- Preßbaum
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Wappen Karte Basisdaten (Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria) Bundesland Niederösterreich Politischer Bezirk Wien-Umgebung (WU) Fläche 58,87 km² Koordinaten 48° 11′ N, 16° 5′ O48.18333333333316.0825315Koordinaten: 48° 11′ 0″ N, 16° 4′ 57″ O Höhe 315 m ü. A. Einwohner 6.706 (31. Dez. 2008) Bevölkerungsdichte 114 Einwohner je km² Postleitzahl 3021 Vorwahl 02233 Gemeindekennziffer 3 24 15 NUTS-Region AT126 Adresse der
GemeindeverwaltungHauptstraße 58
3021 PressbaumOffizielle Website Politik Bürgermeister Josef Schmidl-Haberleitner (ÖVP) Gemeinderat (2005)
(29 Mitglieder)Lage der Marktgemeinde Pressbaum
Blick über das Wiental mit Pressbaum und Tullnerbach / LawiesPressbaum ist eine Marktgemeinde mit 6.162 Einwohnern im Bezirk Wien-Umgebung in Niederösterreich.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Pressbaum liegt am Hauptkamm des Wienerwaldes. Im Gemeindegebiet entspringt die Wien, die durch das von ihr gebildete Wiental bis in die Donau nach Wien fließt. Pressbaum selbst liegt zum größten Teil im Wiental und in anschließenden Seitentälern wie der Pfalzau, dem Weidlingbachtal und der Brenntenmais. An manchen Abschlüssen der Täler liegen Sättel wie der Rauchengern, der Hengstl oder der Rekawinkler Berg. Höher gelegene Ortsteile sind Dürrwien, Haitzawinkel, in der Bonna, Rekawinkel und Schwabendörfl, wobei letztere beiden direkt am Hauptkamm des Wienerwaldes liegen. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 58,87 Quadratkilometer. 78,15 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Katastralgemeinden sind Pressbaum, Pfalzau, Rekawinkel und Au am Kraking.
Die bekanntesten Erhebungen sind der Pfalzberg, der Bihaberg, der Saubühel und der Karriegel. Der höchste Punkt im Gemeindegebiet ist der Jochgrabenberg mit 645 Meter.
Geschichte
Im österreichischen Kernland Niederösterreich liegend, teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Niederösterreichs, sowie die des Wienerwaldes im speziellen.
Altertum
Das Gebiet dürfte nach Fundstücken (Beilfund) zu schließen möglicherweise schon in der Jungsteinzeit besiedelt gewesen sein. Im Altertum gehörte das Gebiet des heutigen Pressbaum zum keltischen Königreich Noricum, nach dessen Eingliederung ins Römische Reich zur Provinz Illyricum und später zur Provinz Pannonia. Mehrere Fundzeugnisse, so ein in Au am Kraking gelegenes Grab, das so genannte „Römergrab“, weisen auf Zivilisationsspuren aus jener Zeit hin, in der dieser Teil des Wienerwaldes sowohl Rückzugsgebiet für die ursprünglich kelto-illyrische Bevölkerung, als auch Neusiedlungsgebiet für altgediente römische Soldaten (Romanes) war. Ein weiteres Grab in diesem Kontext wurde im Zuge des Straßenbaus der Straße von Rekawinkel nach Kogl gefunden, jedoch durch den Straßenbau zerstört. Ob das heutige Gemeindegebiet in der Zeit der Römer von Verkehrslinien, wie Wege oder Straßen berührt wurde, ist nicht klar. Jedenfalls lag die Grenze zwischen den Provinzen Noricum und Pannonien am Hauptkamm des Wienerwaldes (Cetius Mons), der durch das heutige Gemeindegebiet führt. Bis heute hat sich diese Grenze als solche zwischen den Diözesen der katholischen Kirche, Wien, zu der Pressbaum gehört und St. Pölten, die im Westen nach dem pressbaumer Gemeindegebiet, in Eichgraben, beginnt, erhalten
Zur Zeit der Völkerwanderung war der Wienerwald und damit auch das Gemeindegebiet des heutigen Pressbaum nach Westen hin Grenze sowohl des Reiches der Awaren als auch der Ungarn. Auf diese Zeit weist noch die Flurbezeichnung „Am Hagen“, anspielend auf eine Verschanzung, hin.
