Prostatasyndrom

Prostatasyndrom
Klassifikation nach ICD-10
N40 Prostatahyperplasie
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Als benigne Prostatahyperplasie (BPH), auch Prostataadenom oder benignes Prostatasyndrom (BPS) genannt, wird die gutartige Vergrößerung der Prostata durch Proliferation (Vermehrung) der ansonsten unauffälligen Zellen bezeichnet. Zu einer BPH kommt es gewöhnlich bei Männern im mittleren bis höheren Lebensalter. Es handelt sich um eine Hyperplasie der Prostatadrüsen und -stromaanteile, die zumeist von der sogenannten zentralen Zone ausgeht, welche die Harnröhre umgibt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Epidemiologie

Das Risiko einer klinisch bedeutsamen Erkrankung an BPH wird durch eine kombinierte Betrachtung von Symptomen, Harnstrahl und Prostatavolumen erfasst. Das Risiko beträgt 10–20 % in der Altersgruppe 50 bis 59 Lebensjahre und 25–35 % in der Altersgruppe von 60 bis 69 Jahre.[2] Mit ihrer hohen Inzidenz und Prävalenz gilt die BPH als Volkskrankheit.

Symptome

Im Gegensatz zum bösartigen Prostatakarzinom wird die BPH früh symptomatisch. Hierbei werden irritative (Schmerzen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen – also Symptome ähnlich einer Blasenentzündung) und obstruktive Beschwerden (erschwertes, lang andauerndes und durch Bauchpresse unterstütztes Wasserlassen) unterschieden. Durch die Behinderung der Blasenentleerung kann es schließlich bis zum lebensbedrohenden Rückstau in die Niere kommen.

Eine BPH kann zu sogenannten Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS) (Symptomen des unteren Harntraktes) führen. Der Terminus LUTS löst den früher gebräuchlichen Begriff „Prostatismus“ ab, da ähnliche oder gleiche Symptome auch aufgrund anderer Erkrankungen und bei Frauen auftreten können (Beispiele: Blasenstein, Ureterstein, Dranginkontinenz, Carcinoma in situ).

Vorbeugung

Bei der gutartigen Vergrößerung der Prostata scheint es sich um eine Erkrankung zu handeln, die nicht nur, wie oft vermutet, mit dem Alterungsprozess zusammenhängen könnte, sondern auch eng mit der Lebensweise zusammenzuhängen scheint. Vorbeugend ist daher zu empfehlen, auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche, kalorien- und fettmodifizierte Ernährung zu achten und ausreichend Wasser zu trinken. Eine solche Ernährung verhindert Übergewicht und fördert die regelmäßige Blasen- und Darmentleerung, drei wichtige Faktoren bei der Vorbeugung dieser Prostataerkrankung. Als Risikofaktor wird Alkohol angesehen. Als wichtige positive Einflussfaktoren sind überdies ausreichende Bewegung und regelmäßige sportliche Betätigung zu nennen. Letzteres fördert die Funktion der unterhalb der Prostata liegenden Beckenbodenmuskulatur. Damit wird die optimale Blutversorgung des Gewebes erreicht, wodurch die Wahrscheinlichkeit pathologischer Prozesse sinkt.

Verschiedene Studien lassen vermuten, dass bei regelmäßiger sexueller Aktivität eine geringere Wahrscheinlichkeit einer Prostatavergrößerung besteht. Ein direkter Zusammenhang ist bisher jedoch nicht nachgewiesen.

Es gibt allerdings eine signifikante Korrelation zwischen der Vergrößerung der Prostata und dem Alter. Die Prostata beginnt etwa ab dem 40. Lebensjahr bei den meisten Männern in unterschiedlichem Ausmaß zu wachsen. Je nach Wachstumsrichtung kann die BPH den Harnfluss entweder durch Einengung der Harnröhre behindern oder aber nach außen in die Harnblase hineinwachsen. Deshalb empfiehlt sich als flankierende Maßnahme der Vorbeugung die gesetzliche Vorsorgeuntersuchung (einmal im Jahr ab dem 45. Lebensjahr: empfohlen vom Bundesministerium für Gesundheit), um eine mögliche Vergrößerung der Prostata rechtzeitig zu erkennen.

Therapie

Medikamentöse Behandlung

Bei leichten Beschwerden wurden früher meist pflanzliche Mittel wie Phytosterole (Kürbiskern-Extrakte), Brennnesselwurzel-Extrakte, Opunzia-Kaktusblüte, Sägepalmen-Fruchtextrakte eingesetzt, die aber nicht mehr durch die gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden.

Mittel der Wahl sind α1-Blocker oder, ab einer Drüsengröße von 40g, 5α-Reduktase-Inhibitoren (Finasterid). Hilft die medikamentöse Behandlung nicht mehr, bleibt die Operation als Ausweg.[3]

Operation

Die übliche operative Maßnahme bei der Prostatahyperplasie ist die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P), bei der die Prostata durch die Harnröhre reseziert wird.[4] Außerdem kommt in schwereren Fällen wie etwa großvolumigen Prostataadenomen auch eine offene Operation in Frage. Im Rahmen der Suche nach schonenderen Verfahren treten Lasertherapien zunehmend in den Mittelpunkt.[5] sowie die Therapie mit dem RevoLix®-Dauerstrichlaser .

