- Provinz Québec
-
Québec
QuebecWappen Flagge
(Details)
(Details)Wahlspruch: Je me souviens („Ich erinnere mich“) Lage Basisdaten Amtssprache Französisch Hauptstadt Québec Größte Stadt Montréal Fläche 1.542.056 km² (2.) Einwohner (2006) 7.546.131 (2.) Bevölkerungsdichte 5,6 Ew./km² BIP in CAD (2006) Gesamt: 285,158 Mia. (2.)
Pro Kopf: 37.278 (10.)Zeitzone UTC -5 ISO 3166-2 CA-QC Postalische Abkürzung QC Website www.gouv.qc.ca Politik Beitritt Konföderation 1. Juli 1867 Vizegouverneur Pierre Duchesne Premierminister Jean Charest (PLQ) Sitze im Unterhaus 75 Sitze im Senat 24 Québec [keˈbɛk] (engl. Quebec) ist die größte Provinz Kanadas und jene mit dem größten frankophonen Bevölkerungsanteil. Québec liegt im Osten Kanadas zwischen der Hudson Bay und der Grenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika entlang des Sankt-Lorenz-Stroms (frz. Fleuve Saint-Laurent).
Die Bevölkerung umfasst ca. 7,5 Millionen Einwohner, die Quebecer (frz. Québécois). Québec ist die einzige Region des nordamerikanischen Festlandes mit einer französischsprachigen Mehrheit. Obwohl in Kanada sowohl die englische Sprache als auch die französische Sprache Amtssprachen sind, ist die ausschließliche Amtssprache der Provinz Québec das Französische. Die Hauptstadt der Provinz heißt ebenfalls Québec; die größte Stadt ist Montréal. Erst 2006 wurden die Quebecer offiziell als „Nation in einem vereinten Kanada“ anerkannt.
Die quebecische Politik ist von einer permanenten Debatte um die Rolle der Frankophonie im mehrheitlich anglophonen Kanada geprägt, aus der viele Bemühungen um eine größere Souveränität Québecs hervorgehen, die unterschiedlichen Vorstellungen zufolge von erweiterten Kompetenzen über eine Assoziation mit Kanada bis hin zu einer vollständigen Sezession reichen kann. 1980 und 1995 hielt die Provinz Referenden über eine Unabhängigkeit ab, die jeweils knapp scheiterten.
Zur indigenen Bevölkerung Québecs zählen 39 anerkannte First Nations (Indianer) sowie Inuit, die sprachlich zu den Gruppen der Irokesen (wie etwa Mohawk, Wyandot), Algonkin (Cree, Mi'kmaq) und Inuktitut zählen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Québec liegt im Osten Kanadas und grenzt im Westen an die Provinz Ontario und die Hudson Bay, im Osten an die Provinzen Neufundland und Labrador und New Brunswick, im Süden an die Vereinigten Staaten (Bundesstaaten Maine, New Hampshire, Vermont, New York) sowie im Norden an Nunavut. Die Provinz ist sehr ausgedehnt (etwa dreimal so groß wie Frankreich) und gleichzeitig sehr dünn besiedelt. Höchster Punkt ist der Mont D'Iberville an der Grenze zu Neufundland und Labrador (1651 m).
Der Sankt-Lorenz-Strom, der die Provinz in großem Maße prägt, gehört als Ausfluss der Großen Seen zu den mächtigsten Flüssen der Welt. Im 17. und 18. Jahrhundert ermöglichte er den französischen Forschern und Siedlern einen leichten Zugang vom Atlantischen Ozean ins Landesinnere. Seit 1959 bildet er einen Teil des Sankt-Lorenz-Seewegs. Nordöstlich der Provinzhauptstadt Québec weitet sich der Fluss zum weltweit größten Ästuar aus und mündet schließlich in den Sankt-Lorenz-Golf. Die größte Insel in diesem Golf und größte Insel der Provinz ist Anticosti nördlich der Gaspésie-Halbinsel.