Frühe Neuzeit
Bis 1572 ist die weitere Geschichte der Gegend im Unklaren, war der Wienerwald doch herrschaftlicher Bannwald und damit nicht der Öffentlichkeit zugänglich, was wahrscheinlich auf Grund des Urwaldcharakters auch nicht so leicht möglich war. Kaiser Maximilian II. ordnete 1572 erstmals eine dokumentarische Aufnahme des Gebietes in Form eines Waldbuches an, zuständig war das Kaiserliche Waldamt im Schloss Purkersdorf. In diesem Buch werden auch erstmals auch heute noch bekannte Flurbezeichnungen des Gemeindegebietes genannt. Aus den beiden Ämtern „Anzbacher Amt“ und „Koglinger Amt“ des insgesamt 12 Ämter umfassenden Wienerwaldes entwickelte sich im Laufe der Zeit das Gemeindegebiet von Pressbaum.
Es heißt, dass nach der Ersten Wiener Türkenbelagerung aus Wien geflüchtete Bewohner die Ersten waren, die im heutigen Pressbaum ansässig wurden, jedenfalls stammen aus der Zeit danach die ersten datierten Bauwerksteile (Durchzugsbalken von 1609) und die erstmalige Flurbezeichnung „Pressbaum“ findet sich im Jahre 1633. Die Bevölkerung setzte sich vor allem aus Wald- und Forstarbeitern zusammen, die aus den Gebieten Salzburg, Oberösterreich, der Steiermark sowie aus Bayern und Schwaben hier angesiedelt wurden. 1675 wurde Paul Tanner (oder Thonner) Förster des Anzbacher Amtes und ersuchte aus diesem Grund, sich im seinem Arbeitsgebiet ansässig machen zu dürfen. Mit der erhaltenen Genehmigung errichtete er das erste Haus, das „beim Pressbaum“ gelegen war, das heutige Gasthaus Lindenhof, welches damit wahrscheinlich das älteste Haus der heutigen Gemeinde ist. Daher rührt auch die bis ins 19. Jahrhundert geläufige Bezeichnung „Tonnerin“ oder „Tannerin“ für Pressbaum. 1681 übernahm Christian Pezzelberger das Forstamt. Er war es, der das Ersatzheer der Allianz - bestehend aus Truppen aus Österreich, Polen, Bayern und Baden, das sich gegen die Wien belagernde Armee der Osmanen in Tulln sammelte - über den Hauptkamm des Wienerwaldes auf den Kahlenberg zur Schlachtaufstellung führte.
Im Zuge der kriegerischen Handlungen der Zweiten Türkenbelagerung Wiens, vor allem durch umherstreifende Tataren, die Pressbaum von Südwesten aus Hochstrass kommend erreichten, mehr aber noch durch die einige Jahre zuvor wütende Pest, wurde die Bevölkerung Pressbaums schwer in Mitleidenschaft gezogen. So wurden neuerlich Holzarbeiter aus Oberösterreich und der Steiermark angesiedelt, die gegen eine bestimmte Leistung von Rodungsarbeit je nach Größe (1/4, 1/2 und 1 ganze) „Duckhütten“ errichten und mit entsprechendem Grundstück bewirtschaften durften. Diese so genannten Hüttler bildeten den Kern der damaligen Einwohner.
18./19. Jahrhundert
Die weitere Zeit bestimmte vor allem die Holzgewinnung und die Köhlerei das Leben der Region. Das geschlägerte Holz wurde mittels eigens dafür errichteten Anlagen den Wienfluss hinunter getriftet, wo es dann vor allem in Wien weiterverarbeitet wurde.
1713/1714 wütete abermals die Pest im Gebiet und die Einwohner durften den Ort aus Quarantänegründen nicht verlassen. Deswegen baten sie um Erlaubnis, eine eigene Kapelle errichten zu dürfen, da der bis dahin wöchentliche Kirchgang nach Purkersdorf nicht möglich war. Der Legende nach trafen sie sich bis dahin immer dazu „beim Pressbaum“, einem nie abgeholten für eine Mostpresse bestimmten hinterlegten geschlägerten Baum. 1723 wurde die daraufhin errichtete Kapelle für öffentlich erklärt und 1730 konnte die diese ersetzende erste Kirche eingeweiht werden.
