Priming (Psychologie)

Priming (Psychologie)

Das Priming als Fachbegriff der Psychologie ist die Beeinflussung der Verarbeitung (Kognition) eines Reizes dadurch, dass ein vorangegangener Reiz implizite Gedächtnisinhalte aktiviert hat. Der primende Reiz aktiviert Kontextinformationen, die top down bestimmen, wie schnell der nachfolgende Reiz verarbeitet wird, oder ob er korrekt erkannt wird, oder – bei uneindeutigen Reizen – auf welche Weise er interpretiert wird.

Inhaltsverzeichnis

Beispiele

Beispiel aus der Wahrnehmungspsychologie: Palmer (1975) zeigte seinen Versuchspersonen sehr kurz das Bild eines Objektes (zum Beispiel einen Brotlaib, einen Briefkasten oder eine Trommel), das sie in 40% der Fälle korrekt identifizierten. Sahen sie jedoch zuvor das Bild einer Küche, stieg die korrekte Identifizierung des Brotlaibes, jedoch nicht von Objekten, die nicht in ein Küchenbild passen, auf 80%.[1]

Beispiel aus der Sozialpsychologie: Die Auswahl und Interpretation sozialer Informationen wird davon beeinflusst, welche Kategorien momentan im Gedächtnis verfügbar sind. Die Aktivierung von Schemata kann sogar durch Reize bewirkt werden, deren sich die Person nicht bewusst ist. Die Versuchspersonen von Bargh und Pietromonaco (1982) sollten das Verhalten von Personen danach einstufen, ob sie es als feindselig empfanden oder nicht. Ein Testitem war zum Beispiel "Ein Vertreter klopfte, aber Donald ließ ihn nicht herein." Vorher bekamen die Versuchspersonen subliminal Wörter dargeboten, die entweder neutral waren ("Wasser", "lang" usw.), oder emotional feindselig gefärbt ("Beleidigung", "unfreundlich" usw.). Ihre Bewertung des ambivalenten Verhaltens war signifikant vom Prime-Wort abhängig.[2]

Weitere Arten von Priming

Affektives Priming ist die Aktivierung von Gefühlszuständen, die dann die Verarbeitung nachfolgender Reize beeinflussen.

Semantisches Priming geschieht über die Aktivierung von begrifflichen Bedeutungen, beispielsweise über Wortfelder. Das Konzept beruht auf der Aktivierungsausbreitung von Assoziationen.

Response Priming ist eine Form des Priming mit sehr schnell aufeinander folgenden Reizen, die jeweils mit motorischen Antwortalternativen verknüpft sind. Response Priming ist besonders geeignet, um den Einfluss von kaum oder nicht bewusst wahrnehmbaren Reizen zu untersuchen.

Positives versus negatives Priming

Priming kann die Verarbeitung des nachfolgenden Reizes beschleunigen oder verzögern, die korrekte Identifizierung verbessern oder verschlechtern. Im jeweils ersten Fall spricht man von positivem, im zweiten Fall von negativem Priming.[3]

Einzelnachweise

  1. Steven Palmer (1975). The effects of contextual scenes on the identification of objects. Memory and Cognition, 3, S. 519-526
  2. John Bargh, Paula Pietromonaco (1982). Automatic information processing and social perception: The influence of trait information presented outside of conscious awareness on impression formation. Journal of Personality and Social Psychology, 43, S. 437-449
  3. Susanne Mayr, Axel Buchner (2007). Negative Priming as a Memory Phenomenon: A Review of 20 Years of Negative Priming Research. Zeitschrift für Psychologie / Journal of Psychology, 215(1), S. 35–51

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