Die mit Abstand am dichtesten besiedelte Region ist das Sankt-Lorenz-Tiefland, das sich vom Südwesten entlang des Stroms in Richtung Nordosten über Montréal und Trois-Rivières bis zum Ballungsgebiet der Stadt Québec erstreckt. Die Landschaft ist flach und tief gelegen, mit Ausnahme einiger felsiger Hügel aus magmatischen Gestein bei Montréal, die als Montérégie-Hügel bezeichnet werden. Die jüngsten Sedimentablagerungen entstanden vor rund 14.000 Jahren, als am Ende der Würmeiszeit das seichte Champlainmeer aufgefüllt wurde. Die Kombination aus fruchtbarem Boden und dem mildesten Klima der Provinz machen das Tal zur landwirtschaftlich am meisten genutzten Region.
Mehr als vier Fünftel der Fläche Québecs liegen auf der Labrador-Halbinsel, der zum Kanadischen Schild gehört. Die Landschaft ist überwiegend unwirtlich und sehr dünn besiedelt, weist aber reiche Vorkommen an Bodenschätzen und große Wasserkraftressourcen auf. Der am nördlichsten gelegene Teil, die Region Nunavik auf der Ungava-Halbinsel, besteht aus arktischer Tundra. Weiter südlich schließt sich ein mehrere hundert Kilometer breiter Streifen mit borealem Nadelwald an. Die Begrenzung des Schilds bilden die Laurentinischen Berge, eine der ältesten Gebirgszüge der Welt. An der südöstlichen Grenze der Provinz erstrecken sich die Appalachen, die von Mischwäldern bedeckt sind.
Klima
Québec besitzt drei klimatische Hauptregionen. Der Süden und Westen mit den größten Ballungsgebieten wird von einem feuchten Kontinentalklima (Effektive Klimaklassifikation Dfb) mit warmen, feuchten Sommern und langen, kalten Wintern geprägt. Die bedeutendsten klimatischen Beeinflussungen kommen aus West- und Nordkanada sowie den südlichen und zentralen Vereinigten Staaten. In Folge des Einflusses von Sturmsystemen aus dem Herzen Nordamerikas und dem Atlantik fallen das ganze Jahr über reichliche Niederschläge. In den meisten Gebieten fällt pro Jahr mehr als 1.000 mm Niederschlag, davon 300 mm Schnee. Im Sommer sind extreme Wettersituationen wie Tornados und Gewitter weit weniger verbreitet als etwa im südlichen Ontario, treten aber auch hier gelegentlich auf.
Ein Großteil des zentralen Provinzgebietes hat ein subpolares Klima (Klasse Dfc). Die Winter sind hier lang und zählen zu den kältesten in Kanada, während die Sommer warm, aber aufgrund der hohen Breitenlage und des Einflusses arktischer Luftmassen nur kurz sind. Die Niederschlagsmenge ist außer auf den höheren Erhebungen etwas niedriger als im Süden.
Die nördlichen Regionen der Provinz haben ein Polarklima (Klasse ET) mit sehr kalten Wintern und kurzen, weitaus kühleren Sommern. Die wichtigsten klimatischen Einflüsse üben Strömungen des Arktischen Ozeans (wie z.B. der Labradorstrom) und kontinentale Luftmassen aus der Arktis aus.
Verwaltungsgliederung
→ Siehe auch: Verwaltungsgliederung Québecs, Liste der Gemeinden in Québec
Québec ist in 17 Verwaltungsregionen (frz. régions administratives) untergliedert. Diese wiederum setzen sich aus regionalen Grafschaftsgemeinden (municipalités régionales de comté, MRC) zusammen, die gewisse überregionale Verwaltungsaufgaben übernehmen. Dazu gehört die Erstellung eines Flächennutzungsplans, Wasserversorgung und Abfallwirtschaft. 14 kreisfreie Städte führen die Aufgaben der MRC selber aus. In den Ballungsgebieten Québec und Montréal gibt es als zusätzliche Ebene den Metropolverband (communauté métropolitaine, CM). Diese Gliederung ersetzt seit den 1980er Jahren die frühere Unterteilung in Grafschaften (comtés).