Die Durchzüge der französischen Armee unter Napoleon I., die 1805 und noch einmal 1809 den kürzesten Weg durch den Wienerwald über Eichgraben nehmend durch Pressbaum zog, waren wiederum einschneidende Erlebnisse für das inzwischen zu einem typischen Wienerwald-Holzfällerdorf angewachsenem Pressbaum. Der Legende nach wurden Josef Schönach und Michael Helm im Tal Pfalzau hingerichtet, wovon das von Prof. Pleban gestaltete und an jener Stelle errichtete „Franzosenkreuz“ erzählt. Ein weiteres Opfer der Franzosen war der Dorfschullehrer Josef Peschka. Auf heutigem Privatgrund steht ein anderes Denkmal aus jener Zeit, das „Franzosengrab“, eine kleine Kapelle, bei der 14 Gräber aus jenen Tagen gefunden wurden. In manchen Aufzeichnungen bzw. Beschreibungen wird diese Kapelle auch als "Türkenkapelle" bezeichnet, was die Zuordnung der gefundenen Gräber in die Zeit der Türkenbelagerungen mit sich bringen würde. Erst nach der herrschaftlichen Grundaufhebung von 1848 wurde Pressbaum eine selbstständige Gemeinde, die 1850 dem Bezirk Hietzing zugeordnet wurde. Damals hatte Pressbaum 358 Häuser.
1872 verstarb der Maler Eduard Bitterlich, ein Schüler Ferdinand Waldmüllers und Ausgestalter der Wiener Oper (die Gemälde wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört) in der Pfalzau.
1850–1873 gehörte die Gemeinde Tullnerbach, die schon ursprünglich ein Teil Pressbaums war, vorübergehend wieder zu Pressbaum.
1858 erfolgte der Bau der Bahnstrecke Wien–Salzburg der k.k. privilegierten Kaiserin Elisabeth-Bahn, benannt nach der Gemahlin Kaiser Franz Josephs. Kaiserin Elisabeth gelangte bei ihren ausgedehnten Wanderungen auch nach Pressbaum, wovon die gefasste Wienflussquelle auf dem Pfalzberg, das „Kaiserbrundl“ und ein Trinkglas das im ehemaligen Gasthaus „Zur Pfalzau“ aufbewahrt wird, aus dem Elisabeth angeblich Milch getrunken hat, zeugt. Der Überlieferung nach schmeckte Elisabeth das Wasser der Wienflussquelle so gut, dass sie es sich für die Herstellung ihres Kaffees nach Wien bringen ließ.
Das Vorbeiführen der Eisenbahn bedeutete für Pressbaum eine radikale Änderung der Dorfstruktur. Innerhalb weniger Jahre wandelte sich das Holzfällerdorf zum Sommerfrischerefugium der besseren Wiener Gesellschaft der Belle Époque. Die damals von den Baumeistern der Palais der Wiener Ringstraße errichteten Villenbauten prägen auch heute noch Teile der Gemeinde. In dieser Zeit wurden auch die heute das Zentrum bestimmenden Gebäude, die Volksschule (1891 aufgestockt) und die katholische Kirche (1909) errichtet. Die katholische Kirche ist eine der wenigen reinen Jugendstilbauten, die im sakralen Bereich errichtet wurden.
1881 verbrachte Johannes Brahms seine Sommerfrische im Pressbaumer Ortsteil Brentenmais und vollendete hier die Nänie (Op. 82) und sein 2. Klavierkonzert (Op. 83). Noch mehr mit Pressbaum verbunden war der Musiker, Operndirektor und Librettist der Strauß-Oper „Die Fledermaus“ Richard Genée, der in Tullnerbach wohnte, sich aber rege am Gesellschaftsleben in Pressbaum beteiligte, unter anderem im lokalen Gesangsverein, und sogar ein Lied über Pressbaum komponierte.
20. Jahrhundert
Auf dem zwischen 1895 und 1898 von der belgischen Compagnie des Eaux de Vienne, Societé anonyme für das Wientalwasserwerk errichteten Wienerwaldsee, einer Aufstauung des Wienflusses und des in den ersteren mündenden Wolfsgrabenbaches, unternahm der Flugpionier Wilhelm Kress seine Versuche, bei denen er 1901 mit dem von ihm erbauten weltweit ersten Flugzeug mit Benzinmotor verunglückte. 1922 löste sich die Katastralgemeinde Eichgraben von Pressbaum und wurde eine selbständige Gemeinde.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wurde der Ort im Gegensatz zum nahen Purkersdorf nicht Groß-Wien angeschlossen, sondern dem Landkreis Sankt Pölten zugeteilt.
