- Prisonisierung
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Prisonisierung bezeichnet den Prozess der allmählichen Anpassung der (meisten) Gefangenen an die Gefängniskultur, also an die im Gefängnis geltenden Normen und Wertvorstellungen. Der Begriff stammt aus der amerikanischen kriminologischen Gefängnisforschung und steht im Zusammenhang mit Theorien der Subkultur.
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Prisonisierung begann 1937 mit einer Arbeit von Hans Reimer über Socialition in Prison. Sie wurde einflussreich 1940 von Donald Clemmer mit The Prison Community und 1958 von Gresham M. Sykes mit The Society of Captives fortgesetzt.
In der Prisonisierungstheorie gibt es zwei Erklärungsrichtungen. Nach der ersten, zu der auch Sykes tendiert, bildet sich die Insassenkultur aufgrund der Gefängnisbedingungen. Nach dem sogenannten Importmodell werden dagegen bereits bestehende Verhaltensweisen und Strukturen mit den Straftätern ins Gefängnis geholt, wo sie sich dann weiter ausbilden.
Der Resozialisierung im Strafvollzug setzt der Prozess der Prisonisierung enge Grenzen, denn es werden Einstellungen und Verhaltensweisen gefördert, die das Rückfallrisiko erhöhen.
Literatur
- Donald Clemmer: The Prison Community, 2. Aufl. New York 1958 (Erstauflage 1940).
- Steffen Harbordt: Die Subkultur des Gefängnisses. Eine soziologische Studie zur Resozialisierung, Ferdinand Enke Verlag, 2. Auflage, Stuttgart 1972.
- Hans Reimer: Socialition in Prison, 1937.
- Rüdiger Ortmann: Prisonisierung. In: Günther Kaiser, Hans-Jürgen Kerner, Fritz Sack, Hartmut Schellhoss (Hrsg.): Kleines Kriminologisches Wörterbuch. C. F. Müller, 3. Auflage, Heidelberg 1993, S. 402–409.
- Gresham M. Sykes: The Society of Captives: A Study of a Maximum Security: A Study of a Maximum Security Prison (1958).
- Hans Toch: Linving in Prison, Chicago 1977 (2. Aufl. 1992)
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