Die unterste Ebene der kommunalen Selbstverwaltung schließlich bilden die Gemeinden. Als Gemeindeformen gibt es in Québec die Stadt (ville), die Gemeinde (municipalité), das Dorf (village), den Sprengel (paroisse), die Kantonsgemeinde (canton) sowie die nordischen, Cree- und Naskapi-Dörfer (villages nordique, cri et naskapi).
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte Québecs und Geschichte der First Nations
Vorgeschichte und europäische Erforschung
Québec war ursprünglich das Siedlungsgebiet indigener Völker wie Inuit, Mohawks, Cree, Algonkin, Innu, Attikamek, Mi'kmaq, Wyandot, Abenaki, Maliseet und Naskapi. Während die meisten Völker im Kanadischen Schild und in den Appalachen ein nomadisches Leben als Jäger, Sammler und Fischer führten, waren die Sankt-Lorenz-Irokesen sesshaft und betrieben Landwirtschaft.
Baskische Walfänger und Fischer kamen ab etwa 1525 regelmäßig an die ostkanadische Küste und stießen bis zum Ästuar des Sankt-Lorenz-Stroms vor. Der erste europäische Entdecker, der ins Innere Québec gelangte, war der Franzose Jacques Cartier. Er erreichte 1534 Gaspé auf und befuhr im darauf folgenden Jahr den Strom. Pierre Chauvin gründete 1600 einen ersten Handelsposten in Tadoussac an der Mündung des Flusses Saguenay.
Neufrankreich
1608 gründete Samuel de Champlain die Stadt Québec, die zur Hauptstadt der Kolonie Neufrankreich ernannt wurde. Es bildeten sich Handelsbeziehungen und schließlich militärische Bündnisse mit den Algonkin und den Wyandot. Pelze wurden nach Frankreich exportiert, im Gegenzug erhielten die Indianer Metallwaren, Schusswaffen und Alkohol. Von der Stadt Québec aus erforschten Waldläufer (coureurs des bois) und katholische Missionare das Innere des nordamerikanischen Kontinents. Weitere Ansiedlungen wurden entlang des St. Lorenz-Stromes (Fleuve St. Laurent) noch im 17. Jahrhundert gegründet (Montréal 1648).
Der Name „Québec“, das in der Algonkin-Sprache „wo der Fluss sich verengt“ bedeutet, bezog sich ursprünglich auf das Gebiet um die Stadt Québec, wo der Sankt-Lorenz-Strom sich durch eine von steilen Felsen begrenzte Engstelle zwängt. Frühe Variationen der Schreibweise des Namens sind Québecq (1601) und Kébec (1609).[1][2]
1627 gewährte König Ludwig XIII. der Compagnie de la Nouvelle-France von das Monopol auf den Pelzhandel, führte ein halb-feudales Landvergabesystem (régime seigneurial) ein und verbot die Ansiedlung von Nichtkatholiken. Sulpizianer und Jesuiten gründeten Missionen, um die Algonkin und Wyandot zu bekehren. Da die Kolonialisierung unter der Leitung der Compagnie nur sehr schleppend vorankam, wurde Neufrankreich 1663 unter Ludwig XIV. eine königliche Kolonie. Im Verlaufe der nächsten hundert Jahre stieg die Zahl der französischen Siedler, die sich Canadiens nannten, um das Zwanzigfache auf etwa 60.000 an. Wegen der Weigerung der Krone, den Hugenotten die Ansiedlung zu erlauben, blieb die Bevölkerungszahl weit hinter jener der Dreizehn Kolonien zurück.
