- Pro Infirmis
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Pro Infirmis ist die größte Fachorganisation der privaten Behindertenhilfe in der Schweiz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Verein mit Sitz in Zürich wurde 1920 als „Schweizerische Vereinigung für Anormale“ gegründet.
Leitgedanken
Pro Infirmis geht bei ihrer Tätigkeit vom Recht aller Menschen aus, das Leben nach ihren Möglichkeiten selbst bestimmt und eigenverantwortlich zu gestalten.
Pro Infirmis tritt ein für eine möglichst uneingeschränkte Teilnahme von Menschen mit Behinderung am sozialen und gesellschaftlichen Leben. Sie bekämpft Tendenzen zur Benachteiligung und Ausgrenzung von behinderten Menschen. Sie fördert die Solidarität zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen.
Pro Infirmis setzt sich ein für echte Chancen behinderter Menschen in allen Lebensbereichen, besonders bei der Schulung, in der Ausbildung, am Arbeitsplatz, beim Wohnen und in der Freizeit. Voraussetzung ist ein Existenz sicherndes Einkommen auch für Menschen mit Behinderung.
Situation behinderter Menschen in der Schweiz
Pro Infirmis definiert Behinderung als länger andauernde Einschränkung der täglichen Aktivitäten und der sozialen Rollen einer Person. Eine solche Einschränkung ist die Folge eines Zusammenwirkens von Beeinträchtigung - körperlich, geistig, psychisch oder sinnesbezogen - und den Faktoren der Umwelt - Familie, Beruf, Bildung, Bauten, Transportmittel und Dienstleistungen.
Pro Infirmis vertritt auf politischer Ebene konsequent und engagiert die Anliegen von behinderten Menschen. Zum einen werden ihre spezifischen Bedürfnisse thematisiert und in die öffentliche Diskussion eingebracht. Zum andern informiert Pro Infirmis die relevanten Zielgruppen in Politik und Verwaltung über die aktuelle Situation der Behinderten in der Schweiz. Die Organisation bringt sozialpolitische Vorstösse auf eindgenössischer, kantonaler und kommunaler Ebene ein und bezieht Stellung zu Gesetzesvorlagen. Ziel ist es, Missstände und Diskriminierung abzubauen. Pro Infirmis strebt eine quantitative und qualitative Verbesserung der sozialen Sicherheit an.
Aufgaben
Pro Infirmis leistet oder vermittelt Beratung und Hilfe; sie fördert und unterstützt Hilfe zur Selbsthilfe. Ihre Dienstleistungen und Angebote überprüft Pro Infirmis laufend und passt sie den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderung an.
Pro Infirmis arbeitet mit Fachpersonal. Diese Fachpersonen werden durch die Gremien der Organisation (ehrenamtlich tätig) unterstützt. Pro Infirmis beschäftigt rund 550 fest angestellte Mitarbeitende. Dazu kommt eine grosse Zahl von Mitarbeitenden, die im Stundenlohn tätig sind.
Pro Infirmis finanziert ihre Arbeit mit Beiträgen der öffentlichen Hand (Leistungsverträge) sowie mit Spenden und Legaten.
Die Mitarbeitenden von Pro Infirmis nehmen in der gesamten Schweiz jährlich rund 100.000 beratende, betreuende und unterstützende Kontakte zu behinderten Menschen und ihren Angehörigen wahr.
Die Dienstleistungen von Pro Infirmis umfassen Assistenzberatunge, Bauberatung, Begleitetes Wohnen, Erwachsenenbildungskurse, Entlastungsdienste, Fahrdienste, Rechtsberatung, Sozialberatung, Wohnschule und Eurokey (Schlüssel zu behindertengerechten Einrichtungen).
Kampagnen
Seit dem Jahr 2000 tritt Pro Infirmis regelmäßig mit viel beachteten und diskutierten Sensibilisierungskampagnen an die Öffentlichkeit.
In den Jahren 2000 bis 2008 war es die Plakatkampagne "Wir lassen uns nicht behindern", die Menschen mit Behinderung in bisher nicht gezeigter Offenheit und Frontalität zeigte. Der Slogan "Wir lassen uns nicht behindern" sollte deutlich machen, dass behinderte Menschen sehr wohl mit ihren Behinderungen leben und umgehen können, wenn sie nicht zusätzlich von der Gesellschaft behindert werden (durch unzugängliche Bauten und Transportmittel, durch Segregation in Schule und Ausbildung, durch Ausschluss aus der Arbeitswelt).
Im Jahr 2011 startete Pro Infirmis die Kampagne "Kommen Sie näher". Im Zentrum steht ein TV-Spot, der auch über die Kanäle der Social Media verbreitet wurde und in der Zwischenzeit auf youtube gegen 400'000 Mal angeklickt wurde. Ein Mann im Bärenkostüm steht in der Fussgängerzone und umarmt Menschen und lässt sich umarmen. Als er seinen "Bärenkopf" auszieht wird sichtbar, dass es sich um einen behinderten Menschen handelt - die Frage steht im Raum "Müssen wir uns verkleiden, um uns näher zu kommen?".
Organisation und Finanzen
Die Finanzierung der Dienstleistungen erfolgt zu rund 60 % über Leistungen der öffentlichen Hand und zu 40 % aus privaten Mitteln (Spenden, Gaben, Vermächtnisse) sowie aus übrigen Erträgen.
In der ganzen Schweiz gibt es rund 50 Geschäfts- und Beratungsstellen.
Weblinks
Kategorien:- Behindertenorganisation
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- Organisation (Zürich)
- Diskriminierung von Menschen mit Behinderung
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