Portiunkula

Portiunkula
Seitenansicht von Portiuncula
Portiuncula – Eingang

Portiuncula (von lat. kleiner Flecken Land; ital. porziuncola) ist der verbreitete Name der Kapelle Santa Maria degli Angeli drei Kilometer unterhalb von Assisi in Umbrien (Mittelitalien). Ihren offiziellen Namen trägt die Kapelle nach der Kathedrale Santa Maria degli Angeli, die ab dem Jahr 1569 auf Geheiß von Papst Pius V. über die Kapelle gebaut wurde. Der Bau der Kathedrale wurde erst 1679 vollendet. In der deutschsprachigen Literatur findet man neben der lateinischen Form Portiuncula auch die Schreibweisen Porziuncola und Portiunkula.

Die Kapelle wurde berühmt, weil dort der franziskanische Orden seinen Ursprung nahm. Am 3. Oktober 1226 verstarb in dieser Kirche Francesco Bernardone (heute bekannt als Franz von Assisi oder heiliger Franziskus) im Kreis von Gefährten.

Geschichte

Das Kirchlein wurde erstmals im Jahre 1045 in einem Dokument erwähnt, das heute im Archiv der Kathedrale San Rufino in Assisi aufbewahrt wird. Ursprünglich soll die Kapelle von Eremiten unter Papst Liberius (352–366) errichtet worden sein, die darin Reliquien der heiligen Jungfrau Maria aufbewahrten. Die Legende berichtet, dass die Kapelle im Jahre 516 in den Besitz des heiligen Benedikt von Nursia überging, sie trug den Namen Unsere Liebe Frau vom Tal Josaphat oder von den Engeln, letzteres im Gedenken an Mariä Himmelfahrt in Begleitung einer Schar von Engeln.

Das Kirchlein lag später verlassen als Ruine in einem Steineichenwald. Franz von Assisi stellte dieses und zwei andere kleine Kirchen wieder her, nachdem er in einer von ihnen, in San Damiano, Jesu vom Kreuze her sprechen gehört hatte: siehst du nicht, daß mein Haus verfällt? [...] stelle es wieder her! Deshalb baute Franz Portiuncula mit eigenen Händen wieder auf und entschloss sich, Jesus gemäß dem Evangelium (Matthäus 10, 5-15) in Armut nachzufolgen. 1208 wollte der Abt des Benediktinerklosters am Monte Subasio, des Berges oberhalb von Assisi, Franz das Kirchlein schenken, unter der Bedingung, dass dieser es zum Zentrum seiner Gemeinschaft mache. Da es jedoch Franzens Grundsätzen widersprochen hätte, Eigentum zu besitzen, bestand er darauf, Portiuncula nur zu mieten, als Jahreszins wurde ein Korb Fische vereinbart. Franz ließ gleich darauf diese Schuld im Voraus begleichen und dem Abt einen Korb Fische bringen.

Am Palmsonntag, dem 18. März des Jahres 1214, erhielt in dieser Kirche Klara, eine Cousine des Rufino, eines frühen Gefährten von Franz von Assisi, von Franz das Gewand einer Nonne, um von da an als Ordensfrau zu leben. Klara gründete später mit ihren Gefährtinnen in San Damiano den Klarissenorden.

Jedes Jahr an Pfingsten hielten dort die Franziskanerbrüder ihre Jahreshauptversammlung ab, im Jahre 1221 waren es schon über 5000.

Auf Bitten des hl. Franz gewährte Papst Honorius III. für den gläubigen Besuch der Portiuncula, wenn er mit dem Empfang des Bußsakraments verbunden wurde, einen vollkommenen Ablass. Seitdem wurde die Kapelle zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte. Papst Sixtus IV. dehnte dieses Privileg 1480 auf alle Franziskanerkirchen aus. Daraufhin wurden an viele dieser Kirchen eigene Portiunkulakapellen als freie Nachschöpfungen des Originals angebaut.

Gestaltung

Die Kapelle wurde von Künstlern aus allen folgenden Jahrhunderten dekoriert. Berühmt ist außen das farbenfrohe, heute von Manchen als kitschig empfundene Fresko (1829) von Friedrich Overbeck, der der Künstlergruppe der Nazarener angehörte, das Franz von Assisi als Empfänger der Gnade Jesu und Mariens zeigt.

Die Kapelle schmücken außerdem Fresken unbekannter umbrischer Künstler. An der Seite befindet sich eine Grabplatte von Pietro Cattani aus dem Jahre 1221. Über dem Eingang innen ist ein Fresko von Pietro Vannucci, der Il Perugino genannt wurde, das Bild der Kreuzigung Jesu aus dem Jahre 1485 zu sehen. Es wurde während der Erstellung der Kathedrale Santa Maria degli Angeli schwer beschädigt. Die Tür aus dem 15. Jahrhundert zeigt Blumenmotive.

Innen ist die Kapelle nüchtern und einfach gestaltet. Einige Steine vom Monte Subasio hatte Franz von Assisi selbst für den Wiederaufbau herbeigeschleppt. In der Apsis sind sechs Fresken des Priesters Hilarius von Viterbo von 1393 zu sehen, die Szenen aus dem Leben des Franz von Assisi zeigen.

Weblinks

43.05819612.5802687Koordinaten: 43° 3′ 30″ N, 12° 34′ 49″ O


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