- Pralltopf
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Ein Lenkrad (auch Steuerrad, veralt. Volant) ist ein Bestandteil der Lenkung eines Fahrzeugs, mit dessen Hilfe der Fahrzeuglenker durch Drehbewegung die Vorderräder des Fahrzeugs aus der Geradeausstellung in eine Schrägstellung bringen kann. Es dient der Richtungsänderung des Fahrzeugs.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Lenkräder werden grundsätzlich mit Händen und Armen bedient (anders bei Einrichtungen für körperbehinderte Fahrer). Sie sind aus ergonomischen Gründen in einem bequem handhabbaren Höhenwinkel zur Fahrzeuglängsachse vor dem Oberkörper angeordnet und besitzen bei PKWs etwa einen Durchmesser, der ungefähr der Breite der Hüfte eines erwachsenen Mannes entspricht. Größere Fahrzeuge mit höherer Zuladung, wie LKW und Omnibusse besitzen wegen der größeren Lenkkräfte auch größere Lenkräder. Wegen der unterschiedlichen Körpergröße der Fahrzeuglenker sind hochwertige moderne Lenkanlagen in mehreren Richtungen verstellbar.
Historisches
1894 nahm Alfred Vacheron am berühmten Paris-Rouen-Rennen teil. Er nannte sein Fahrzeug nach seinem Namen "Vacheron", tatsächlich handelte es sich aber um einen 1893er Panhard 4hp den er mit einem Lenkrad ausgestattet hatte. Dies ist einer der frühesten bekannten Anwendungen dieses Lenkprinzips. Im Rennen das von einem De Dion-Bouton Dampf-Mobil gewonnen wurde belegte Vacheron den elften Platz.
Aufbau
Die meisten heutigen Lenkräder ähneln einem Ring, welcher mit Speichen mit dem Mittelteil, dem sogenannten Lenkradtopf, verbunden ist. Darauf befindet sich die Betätigungstaste für die Abgabe des Schallsignals. An den Speichen mancher Lenkräder sind auch andere Bedienungselemente angebracht, z. B. für den Tempomat, das Autoradio oder den Bordcomputer. Solche Lenkräder mit zusätzlichen Bedienelementen werden auch als Multifunktionslenkrad (MFL) bezeichnet.
Das Lenkrad fußt auf einer Lenkradsäule, an der rechts und links mehrere Bedienungshebel oder Bedienungssatelliten angebracht sind. Auch der Warnblinkschalter ist oft an der Lenkradsäule angebracht. Typisch ist ein Emblem des Fahrzeugherstellers in der Mitte des Lenkrades.
Moderne Fahrzeuge sind meist mit einer Servolenkung ausgestattet, damit der Fahrer beim Lenken weniger Widerstand zwischen den Reifen und dem Boden überwinden muss. Bei großen Kraftfahrzeugen und Baumaschinen kann ein Kurbelknauf am Lenkradring angebracht sein, um einfacher rangieren zu können.
Der Durchmesser des Lenkrades ist abhängig von der Fahrzeuggröße. Sportlich ausgerichtete KFZ haben Lenkräder mit einem sehr kleinen Durchmesser, um mit einem kurzen Lenkimpuls eine bedeutende Richtungsänderung herbeizuführen. Große Fahrzeuge müssen hingegen mit Lenkrädern mit großen Durchmessern ausgestattet sein, damit es nicht zu Schlingerbewegungen bei Fahrtrichtungsänderungen kommt.
Neben ihrer Größe unterscheiden sich Lenkräder in Kraftfahrzeugen vor allem durch die Anzahl der Speichen. Früher besaßen preiswerte Fahrzeuge nur Zweispeichenlenkräder, während vor allem sportlichere Modelle mit Dreispeichenlenkrädern und luxuriösere Modelle mit Vierspeichenlenkrädern ausgestattet waren. Dank der Einführung des Airbags, aber auch durch gestiegene Ansprüche der Kunden ist das Zweispeichenlenkrad heute kaum mehr vorzufinden.
Besondere Innovationen im Bereich des Lenkrades waren das Einspeichenlenkrad in der Citroën DS und das Lenkrad mit feststehender Lenkradnabe, welches mit Hilfe eines Planetengetriebes realisiert wurde, ebenfalls von Citroën. Von der British Motor Corporation stammt die Idee eines quadratischen Lenkrads, die erstmals 1973 im Austin Allegro umgesetzt worden ist.
Gefahrenpotentiale und deren Minderung
Lenkräder bergen bei Unfällen ein erhebliches Verletzungsrisiko für den Fahrer. Durch verschiedene technische Einrichtungen wurde im Laufe der Automobilgeschichte versucht, dieses Risiko zu vermindern.
Lenkräder sind zudem meist gummiert oder mit Leder bezogen (weniger Abrutschrisiko und Unfallschutz) und mit Griffmulden (fester Halt) ausgestattet. Bis vor wenigen Jahren wurde Hartkunststoff verwendet. Das Material führte bei Unfällen jedoch oft zu Verletzungen. Bei historischen KFZ ist es üblich, Fahrerhandschuhe zu tragen, um die Griffigkeit zu erhöhen.
Die wichtigste ist der Airbag, der heutzutage fast überall serienmäßig im Lenkradtopf untergebracht ist. Durch eine Sensorik wird versucht, einen Aufprall des Fahrzeuges zu ermitteln und durch eine Explosion in Sekundenbruchteilen einen Luftsack aufzublasen. Dieser soll den Fahrer auffangen und so vor Verletzungen bewahren. Ein weiteres Beispiel hierfür war Procon-ten, eine Entwicklung des Autoherstellers Audi, welche durch ein Stahlseil, das um den Motorblock gelegt war, beim Frontalaufprall das Lenkrad in Richtung Armaturenbrett zog.
Sonstiges
Die Bedienung des Lenkrades ist ausschlaggebend für das sichere Führen eines Fahrzeugs. Wenn die Hände das Lenkrad fassen, sollten die Arme leicht angewinkelt sein. Die Hände sollten das Lenkrad an den beiden oberen Bereichen (Position 10 Uhr und 2 Uhr) fassen. Das Lenken sollte mit Übergreifen der Hände erfolgen, so dass zu jedem Zeitpunkt eine Hand das Lenkrad hält. Auch bei Kurvenfahrt sollten sich die Hände in der genannten Position befinden. So wird eine optimale Kontrolle über das Fahrzeug - auch bei unerwarteten Ausweichmanövern - erreicht. Das Lenken mit einer Hand oder mit dem Finger zwischen den Speichen ist unfallträchtig.
In der Schifffahrt und auf Luftschiffen und Flugbooten wird das Lenkrad Steuerrad oder Ruder genannt. Manche Motoryachten, manche Flugboote (v.a. historische) sowie Luftschiffe haben Lenkräder, deren Ausführung denen von Automobilen ähnelt. In der Luftfahrt wird das Lenkrad Steuerhorn oder Steuerknüppel genannt.
Es gibt ebenfalls Lenkräder als Eingabegerät für Computer, auch in Ausführung mit Force-Feedback.
Literatur
- H.O.Duncan: Buch The World on Wheels - Volume I. Paris, 1927, Seite 456-457, Bild des "Vacheron" Seite 457
- Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2001, ISBN 3-528-13114-4
- Jan Trommelmans: Das Auto und seine Technik. 1. Auflage, Motorbuchverlag, Stuttgart, 1992, ISBN 3-613-01288-X
Siehe auch
Weblinks
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