Pánfilo de Narváez

Pánfilo de Narváez
Die Karte zeigt den Weg der Narváez Expedition bis zum Nov. 1528. Von der Insel Galveston durchquerten Cabeza de Vaca, Alonso del Castillo, Andres Dorantes und Estevanico den nordamerikanischen Kontinent in Begleitung von Indianern zu Fuß.

Pánfilo de Narváez (* 1470 in Spanien entweder in Cuéllar oder Valladolid; † 1528) war ein spanischer Konquistador.

Inhaltsverzeichnis

Die ersten Jahre in der Neuen Welt

Pánfilo de Narváez verließ seine Heimat Spanien und gelangte 1498 nach Hispaniola. Dort kämpfte er gegen die Arawak, Ciboney, Quisqueya und Kariben. Ihre Auslöschung nahm er dabei billigend in Kauf. Bereits 1508 lernte er Diego Velázquez de Cuéllar kennen. Unter Juan de Esquivel nahm er an der Eroberung Jamaikas teil. Später wurde er mit der Durchführung einer Expedition nach Kuba beauftragt. An der Spitze seiner Männer half er auch hier bei der Unterwerfung der indigenen Bevölkerung. Auf Kuba heiratete er die reiche Witwe Maria de Valenzuela.

Einsatz in Mexiko

Die Verhaftung des Narváez

Im Jahre 1520 bekam Narváez vom Gouverneur der Insel Kuba, Diego Velázquez, den Auftrag, Hernán Cortés in Mexiko zu verhaften und dort selbst das Kommando zu übernehmen. Im April desselben Jahres landete Narváez mit 19 Schiffen, 1.200 Männern und 60 Pferden in Neuspanien. Cortés machte jedoch den ersten Schritt und überfiel Narváez. Der wurde bei diesem Gefecht verwundet und verlor ein Auge. Trotz fünffacher Überlegenheit unterlag Narváez seinem Gegner Cortés und blieb für Jahre dessen Gefangener, wurde jedoch gut behandelt. Während die Armeen von Cortés und Narváez miteinander kämpften, bemächtigten sich die Indianer aus Texcoco des ungeschützten Trosses und der 550 Menschen, die Narváez begleitet hatten. Sie opferten alle, die den Tross des Pánfilo de Narváez begleiteten, ihren Göttern und verspeisten sie zum Teil.

Aufbruch nach Florida

Nach seiner Gefangenschaft kehrte Narváez nach Spanien zurück, wo er sich beim König über Cortés beklagte. Der König verlieh ihm daraufhin den Titel eines Adelantado. Dieser Titel besagte jedoch nichts, so lange er das dazugehörige Land nicht erobert hatte. Er bekam den Auftrag, Florida und das Gebiet bis zum Palmenfluss (Rio Grande) zu erforschen, zu besiedeln und zu verwalten. Laut Vertrag hatte er ein Jahr Zeit, eine Armee aufzustellen und mindestens zwei Städte mit jeweils einhundert Einwohnern zu gründen. Dazu sollte er die Küste mit Garnisonen und zwei Festungen sichern. Narváez war größtenteils selbst für die Finanzierung verantwortlich. Er schaffte es zu einem großen Teil, indem er Kapitalanlegern Reichtümer versprach, die man in den neuen Ländern finden würde. In der Zeit seiner Gefangenschaft und seiner Abwesenheit in Spanien hatte seine Gemahlin das Vermögen gut verwaltet und vermehrt. Fast all sein Geld setzte er für die Expedition ein und nahm zusätzlich noch viele Schulden auf.

Am 17. Juni 1527 stach seine Flotte von Sanlúcar de Barrameda in See. Bereits während der Überfahrt ging in einem Hurrikan ein Schiff verloren. Bei einem Zwischenstopp auf Hispaniola desertierten 140 Mann. Im Frühjahr 1528 verließ er schließlich mit sechs Schiffen und 500 Männern Kuba. Am 13. April 1528 landete Narváez an Floridas Westküste, in der Nähe der heutigen Tampay Bay. Am Strand rammte er eine Standarte in den Sand und nahm das Land mit der gebräuchlichen Formel im Namen des Königs in Besitz. Seine Offiziere leisteten ihm den Treueid. Doch die erhofften Reichtümer fanden die Spanier an diesem Ort nicht. Da sie nur wenig zu essen und kein Gold gefunden hatten, marschierten sie in Richtung Norden. Die Einheimischen hatten ihnen gesagt, dass sie in Apalache Nahrungsmittel und große Mengen Gold finden würden. So teilte Narváez am 1. Mai 1528 seine bereits geschwächte Truppe. Die fünf verbliebenen Schiffe sollten die Küste entlang segeln und zu einem späteren Zeitpunkt wieder mit ihm zusammentreffen. Er selbst drang mit 300 Männern in die Sümpfe Floridas vor.