Laser-Verfahren

Seit über zwanzig Jahren gibt es Versuche, die Prostatahyperplasie mit verschiedenen Lasertypen auf schonendere Weise zu behandeln. Alle bisherigen Laser-Systeme hatten den Nachteil, dass sie zwar schonender waren, aber nicht so effektiv das gewucherte Prostatagewebe entfernen konnten, wie es die TUR-P vermag. Innovative Neuerungen auf diesem Gebiet bilden die Holmium-Laser-Enukleation (HOLEP) und die sogenannte KTP-Laser-Vaporisation der Prostata.

Die KTP-Laser-Vaporisation (Verdampfung) des überschüssigen, einengenden Prostatagewebes gelingt mit einem mittels KTP-Kristall frequenzverdoppelten Nd:YAG-Laser, der somit Licht einer Wellenlänge von 532 nm generiert. Diese Wellenlänge liegt im grünen, sichtbaren Bereich des Farbspektrums. Deswegen wird dieses Laserverfahren auch Greenlight PVP (Photoselektive Vaporisation der Prostata) genannt. Das Besondere an diesem Laser ist, dass seine Lichtpulse in der Lage sind, bei der Behandlung auf endoskopischem Wege Prostatagewebe annähernd blutungsfrei zu entfernen (verdampfen). Dieses Greenlight-Laser-Verfahren ermöglicht erstmals vergleichbar gute klinische Ergebnisse zu bewirken, wie es die TUR-P kann – allerdings mit deutlich geringeren Risiken und Komplikationen. Dadurch, dass es bei der Greenlight-PVP zu fast keinen Blutungen kommt, sinkt die Krankenhausverweildauer auf zwei bis vier Tage, die Arbeitsfähigkeit ist nach wenigen Tagen wiederhergestellt. Entwickelt wurde die KTP-Laservaporisation in der MAYO-Klinik, Rochester, USA, in welcher auch die Langzeitwirkung des Verfahrens nachgewiesen werden konnte. In Deutschland wird dieses Verfahren, das aufgrund der hohen notwendigen Investitionen fast nur in Kliniken durchgeführt werden kann, immer gebräuchlicher, Probleme treten allerdings in vielen Fällen noch bei der Kostenerstattung durch die Krankenkassen auf.

Ein weiteres Verfahren wird mit dem sogenannten Dauerstrichlaser (continuous wave, cw) durchgeführt, der eine Wellenlänge von 2 Mikrometern hat (2 Micron Continuous Wave-Laser). Diese Wellenlänge ist vergleichbar mit der des Holmium-Lasers. Die infrarote Strahlung des Dauerstrichlasers wird von dem Zellwasser in dem Gewebe sehr stark absorbiert. Die Strahlung dringt nur oberflächlich ein und wirkt nicht tiefer als 0,5 mm. Die absorbierte Laserenergie wird unmittelbar in Wärme umgewandelt, das Prostatagewebe wird präzise und kontrolliert verdampft wobei die Blutgefäße sicher verschlossen werden. Zurück bleibt eine nur 0,2 mm dünne Schicht verkochtes Gewebe. Darunter wird alles geschont.[6]

Die Anwendung des 2-Mikrometer-Dauerstrichlasers für die Behandlung der Prostatahyperplasie hat im Vergleich zum Standardverfahren TUR-P für den Patienten deutliche Vorteile. Erste klinische Studien belegen, dass das Dauerstrich-Laserverfahren (mit einem RevoLix®-Thulium:YAG-Laser) deutlich sicherer und effektiver in der Anwendung und vor allem schonender für den Patienten ist.[7]

Für die Lasertherapie gibt es keine langfristig-angelegte Studien, welche die Ergebnisse zwischen TURP und neueren Laserverfahren direkt und vergleichend (randomisiert) untersuchen. Ein weiterer Nachteil der verdampfenden Laserverfahren (KTP, Revolix) ist die fehlende Möglichkeit der histologischen Untersuchung des Prostatagewebes zur Diagnose eines Prostatakarzinoms.

Quellen

Literatur

  • M. Oelke: Leitlinien der Deutschen Urologen zur Therapie des benignen Prostatasyndroms (BPS) – Leitlinien der Deutschen Urologen, Der Urologe [A] 5 – 2003, S. 1–15

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Oelke, Matthias et al.: „Terminologie und Diagnostik des benignen Prostatasyndroms.“ Deutsches Ärzteblatt 2007; 104: S. 2261  Artikel
  2. www.urologielehrbuch.de http://www.urologielehrbuch.de/bph_benigne_prostatahyperplasie.html
  3. Michel, Martin C.: „Konservative Behandlung des benignen Prostatasyndroms.“ Deutsches Ärzteblatt 2007; 104: S. 2354  Artikel
  4. Höfner, Klaus et al.: „Operative Therapie des benignen Prostatasyndroms.“ Deutsches Ärzteblatt 2007; 104: S. 2424  Artikel
  5. Berges, Richard et al.: „Alternative, minimalinvasive Therapien beim benignen Prostatasyndrom.“ Deutsches Ärzteblatt 2007; 104: S. 2501  Artikel
  6. Bach T.: „RevoLix™ vaporesection of the prostate: Initial results after 54 patients with an one-year follow-up.“ World J. Urol 2007; 25: S. 257–262 Abstract
  7. Xia S.J., Zhuo J., Sun X.W., Han B.M., Shao Y., Zhang Y.N.: Thulium Lasers versus Standard Transurethral Resection of the Prostate: A Randomized Prospective Trial. European Urology, June 4, 2007.
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