- Opava
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Opava Basisdaten Staat: Tschechien Region: Moravskoslezský kraj Bezirk: Opava Fläche: 9059 ha Geographische Lage: 49° 56′ N, 17° 54′ O49.93805555555617.904444444444257Koordinaten: 49° 56′ 17″ N, 17° 54′ 16″ O Höhe: 257 m n.m. Einwohner: 58.274 (1. Jan. 2011) [1] Postleitzahl: 746 01 Struktur Status: Statutarstadt Ortsteile: 15 Verwaltung Bürgermeister: Zdeněk Jirásek (Stand: 2011) Adresse: Horní nám. 69
746 01 OpavaGemeindenummer: 505927 Website: www.opava-city.cz Opava ( Aussprache?/i; deutsch Troppau) ist die wichtigste Stadt in Mährisch-Schlesien, Tschechien.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Troppau liegt 247 Meter über dem Meer in der Troppauer Bucht (Leobschützer Lösshügelland, tschechisch Opavská pahorkatina) am rechten Ufer der Oppa, welche unterhalb der Stadt die Mohra aufnimmt, nahe der Grenze zum nunmehr polnischen Teil Schlesiens.
- Stadtteile
tschechischer Name deutscher Name polnischer Name Držkovice Dirschkowitz (seit 1938: Dirschkenhof) Dzierżkowice (Dyrzkowice) Jaktař Jaktar Jaktarz, Jaktar Jarkovice Jarkowitz Jarkowice Kateřinky Katharein Katerzynki Komárov Komorau Komarów Kylešovice (1890: Kýlešovice) Gilschwitz Kileszowice Malé Hoštice Klein Hoschütz Goszczyce Małe (Małe Hoszyce) Milostovice (1869-1880: Milhostovice) Milostowitz Miłostowice Opava Troppau Opawa (1880: Tropawa) Palhanec Palhanetz Palhaniec Podvihov Podwihof Podwihów Pusté Jakartice Wüst Jakartitz und Klingebeutel Puste Jakarcice Suché Lazce Sucholasetz Suchie Łazce Vávrovice Wawrowitz Wawrowice Vlaštovičky (1869: Vlaštovički) Wlastowitz Własztowiczki (Włastowice) Zlatníky (1869: Zlatniky) Slatnik Złotniki Geschichte
Mittelalter
Im 12. Jahrhundert kreuzte nördlich der Burg Grätz eine mährisch-polnische Handelsstraße den Fluss Oppa. An dieser für Ansiedlungen günstigen Stelle ließen sich zum Ende des Jahrhunderts vom Piastenherzog Heinrich I. ins Land gerufene deutsche Auswanderer nieder. Erstmals wird die Siedlung 1195 unter der Bezeichnung „Opavia“ erwähnt.
Durch Handel und Handwerk, insbesondere Tuchmacherei, wurde der Ort schnell zum Zentrum der „Terra Opavia“, sodass er schon 1224 durch den böhmischen König Ottokar I. das Magdeburger Stadtrecht erhielt und zur Königsstadt ernannt wurde. Neben der zahlenmäßig größten deutschen Bevölkerungsgruppe lebten auch Tschechen und Juden in der Stadt. Der zu dieser Zeit hier ansässige Deutsche Orden errichtete die Stadtkirche St. Marien. Neben dem Ritterorden ließen sich auch die Johanniter, Franziskaner und Dominikaner nieder.
1241 überfielen Mongolen die Stadt und richteten großen Schaden an. 1284 erhielt Opava das Stapelrecht, mit dem die durchziehenden Händler gezwungen wurden, ihre Waren in der Stadt anzubieten. 1318 wurde der Herzogshof des 1269 mit Herzog Nikolaus I. gegründeten Herzogtums Troppau von Grätz nach Troppau verlegt. 1325 erfolgte die Verleihung der Blutgerichtsbarkeit. Herzog Premek errichtete um 1400 eine Burg, die zunächst als Festung diente, später zu einem Schloss umgebaut und nach dem Verfall 1891 abgerissen wurde.
Neuzeit
Im 15. und 16. Jahrhundert wechselten die Herrschaftsverhältnisse in schneller Folge. 1460 erwarb die böhmische Familie Podiebrad die Stadt, überließ sie jedoch schon 1485 durch Tausch an den ungarischen König Matthias Corvinus, dessen Nachfolge 1490 sein Sohn Johann antrat. Zwischen 1501 und 1511 war Sigismund I. von Polen Stadtherr.
