Propsteikirche Maria Himmelfahrt

Propsteikirche Maria Himmelfahrt

Der Dom Maria Himmelfahrt, auch bekannt als Pfarrkirche oder Propsteikirche Maria Himmelfahrt, ist die Stadtpfarrkirche von Bozen und seit 1964 auch Bischofskirche der neugeschaffenen Diözese Bozen-Brixen. Das Domkapitel ist weiterhin in Brixen, der Bischof aber wohnt in Bozen; Maria Himmelfahrt wurde daher zur Konkathedrale erhoben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dom von Bozen

Die erste Pfarrkirche Maria Himmelfahrt von Bozen wurde 1180 geweiht und war im romanischen Stil errichtet.[1] Der Legende nach hat ein Bozner Fuhrmann an dieser Stelle ein wundersames Gnadenbild der Muttergottes gefunden. Diese Liebe Frau vom Moos soll im Sumpfland des Eisacks gelegen sein. der damals wesentlich näher am heutigen Dom lag. Diese Statue, die aus dem 12. Jahrhundert stammt, befindet sich heute in der der barocken Gnadenkapelle östlich, hinter dem Hochaltar der Kirche. Historisch wurde die mittelalterliche Kirche auf den Resten einer frühchristlichen Kirche aus dem 6. Jahrhundert errichtet.[2]

1195 der 1181 erstmals erwähnte Priester von Bozen Rudolf als Pfarrer (Pleban) von Bozen bezeichnet, wann in der Zeit dazwischen die Marienkirche zur Pfarrkirche erhoben wurde, ist auf Grund der spärlichen Quellenlage nicht klar.[3]

Hundert Jahre später wurde mit dem Neubau der Kirche im gotischen Stil begonnen. Dieser Neubau wurde 1517 mit der Errichtung des spätgotischen Turms abgeschlossen. Aus derselben Zeit stammt die spätgotische Kanzel aus Sandstein, die bei den Bombenangriffen der Alliierten 1943 teilweise zerstört und 1949 wieder aufgebaut.[4]

1717 wurde auf Anregung von Fürstbischof Johann Michael von Spaur ein Stiftskapitel errichtet, das seit 1723 von einem infulierten Propst geleitet wurde (Er trug bei feierlichen Anlässen Infel, Ring und Stab eines Abtes). Der letzte (infulierte) Propst von Bozen war Monsignore Josef Kalser, sein bekanntester Kanonikus war Michael Gamper. Das Kollegiatskapitel wurde 1951 das letzte Mal aufgestockt. Der 1967 ernannte Dekan und Pfarrer von Bozen Josef Rier (bis 1989) wurde in den 1980er Jahren zum Ehrenkanonikus ernannt.[5] Die Pfarrkirche und die nahegelegene Nikolauskirche wurde 1943 von alliierten Bomben zerstört, während von der Nikolauskirche nur mehr die Grundmauern bestehen, wurde die Pfarrkirche wieder errichtet. Im heutigen Dom sind freilich viele Fresken, die Farbfenster und das Altarbild verloren gegangen.

Bei den Wiederaufbauarbeiten ist man auch auf die Reste der bereits genannten frühchristlichen Kirche gestoßen.

Der Kirchturm hatte die Bombenangriffe schadlos überstanden, musste aber ab Mitte der 1970er restauriert werden. Die Arbeiten kosteten mehr als 1,03 Mio Euro und wurden 1986 abgeschlossen[6].

Ausstattung der Kirche

Die Stadtpfarrkirche wurde von den Bürgern der Stadt bezahlt und gehört daher zu den Kirchen mit den meisten Sitzplätzen im Alpenraum.

Neben dem bereits beschriebenen Glockenturm und der Kanzel befinden sich in der Pfarrkirche zwei Orgeln, eine Pietà und verschiedene Seitenaltäre und Fresken, die den Zerstörungen des zweiten Weltkrieges entgangen sind.

Die beiden Orgeln stammen beide aus der Hand der Orgelbaufirma Metzler (Dietikon/CH). Die Hauptorgel mit 41 Registern wurde 1964, die Chororgel mit 17 Registern 1997 errichtet.

Im Dom befindet sich auch unweit des Altars die Grabplatte Wilhelms III. von Henneberg-Schleusingen. Dieser verstarb 1480 in Salurn, als er sich auf dem Rückweg seiner Romfahrt befand. Sein Leichnam wurde bis zu seiner Überführung in die Grablege des Grafengeschlechtes in Kloster Veßra im Jahr 1482 hier beigesetzt. Das Bozener Epitaph wurde 1490 von dem Bildhauer Erasmus Forster in Gardolo bei Trient angefertigt und 1495/96 in der Kirche aufgestellt.

