Privatbriefkasten

Privatbriefkasten
Briefkasten der Deutschen Post AG

Ein Briefkasten ist eine Einrichtung, in der Postsendungen aufbewahrt werden. Er kann die Funktion des Absendens von Post haben, aber auch die der Annahme von Post, teilweise auch kombiniert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

historischer Briefkasten in Idstein
historischer Briefkasten in Dresden

Die ersten Vorläufer der Briefkästen entstanden in der Seefahrt, als Seefahrer an exponierten Stellen, z.B. bei der Aufnahme von Trinkwasser und Verpflegung an der Südküste Afrikas, Briefe unter Steine legten in der Hoffnung, dass Schiffe, die in Gegenrichtung fuhren, diese Briefe in die Heimat mitnehmen würden.

Der erste schriftlich dokumentierte Briefkasten war 1633 am Haynischen Tor der niederschlesischen Stadt Liegnitz. Die Stadt Breslau unterhielt ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen Botendienst nach Leipzig. Die an der Route liegende Stadt Liegnitz wollte sich die Vorteile dieses Botendienstes nicht entgehen lassen. In einer Verordnung vom 16. März 1633 wurde die Anbringung dieses Postkästleins angeordnet. Laut Botenverordnung von 1596 hatten die Breslauer Boten die Briefe „ohne Lohn“ mitzunehmen und abzugeben, so dass eine Gebührenerhebung entfiel. Zwar ist dieser Briefkasten nur eine Begleiterscheinung des städtischen Botendienstes Breslau – Leipzig und damit noch nicht Bestandteil eines regulären Postdienstes, dürfte trotzdem der erste dokumentierte Briefkasten sein.

In Hamburg bestand seit 1590 ein „Freistädtischer Botendienst“. 1641 ließ die Stadtverwaltung im „Posthause“ eine Anzahl hölzerner Briefkästen aufstellen. Diese waren nach Bestimmungsort sortiert und damit die ersten „Richtungsbriefkästen“.

Im Jahre 1653 erteilte Ludwig XIV. dem Unternehmer und Hofrat Jean-Jacques Renouard de Villayer in Paris das Vorrecht, eine Stadtpost einzurichten. Hierzu wurden etwa 15 Briefkästen in den Straßen eingerichtet. Ab dem 8. August 1653 konnte man in Vorverkaufsstellen sogenannte „billets de port payé“ für einen Sou kaufen. Die Papierstreifen mussten „am Brief befestigt oder um ihn herumgeschlungen oder in denselben hineingesteckt oder auf irgendeine andere Art angebracht werden, so dass der Beamte es sehen und leicht entnehmen kann“, wie es in der Vorschrift hieß. Die Briefkästen wurden dreimal täglich geleert. Allerdings hatte dieser Postdienst nur etwa acht Jahre bestand. Über die Pariser Briefkästen entstand wohl auch das erste Gedicht über Briefkästen:

Zahlreiche Kasten sieht man hängen,
Sowohl in breiten Gassen wie in engen,
Worein durch einen Diener man
Pakete legen lassen kann,
Briefe, Billette und Urkunden
In allen Nacht- und Tagesstunden.

Öffentlicher Briefkasten

Leerungszeiten an einem öffentlichen Briefkasten in Deutschland

Als Postbriefkasten wird ein (meistens) öffentlich zugänglicher Behälter bezeichnet, der mit einer (selten verschließbaren) Klappe oder einem Schlitz zum Einwerfen oder Einlegen von Postsendungen versehen ist. Er ist in der Regel regensicher angebracht und kann die unterschiedlichsten Formen haben, die weltweit bei Touristen zur Verwirrung durch Verwechslung mit anderen öffentlichen Behältern, wie Mülleimern, führen können.

Eine gesetzliche Regelung zu den Qualitätsanforderungen öffentlicher Briefkästen in Deutschland findet sich in § 2 Nr. 2 der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV). Gemäß der Vorschrift sind (öffentliche) Briefkästen „zur Einlieferung von Briefsendungen geeignete Vorrichtungen“. Sie müssen so ausreichend vorhanden sein, dass die Kunden in zusammenhängend bebauten Wohngebieten in der Regel nicht mehr als 1.000 Meter zurückzulegen haben, um zu einem Briefkasten zu gelangen. Briefkästen müssen nach der Verordnung zudem jeden Werktag sowie bedarfsgerecht jeden Sonn- und Feiertag geleert werden, wobei auf ihnen die Leerungszeiten und die nächste Leerung angegeben sein muss.

In deutschen Großstädten war es bis zur Novellierung der Postleitzahlen üblich, dass zwei getrennte Einwurfschlitze angeboten wurden: Zum Einen für Sendungen, die für die gleiche Stadt bestimmt waren und zum Anderen für auswärtige Bestimmungsorte. Beispiel München: Es gab bei den Briefkästen die Auswahl „8000 München“ sowie „andere Orte“. Dies erleichterte bzw. beschleunigte die Vorsortierung, seit der Reform heißt es an solchen Briefkästen „80…–81… München“ und „Sonstige PLZ“.

Eine früher durchgeführte Nachtleerung aller Briefkästen wurde von der Deutschen Bundespost am 6. Januar 1984 eingestellt.[1]

Anzahl von Briefkästen

Die Deutsche Post AG unterhält in Deutschland rund 108.000 Briefkästen (Stand: 2007). Zum Vergleich gab es zur Zeit der Deutschen Bundespost 1978 in Westdeutschland mit West-Berlin 108.832 Postbriefkästen und 1984 109.512 Briefkästen[2]. Ende 1873 betrug die Zahl der Briefkästen im Deutschen Reichspostgebiet 30.665, in Bayern 5.543 und in Württemberg 3.063, zusammen 39.271.