Spätestens mit der Übernahme des Herzogtums Troppau durch die Habsburger, 1526, setzte sich der deutsche Ortsname Troppau für die nächsten Jahrhunderte durch. Seit 1613 führt der jeweilige regierende Fürst von Liechtenstein auch den Titel Herzog von Troppau, der heute nur mehr historische Bedeutung hat.
Mit den benachbarten Herzogtümern zählte Troppau nach dem Aussterben der Piasten ab 1675 zu Schlesien, das als Land der Böhmischen Krone von Habsburg regiert wurde. Als nach der Niederlage Österreichs im Siebenjährigen Krieg der größte Teil Schlesiens an Preußen verloren ging, blieben nur noch die Troppauer und Teschener Landesteile bei Österreich.
Vom 20. Oktober bis 20. Dezember 1820 trafen sich in Troppau die Herrscher Österreichs, Preußens und Russlands zum so genannten Troppauer Fürstenkongress, der aus Anlass des bürgerlichen Aufstandes von Neapel abgehalten wurde. Nach dem Bau der 1845 eröffneten Kaiser-Ferdinands-Nordbahn Wien–Krakau fand Troppau durch die 1847 eröffnete Anschlussstrecke Schönbrunn (heute Ostrava-Svinov)–Troppau–Ziegenhals früh Anschluss an das Eisenbahnnetz. (Um 1900 war die Fahrt nach Wien in fünf bis sieben Stunden zu bewältigen; es wurden direkte Kurswagen Wien–Troppau geführt.) Durch den Bau weiterer Strecken von Troppau nach Bennisch und ins benachbarte Preußisch-Schlesien bildete sich ein Bahnknotenpunkt. Das hatte besonders positiven Einfluss auf die industrielle Entwicklung, und so siedelten sich Ziegeleien, eine Zuckerraffinerie und mehrere Textilfabriken an.
Nach der Einführung der österreichischen Verfassung von 1849 wurde Troppau die Hauptstadt des Kronlandes Schlesien, offiziell auch Herzogtum Ober- und Niederschlesien.
Neben Landesregierung und Schlesischem Landtag, Finanzdirektion und Landesgericht beherbergte Troppau zum Ende des 19. Jahrhunderts Handels- und Gewerbekammer, deutsches und tschechisches Gymnasium, Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, öffentliche Bibliothek (über 35.000 Bände), Landeskrankenhaus, Landesirrenanstalt und etliche andere öffentliche Einrichtungen. Die Zahl der Einwohner stieg bis 1890 auf 22.867 an (darunter 2423 Tschechen und 377 Polen).[2]
Mit der Gründung der Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt 1918 / 1919 tschechisch; der Anspruch Deutschösterreichs auf Österreichisch-Schlesien konnte nicht realisiert werden. Troppau blieb bis 1928 Verwaltungssitz von Böhmisch-Schlesien, dann wurde das Gebiet mit Mähren vereinigt.
Mit dem Münchner Abkommen kam die Stadt im Oktober 1938 unter deutsche Verwaltung, und es wurde der Stadtkreis Troppau gebildet. Am 1. April 1939 wurde Troppau Sitz des gleichnamigen Regierungsbezirkes im Reichsgau Sudetenland. Am 1. Mai 1939 wurden die benachbarten Gemeinden Gilschwitz, Jaktar und Katharein eingemeindet. Dadurch erhöhte sich die Einwohnerzahl auf 45.740.
Nachdem sowjetische Truppen 1945 die Stadt erobert hatten, wurde Troppau wieder in die Tschechoslowakei eingegliedert. Die deutschen Bewohner wurden aufgrund der Beneš-Dekrete vertrieben.
Bürgermeister
- 1892 bis 1908 Emil Rochowanski, Rechtsanwalt
- 1908 bis 1919 Walther Kudlich, Rechtsanwalt
- 1919 bis 1920 Alfred Wessely, Statthalterbeirat
- 1920 bis 1932 Ernst Franz, Lehrer
- 1932 bis 1938 Ernst Just, Rechtsanwalt
- 1938 bis 1943 Reinhart Kudlich, Rechtsanwalt (NS-Diktatur)
- 1943 bis 1945 Gerhard Stellwag von Carion, Magistratsrat (NS-Diktatur)
- 2006 bis 2xxx Zbyněk Stanjura
Wirtschaft und Infrastruktur
In der Gegenwart bekommt Opava wieder den Status eines wichtigen Geschäfts- und Kulturzentrums. Es ist der Sitz einer Reihe von wissenschaftlichen und kulturellen Institutionen, die überregionale Bedeutung haben, wie z. B. des Schlesischen Landesmuseums. Bis 1993 war ein Teil der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Troppau angesiedelt. Auch das Bankfach ist hier weitläufig vertreten.