1753 begann Frankreich mit dem Bau von Forts im Ohiogebiet, um den Einfluss Großbritanniens zurückzudrängen. Im darauf folgenden Jahr begann mit einem Scharmützel beim Fort Duquesne in der Nähe des heutigen Pittsburgh der Franzosen- und Indianerkrieg, der einen Teilkonflikt des Siebenjährigen Krieges bildete. Auf Seiten der Franzosen kämpften die Wyandot, während sich die Briten mit den Irokesen verbündeten. 1759 wurden die Franzosen in der Schlacht auf der Abraham-Ebene besiegt. Durch den Pariser Frieden 1763 fiel Neufrankreich an Großbritannien. Mit der Königlichen Proklamation wurde die Kolonie im selben Jahr in Provinz Québec umbenannt.
Britische Herrschaft
Da die Assimilation der überwiegend französischsprachigen Bevölkerung gescheitert war, verabschiedete das britische Parlament 1774 den Quebec Act. Dieses Gesetz anerkannte das französische Rechtssystem, Religionsfreiheit sowie die französische Sprache und Kultur. Dadurch sollte verhindert werden, dass die Quebecer sich den aufständischen Dreizehn Kolonien anschlossen.
Allerdings verärgerte das Gesetz auch die Dreizehn Kolonien, da es die Grenzen Québecs ins Ohiogebiet und in das Illinois Country verschob. Es war eines jener Intolerable Acts, die zum Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs führten. 1775 konnte die Invasion Québecs zurückgeschlagen werden. Zehntausende von Loyalisten flohen in das heutige Kanada. Mit dem Frieden von Paris wurden die Gebiete südlich der Großen Seen an die Vereinigten Staaten abgetreten.
Um den geflohenen Loyalisten entgegenzukommen, verabschiedete das britische Parlament das Verfassungsgesetz von 1791, das die Provinz Québec in das französischsprachige Niederkanada und das englischsprachige Oberkanada teilte und beiden Kolonien ein gewähltes Parlament gewährte. Die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien entluden sich im Britisch-Amerikanischen Krieg, der von 1812 bis 1814 dauerte, letztlich aber ergebnislos endete.
Wie im benachbarten Oberkanada bildeten Louis-Joseph Papineau und Robert Nelson im Jahr 1837 eine Rebellenbewegung, deren Ziel es war, die britische Kolonialherrschaft zu beenden (→ Rebellionen von 1837). Die britische Armee war zunächst völlig unvorbereitet, konnte den Aufstand jedoch niederschlagen. Gestützt auf einen Bericht von Lord Lambton, der die Ursachen des Aufstands untersucht hatte, wurden Nieder- und Oberkanada 1840 zur Provinz Kanada vereinigt. 1848 erhielt diese das Recht zur Selbstverwaltung und die erste demokratisch gewählte Regierung.
Kanadische Provinz
In den 1860er Jahren begannen Delegierte verschiedener Kolonien in Britisch Nordamerika über eine Vereinigung zu verhandeln. Schließlich entstand am 1. Juli 1867 mit dem Inkrafttreten des British North America Act das Dominion Kanada und die bisherige Provinz Kanada wurde in die die Provinzen Ontario (das frühere Oberkanada) und Québec (das frühere Niederkanada) geteilt). Kanada als Ganzes war zwar mehrheitlich englischsprachig, doch in Québec bildeten die Frankophonen die Mehrheit.
1870 hatte die kanadische Bundesregierung Ruperts Land von der Hudson’s Bay Company erworben und die Nordwest-Territorien geschaffen. Während der nächsten Jahrzehnte trat die Bundesregierung große Teile dieser Territorien an bestehende Provinzen ab oder schuf neue Provinzen. In zwei Schritten konnte Québec seine Fläche um mehr als das Dreifache erweitern (siehe auch Territoriale Entwicklung Kanadas). Am 13. Juni 1898 erfolgte die erste Erweiterung bis zur Küste der James Bay. Ein zweites Gesetz schlug am 15. Mai 1912 den Ungava-Distrikt im Norden der Labrador-Halbinsel der Provinz zu. Am 11. März 1927 entschied das Justizkomitee des britischen Privy Councils in einem Grenzkonflikt zugunsten des damals eigenständigen Dominions Neufundland, woraufhin Québec einen Gebietsstreifen abtreten musste.
