Proteanisches Verhalten

Proteanisches Verhalten
Der Höllische Proteus (Illustration des Buches Der Höllische Proteus […] von Erasmus Finx)

Proteus (Πρωτεύς), der „Alte vom Meer“, ist ein früher Meeresgott der griechischen Mythologie.

Obwohl er eigentlich eine ältere Gottheit ist, wird Proteus manchmal als Sohn des Poseidon beschrieben. Er hütete die Robben und andere von Poseidons Meeresgeschöpfen. Er hatte die Gabe der Prophetie, war aber abgeneigt sein Wissen zu offenbaren. Deshalb war es schwer ihm eine Prophezeiung zu entlocken. Er versuchte den Fragen zu entkommen, indem er verschiedene Gestalten annahm. Das machte ihn zu einem Meister der Verwandlung, der jede beliebige Form annehmen konnte, selbst die des Wassers, des Feuers und wilder Tiere. Er hatte mehrere Wohnstätten, zu denen unter anderem auch die Inseln Karpathos und Pharos gehörten.

In der Odyssee wird Proteus als ein weiser, alter und wandlungsfähiger Meeresgott dargestellt, der auf der Insel Pharos als Robbenhüter lebt. Um ihm eine Weissagung zu entlocken, musste man ihn überlisten. Menelaos näherte sich ihm während der Rückkehr von Troja auf den Rat von Proteus' Tochter Eidothea hin als Robbe. So konnte er den schlafenden Proteus überwinden, fesseln und zum richtigen Heimweg befragen. Bei dem Versuch, sich dem Zugriff des Menelaos und seiner Gefährten zu entziehen, verwandelt sich Proteus nacheinander in verschiedene Wesen: einen Löwen, eine Schlange, einen Leoparden, einen Eber, sogar in Wasser und in einen Baum, und als diese Fluchtversuche erfolglos waren, schließlich wieder in seine alte Gestalt, die des weisen Meeresgreises. Apollons Sohn Aristaios überraschte ihn ebenfalls, als er zwischen seinen Robben lag und ließ sich erklären, durch welches Vergehen er die Nymphen und Orpheus beleidigt hatte, die daraufhin seine Bienen sterben ließen. Außerdem erfuhr er, wie er diese versöhnen konnte.

Eine von vielen Darstellungen des Proteus (hier: von Jörg Breu; 16. Jhd.)

Euripides erwähnt in seiner „Helena“ einen ehrbaren und rechtschaffenen ägyptischen König mit Namen Proteus. Er beschützt in Hermes' Auftrag die schöne Helena während des Trojanischen Krieges, Paris hatte nämlich nur ein Trugbild nach Troja entführt. Laut Herodot brachte Paris selbst Helena nach Ägypten. Dort wurde er von Proteus fortgejagt und Helena später ihrem Mann wiedergegeben.

Bekannt in der modernen Zeit des 19. Jahrhunderts wurde Proteus erst durch die Erwähnung in einer Passage von Büchners Woyzeck, die vom Autor aus dem Fragment gestrichen wurde. Zumindest gilt dieser letzte Satz wohl für seinen eigenen Autor, konnte man ja auch den mit Titelblatt oben rechts gedruckten Höllischen Proteus des 17. Jahrhunderts oder vielleicht auch folgende Erwähnung in Herders Aufsatz Über den Ursprung der Sprache kennen: „Menschen sollen überall auf der Erde wohnen, da jede Tiergattung bloß ihr Land und engere Sphäre haben: der Erdbewohner wird sichtbar. Und ist das, so wird auch seine Sprache Sprache der Erde. Eine neue in jeder neuen Welt, Nationalsprache in jeder Nation - ich kann alle vorige Bestimmungsursachen der Veränderung nicht wiederholen - die Sprache wird ein Proteus auf der runden Oberfläche der Erde.“ (2. Teil)


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