Der Vernichtungsideologie der Nazis fielen auch gebürtige Pressbaumer zum Opfer, namentlich bekannt sind Artur Blumel und Adolf Spitz mit seiner Gattin, die in einem Konzentrationslager ums Leben kamen. Der aus Litauen stammende jüdische Bub Jakob Nemencinkis wiederum, der an einer Hasenscharte litt, wurde vom „Spezialkinderheim Pressbaum“ in die Klinik am Spiegelgrund verbracht, wo er an der unmenschlichen Behandlung starb. Mehr Glück hatte der in Pressbaum wohnende Jude Max Arnold, der nach Wien zum Abtransport beordert wurde, sich aber mit seiner Gemahlin Johanna dank der Hilfe einer mutigen Wienerin verstecken konnte, und so überlebte.
Im Bereich der heutigen Siedlungen um die Badgasse befand sich während des Zweiten Weltkrieges ein Barackenlager der paramilitärischen Arbeitstruppe „Organisation Todt“, die, außer mit Fachpersonal, gegen Ende des Krieges auch zunehmend mit Zwangsarbeitern im großen Stil agierte. Das Lager wurde für Arbeiten zum viergleisigen Ausbau der Westbahn errichtet, eine Unternehmung, die mit Ende des Krieges abgebrochen und nie wieder aufgenommen wurde. Flüchtende Menschen in gestreifter Lagerkleidung wurden am Ende des Krieges von der Bevölkerung in der Umgebung angetroffen. Auf der Westbahn selbst dienten Züge als fahrende Kommandostände der deutschen Wehrmacht, die auf der Strecke zwischen Pressbaum und Eichgraben stationiert, im Falle eines Fliegerangriffes in die beiden Tunnels bei Rekawinkel gebracht wurden.
1945 rückte die Rote Armee, im Begriff Wien einzukesseln, vom Südosten nach Pressbaum vor. Bei den Gefechten wurden drei Häuser zerstört, 17 Pressbaumer Bürger begingen im Angesicht des Endes des 1000-jährigen Reiches Selbstmord. Die bei den Kampfhandlungen gefallenen sowjetischen Soldaten sind auf einem eigenen Soldatenfriedhof mit Denkmal neben dem Pressbaumer Friedhof begraben. Auch aus entfernteren Orten mussten einheimische Pressbaumer verstorbene Sowjetsoldaten zur Beerdigung nach Pressbaum bringen.
Das Sanatorium in Rekawinkel diente als Lazarett der Sowjetarmee und musste von der einheimischen Bevölkerung mit Nahrung und anderem versorgt werden.
1956 kam Pressbaum vom Verwaltungsbezirk St. Pölten zum Bezirk Wien-Umgebung.
1961 erhielt Pressbaum Anschluss an die Westautobahn A1, die 1966 bis Wien fertig gestellt wurde und durch das Pressbaumer Gemeindegebiet führt. Der in der Zwischenkriegszeit als Skiberg - in Pressbaum gab es sogar eine eigene Skiproduktion - beliebte Bihaberg, auf dem sich auch eine Sprungschanze befand, wurde dadurch geteilt. Was damals als Zeichen des Fortschrittes und der Technisierung erwünscht war, erweist sich heute als Quelle von Lärm und Abgasen. Schigebiet ist Pressbaum heute (Stand 2008) keines mehr, auch die jahrelang gut besuchte „Europa“-Langlaufloipe am Pfalzberg wird wegen Differenzen mit den Österreichischen Bundesforsten nicht mehr gespurt.