Hatte sich die Industrialisierung zunächst auf die Stadt Montréal beschränkt, so setzte diese ab dem späten 19. Jahrhundert auch in der übrigen Provinz ein. Damit einher ging eine rasche Urbanisierung der Provinz, verbunden mit einer hohen Geburtenrate. Vor allem im ländlichen Teil übte die Römisch-katholische Kirche einen großen Einfluss auf die Gesellschaft aus und dominierte das Erziehungswesen, während in den Städten eine kleine englischsprachige Elite das wirtschaftliche Geschehen kontrollierte. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts setzte auch in den ländlichen Regionen die Industrialisierung ein, die auf der Weiterverarbeitung der natürlichen Ressourcen basierte.
Zwei ideologische Strömungen waren vorherrschend: Auf der einen Seite waren die Liberalen, welche die Modernisierung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen forderten und im Wirtschaftswachstum und dem Ausbau des Bildungswesens die einzige Möglichkeit sahen, die Provinz in die Zukunft zu führen. Ihnen gegenüber standen konservative Nationalisten, die einen isolationistischen Kurs verfolgten, der auf den Werten des Katholizismus und des ländlichen Traditionalismus beruht.
Bis Ende der 1950er Jahre wandte sich die Union nationale mit Maurice Duplessis an der Spitze konsequent gegen Reformen. Als jedoch 1960 die Parti libéral du Québec von Jean Lesage an die Macht kam, setzte sie einen Reformkurs in Gange, der die Gesellschaft und das Staatswesen Québecs von Grund auf modernisierte und als Stille Revolution (révolution tranquille) bekannt wurde. Die Regierung drängte unter dem Schlagwort Maître chez nous („Herr im eigenen Haus“) den Einfluss der römisch-katholischen Kirche zurück. Darüber hinaus verstaatlichte sie Hydro-Québec, einen Energiekonzern, dessen Erschließung der örtlichen Energiereserven die „Grundlage für eine durchgreifende Industrialisierung“ legte.[3]
Separatismus
Die Stille Revolution brachte aber auch eine neue Art des Nationalismus hervor, der nicht mehr auf den traditionellen Werten beruhte. Es entstanden mehrere, zum Teil militante, separatistische Bewegungen. Die Front de libération du Québec (FLQ) verübte zwischen 1963 und 1970 mehr als 200 Bombenanschläge und Banküberfälle, mit dem Ziel, aus der Provinz einen marxistischen Staat zu machen. Die Terrorwelle gipfelte in der Oktoberkrise und der kurzzeitigen Verhängung des Ausnahmezustands durch die Bundesregierung.[4] In der Folge wurde die FLQ zerschlagen.
Hingegen versuchte die Parti Québécois von René Lévesque, Québec mit friedlichen Mitteln in die Unabhängigkeit zu führen. Ab 1976 bildete sie erstmals die Provinzregierung. Schon zwei Jahre zuvor war das Französische zur alleinigen Amtssprache erklärt worden, doch mit der 1977 erlassenen Charta der französischen Sprache wurde der Einfluss des Englischen auch im Alltag endgültig zurückgedrängt. Beim Québec-Referendum 1980 stimmten 59,6 % der Wähler nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Überlegungen gegen eine Loslösung vom kanadischen Staatenverband. Andererseits hat die Provinz nach wie vor nicht die von Pierre Trudeau initiierte Verfassung von 1982 ratifiziert.
Bemühungen der Bundesregierung, Québec mit dem Meech Lake Accord und dem Charlottetown Accord als „sich unterscheidende Gesellschaft“ anzuerkennen, scheiterten 1989 bzw. 1992. Die Parti Québécois gelangte 1994 wieder an die Macht und setzte ein zweites Unabhängigkeitsreferendum an. Das Québec-Referendum 1995 scheiterte äußerst knapp mit 50,58 % Nein gegen 49,42 % Ja. Später wurde publik, dass die Föderalisten neunmal mehr Geld für die Abstimmungskampagne ausgegeben hatten als die Separatisten, darunter auch Staatsgelder. Die Bundesregierung hatte durch eine erhöhte Anzahl an Einbürgerungen vor der Abstimmung ebenfalls Einfluss auf die Wahlen genommen.[5] 1998 legte der Oberste Gerichtshof Kanadas in seiner Entscheidung Reference re Secession of Quebec fest, dass eine Provinz sich nicht einseitig für unabhängig erklären könne.
