- Preußischer Städtekrieg
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Der Dreizehnjährige Krieg 1454 bis 1466 (polnisch: Wojna trzynastoletnia), auch Preußischer Städtekrieg genannt, begann als Konflikt zwischen dem von mehreren preußischen Hansestädten gegründeten Preußischen Bund und dem Deutschordensland des Deutschen Ritterorden. Er führte zur Teilung Preußens und hatte dadurch noch Folgen bis ins 20. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) und dem Friedensvertrag von Thorn musste der Deutsche Orden Reparationen an Polen-Litauen zahlen, worauf Hochmeister Heinrich der Ältere massive Steuererhöhungen in Deutschordensland durchsetzte. Mit dieser Wirtschaftspolitik waren viele Bürger in den Hansestädten nicht einverstanden und versuchten, mehr Unabhängigkeit und Autonomie zu erreichen, vergleichbar mit dem Status der reichsunmittelbaren Städte im Heiligen Römischen Reich. Zu diesem Zweck wurde der Preußische Bund unter Führung des Deutschritters Johann von Baysen gegründet und bei Kasimir IV. Jagiello um Hilfe ersucht.
Heinrich von Plauen wollte sich nicht mit dem Ersten Thorner Frieden abfinden. Er begann aufzurüsten. Dafür und für die Zahlungsverpflichtungen aus dem Friedensvertrag benötigte er Geld. Das sollten die Städte und die Landstände zahlen. Die Situation wurde für das Land nicht besser, als Heinrich von Plauen 1413 abgesetzt wurde.
Die Ritterdienste der Inhaber von Dienstgütern waren für den Orden wegen des Aufkommens der Söldnerheere uninteressant geworden. Deshalb versuchte er, die Rechte der Besitzer von Dienstgütern mit allen – auch widerrechtlichen – Mitteln zu verschlechtern. Er war am möglichst schnellen Heimfall der Güter interessiert, die er mit Bauerndörfern aufsiedeln wollte. Die Zinszahlungen der Bauern waren ihm mehr wert als die Ritterdienste der Gutsbesitzer.
Desgleichen begann der Orden, massiv in die Verfassungen der Städte einzugreifen, um die führenden Positionen der Stadtherrschaft mit ihm genehmen Leuten zu besetzen.
Das alles, zusammen mit der Arroganz der landfremden Ritter baute sich zu einer bedrohlichen Stimmung gegen den Orden auf. Am 14. März 1440 schlossen sich die preußischen Stände, also die Ritterschaft, der Adel und die Städte, in Marienwerder zu einem "Bund vor Gewalt" zusammen. Man wollte sich zunächst nicht vom Orden lösen, sondern sich gegen die Unterdrückung wehren und mit einer Stimme sprechen. Die Meuchelmorde von Danzig waren nicht vergessen, auch in anderen Städten waren ähnliche, wenn auch nicht so schlimme Dinge passiert.
Es wurde ein aus 20 Mitgliedern bestehender „Enger Rat“ gegründet. Als Sitz dieses Rates wurde Thorn bestimmt, weil es an der Grenze zu Polen lag. Der Hochmeister Ludwig von Erlichshausen verlangte die Auflösung des Bundes. Der Bund lehnte ab. Schließlich wurde die Entscheidung über die Rechtmäßigkeit des Bundes dem Kaiser anvertraut. Der Kaiser setzte den Gerichtstag auf den 24. Juni 1453 in Wien fest. Am 1. Dezember 1453 wurde der Bund für rechtswidrig erklärt und seine Auflösung befohlen.
Kriegsverlauf
Am 4. Februar 1454 kündigte der Bund dem Orden den Gehorsam auf und begann den wohlvorbereiteten Krieg. In wenigen Tagen war der größere Teil des Landes in den Händen der Aufständischen. Alle Burgen des westlichen Preußen, mit Ausnahme von Marienburg und Marienwerder, waren von Bundestruppen besetzt.
Der Bruch mit dem Orden war vollzogen worden, ohne dass eine feste Vereinbarung mit dem König von Polen getroffen worden war. Aber seit Herbst 1452 gab es zwischen der Kulmer Ritterschaft sowie den Städten Kulm und Thorn lose Verhandlungen mit dem König von Polen. Der „Enge Rat“ erhielt eine Einladung, nach dem 2. Februar 1454 Bevollmächtigte zum Sejm nach Krakau zu schicken. Dort hielt König Kasimir IV. gerade seine Hochzeit mit Elisabeth von Habsburg, als eine Bundesgesandtschaft unter Hans von Baysen ihm die Oberherrschaft über Preußen antrug. In einem auf den 6. März (wahrscheinlich zurück-) datierten Dokument erklärte Kasimir die Inkorporation des gesamten Ordensgebiets in den polnischen Staat, erteilte dem Adel Rechte, die denen des polnischen Adels entsprachen, und bestätigte die der Städte.
Am 22. Februar erklärte auch der polnische König dem Orden den Krieg und schon am 6. März nahm er die Ergebung der preußischen Stände an und inkorporierte den gesamten Ordensstaat dem polnischen Reich. Am 23. Mai nahm er die Huldigung der Stände in Thorn entgegen. Das Land wurde pro forma in vier Wojewodschaften (Kulm, Pommerellen, Elbing, Königsberg) geteilt, und Hans von Baysen zum Statthalter ernannte.