Abgesehen vom Autobahnbau brachte die Nachkriegszeit für Pressbaum entscheidende architektonische Neuerungen. Einige davon, wie das Gemeindeamt oder die Hauptschule, wurden inzwischen umgebaut und erneuert bzw. erweitert. Merkbar verändert hat sich jedenfalls das Ortsbild, das heute vom Baustil der 1960–70er Jahre, Supermärkten sowie mehr und mehr Wohnungsbauten und Reihenhäusern geprägt ist, und in dem sich auch das für diese Jahrzehnte typische und bis heute anhaltende und daher auch von den Einwohnern und in den lokalen Medien immer wieder thematisierte mangelnde Bewusstsein für eine harmonische Ortsbildgestaltung widerspiegelt. 2003 wurde eines der ältesten Häuser Pressbaums, die ehemalige Forstverwaltung, abgerissen und an ihrer Stelle ein Supermarkt errichtet. Das sich durch seine Höhe von den anderen Bauten entscheidend abhebende einzige Hochhaus Pressbaums, das in den 1970er Jahren errichtete NÖ. Landespflegeheim "Wienerwaldheim" wurde aufgelassen, und 2008 mit angefügten neuen Reihenhäusern als Wohnpark neueröffnet. Die Täler des Gemeindegebietes sind heute mehr und mehr besiedelt, wobei sich jeweils Wald und Siedlung direkt berühren. Um die ausufernde Einzel- und Reihenhausbautätigkeit zu stoppen, wird seit einigen Jahren ein Baustopp und ein strukturierter Bebauungsplan diskutiert.
1964 wurde Pressbaum zur Marktgemeinde erhoben. Seit 2005 ist Pressbaum ein Teil des Biosphärenpark Wienerwald, wobei sich eine Kernzone desselben in der Pfalzau auf Pressbaumer Gemeindegebiet befindet. Seit 2007 ist Pressbaum Mitgliedsgemeinde des Klima-Bündnisses Österreich.
Ortsbild und Lebensart heute
Die Umwandlung Pressbaums vom „Holzfällerdorf“, über die „Sommerfrischengegend des gutsituierten Bürgertums“ bis zum „Eigenheimort im Grünen“ von Heute veränderte auch die Infrastruktur und damit das Ortsbild von Pressbaum. Supermärkte verdrängten eine große Zahl an kleinen Geschäften und Gewerbebetrieben, die einst die Hauptstraße zu beiden Seiten säumten. In den 1990er Jahren schloss das letzte von drei Kinos in der Region, von denen sich zwei in Pressbaum befanden. Dafür ist die Zahl der Sport- und Freizeitvereine stark angestiegen. Die zahlreichen Wirtshäuser und Schutzhütten im Ort und auf den umliegenden Anhöhen, die nicht zuletzt von den Wochenendausflüglern aus Wien lebten, sind heute meist geschlossen. Dafür gibt es in Pressbaum ein florierendes Hotel und ein paar, der Zeit angepasste modernere Restaurants - Gasthäuser, die auch vom Städtetourismus nach Wien per Autobus profitieren und weitere Gastronomiebetriebe.
Die Mehrheit der Pressbaumer Einwohner sind heute typische Arbeitspendler, die ihr Arbeitsleben hauptsächlich im nahen Wien verbringen und Pressbaum selbst als privaten Rückzugsbereich nutzen, möglichst im eigenen Haus mit Garten. Durch die Änderungen in der Bevölkerungsstruktur hat sich die noch vor zwei Jahrzehnten vorhanden gewesene dörfliche Struktur der Einwohnerschaft weitestgehend aufgehört und ist einer Privatheit und Anonymität immer mehr schätzenden typischen Großstadt - Umland Bevölkerungsstruktur gewichen. Die Einwohner Pressbaums haben pro Familie überdurchschnittlich viele Kinder, was wiederum zu einem recht breiten, oft familienorientierten Angebot an Freizeitaktivitäten führt.
Religionen
Die Mehrheit der Pressbaumer Bürger ist römisch katholisch. Die heutige katholische Kirche wurde zum 60-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. 1908 errichtet. Sie ist im Jugendstil erbaut. Ein weiteres Gebäude der katholischen Kirche ist das Kloster Sacre Coeur (1891), das heute seinen klösterlichen Charakter zu Gunsten der dort beheimateten Schulen der Erzdiözese Wien verloren hat. Die katholische Pfarrkirche von Rekawinkel wurde 1934 im Gedenken an den ermordeten Bundeskanzler Dollfuß als „Dollfuß-Gedächtniskirche“ geweiht und 1955 vollendet. Der später Bundeskanzler und Außenminister zur Zeit des Staatsvertrages, Leopold Figl, war maßgeblich an der Errichtung der Kirche beteiligt. Er stiftete ein Glasfenster und wurde deshalb bereits vor dem zweiten Weltkrieg zum Ehrenbürger von Pressbaum ernannt. Die evangelische Gemeinde A.B. von Pressbaum besitzt seit 1933 eine eigene Kirche. Ein eigenes Gotteshaus, einen so genannten „Königreichsaal“ besitzen die Zeugen Jehovas. Wohl gibt es eine zahlenmäßig kleine muslimische Bevölkerung in Pressbaum, jedoch keine eigene Moschee oder ein islamisches Gemeindezentrum.