Durch die Sümpfe

Gefangene Indianer wurden gezwungen, den Spaniern den Weg zu der reichen Stadt Apalache zu zeigen. Dort erhofften sie ebensolche Reichtümer, wie Cortés sie in Mexiko erobert hatte. Der Marsch war äußerst beschwerlich. Es gab keine Wege, sondern nur Sümpfe, dichte Wälder und umgestürzte Bäume. Zwei Wochen lang hatten die Männer nichts zu essen; Krankheiten schwächten sie weiter. Nur der Glaube an die reiche Stadt und gefüllte Schatzkammern hielt sie aufrecht. Bereits auf dem Weg nach Apalache wurden sie von Einheimischen verfolgt und angegriffen. Narváez legte mehrere seiner Männer in einen Hinterhalt und tötete hierbei mehrere Einheimische. Außerdem machte er bei dieser Aktion einige Gefangene. Doch alles, was sie nach wochenlangem Marsch am 25. Juni 1528 in Apalache fanden, waren ein paar Grashütten, die mit Palmwedeln gedeckt waren. Es gab kein Gold, und die Indianer wollten den Mais ihrer Felder nicht mit ihnen teilen. Sie kämpften verbissen um ihre Nahrungsvorräte. In dem sumpfigen Gelände konnten die Spanier mit ihrer Kavallerie nur wenig ausrichten und ihre Rüstungen behinderten sie bei den häufigen Durchquerungen der Flüsse, Seen und Sümpfe. Außerdem hatten die Pfeile der Indianer eine so große Durchschlagskraft, dass sie die Rüstungen durchdrangen. Ständig griffen die Indianer an und zwangen die Konquistadoren zum Rückzug. Gefangene Apalache-Krieger sagten den Spaniern, dass die Leute in Aute sehr viel mehr zu essen hätten und in der Nähe des Meeres wohnten. Doch um dort hin zu kommen, mussten sie ein großes Sumpfgebiet durchqueren.

Aute

Viele Tage reisten die Spanier unter großen Strapazen durch die Sümpfe. Immer wieder wurden sie auf dabei von den Indianern angegriffen. Die meisten Mitglieder der Expedition waren krank, verwundet oder dem Verhungern nah. Als sie Aute erreicht hatten, sandte Narváez den Schatzmeister Cabeza de Vaca mit einigen Männern aus, einen Zugang zum Meer zu finden. Tatsächlich fand er eine Bucht mit seichtem Meerwasser, in der es viele Austern gab. Nachdem er zwei Tage lang nach einem besseren Zugang zum Meer gesucht hatte, kehrte er zu Narváez zurück, um ihm zu berichten. Der entschied, mit der ganzen Truppe dorthin zu ziehen, weil sie sich so wenigstens von den Austernbänken ernähren konnten. Die Pferde trugen die Kranken und Verwundeten. Während des Marsches zu der seichten Bucht dachten einige adlige Herren daran, mit ihren Pferden zu desertieren. Doch dieser Plan konnte vereitelt werden.

Die Bucht der Pferde

Schon nach ein paar Tagen am Meer entschlossen sich die Spanier, Schiffe zu bauen und aus Florida zu fliehen. Dafür schmolzen sie ihre Waffen und Rüstungen ein. Aus dem Eisen stellten sie Werkzeuge wie Äxte, Sägen und Nägel her. Palmenblätter verwendeten sie als Werg zum Abdichten der Schiffe, und aus ihren Hemden nähten sie Segel. In dieser Zeit überfielen sie mehrfach das Dorf Aute und stahlen dort Getreide. Alle paar Tage schlachteten sie ein Pferd. Das Fleisch wurde gegessen, die Haut als Wasserbehälter und die Haare zum Flechten von Seilen verwendet. Die Schiffe waren bis zu vierzig Fuß lang und sehr flach gebaut.

Schiffbruch

Am 22. September 1528 stachen die Spanier mit 242 Männern, verteilt auf fünf Schiffe, in See. Diese Schiffe waren viel zu klein, ohne Schiffbaukenntnisse und ohne richtiges Werkzeug, nur notdürftig zusammengenagelt. Wochenlang fuhren sie entlang der Küste in Richtung Westen. Stürme und Strömungen trennten sie voneinander. Im November 1528 landete das Schiff von Narváez am Strand der „Insel des schlechten Schicksals“ (Galveston, Texas). Hier waren bereits andere Mitglieder seiner Expedition schiffbrüchig gestrandet. Sie konnten nicht weiter fahren, denn die Männer waren am Ende ihrer Kräfte und ihre Schiffe nicht mehr seetüchtig. Während Narváez' Männer an Land gingen, blieb er selbst an Bord. In der Nacht kam ein Sturm auf, der das Schiff - unbemerkt von allen anderen - auf das Meer hinaustrieb. Von Pánfilo de Narváez hat man seitdem nie wieder etwas gehört. Álvar Núñez Cabeza de Vaca, Andrés Dorantes de Caranza, Alonso del Castillo Maldonado und der Sklave Estevanico waren die einzigen Männer, die nach acht Jahren Neuspanien lebend erreichten. Hernando de Soto fand auf seiner Expedition noch einen fünften Mann lebend in Florida. Er war von den Indianern gefangen worden und lebte für fast 12 Jahre bei ihnen als Sklave. Sein Name war Juan Ortiz. Er arbeitete fortan für Hernando de Soto als Dolmetscher. Etwa 400 Männer starben auf der Narváez-Expedition.

Folgen

Der Bericht von Álvar Núñez Cabeza de Vaca löste die Entdeckungen von Marcos de Niza und den Coronado-Feldzug aus.

Siehe auch

Literatur

  • Álvar Núñez Cabeza de Vaca Naufragio de Alvar Núñez Cabeza de Vaca. Bericht über die Unglücksfahrt der Narváez-Expedition nach der Südküste Nordamerikas 1527-1536, Stuttgart 1925
  • Wolfgang zu Mondfeld: Blut, Gold und Ehre. Die Conquistadoren erobern Amerika. 1981

Weblinks


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