Auf Initiative des konservativen Premierministers Stephen Harper erkannte das kanadische Unterhaus die Quebecer am 27. November 2006 als „Nation innerhalb eines geeinten Kanadas“ an. Allerdings betonte Harper, dass dies Kanadas Einheit nicht in Frage stelle.[6]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung [7] Jahr Einwohner Jahr Einwohner 1851 892.061 1931 2.874.255 1861 1.111.566 1941 3.331.882 1871 1.191.516 1951 4.055.681 1881 1.359.027 1961 5.259.211 1891 1.488.535 1971 6.027.765 1901 1.648.898 1981 6.438.403 1911 2.005.776 1991 6.895.963 1921 2.360.665 2001 7.237.479 Im Jahre 1605 zählte Québec 44.000 Einwohner. 1754, zwei Jahre vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, waren es erst 55.009 Einwohner. 1806 war jedoch bereits die Zahl von 250.000 erreicht.
Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer zählt heute zu den niedrigsten in Kanada. Mit 1,52 liegt sie weit unter der Reproduktionsziffer von 2,1. Dies steht im Gegensatz zu der Rate vor 1960, als sie zu den höchsten innerhalb aller Industriegesellschaften zählte. Trotz des Rückgangs der Fruchtbarkeit war die Geburtenziffer 2003 mit 9,8 ‰ immer noch höher als die Sterbeziffer mit 7,4 ‰. Die Lebenserwartung lag 2002 bei 76,3 Jahren für Männer und bei 81,9 Jahren für Frauen.
Bei der Volkszählung 2001 bezeichneten sich 68,7 % der Bevölkerung als „Kanadier“. 29,6 % waren französischer, 4,1 % irischer, 3,5 % italienischer, 3,1 % englischer und 2,2 % schottischer Abstammung (Mehrfachantworten möglich). Der Anteil der statistisch erfassten Ureinwohner ist gering (1,8 % First Nations, 0,3 % Métis, 0,1 % Inuit).[8] Allerdings verweigern zahlreiche Stämme aus politischen Gründen die Teilnahme an Volkszählungen, solange ihr Status rechtlich nicht endgültig geklärt ist.
Sprache
→ Siehe auch: Quebecer Französisch
Québec ist die einzige kanadische Provinz, deren alleinige Amtssprache Französisch ist. 79,0 % gaben bei der Volkszählung 2001 an, französischer Muttersprache zu sein. Der Anteil der englischen Muttersprachler betrug 7,7 %.[9] Allerdings gaben 40,8 % an, fließend zweisprachig (Französisch/ Englisch) zu sein.[10] Im Großraum Montréal ist der Anteil der französischen Muttersprachler mit 65 % merklich geringer als im Rest der Provinz. Die sogenannten „Allophonen“, deren Muttersprache weder Französisch noch Englisch ist, machen 11,9 % der Bevölkerung aus. Den größten Fremdsprachenanteil hat das Italienische mit 1,8 %, gefolgt von Arabisch (1,6 %) und Spanisch (1,5 %).[11]
Das gesprochene Französisch in Québec variiert diatopisch, diastratisch und diaphasisch, das heißt mit dem geographischen Ort, mit der sozialen Schicht und der Sprechsituation. Das Spektrum ist fließend zwischen internationalem Französisch (z.B. in den Medien) mit einigen lexikalischen Québecismen einerseits und für Fremde fast unverständlichen, stark durch andere Sprachen (v.a. Englisch) beeinflussten Dialekten („Joual“) andererseits. Die Umgangssprache liegt dazwischen, als ein in Aussprache und Vokabular stark gefärbtes Französisch.
