Progr

Progr
Fassade des Progr zum Waisenhausplatz

Der Progr (voller Name: PROGR – Zentrum für Kulturproduktion), ein ehemaliges Schulhaus, ist ein städtisch geleitetes Atelierhaus sowie Ausstellungs- und Veranstaltungsort am Berner Waisenhausplatz. Es ist als Zwischennutzung der im Jahr 2004 frei gewordenen Räumlichkeiten des bernischen Progymnasiums («Proger») entstanden und bietet Raum für Kulturschaffende und kulturelle Institutionen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Gebäudes

Das ehemalige Schulhaus ist ein historisches Bauwerk im neoklassizistischen Stil an zentraler städtebaulicher Lage in der Berner Altstadt und steht unter Denkmalschutz. Im 19. Jahrhundert wurde es an der Stelle des ehemaligen Burgerspitalkornhauses erbaut und seit 1885 als Gymnasium und Primarschule betrieben. 1926 erfolgte der Umzug des Gymnasiums in einen Neubau im Kirchenfeldquartier; Primarschule und Progymnasium verblieben im Gebäude am Waisenhausplatz. Ausschlag für eine Nutzungsänderung des Gebäudes gab Ende der Neunzigerjahre die Absicht der Stadt Bern, die Räume des Progymnasiums als Museum für die Werke des Berner Malers Paul Klee zu nutzen. Dieses Nutzungskonzept wurde jedoch mit dem Bau des Zentrum Paul Klee verworfen. Nach dem Umzug der Schule an einen neuen Standort wurde das Gebäude im Jahr 2004 zur zweijährigen Zwischennutzung an Kulturschaffende freigegeben, blieb jedoch unter städtischer Leitung. Ein neuer Plan des Gemeinderates sah vor, das Gebäude an das Kunstmuseum Bern zu übertragen, um darin die Abteilung für Zeitgenössische Kunst einzurichten. Das Scheitern der Verhandlungen ermöglichte jedoch eine Verlängerung der Zwischennutzung um weitere drei Jahre bis vorerst Ende Juli 2009.

Nutzung als Atelierhaus und Veranstaltungsort

Die Zwischennutzung des Gebäudes zu kulturellen Zwecken («Atelier- und Projektwerkstatt») befindet sich unter der Leitung der Abteilung Kulturelles der Stadt Bern. 70 Ateliers, Büros und Arbeitsräume, die sich in den ehemaligen Schulräumen befinden, sind an Kulturschaffende aus dem Bereich der bildenden Kunst und Gestaltung, Architektur, Musik, Theater und Tanz vermietet und werden in einem Auswahlverfahren vergeben. Dass Atelierhaus hat das Ziel, Kulturschaffende verschiedener Sparten an einem zentralen Ort zu vernetzen. Durch seine Grösse und zentrale Lage in der Stadt ist es schweizweit das einzige seiner Art. Neben den Arbeitsräumen befinden sich im Progr Ausstellungsräume (Unter anderem der Ausstellungspavillon LOGE der Berner Stadtgalerie sowie eine eigenständig bespielte Ausstellungszone), eine Bar, und Konzertveranstaltungsort, ein Auditorium, eine Bühne sowie eine Gastwohnung. Der PROGR ist Partner der Pro Helvetia zusammen und Teil internationaler Austauschprogramme für Kulturschaffende und Kuratoren. Zudem nimmt der PROGR Förderaufgaben im Bereich der zeitgenössischen Künste wahr.

Turnhalle PROGR.jpg

Als Teil des PROGR ist die zur Bar umgebaute Turnhalle (Café-Bar Turnhalle) eine Lokation regelmäßiger, kultureller Veranstaltungen für ein zumeist junges und alternatives Publikum. In der zum größten Teil im Originalzustand belassenen Halle finden neben Konzerten auch Fotoausstellungen aus dem In- und Ausland statt. Außerdem werden dort das Theaterfestival Aua, wir leben, das Internationale Kurzfilmfestival shnit und das Openair Kino des Kino Kunstmuseum veranstaltet und ist Ausstellungsort der Museumsnacht. Die Café-Bar Turnhalle ist mit ihrem Kulturprogramm überregional bekannt und stark von einem kulturell interessierten Publikum frequentiert.

Umnutzungsplan als Gesundheitszentrum

Mit dem Ablaufen der befristeten Zwischennutzung im Juli 2009 sollte das Gebäude aus dem städtischen Besitz an einen privaten Investor verkauft und als Gesundheitszentrum neu genutzt werden. Aus einem städtisch ausgeschrieben Architekturwettbewerb für Teams von Planern und Investoren ging als Siegerprojekt der Vorschlag «Doppelpunkt» hervor, der eine gemischte Nutzung des Gebäudes vorwiegend für Arztpraxen, Therapieräume und Aus- und Weiterbildungsangebote plant [1]. Darüber hinaus sieht das Projekt vor, den bestehenden Barbetrieb im Progr in das Gesundheitszentrum zu integrieren. Der Wettbewerb sowie das daraus hervorgehende Siegerprojekt haben in Bern politische Debatten rund um den Stellenwert der Kultur im Stadtzentrum ausgelöst. Die Frage nach der langfristigen Nutzung des alten Progymnasiums ist mit Zielkonflikten zwischen kommerzieller und kultureller Nutzung bei der gleichzeitigen Wahrung denkmalpflegerischer Anliegen verbunden.

Berner Stimmbürger entscheiden für die Künstlerinitiative

Am 17. Mai 2009 haben die Stimmberechtigten der Stadt Bern entschieden, dass das Gebäude auch in Zukunft ein Kulturzentrum bleiben soll. In getrennten Vorlagen standen beide Projekte zur Abstimmung, wobei das Projekt Doppelpunkt der Zürcher Investorengruppe Allreal rund 45 Prozent Ja-Stimmen und das Projekt der „Künstlerinitiative Pro PROGR“ rund 66 Prozent Ja-Stimmen erhielten. In der Stichfrage, die relevant geworden wäre, falls beide Alternativen angenommen worden wären, fiel die Entscheidung mit rund 64% zu 36% für das Projekt „Pro PROGR“ aus.[2] Das Gebäude wird nun der Künstlerinitiative für 2,4 Millionen Franken spätestens zum 1. Januar 2010 von der Stadt Bern verkauft.[3]

Einzelnachweise

  1. http://www.derbund.ch/artikel_516570.html
  2. Abstimmungsresultate vom 17. Mai 2009
  3. Abstimmungsvorlage vom 17. Mai 2009

Weblinks


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