August von Nathusius

August von Nathusius
August Engelhard von Nathusius, Zeichnung um 1935

August Engelhard von Nathusius (* 22. September 1818 in Althaldensleben; † 9. September 1884 in Meyendorf) war ein deutscher Gutsbesitzer und Züchter.

Nathusius wurde als fünftes von acht Kindern des Industriellen und Großgrundbesitzers Johann Gottlob Nathusius und seiner Frau Johanne, geb. Engelhard auf dem väterlichen Gutsbesitz, dem säkularisierten Kloster in Althaldensleben geboren. Seine Vorfahren väterlicherseits lebten in der Ober- und Niederlausitz. Seine Großmutter mütterlicherseits war die Dichterin Philippine Engelhard, geb Gatterer. Nathusius wurde von Hauslehrern unterrichtet. Bereits mit 15 Jahren hatte er ersten Leitungsaufgaben (Rechnungsprüfer) in der familieneigenen Obstweinkellerei in Althaldensleben nachzukommen.

Inhaltsverzeichnis

Wirken auf dem Klostergut Meyendorf

Nach dem Tode von Johann Gottlob Nathusius übernahm sein Sohn August 1835 das ebenfalls 1810 säkularisierte Klostergut Meyendorf (vormals ein Besitz des Zisterzienser-Ordens) sowie das Gut Gehringsdorf (mit seinem 1709-1733 erbauten Herrenhaus) - ein Vorwerk des Klostergutes. Den Gehringsdorfer Hof verkaufte Nathusius allerdings bereits 1850 an den Halberstädter Amtmann Erich Crone. Meyendorf und Gehringsdorf hatte sein Vater 1830 von Peter August Coqui (1773-1856), dem Begründer der Korporation der Magdeburger Kaufmannschaft, eines Vorläufers der späteren Industrie- und Handelskammer, erworben. Coqui war der Sohn des Magdeburger Kaufmanns und Bürgermeisters der Pfälzer Kolonie, Johann Kaspar Coqui (1747-1824), der die beiden Güter 1812 erworben hatte[1]. Das 834 Hektar große Klostergut fiel nach dem Tode August von Nathusius' an seinen Sohn Richard von Nathusius (1857-1924), der es selber nie bewirtschaftete, sondern an die Saatzuchtgesellschaft Rabbethge und Giesecke verpachtete. Nach dessen Tode entstand eine Nathusius'sche Erbengemeinschaft als Nutzniesserin des weiterhin verpachteten Gutes. 1945 wurde der Besitz im Zuge der Bodenreform enteignet.

Nach der Übernahme 1835 entwickelte August von Nathusius das Klostergut schnell zu einem modern geführten Gutsbetrieb. Er vollendete die noch von seinem Vater begonnene Anlage eines großen Landschaftsparks. Dieser Park ist heute denkmal- und naturgeschützt. Er verbindet Meyendorf mit der Ortschaft Remkersleben, zu der Meyendorf (als Ortsteil) heute gehört. Der Park wie auch eine große Bilder-Sammlung zogen viele gelehrte Besucher an, so auch den Dichter Hoffmann von Fallersleben, der hier mehrfach Unterkunft und Asyl auf seiner mehrjährigen Flucht durch Deutschland fand. Bei einem dieser Besuche (1846) überliess Fallersleben dem Hausherrn seine Sammlung von teilweise wertvollen Bildnissen deutscher Dichter[2].

1846 initiierte Nathusius die Gründung des landwirtschaftlichen Vereins im benachbarten Seehausen. Dort nahm er viele Jahre lang leitende Funktionen wahr. Ebenso engagierte er sich lange in der Ritterschaftlichen Feuersocietät des Fürstentums Halberstadt. 1865 gründet er in Meyendorf eine Gutsbrauerei, die noch von seinem Sohn Richard, unter Rittergutsbrauerei R. von Nathusius firmierend, fortgeführt wurde.

1852 begann er mit der Zucht von Rindern und Pferden. In der Rindviehzucht konnte er wesentliche Erfolge mit Shorthorn-Holländer-Kreuzungen erzielen. Auch in der Zucht von schweren Schrittpferden war er erfolgreich. Für die seit 1853 gezüchteten Percheron-Pferde (Kaltbüter) erhielt er mehrfach Auszeichnungen - auf nationalen wie internationalen landwirtschaftlichen Ausstellungen. 1861 wurde er anlässlich der Krönung Wilhelms I. wegen seiner Verdienste um Landwirtschaft und Tierzucht geadelt.[3].

1855 wurde dem vormaligen Klostergut Meyendorf der Status eines „Ritterguts" zuerkannt und damit dem Besitzer als Mitglied des Provinziallandtages der preußischen Provinz Sachsen, der abwechselnd in Magdeburg und Merseburg tagte, die Landtagsfähigkeit zugesprochen - eine Funktion, die Nathusius in den folgenden Jahren mehrfach ausübte[4]. Er wurde im Park des Meyendorfer Schloßes beigesetzt.