Farben und Formen

eingebauter Briefkasten aus der Schweiz

Briefkästen haben international unterschiedliche Farben und Formen.

Die Briefkästen der Deutschen Bundespost bzw. jetzt der Deutschen Post, der Österreichischen Post und der Schweizer Post, sind gelb gehalten. Ein roter Punkt auf einem Briefkasten zeigt an, dass dieser auch sonntags geleert wird. Durch den Schlitz passen bis zu 34 mm dicke Sendungen. In anderen Ländern, wie zum Beispiel Dänemark, England, Italien und Polen haben die Briefkästen einen rötlichen Ton. In Ländern ohne Briefmonopol wie den USA werden oft verschiedene, in den Hausfarben des jeweiligen Postunternehmens gehaltene Briefkästen in direkter Nachbarschaft zueinander aufgestellt.

Die Hausfarbe der ehemals Kaiserlichen Post war blau. Die entsprechenden Briefkästen zeigten mehr Verzierungen und Schnörkel. Briefkästen waren zunächst im künstlerischen Stil der Zeit ihrer Aufstellung gestaltet, einmal eingeführte Formen wurden jedoch oft zu flächendeckendem Standard nationaler Postverwaltungen und hielten sich dann so lange, dass sie verschnörkelt und altmodisch wirkten. Im Deutschen Reich, wurde die Farbe auf Gelb geändert, bis im Dritten Reich die Farbe auf Rot geändert wurde.

Heute findet man zumindest in Deutschland meist nur noch schlichte, rein funktionale Briefkästen ohne kunsthandwerklichen Wert. Unterschieden wird bei der Form zwischen Säulenbriefkästen und Wandbriefkästen. In Säulenbriefkästen befindet sich die Briefsammeltasche ständig im Inneren und wird bei der Leerung ausgetauscht. Beim Wandbriefkasten wird die Briefsammeltasche bei der Leerung an der Unterseite über zwei Schienen eingeführt und dann die Bodenklappe geöffnet.

Privatbriefkästen

Briefkasten der ev. Kirche/Propstei in Magdeburg
Eingangstür mit Briefschlitz

Ein Hausbriefkasten oder Privatbriefkasten ist ein am oder im Haus oder an einem an der Grundstücksfront aufgestellten Pfahl angebrachter und ebenfalls mit Schlitz oder Klappe versehener Briefkasten, der dem Postzusteller das Zustellen von Briefen und Postkarten erleichtern soll. Private Briefkästen sind auch oftmals in die Außenmauer des Hauses eingelassen oder befinden sich an der Innenseite der Haustür, wobei von außen nur der Einwurfschlitz sichtbar ist. Dabei wird oft aus Platzgründen auf einen Behälter an der Innenseite der Türe verzichtet und die Post fällt einfach auf den Boden.

Briefkästen sind in der Norm DIN EN 13724 geregelt. Die Mindestgröße ist unter anderem durch einen Prüfumschlag im Papierformat C4 bestimmt. Dieser muss ohne falten, problemlos und unbeschädigt eingeworfen werden können. Es gibt bereits eine Reihe von Verfahren, in denen eine Mietminderung wegen Nichteinhaltung der Norm (Mindestgröße) vor Gericht bestätigt wurde (z. B. Landgericht Berlin Az: 29520190).

In den Vereinigten Staaten ist es üblich, ausgehende Post nicht in einen öffentlichen Briefkasten, sondern in den privaten Hausbriefkasten zu legen, von wo der Zusteller sie mitnimmt, wenn er die tägliche Post ausliefert. Daneben bestehen überall auch öffentliche Briefkästen.

Seit Oktober 2008 testet die Deutsche Post AG die Abholung aus dem Privatbriefkasten auch in Deutschland. Der „Postbotenservice“ ist jedoch im Gegensatz zu den USA kostenpflichtig, es wird eine monatliche Pauschale erhoben.[3]

Virtuelle Briefkästen

Der Briefkasten kann auch virtuell sein, um z. B. E-Mails (elektronische Briefe) zu erhalten und zu versenden. Dieser wird z. T. als „Mailbox“ bezeichnet.

Nachtbriefkasten

Eine besondere Form des Briefkastens stellt der Nachtbriefkasten dar. Er findet sich bei Ämtern und Behörden, bei denen die fristgerechte Zustellung von Dokumenten eine Rolle spielt, beispielsweise besitzen viele Amtsgerichte einen Nachtbriefkasten. In ihm befindet sich eine Vorrichtung, die die eingeworfenen Sendungen danach sortiert, ob sie vor oder nach einem bestimmten Zeitpunkt, meistens Mitternacht, zugestellt wurden. Somit ist es auch noch in letzter Minute möglich, Dokumente fristgerecht einzureichen.

Bilder

Briefkästen in Deutschland

Briefkästen in aller Welt

Briefkästen in Schweden

44 Privatbriefkästen und ein amtlicher (ganz rechts) auf Helgö, Ekerö. Foto: Holger Ellgaard


Siehe auch

Literatur

  • Manfred Stephan: Zahlreiche Kasten sieht man hängen – Kleine Kulturgeschichte deutscher Briefkästen. Berlin 1989. ISBN 3-344-00163-9.

Einzelnachweise

  1. Augsburger Allgemeine vom 5. Januar 2009, Rubrik Das Datum
  2. Unsere Post: Informationsmappe 2, Hrsg: Deutschen Bundespost, Stand: 01/1984
  3. www.postbotenservice.de

Weblinks

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