Die Stadt Opava gehört zum Industrieballungszentrum von Ostrau und stellt vor allem Bergbauausrüstungen her. Außerdem befindet sich hier eine der größten Zuckerfabriken Tschechiens, die zur österreichischen Agrana-Gruppe gehört.
Vor dem Krieg war der Spirituosenhersteller E. Lichtwitz & Co. besonders bedeutend.
Opavia ist ein aus Opava stammender Hersteller von Süßigkeiten.
Sehenswürdigkeiten
- Propsteikirche Mariä Himmelfahrt: gotische Konkathedrale des Bistums Ostrau-Troppau aus dem 14. Jahrhundert, innen barockisiert
- Heiliggeistkirche: aus dem 15. Jahrhundert, spätgotisch
- St.-Adalbert-Kirche: 1675–1679 von den Jesuiten erbaut
- Hedwigskirche: erbaut nach Plänen von Leopold Bauer aus Jägerndorf
- Kaufmannshaus (bis 1580 Rathaus) mit 72 m hohem Turm[3]
- Stadttheater aus dem 19. Jh.
- Barockpalais: In der Stadt sind mehrere Barockpalais zu sehen, u. a. das Palais Blücher-Wahlstadt.
Sport
Der ortsansässige Eishockeyklub HC Slezan Opava spielte Ende der neunziger Jahre in der höchsten tschechischen Eishockeyliga, der Extraliga, stieg aber seitdem bis in die dritte Spielklasse ab.
Der Fußballclub Slezský FC Opava (Schlesischer FC Troppau) spielt in zweithöchsten tschechischen Fußballliga Druhá fotbalová liga.
Der Basketballclub BK Opava spielt in der höchsten tschechischen Basketballliga Mattoni NBL.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
In Troppau Geborene ungeachtet ihres Wirkungsorts, nach Geburtsjahr chronologisch gereiht.
- Martin von Troppau (tschechisch: Martin z Opavy) († 1287), Chronist
- Franz Emerich (1496–1560), Chirurg und Universitätsprofessor
- Amandus Polanus von Polansdorf (1561–1610), reformierter Theologe
- Joseph von Hohenzollern-Hechingen (1776–1836), Fürstbischof von Ermland
- Felix Fürst Lichnowsky (1814–1848), deutscher Politiker
- Adolf Kaufmann (1848-1916), Landschafts- und Marinemaler
- Johann Palisa (1848–1925), Astronom in Pola und Wien
- Anton Schlossar (1849–1942), Direktor der Universitätsbibliothek Graz und Schriftsteller
- Moritz von Auffenberg (1852–1928), k.u.k. General
- Ludwig Baumann (1853–1936), Architekt des k.u.k. Kriegsministeriums in Wien
- Joseph Maria Stowasser (1854–1910), Altphilologe; sein Lateinwörterbuch ist an österreichischen Gymnasien bis heute in Gebrauch
- Felix Woyrsch (1860–1944), Komponist
- Johann Paul Karplus (1866–1936), Arzt
- Petr Bezruč (1867–1958), Schriftsteller und Dichter
- Joseph Maria Olbrich (1867–1908), Architekt der Wiener Secession
- Lucie Weidt (1876–1940[4]), Opernsängerin
- Walther Freiherr von Holzhausen (1876–1935), Schachmeister
- Ernst Wolfgang Freißler (1884–1937), Schriftsteller und Journalist[5]
- Richard Assmann (*1887; † 1965 in Fürstenhagen, beerdigt in München), akademischer Maler[6]
- Otto Wenzelides (1887–1958), Heimatforscher
- Richard Wagner (1888–1941), Schriftsteller, Gewerkschaftler, Antifaschist
- Wanda Hanke (1893–1958), Ethnologin
- Alfred Jurzykowski (1899-1966), Manager und Kunstförderer
- Bruno Nowak (1901-1940), Schriftsteller unter dem Pseudonym Gottfried Rothacker
- Ilse Ester Hoffe (1906-2007), Sekretärin und Lebensgefährtin von Max Brod
- Franz Bardon (1909-1958), Hermetiker
- Joy Adamson (1910-1980), Naturforscherin, Malerin und Schriftstellerin
- Gerhard Gerlich (1911–1962), deutscher Politiker (CDU), MdL (Schleswig-Holstein)