Familienbildnis: August Engelhard von Nathusius mit seiner Frau Johanne und Tochter Luise, links Johanne Philippine Nathusius, Gemälde von Rudolf Elster (1820-1872)

Familie

Am 6. September 1841 heiratete Nathusius in erster Ehe die im Alter von 42 Jahren verstorbene Johanne Engelhard (1817-1859), Tochter des Obergerichtsdirektors in Kassel, Wilhelm Gotthelf Engelhard (1785-1848) und der Karoline, geb. Heym (1795-1821) [5]. Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor. Nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Nathusius im April 1861 Bertha Gloël (1823-1903), die Tochter des Pfarrers und Superintendenten Christian Simon David Gloël (1793-1879) und der Albertine, geb. Rathmann (1795-1832). Aus dieser Verbindung stammten weitere zwei Kinder.

Nathusius hatte sechs Brüder, darunter Hermann von Nathusius (1809-1879), den Besitzer auf Schloss Hundisburg, Philipp von Nathusius (1815-1872), den Begründer der Neinstedter Anstalten, Wilhelm von Nathusius (1821-1899), einen Politiker und Wissenschaftler sowie Heinrich von Nathusius (1824-1890), Gutsbesitzer in Althaldensleben und ebenfalls Züchter.

Zu seiner jüngeren Schwester Johanne Nathusius (1828-1895) hatte er stets ein sehr enges Verhältnis und unterstützte sie finanziell wie auch als Berater bei der Gestaltung und Führung des von ihr gegründeten Elisabethstiftes in Neinstedt. Bis zu seinem Tode war er Vorstand der Elisabethstiftung[6].

Einzelnachweise

  1. gem. Jochen von Nathusius, Exkurs zur Geschichte von Gehringsdorf, o. V., 2009
  2. Fallersleben in seiner Autobiographie "Mein Leben", gefunden in: Detlef Gärtner, "Es dichtete für mich der ganze Park". Althaldensleben-Hundisburg. Im Spiegel der Literatur des 19. Jahrhunderts. Kultur-Landschaft Haldensleben-Hundisburg e.V., Haldensleben-Hundisburg, 1997 (S.78)
  3. Nathusius (1840, 1861), III Linie, August Engelhard v. Nathusius (preußischer Adelsstand Königsberg i. Pr., 18.10.1861), in: Genealogisches Handbuch des Adels (gen. "Gotha", Anm. d. Verf.), Band 57 der Gesamtreihe, Adelige Häuser B Band XI, C.A. Starke Verlag, Limburg a.d. Lahn, 1974 (S.314)
  4. Jochen von Nathusius, Geschichte von Meyendorf, Teil 2 von drei Teilen, Meschede, 2009 (S. 2)
  5. Wolfgang Ollrog (Bearbeitung), Johann Christoph Gatterer, der Begründer der wissenschaftlichen Genealogie. Eine Untersuchung der bisher bekannten Quellen und Veröffentlichungen über seine Herkunft, sein Leben und Werk sowie seine Nachkommen. Im Auftrag der Genealogisch-Heraldischen Gesellschaft mit dem Sitz in Göttingen, Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete mit Praktischer Forschungshilfe, 47. Jahrgang, Heft 81/82, Februar 1981, C. A. Starke Verlag (Hrsg.), Limburg/Lahn, 1981 (S. 43)
  6. Die Neue Deutsche Biographie, Band 18, Berlin, 1997 (S. 748) führt ihn sogar als Mitbegründer des Elisabethstiftes in Neinstedt

Veröffentlichungen

  • Noch einige Worte über den Erdäpfelbau, in: Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereins der Provinz Sachsen Nr. 15, 1858 (S. 58-60)
  • Die frühzeitige Ausbildung der Percherons schon im Mutterleibe, in: Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereins der Provinz Sachsen Nr. 21, 1864 (S. 8-11)
  • Fütterungsversuche mit Cocoskuchen, in: Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereins der Provinz Sachsen Nr. 28, 1871 (Seite 10)
  • Schutz gegen Kleeseide, in: Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereins der Provinz Sachsen Nr. 34, 1877 (S 70f)

Literatur

  • Eva Hoffmann-Aleith, Johanne, 1980
  • Hoffmann von Fallersleben, Mein Leben, Bd. 4, 1868 (S. 282f.)
  • Landwirthschaftliche Mittheilungen der Magdeburg-Neuhaldensleber Vereine, Nr. 10, 1852
  • Lilly von Nathusius, Johann Gottlob Nathusius (1760-1835) und seine Nachkommen sowie sein Neffe Moritz Nathusius mit seinen Nachkommen, Detmold, 1964 (S. 120ff)
  • Heinz Nowak, Die Nathusius' im 19. Jahrhundert – eine Bibliographie, Börde-Museum Ummendorf, o.J.
  • Heinz Nowak, August Engelhard von Nathusius, in: Magdeburger Biographisches Lexikon, Universität Magdeburg, Magdeburg
  • Traugott Pietsch, Die Neinstedter Anstalten, in: Die Provinz Sachsen, Band 2, 1902 (S. 213–220)
  • Seeboth, J., Geschichte von Ort und Kloster Meyendorf in mehreren Abschnitten dargestellt, ohne Quellen- und Literaturangaben, auszugsweise nach Kenntnisstand des Verfassers für die Zeit nach 1830

Weblinks


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