Die meisten Ordensburgen waren nur mit sehr wenigen Ordensrittern besetzt und wurden von den Aufständischen ohne Schwierigkeiten genommen. Der Orden hielt sich im Westen nur in wenigen Burgen: Marienburg, Stuhm und Konitz.
Während der Herbstarbeit auf den Gütern hatte der König Schwierigkeiten, Truppen des großpolnischen und kujawischen Adels aufzubieten. Der König sah sich gezwungen, dem Adel große Zugeständnisse zu machen. Erst danach konnte er mit dem Aufgebot von Großpolen und Kujawien nach Konitz (Chojnice) ziehen, um die aus dem Reich heranziehende Verstärkung des Ordens abzufangen.
Es kam am 18. September 1454 zur Schlacht bei Konitz, der einzigen großen Feldschlacht des Krieges. Sie endete trotz zahlenmäßig doppelter Überlegenheit der Polen mit ihrer vernichtenden Niederlage gegen die Ordenstruppen aus dem Reich unter Herzog Rudolf von Sagan. Daraufhin kehrten zahlreiche Städte, insbesondere auch Königsberg, zum Orden zurück.
Im weiteren Verlauf gab es keine großen offenen Schlachten mehr, der weitere Krieg wurde größtenteils ohne Truppen des polnischen Adels geführt. Es war nur noch ein Verwüstungskrieg mit Söldnern um feste Plätze. Es waren besonders die Städte des Bundes, voran Danzig, die das Geld für die Söldner aufbrachten.
Zur See führte Danzig einen erfolgreichen Kaperkrieg gegen Lübeck und die anderen Städte des Wendischen Quartiers um deren Handel mit den Häfen des Ordens, Königsberg und Memel, zu unterbinden und den Orden dadurch zu schwächen.
Durch den Verlust weiter Landesteile verlor der Orden wichtige Einnahmequellen. Aus Geldmangel musste er schon 1454 die Neumark an Brandenburg verkaufen. Unterstützung aus Livland oder von den deutschen Balleien erhielt er nicht. Mit Vertrag vom 9. Oktober 1454 musste er eine Reihe von Burgen an seine Söldner verpfänden.
Als er die vereinbarten Zahlungstermine nicht einhalten konnte, verkauften Söldnerhauptleute nach langen Verhandlungen am 16. August 1456 die Marienburg und fünf andere Burgen an den König und den Bund. Der Bund zahlte den böhmischen Söldnern 304.000 Mark, wovon Danzig allein 144.400 übernahm. Der Verkauf der Burgen an den Feind wurde von einigen Söldnerführern als ehrenrührig angesehen.
Der Hochmeister räumte die Marienburg im September 1456 kampflos und zog nach Königsberg. Der Ort Marienburg (Malbork) verteidigte sich weitere drei Jahre, der Bürgermeister Blume wurde deswegen hingerichtet. Am 8. Juni 1457 zog Kasimir triumphierend in die Burg ein. Nach polnischen Legenden sei die Einnahme jedoch den tapferen, vorher mit Gołąbki (Kohlroulade) gestärkten polnischen Truppen zu verdanken.[1]
Zweiter Frieden von Thorn
Hauptartikel: Zweiter Frieden von Thorn
Am 15. September 1463 kam es zu einem Seegefecht auf dem Frischen Haff, als der Orden versuchte, über die Weichsel die Stadt Mewe zu entsetzen.
Schließlich waren auch die Finanzkräfte des Bundes erschöpft, Kampfhandlungen erlahmten. Vermittlungsversuche von Bürgermeister Hinrich Castorp aus Lübeck in den Jahren 1463/64 scheiterten. Schließlich führten intensive Verhandlungen des päpstlichen Legaten Rudolf von Rüdesheim, Bischof von Lavant, im Jahre 1466 zum Erfolg. Der Zweite Frieden von Thorn wurde am 19. Oktober 1466 geschlossen.
Der östliche Rest des Deutschordenslandes blieb unter Kontrolle des Ordens, jedoch als Vasall Polens. Im Jahre 1525 verlor der Orden auch dort den Einfluss, das Gebiet wurde zum Herzogtum Preußen säkularisiert, bis es im Vertrag von Wehlau 1657 die Unabhängigkeit zurückerlangte.
Der Westteil Preußens, Pommerellen, zusammen mit dem Kulmer und Michelauer Land und dem ostpreußischen Ermland, wurde als weitgehend autonomes „Preußen königlichen Anteils“ in einer rechtlich nicht klar definierten Union mit der „Krone“ Polen verbunden, d. h. dem König direkt unterstellt. Die Sonderstellung des „Königlichen Preußen“ gegenüber der Krone, eigene Landtage mit Deutsch als Verhandlungssprache, eigene Landesregierung (Landesrat), eigener Münze, eigene Wehrhoheit der großen Städte, das Recht der großen Städte, eigene diplomatische Verbindungen mit dem Ausland zu unterhalten usw. wurden für drei Jahrhunderte Gegenstand ständiger Auseinandersetzungen.
Schon 1467 kam es wegen Konflikten um die Investitur von Bischöfen mit dem Fürstbistum Ermland, welches eine Halbenklave im östlichen Ordensstaat war, zum sogenannten Pfaffenkrieg (Wojna popia) (1467-1479).
Literatur
- Biskup, Marian: Wojna trzynastoletnia (The Thirteen Years War).
- Karin Friedrich: The Other Prussia: Royal Prussia, Poland and Liberty, 1569-1772, [2]
Weblinks
Einzelnachweise
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