006.

Die Porta Pinciana ist ein spätantikes römisches Stadttor. Es wurde in seiner Geschichte wiederholt zugemauert und wieder geöffnet, 1974 verhüllten es Christo und Jeanne-Claude in einer Kunstaktion.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Rückseite der aufgemauerten und überwucherten Porta Pinciana. Tuschzeichnung von Herman van Swanevelt, ca. 1636-1640.)

Die Porta Pinciana wurde im Jahr 401 während allgemeiner Verbesserungen an der Aurelianischen Mauer unter Kaiser Honorius erbaut, indem ein bereits bestehendes kleines Ausfalltor fortifikatorisch verstärkt wurde; der rechts flankierende Turm erhielt anstelle des ursprünglichen rechteckigen Grundrisses einen halbkreisförmigen, der identische Turm zur Linken kam neu hinzu. Die Ziegelsteinkonstruktion des eigentlichen Tores ist mit Travertin verkleidet und befindet sich immer noch in gutem Zustand. Die ganze Anlage wurde zu einem unbestimmten Zeitpunkt auf drei Stockwerke erhöht (heute wieder zurückgebaut, gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden viele Teile der Aurelianischen Mauer wieder in den vermeintlich antiken Urzustand zurückversetzt und von mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Anbauten befreit), und sie war von Bäumen und Sträuchern überwuchert.

Offene Porta Pinciana. Stich von Giuseppe Vasi, 18. Jh.

Das nach dem Pincio, einer nahegelegenen, aber nicht zu den klassischen sieben Hügeln Roms gehörenden Erhebung, benannte Tor trug auch den Namen Porta Salaria Vetus („alte Porta Salaria“), da die Via Salaria (die „Salzstraße“) in einer älteren Streckenführung hindurch führte. An der Wende von der Spätantike zum Frühmittelalter entstellte sich der Name zu Porta Portitiana oder Porta Porciniana. Das Tor, das kein Hauptzugang zur Stadt war, wurde wiederholt zugemauert, so dass zudem die Bezeichnung Turata entstand als Amalgamierung von Porta murata („vermauertes Tor“). Im 9. Jahrhundert geschah dies zum ersten Mal. Öffnung und Schließung wechselten sich nach Bedarf ab. Ein letztes Mal schloss man das Tor 1808, offen ist es wieder seit 1887, und es gehört zu einer der Zufahrten zur nahen Villa Borghese. Die weiteren Toröffnungen, die mittlerweile links und rechts der Porta Pinciana existieren, stammen aus moderner Zeit und dienen dem angewachsenen Straßenverkehr.

Belisar und die Porta Pinciana

Belisar als Bettler auf einem Gemälde von Jacques-Louis David. Rechts unten liest man die Inschrift Date Obolum Belisario („Gebt dem Belisar einen Obolus“).

Zur Geschichte der Porta Pinciana gehört der oströmische Feldherr Belisar mit einem historischen und einem legendären Bezug.

Ende des 5. Jahrhunderts hatten die Ostgoten – ursprünglich im Auftrag Ostroms, letztlich aber in faktischer Unabhängigkeit – die Herrschaft über Italien erlangt. Im Gefolge der dynastischen Kämpfe innerhalb der ostgotischen Führungsschicht griff das Reich unter dem energischen Kaiser Justinian I. ein und löste die Gotenkriege aus: Der oströmische Feldherr Belisar landete 535 in Sizilien und stieß rasch bis nach Rom vor, das er 536 besetzte. Unter seinem Kommando wurde der Gegenangriff der Ostgoten auf die Stadt während der Belagerung von 537/38 abgewehrt. Eine wichtige Episode dabei war die Schlacht bei der Porta Pinciana, ein Ausfall römischer Truppen aus der Stadt und der misslungene Versuch einer Entscheidungsschlacht im offenen Feld, die wegen Disziplinlosigkeit der kaiserlichen Truppen mit einem Sieg der Ostgoten endete. Der Kampf ist detailliert in ProkopiosBellum Gothicum, Buch V, Kapitel 28-29 beschrieben.

Seit dem Mittelalter ist die Legende bekannt, dass Belisar auf Befehl von Kaiser Justinian I., der ihn tatsächlich 562 wegen Verschwörung anklagen ließ, geblendet worden und in völliger Armut als Bettler unter der Porta Pinciana gestorben sei. Das Motiv des blinden und nur von einem Kind begleiteten Belisar, der von einem seiner ehemaligen Soldaten mit Schrecken erkannt wird, wurde wiederholt bildnerisch umgesetzt.

Verhüllung durch Christo

1974 verhüllten Christo und Jeanne-Claude die Porta Pinciana und Teile der Aurelianischen Mauer für vierzig Tage. Die Installation war als Wrapped Roman Wall ein Vorläufer der Verhüllungen von Pont Neuf zehn Jahre und Reichstagsgebäude zwanzig Jahre später.

Literatur

Weblinks

41.90944444444412.488333333333

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Porta Pinciana — La Porta Pinciana Lieu de construction Au nord est de Rome Date de construction 403 Ordonné par Flavius Honorius Type de bâtiment …   Wikipédia en Français

  • Porta Pinciana — is a gate of the Aurelian Walls in Rome.The name derives from the gens Pincia, who owned the epponymous hill (Pincian Hill). In ancient times it was also called Porta Turata ( Plugged Gate , for it was partially closed) and Porta Salaria vetus ,… …   Wikipedia

  • Porta Salaria — La porta Salaria avant sa démolition (photo de 1870) Lieu de construction Au nord est de Rome Date de construction 270 275 Ordonné par …   Wikipédia en Français

  • Porta del Popolo — von der Piazza Flaminia gesehen Die Porta del Popolo ist ein Tor in der Aurelianischen Mauer in Rom. Es verdankt seinen Namen der nahe gelegenen Kirche Santa Maria del Popolo, während der ursprüngliche Name Porta Flaminia von der Via Flaminia… …   Deutsch Wikipedia

  • Pinciana porta — Pinciana porta, südwestliches Thor in Rom jenseit des Tibris; hat noch seinen alten Namen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • PINCIANA Porta — quae et Collatina …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Porte Pinciana — Porta Pinciana Porta Pinciana …   Wikipédia en Français

  • Порта Пинчиана — Порта Пинчиана  античные ворота в Риме. Ворота были построены во время работ по укреплению стены Аврелиана в …   Википедия

  • Тибуртинские ворота — (сегодня итал. Porta San Lorenzo, также итал. Porta Taurina)  ворота Аврелианской стены в Риме. Через ворота проходила Тибуртинская дорога …   Википедия

  • Ворота святого Панкратия — …   Википедия

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”