- Pöhlder Annalen
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Pöhlder Annalen oder auch Annales Palidenses ist die Bezeichnung für eine mittelalterliche, in lateinischer Sprache verfasste historische Quelle aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die gewählte Bezeichnung Annalen ist etwas irreführend, da es sich eigentlich um eine Chronik handelt.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Namensgebend ist der Entstehungsort, das Kloster Pöhlde am Harz. Die Pöhlder Annalen liegen in zwei Handschriften vor, von denen die Oxforder der Signatur Oxford, Bodleian Library, Laud. Misc. 633 die Originalhandschrift ist, während die Göttinger Handschrift Göttingen, Universitätsbibliothek, 5a eine Abschrift aus dem 17. Jahrhundert ist.
Als Verfasser wird allgemein der Mönch Theodor (Theodorus monachus) genannt. So findet sich folgender Eintrag: „Hucusque Idatius episcopus; deinde Theodorus describit annales“. („Bis hierhin Bischof Idatius; danach schreibt Theodor die Annalen.“) Es gibt allerdings einen Ansatz, nach dem die genannte Stelle ein Abschreibefehler aus dem Werk des Siegbert von Gembloux ist. Somit wäre der Autor unbekannt.
Inhalt
Der Inhalt der Pöhlder Annalen besteht aus einer umfangreichen Weltchronik, sowie einer Auflistung der Kaiser und Päpste seit Christi Geburt. Die Weltchronik besteht, darin typisch mittelalterlich, aus christlicher Heilsgeschichte und weltlicher Geschichtsschreibung bis in das letzte Viertel des 12. Jahrhunderts.
Der Chronikteil endet mit einem lapidaren Eintrag zum Jahr 1182: „Anno 1182. circa festum sancti Iacobi dux in exilium abiit.“ (Im Jahre 1182 um das Fest des Heiligen Jakob (25. Juli) ging der Herzog Heinrich der Löwe in die Verbannung). Die anschließende Liste führt alle Päpste und Kaiser seit Christi Geburt, mit einigermaßen regelmäßigen Einträgen, bis zu Kaiser Friedrich II. im Jahr 1220 auf. Danach folgen nur noch wenige, sporadisch vorgenommene Einträge bis zum Jahr 1421, die allerdings nur noch das Kloster Pöhlde oder das Herzogtum Braunschweig betreffen.
Im Vergleich mit anderen sächsischen Annalen und Chroniken aus derselben Entstehungszeit stechen sofort Gemeinsamkeiten ins Auge. So ähneln die Pöhlder Annalen stark den Magdeburger Annalen und der Lüneburger Chronik. Diese Ähnlichkeit beruht darauf, dass die genannten Werke die gleichen Quellen, wie etwa Ekkehard von Aura, Siegbert von Gembloux und die Hildesheimer Annalen, verwendet haben. Dadurch lassen sich ähnliche Texte rekonstruieren, die nur noch in Bruchstücken erhalten sind - so dienten die Pöhlder Annalen in den 1870er Jahren etwa dem Historiker Paul Scheffer-Boichorst bei der Wiederherstellung der Paderborner Annalen.
Ein weiterer Schluss, der sich aus dem Inhalt ziehen lässt, ist, dass die Einträge nicht zeitnah, sondern in großen Abständen vorgenommen wurden. So wird die Eroberung der Stadt Crema durch Friedrich I. Barbarossa im Jahr 1159 erwähnt, obwohl sie erst 1160 stattfand, der Tod des Gegenpapstes Victor IV. wird 1160 erwähnt, obwohl er erst 1165 verstarb.
Bedeutung
Die Pöhlder Annalen sind eine wichtige Quelle für die (nieder-)sächsische Geschichte des 12. Jahrhunderts, wobei die sehr genauen Angaben über Heinrich den Löwen besonderes Augenmerk verdienen. Ebenfalls von großer Bedeutung sind die Kaisersagen, die hier erfasst sind. So finden sich die Sage von den Treuen Weibern zu Weinsberg und die Legende der Keuschen Ehe Kaiser Heinrichs II. und seiner Frau Kunigunde in den Annalen. Auch der Beiname Heinrich I. der Vogeler wird hier erstmals erwähnt.
Edition und Übersetzung
Eine Edition der Pöhlder Annalen liegt durch Georg Heinrich Pertz in den Monumenta Germaniae Historica (MGH) in der Abteilung Scriptores (SS), Band 16 aus dem Jahr 1859 vor. Sie wurde unter Benutzung der Göttinger Handschrift erstellt, da das Original erst 1877 von Georg Waitz wiederentdeckt wurde. Die Handschrift galt als verschollen, weil man irrtümlich annahm, sie sei in Cambridge, während das Original in Oxford lag. Die Edition büßte durch diesen Fund nichts von ihrer Maßgeblichkeit ein, da sich die Göttinger Handschrift als sehr genaue Abschrift erwies. Eine deutsche Übersetzung erarbeitete Eduard Winkelmann 1863 im Rahmen der Reihe Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit (Band 61).
Literatur
- Hans-Werner Goetz: „Konstruktion der Vergangenheit“. Geschichtsbewusstsein und „Fiktionalität“ in der hochmittelalterlichen Chronistik, dargestellt am Beispiel der Annales Palidenses. In: Johannes Laudage (Hrsg.), Von Fakten und Fiktionen. Mittelalterliche Geschichtsdarstellungen und ihre kritische Aufarbeitung. Köln u.a. 2003. S. 225–257.
- Hermann Herre: Beiträge zur Kritik der Pöhlder Chronik. In: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Bd. 11 (1894) S. 46–62.
- Julius Voigt: Die Pöhlder Chronik und die in ihr enthaltenen Kaisersagen, Dissertation (1879).
Kategorien:- Historische Quelle
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