Religion
Québec ist mit seinem hohen Anteil katholischer Christen einzigartig in Kanada. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in der Kolonie Neufrankreich anfangs nur Katholiken angesiedelt wurden, später auch auf die Einwanderung von Iren. Als Schutzpatron Québecs gilt Johannes der Täufer.
90,2 % der Bevölkerung bezeichneten sich bei der Volkszählung 2001 als Christen (83,4 % Katholiken, 4,7 % Protestanten, 1,4 % Orthodoxe und 0,8 % andere Christen). Der Anteil der Muslime 1,5 %, jener der Juden 1,3 %. Zum Buddhismus bekannten sich 0,6 %, zum Hinduismus 0,3 %. Keine Angaben machten 5,8 %.[12]
Größte Städte nach Einwohnerzahl
Quelle: Statistics Canada [13]
Rang Stadt 2001 2006 1. Montréal 1.583.590 1.620.693 2. Québec 476.330 491.142 3. Laval 343.005 368.709 4. Gatineau 226.696 242.124 5. Longueuil 225.761 229.330 6. Sherbrooke 138.785 147.427 7. Saguenay 147.133 143.692 8. Lévis 121.999 130.006 9. Trois-Rivières 122.395 126.323 10. Terrebonne 80.536 94.703 Rang Stadt 2001 2006 11. Saint-Jean-sur-Richelieu 79.600 87.492 12. Repentigny 72.218 76.237 13. Brossard 65.026 71.154 14. Drummondville 63.029 67.392 15. Saint-Jérôme 59.614 63.729 16. Shawinigan 52.040 51.904 17. Saint-Hyacinthe 50.394 51.616 18. Dollard-Des Ormeaux 48.206 48.930 19. Granby 44.121 47.637 20. Blainville 36.029 46.493 Politik
Das politische System Québecs basiert auf dem Westminster-System, mit einem Einkammernparlament, der Nationalversammlung von Québec (Assemblée nationale du Québec). Diese besteht aus 125 Mitgliedern, die in ebenso vielen Wahlkreisen nach dem Mehrheitswahlsystem gewählt werden. Der Vizegouverneur kann in Absprache mit dem Premierminister innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens (spätestens nach fünf Jahren) das Parlament vorzeitig auflösen und Neuwahlen ansetzen, der britischen Parlamentstradition entsprechend. Premierminister ist stets der Vorsitzende jener Partei, welche die meisten Sitze errungen hat. Seit dem 14. April 2003 hält Jean Charest von der Parti libéral du Québec dieses Amt inne. Ebenfalls in der Nationalversammlung vertreten sind die sozialdemokratische Parti Québécois, die konservative Action démocratique du Québec und die linksalternative Québec solidaire. Amtierender Vizegouverneur ist Pierre Duchesne.
Québec stehen zurzeit 75 Sitze im Unterhaus und gemäß der kanadischen Verfassung 24 Sitze im Senat zu. Wie in Kanada üblich, wird auch diese Provinz auf Bundesebene von Parteien vertreten, die nicht in der Provinzpolitik involviert sind. Seit den Unterhauswahlen am 23. Januar 2006 hält der separatistische Bloc Québécois 51 Sitze, daneben entsendet Québec 13 Vertreter der Liberalen Partei, zehn Vertreter der regierenden Konservativen Partei und einen unabhängigen Kandidaten.
→ Siehe auch: Liste der Premierminister von Québec, Liste der Vizegouverneure von Québec
Wirtschaft und Infrastruktur
Seit 1971 treibt die Provinzregierung den Bau von Wasserkraftwerken im Einzugsbereich der James Bay voran, vor allem am Fluss La-Grande, mit einer Länge von 893 km. Das Baie-James-Wasserkraftprojekt wird von Hydro-Québec betrieben, die sich in Provinzbesitz befindet. Heute produzieren die Kraftwerke in dieser Region bereits über 83 Terawattstunden (TWh) an Energie.