- Fritz Kruspersky (1911–1996), Maler und Bühnenbildner
- Agi Prandhoff (* 1921), Schauspielerin und Synchronsprecherin
- Christel Peschke (* 1938), Theaterschauspielerin
- Gernot Rotter (1941-2010), deutscher Orientalist, Islamwissenschaftler, Publizist und Politiker
- Friedrich-Carl Wodarz (* 1942), deutscher Politiker (SPD)
- Gernot Bubenik (* 1942), bildender Künstler
- Boris Rösner (1951–2006), Schauspieler
- Eduard Janota (1952–2011), Ökonom und Finanzminister
- Bohdan Sláma (* 1967), Filmregisseur
- Martin Wihoda (* 1967), Historiker
- David Musial (* 1974), tschechisch-deutscher Eishockeyspieler
- Zdenek Pospech (* 1978), Fußballspieler
- Lukáš Magera (* 1983), Fußballspieler
- Radek Krestan (* 1983), deutsch-tschechischer Eishockeyspieler
- Martin Heider (* 1986), deutsch-tschechischer Eishockeyspieler
Andere Persönlichkeiten
(alphabetisch)
- Franz Ballner (1870-1963), besuchte das Gymnasium und lebte hier 1933 bis 1945 als Oberstarzt a.D. und a.o. Univ.-Professor a.D. (dienstverpflichtet 1939 bis 1945)
- Eduard Freiherr von Böhm-Ermolli (1856–1941), k.u.k. Feldmarschall und Heerführer im Ersten Weltkrieg, lebte und starb hier
- Antonín Boll (1721–1792), Philosoph und Jesuit, unterrichtete hier
- Faustin Ens (1782-1858), Gründer des Schlesischen Landesmuseums, Lehrer
- Albert Ferenz (1907–1994), Künstler und Restaurator, wirkte hier von 1936 bis 1942
- Aloys Fuchs (1799-1853), Musikforscher und Musikaliensammler, erhielt seine musikalische Ausbildung im Minoritenkloster in Troppau 1811 bis 1816
- Robert Hohlbaum (1886–1955), Träger der Troppauer Kulturehrengabe (1944)
- Georg von Kopp (1837–1914), Bischof von Fulda und Fürstbischof von Breslau, Mitglied des Schlesischen Landtages in Troppau, starb hier
- Hans Kudlich (1823–1917), Arzt und Politiker, bekannt als Bauernbefreier, besuchte das Gymnasium in Troppau
- Gregor Mendel (1822–1884), Naturforscher, besuchte das Gymnasium in Troppau
- Andreas Scultetus (um 1622/23–1647), spätmystischer Dichter, starb hier
- Kurt J. Siegel (1926-2010) , Landeskinderturnwart des Bayerischen Turnverbandes
Literatur
- Erasmus Kreuzinger: Chronik der alten und neuern Zeit Troppau's, oder Troppau und seine Merkwürdigkeiten. Ein Handbuch für Einheimische und Wegweiser für Fremde. Kreuzinger, Troppau 1862, Digitalisat.
Sonstiges
Städtepartnerschaften
- Stadt Roth bei Nürnberg, Deutschland
- Stadt Racibórz, Polen, seit 1991
- Stadt Liptovský Mikuláš, Slowakei
Patenschaft für Heimatvertriebene
Die Patenschaft für die Heimatvertriebenen aus Troppau hat am 22. Juni 1958 die Stadt Bamberg übernommen. Die dortige "Troppauer Heimatstube" wird betreut von der "Heimatkreisgemeinschaft Troppau e.V."
Einzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
- ↑ Meyers Konversations-Lexikon, 5. Auflage, 16. Band, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1897, S. 1054
- ↑ Meyer, a. a. O.
- ↑ isoldes-liebestod
- ↑ Literaturport.de
- ↑ Maler von z. B. Jäger mit erlegtem Bock und seinem Hund. in 1934, zuletzt im Handel 15. Januar 1997, Dorotheum Wien
Weblinks
Commons: Opava – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Internetseite der Stadt Opava
- Infozentrum (tschechisch)
- staraopava.cz Historische Fotos und Ansichtskarten (tschechisch)
- Opava nicht offizielle Internetseite mit vielen Bildern
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