Prisecnice

Prisecnice
Dieser Artikel behandelt die ehemalige Stadt Přísečnice (Preßnitz) in Böhmen. Zu dem gleichnamigen Fluss im Erzgebirge siehe Preßnitz (Fluss).

Přísečnice (deutsch Preßnitz) war eine Bergstadt im Erzgebirge, im Okres Chomutov (dt. Bezirk Komotau). Sie befand sich bis 1974 an der Stelle, wo sich heute die große Fläche der Preßnitztalsperre (vodní nádrž Přisečnice) erstreckt. Häuser, Kirchen und Schloss von Přisečnice sowie die benachbarten Dörfer Rusová (Reischdorf) und Dolina (Dörnsdorf) wurden abgerissen und an deren Stelle der Fluss Přísečnice (Preßnitz) gestaut. Die Talsperre und die verbliebenen Fluren beider Orte gehören heute zur Gemeinde Kryštofovy Hamry (Christophhammer).

Geschichte

Informationstafel am Damm der Talsperre Preßnitz

Frühzeitig ist der Bergbau in der Umgebung von Preßnitz nachweisbar. Schon im 14. Jahrhundert wurden hier Silber und Eisen abgebaut. Besonders im westlich der Stadt gelegenen Höhenzug, dem Kremsiger (auch Bremsiger genannt) war man sehr fündig. Der alte Passort, 1335 erstmals erwähnt als oppidium (Städtchen), erhielt um 1340 unter König Johann eine Münzstätte, in der böhmische Groschen, die sogenannten Bremsiger, mit der Aufschrift: „Johannes primus Dei gratia Rex Bohemiae“ geprägt wurden. 1533 erwarben die Grafen Hieronymus und Lorenz Schlick die Herrschaft Preßnitz. Zuvor gehörte der Ort der Familie Lobkowitz auf Hassenstein. Unter den Schlicks blühte der Silberbergbau. Die ertragreichsten Jahre waren 1535 bis 1537. In diesem Zeitraum förderte man 252 Zentner oder 55440 Mark Silber. Kaiser Ferdinand I., der ab 1545 neuer Besitzer von Preßnitz war, erhob den Ort ein Jahr später zur Königlich freien Bergstadt. Der Eisenbergbau war ebenso von großer Bedeutung für die Stadt. So wird in einer Handschrift aus dem Jahre 1583 über die Verhältnisse im frühen 15. Jahrhundert berichtet: „Nachdem aber 26 Hämmer umb die Preßnitz zu der Zeit gewest, wie dann die Hammerstädt, so noch vor Augen, anzeigen, haben sich die Leute mehr auf Eisenstein, dann uff Silber Bergwerk befließt“. Allerdings muss man zu den genannten 26 Hämmern auch jene in der weiteren Umgebung zählen, denn eine solch große Anzahl in unmittelbarer Nähe von Preßnitz ist unwahrscheinlich. 1524 entstand am Fuß des Höllberges bei Preßnitz ein Hammerwerk, in dem ein Hans Siegel Hammermeister war. Ein anderes Preßnitzer Hammerwerk war von 1727 bis 1832 im Besitz der königlichen Kammer, danach fiel es an die Herrschaft Rothenhaus, die sich in den Händen der Gräfin Gabriela Buquoy befand. Die bedeutendsten auf Eisenerz bauenden Zechen bei Preßnitz waren die Dorothea-Zeche und die Fischer-Zeche südwestlich der Stadt in Richtung Orpus. Erst 1922 wurde der Betrieb auf der letztgenannten Zeche endgültig eingestellt, deren Schacht eine Tiefe von 80 Metern erreichte. Gefördert wurden vor allem Magnet- und Granat-Eisenstein. Durch Preßnitz führte ein bedeutender Handelsweg nach Sachsen. Nachdem die Förderung des Silbers nicht mehr rentabel war, ernährte sich der größte Teil der Einwohner als Musikanten in der ganzen Welt. Teilweise erhielt das Städtchen die Bezeichnung Musikstadt. 1811 gab es einen großen Brand, bei dem elf Bewohner starben und 307 Häuser brannten. 1906 wurde Preßnitz Kreisstadt. 1918 erfolgte die Eingliederung in die ČSR, 1938 wurde der Ort an das Deutsche Reich angeschlossen. Im Ort ansässig war ein Gericht und die Bezirksverwaltung. Im Ort befand sich ein großes Barockschloss, eine Reihe von Häusern mit gotischen Portalen, die Barockkirche der Jungfrau Maria und die gotische Kirche des Heiligen Nikolaus, in der 1510 der böhmische Humanist Bohuslaus Lobkowicz von Hassenstein begraben wurde.

Die Stadt Preßnitz hatte am 1. Dezember 1930 2606, am 17. Mai 1939 2486 und am 22. Mai 1947 788 Einwohner.

Bis zur Vertreibung der deutschen Bewohner aufgrund der Beneš-Dekrete in den Jahren 1945 und 1946 lebten in Preßnitz und den Nachbarorten Reischdorf (Rusová) und Dörnsdorf (Dolina) ca. 5500 Menschen. Danach verfiel die Stadt immer mehr und viele Häuser wurden abgerissen.

Der Ort Dörnsdorf hatte am 1. Dezember 1930 937, am 17. Mai 1939 968 und am 22. Mai 1947 171 Bewohner.

Persönlichkeiten

  • Anton Seifert (* 1826 in Preßnitz; † 1873), k. k. Militärkapellmeister, Schöpfer des Kärntner-Lieder-Marsches.
  • Leopold Knebelsberger (1814-1869), der Komponist des Andreas-Hofer-Liedes, lebte viele Jahre in Preßnitz. Seine Frau war eine gebürtige Preßnitzerin.
  • Eugen Sänger (* 22. September 1905 Preßnitz; † 10. Februar 1964 Berlin), Raketentechniker.

Weblinks

50.46527972222213.1318480555567Koordinaten: 50° 28′ N, 13° 8′ O


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