Das Gebiet von Québec erweist sich als besonders reich an natürlichen Ressourcen mit seinen Seen, Flüssen, riesigen Wäldern. Infolgedessen gehören die Papier- und Holzindustrie sowie die Gewinnung elektrischer Energie aus Wasserkraft zu den wichtigsten Industrien der Provinz.
Das Tal des Sankt-Lorenz ist eine sehr fruchtbare Region, wo man Obst, Gemüse und Getreide anbaut. Auch ist Québec der wichtigste Lieferant von Ahornsirup. Daneben wird Viehzucht betrieben.
In den großen Städten findet man auch zahlreiche andere Industrien.
Tourismus
Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Provinz mit etwa 28 Millionen Besuchern im Jahr 2004. Von ihm sind 130.000 Arbeitsplätze direkt und 48.000 indirekt abhängig. Neben kanadischem Binnentourismus kommen die meisten Touristen (in dieser Reihenfolge) aus den Vereinigten Staaten, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Deutschland, Mexiko und Japan.[14]
Literatur
- Daniel Chartier: Littérature, immigration et imaginaire au Québec et en Amérique du Nord, Paris [u.a.], L' Harmattan, 2006, ISBN 2-296-00264-1
- Christian Dufour: Le défi français - regards croisés sur la France et le Québec, Sillery, QC, Éditions du Septentrion, 2006, ISBN 2-89448-459-3
- Christian Lammert: Nationale Bewegungen in Québec und Korsika - 1960 - 2000, Frankfurt u.a., Campus-Verl., 2004, ISBN 3-593-37466-8
- Yves Bourdon, Jean Lamarre: Histoire du Québec, Laval, Québec 1998, ISBN 2-7616-0753-8.
- Victor Armony: Le Québec expliqué aux immigrants. VLB Éditeur, Montréal 2007. ISBN 978-2-89005-985-6.
Einzelnachweise
- ↑ Patricia Afable, Madison Beeler: „Place Names“, in Handbook of North American Indians. Bd. 17, S. 191. William C. Sturtevant, Washington DC 1996.
- ↑ The birth of Quebec - Canadian Broadcast Corporation, 2001
- ↑ Pabst, Martin: Québec - selbstbewusste frankophone Nation in Kanada zwischen föderaler Partnerschaft und Souveränität, in: Österreichische Militärische Zeitschrift, Ausgabe 1/ 2007
- ↑ vgl. Pabst, Martin: Québec - selbstbewusste frankophone Nation in Kanada zwischen föderaler Partnerschaft und Souveränität
- ↑ vgl. Pabst, Martin: Québec - selbstbewusste frankophone Nation in Kanada zwischen föderaler Partnerschaft und Souveränität
- ↑ House of Commons passes Quebec nation motion - ctv.ca, 27. November 2006
- ↑ Bevölkerungsentwicklung Ontarios - Statistics Canada
- ↑ Volkszählung 2001: Ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung - Statistics Canada
- ↑ Volkszählung 2001: Bevölkerung nach Muttersprache - Statistics Canada
- ↑ 2006 Community Profiles - Statistics Canada
- ↑ Detaillierte Aufschlüsselung der Muttersprachen - Statistics Canada
- ↑ Religionszugehörigkeit laut Volkszählung 2001 - Statistics Canada
- ↑ Einwohnerzahlen nach Gemeinden - Statistics Canaad]
- ↑ Offizielle Tourismusseite der Regierung Québecs
Weblinks
- Artikel Québec in der Canadian Encyclopedia: englisch, französisch
- Website der Regierung Québecs
- Tourismus in Québec
- Geographische Informationen
- Statistisches Institut der Provinz Québec
- Pabst, Martin: Québec - selbstbewusste frankophone Nation in Kanada zwischen föderaler Partnerschaft und Souveränität, in: Österreichische Militärische Zeitschrift, Ausgabe 1/2007
Alberta | British Columbia | Manitoba | New Brunswick / Nouveau-Brunswick | Neufundland und Labrador | Nova Scotia | Nordwest-Territorien | Nunavut | Ontario | Prince Edward Island | Québec | Saskatchewan | Yukon
Wikimedia Foundation.