Präbendar

Präbendar

Die Pfründe, Plural Pfründen, auch Präbende (in der Schweiz auch Pfrund) genannt (vom Mittellateinischen praebenda für „Unterhalt“ abgeleitet), bezeichnet ursprünglich eine Schenkung, dann das Einkommen aus einem weltlichen oder kirchlichen Amt, im Besonderen die durch eine natürliche oder juristische Person gewährte Nahrung, Verköstigung oder Unterhaltszahlung. Übertragen wird der Begriff auch für das Amt selbst (mit einem selbständigen Einkommen für den Amtsinhaber) oder für eine Abgabe zur Finanzierung dieses Amtes gebraucht. Dieses System der indirekten Finanzierung eines Amtes war im frühen und hohen Mittelalter, vor der allgemeinen Durchsetzung der Geldwirtschaft, die einzig sinnvolle Möglichkeit der unabhängigen und langfristigen Finanzierung solcher Stellen. Im Gefolge der Reformation wurden die Pfründen allerdings in beiden Kirchen, nicht zuletzt wegen des im Spätmittelalter weit verbreiteten Missbrauchs des Pfründenwesens, nach und nach zugunsten einer direkten Besoldung der Amtsträger eingezogen.

Eine Pfründe ist in Deutschland heute häufig eine rechtsfähige Stiftung, die aber zum kirchlichen Vermögen gehört und in der Regel durch kirchliche Organe rechtlich vertreten wird (z. B. Ordinariat, Kirchenvorstand). Den rechtlichen Charakter einer Pfründe haben auch die vielerorts noch vorhandenen Küsterschulstiftungen und Kirchschullehne (z. B. in Sachsen). Pfründen gibt es also auch heute noch in evangelischen Landeskirchen. Ob Pfründen Stiftungen kirchlichen, öffentlichen oder privaten Rechts sind, hängt von ihrer Entstehungszeit und dem örtlich geltenden (Landes-) Recht ab.

Auch ein für Träger öffentlicher Ämter oft zu günstigen Bedingungen durch Einkauf oder eine Stiftung gesicherter Unterhalt in einem Kloster, Heim oder Krankenhaus kann als Pfründe bezeichnet werden.

Heute wird das Wort jedoch meist negativ als fette Pfründe im Sinne eines Amts, das wesentlich mehr einbringt, als man als Leistung dafür erbringen muss, verwendet.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Präbendar — Prä|ben|dar 〈m. 1〉 Inhaber einer Präambel * * * Prä|ben|dar, der; s, e, Prä|ben|da|ri|us, der; , ...ien [mlat. praebendarius]: Inhaber einer Präbende …   Universal-Lexikon

  • Präbendar — Prä|ben|dar 〈m.; Gen.: s, Pl.: e〉 Inhaber einer Präbende …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Präbendar — Prä|ben|dar der; s, e u. Prä|ben|da|ri|us der; , ...ien [...i̯ən] <aus gleichbed. kirchenlat. praebendarius zu praebenda, vgl. ↑Präbende> Inhaber einer Präbende …   Das große Fremdwörterbuch

  • Mothe — Gaillard de la Mothe (* Bordeaux; † 20. Dezember 1356 in Avignon) war ein Kardinal der katholischen Kirche. Leben Der Neffe Papst Clemens V. war Domherr in Narbonne und Apostolischer Protonotar. Seit 1312 Precentor der Diözese Chichester und… …   Deutsch Wikipedia

  • Gaillard de la Mothe — (* Bordeaux; † 20. Dezember 1356 in Avignon) war ein Kardinal der katholischen Kirche. Leben Der Neffe Papst Clemens V. war Domherr in Narbonne und Apostolischer Protonotar. Seit 1312 Precentor der Diözese Chichester und Präbendar von Milton,… …   Deutsch Wikipedia

  • Cincinnius — Johannes Cincinnius Johannes Cincinnius (* um 1485 in Lippstadt als Johannes Kruyshaer; † 9. März 1555 in Essen Werden) war ein westfälischer Humanist. Er besuchte das Gymnasium Paulinum in Münster, studierte in Köln und wurde 1505 Präbendar und… …   Deutsch Wikipedia

  • John Saxbee — John Charles Saxbee (* 7. Januar 1946[1] in Bristol) ist ein englischer anglikanischer Theologe. Er war von 2001 bis 2011 Bischof von Lincoln in der Church of England.[2] Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Adolf Ott (Priester) — Adolf Ott (* 12. September 1869 in Hechingen, Hohenzollernsche Lande; † 28. April 1926 in Köln) war ein deutscher katholischer Priester und Offizial. Der zum Dr. theol. et phil. promovierte Ott wurde am 10. Juli 1892 in Eichstätt zum Priester… …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Agricola — (eigentlich Ackerman; * 1446 in Gent; † 15. August 1506 in der Nähe von Valladolid) war ein Komponist, Sänger und Instrumentalist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2.1 Messen …   Deutsch Wikipedia

  • Gauscelin de Jean — (* in Cahors; † 3. August 1348 in Avignon) war ein Kardinal der Katholischen Kirche. Leben Seit 1312 Domherr des Metropolitankapitels zu Reims, wurde er am 17. Dezember 1316 Kardinalpriester der Titelkirche Ss. Pietro e Marcellino. Bereits 1317… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”