Einwohnerentwicklung
Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 5.834 Einwohner. 1991 hatte die Marktgemeinde 5.421 Einwohner, 1981 4.899 und im Jahr 1971 4.264 Einwohner.
Verkehr
Pressbaum liegt an der Westbahn. Zur Unterstützung der Forstarbeit gab es einige Eisenbahnen, so genannte Waldbahnen, deren Reste man heute zum Teil noch sehen kann. Eine führte vom Bahnhof Rekawinkel zum Hagen, eine andere in den Fellinggraben, weitere entlang des Saubaches, auf den Karriegel (zwecks Siedlungsbaues), und entlang der Trasse der Hochquellenwasserleitung (zwecks deren Errichtung, mit einer markanten Holzbrückenkonstruktion nahe der Bahnstation Dürrwien). Lange Zeit war Pressbaum auch das Ende der Westautobahn vom Westen kommend, bis diese Richtung Wien weitergebaut wurde. Grund war unter anderem der Talübergang beim Wienerwaldsee. Lokale Bedeutung haben die Bundesstraße 44, die durch Pressbaum führt sowie die Straßen nach Klausenleopoldsdorf–Alland sowie nach Sieghartskirchen–Tulln.
Politik
Bürgermeister der Marktgemeinde ist seit dem 11. Oktober 2007 Josef Schmidl-Haberleitner (ÖVP), davor bis 30. September 2007 Heinz Kraus (SPÖ), welcher aber aus gesundheitlichen Gründen zurücklegte. Vizebürgermeister Peter Samec (die Grünen) und Amtsleiter Mag. Thomas Hager. Im Marktgemeinderat gibt es bei insgesamt 29 Sitzen folgende Mandatsverteilung: ÖVP 9, SPÖ 9, FPÖ 4, GRÜNE 4, WFP 2, BLP 1, andere Parteien haben keine Sitze. Die Liste "Wir für Pressbaum" stand nicht zur Wahl sondern wurde von zwei freien Gemeinderäten, welche von der FPÖ und BLP gelöst hatten, gegründet. Neuwahlen finden im Frühjahr 2010 statt.
Öffentliche Einrichtungen
Polizeiposten, Postamt, Straßenmeisterei, 2 Feuerwehren, Außenstelle des Roten Kreuzes mit Stationierung einer Hundestaffel, Kindergärten und -gruppen, Volksschule, Hauptschule, private Schulen mit Öffentlichkeitsrecht: 2 Volksschulen, Hauptschule, Gymnasium, Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik; Lungenheilstätte für Strafgefangene; Pflegeheim (privat), Hilfswerk, „Zukunftswerkstatt“ für suchtkranke Jugendliche (privat)
Vereine
- Kirchenmusikverein
- Chor
- Blasmusik
- katholische Jungschar
- Pfadfinder
- Feuerwehrjugend
- Museumsverein
- Regionalmarketing
- zahlreiche Sportvereine (ASV, Badminton, Stemmer, Jiu Jitsu, Laufclub Wienerwaldsee, ...)
- Vereine der politischen Parteien (JVP, Seniorenbund,...)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- „Römergrab“ in Au am Kraking
- Grenzsteine des Wienerwaldes aus dem 16.Jh (Ortskenntnis nötig)
- Denkmal Kaiser Josephs II., typischer Massenguss aus Böhmen
- Denkmal für den dort 1894 bei einem Ausflug verstorbenen Bürgermeister von Wien, Johann Prix, in Rekawinkel
- „Schöffelstein“
- „Schubertstein“ und Linde
- Wienflussquelle „Kaiserbründl“ am Pfalzberg
- „Strandbad“ im Stil der 50-er Jahre
- „Franzosenkreuz“, in der Pfalzau in Erinnerung an die Hinrichtung zweier Pressbaumer im Jahr 1805 durch die französische Armee, von Prof. Rudolf Pleban 1962 errichtet
- Kapelle „Franzosengrab“ auf Privatgrund in der Uferzeile bei Gräbern aus den Franzosenkriegen
Theater
Wientalbühne Pressbaum
Museen
Heimatmuseum, geöffnet jeden 1. und 3. Sonntag im Monat von 10 - 12 Uhr
Musik
Wohnort einiger bekannter Musiker (siehe „Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart, wohnhaft in Pressbaum“) und daher immer wieder Veranstaltungen mit unterschiedlichen Musikrichtungen.