Im Dom von Bozen wird das historische Herz-Jesu-Bild von Johann Josef Karl Henrici aufbewahrt, das seit 1795 besonders verehrt wird und 1796 die Tiroler Landstände zum Herz-Jesu-Gelöbnis animierte. Heute wird eine Kopie des Bildes bei der jährlichen Herz-Jesu-Prozession durch die Stadt getragen[7].

Neben verschiedenen mittelalterlichen Reliquien werden in der Kirche die Reliquien der Bozner Seligen Heinrich von Bozen und Johann Nepomuk von Tschiderer aufbewahrt.

Der Altarraum wurde in den 1970er Jahren vergrößert, um besser auf die neuen Aufgaben als Bischofskirche abgestimmt zu werden. Außerdem wurde 1977 von Anton Oberhöller ein Volksaltar aus mehreren leicht rosgefärbten Marmorblöcken errichtet. Dieser Altar wurde anfangs stark kritisiert; spätestens seit dem Abschluss der Umbauarbeiten mit den auf den Altar angepassten Ambo, Priestersitzen und der Cathedra 1992 sind diese Kritiken aber verschwunden. Bei der Weihe des Altars, 1992 wurde eine Reliquie des Heiligen Vigilius von Trient in den Altar eingelassen[8].

Für einen Großteil des Domschatzes, bestehend zahlreichen Kelchen, Monstranzen und Messgewändern wird zur Zeit (2007) ein Ausstellungsraum (Dommuseum) im Erdgeschoss der Propstei errichtet[9].

Aktuelles

Bis 31. August 2007 war Kanonikus Johannes Noisternigg Pfarrer von Maria Himmelfahrt und Dekan des Dekanats Bozen I.[10] Noisternigg war seit 1989 Pfarrer und Dekan von Bozen und ist seit 2005 auch Zentralpräses des Südtiroler Kolpingwerks[11].

Seit 1. September 2007 ist Mag. Bernhard Holzer Pfarrer und Dekan von Bozen.[12] Holzer war vorher Seelsorgeamtsleiter der deutschsprachigen Seelsorger Diözese Bozen-Brixen.

Einzelnachweise und Weblinks

  1. Stadt Bozen – Dom, Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“
  2. Bruno Mahlknecht, Bozen durch die Jahrhunderte, Band 3, Bozen (Athesia) 2006, S. 44-47; ISBN 88-6011-027-0
  3. Hannes Obermair, Kirche und Stadtentwicklung. Die Pfarrkirche Bozen im Hochmittelalter (11.-13. Jahrhundert); in: Der Schlern, 69. Jahrgang (1995) - Heft 8/9, die Dompfarre Bozen im Wandel der Zeiten, S. 449-474 (hier besonders 449ff)
  4. Bruno Mahlknecht, Bozen durch die Jahrhunderte, Band 2, Bozen (Athesia) 2006, S. 52-62; ISBN 88-6011-021-1
  5. Bruno Mahlknecht, Bozen durch die Jahrhunderte, Band 1, Bozen (Athesia) 2006, S. 87-98; ISBN 88-6011-020-3
  6. Josef Gelmi, Die kirchliche Präsenz in Bozen von 1900 bis heute; in: Der Schlern, 69. Jahrgang (1995) - Heft 8/9, die Dompfarre Bozen im Wandel der Zeiten, S. 506-527 (hier besonders 519)
  7. Martin Senoner, Die Bedeutung der Herz-Jesu-Verehrung in der Pastoral der Kirche Südtirols, Brixen 1996 (Diplomarbeit), S. 40 -45
  8. Josef Gelmi, die kirchliche Präsenz in Bozen von 1900 bis heute; in: Der Schlern, 69. Jahrgang (1995) - Heft 8/9, die Dompfarre Bozen im Wandel der Zeiten, S. 506-527 (hier besonders 518f)
  9. Ein Inventar des Domschatzes gibt: Leo Andergassen, Der Bozner Domschatz; in: Der Schlern, 69. Jahrgang (1995) - Heft 8/9, die Dompfarre Bozen im Wandel der Zeiten, S. 540-561
  10. Nachricht vom 22.01.2007 auf www.nachrichten.it
  11. Kolpingwerk
  12. Nachricht vom 7.03.2007 auf www.nachrichten.it

46.49763888888911.3538722222227Koordinaten: 46° 29′ 52″ N, 11° 21′ 14″ O


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