Öffentliche Musikschule
Bauwerke
- Römisch Katholische Pfarrkirche, 1908 im Jugendstil mit Neugotikanklängen erbaut
- Kirche im Schulzentrum Sacre Coeur, ehemaliges Schwesternkloster, fertig gestellt 1891 errichtet im neugotischen Stil
- Römisch-katholische Pfarrkirche Rekawinkel mit „Dollfuß Gedenkkreuz“ als Hochaltar, erbaut 1935 unter Mitwirkung des späteren Bundeskanzlers Leopold Figl, der dafür 1933 Ehrenbürger von Pressbaum wurde
- Zwei Aquädukte der II. Wiener Hochquellenwasserleitung, fertiggestellt 1911, über die Täler Brentenmais (mit 141 m Höhe der höchste der gesamten Wasserleitung) und Pfalzau
- Jahrhundertwende Villen (im Zusammenhang mit jenen in Tullnerbach)
- Bahnhof Rekawinkel und anschließendes Tunnelportal, Bahnhof im Stil der Errichtungszeit renoviert und unter Denkmalschutz, höchster Punkt der Westbahn zwischen Wien und Linz.
Parks
Wienerwaldsee und darum gelegenes Freizeitgelände (Weg für Radfahrer und Fußgänger mit Rastplätzen sowie Skating- und Spielplatz auf dem Gemeindegebiet von Tullnerbach)
Naturdenkmäler
- 3 Sommerlinden, Katastralgemeinde Rekawinkel
- 2 Föhren, Katastralgemeinde Pfalzau
- 1 Winterlinde, Katastralgemeinde Pressbaum
- 2 Rotföhren, Katastralgemeinde Pressbaum
- 1 Weymoutskiefer, Katastralgeméinde Pressbaum
Sport
ASV Pressbaum mit mehreren Sektionen (Fußball, Badminton,...) Jiu-Jitsu-Verein, Kickboxverein, Radsportverein, Laufverein, einige Reitställe, ausgeschilderte Reitwege, Langlaufloipe (in den letzten Wintern (Stand 2007) nicht gespurt), markierte Wanderwege, ausgeschilderte Mountainbike Strecken, Freibad, Tennisplätze
Wirtschaft und Infrastruktur
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 301, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 45. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 2511. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 44,77 Prozent.
Persönlichkeiten
- Wolfgang Ambros, Popsänger
- Rosette Anday, Kammersängerin
- Franz Bierbaum, Kraftsportler
- Christine Busta, Lyrikerin
- Gandalf, Musiker
- Gerhard Gepp, Maler
- Christian Petzelberger, Führer des habsburgischen Entsatzheeres gegen die Osmanen durch den Wienerwald 1683
- Gustav Götzinger, Geologe
- Theodor Innitzer, Kardinal
- Kurt Leininger, Photograph
- Herbert Lippert, Kammersänger
- Else Ludwig, Kammerschauspielerin
- Frank Hoffmann, Kammerschauspieler, Fernsehmoderator
- Friedrich Peter, Politiker
- Rudolf Pleban, Maler
- Herbert Prikopa, Kammersänger, Kabarettist, Fernsehmoderator
- Georg Riha, Regisseur und Photograph
- Wilfried Scheutz, Vertreter des Austropop
- Oda Schneider, Nonne, theologische Autorin
- Franz Stocher, Radrennfahrer
- Gernot Galib Stanfel, Musiker
- Leopold Grausam, Fußballer
- Michael Hatz, Fußballer
- Joni Madden, Musikerin
Weblinks
- Homepage der Marktgemeinde Pressbaum
- Gemeindedaten von Pressbaum bei der Statistik Austria
- Eintrag über Pressbaum im Lexikon des Niederösterreichischen Landesmuseums (Für ausführlichere Informationen ist eine kostenlose Registrierung notwendig)
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