Qamischli

Qamischli
arabisch ‏القامشلي‎, DMG al-Qāmišlī
Qamischli
Qamischli (Syrien)
Qamischli
Qamischli
Basisdaten
Staat Syrien
Gouvernement Al-Hasaka
Höhe 455 m
Einwohner 89.968 (2010)
ISO 3166-2 SY-HA
Hauptstraße im Geschäftszentrum
Hauptstraße im Geschäftszentrum
37.05222222222241.241388888889

Qamischli (arabisch ‏القامشلي‎, DMG al-Qāmišlī, syrisch-aramäisch ܩܡܫܠܐ, türk. Kamışlı, kurd. Qamişlo), auch Qamishli, ist eine Stadt im Gouvernement Al-Hasaka im Nordosten Syriens an der Grenze zur Türkei.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Qamischli liegt am Fluss Jaghjagh, der in der Türkei entspringt und bei al-Hasakah etwa 80 Kilometer südlich in den Chabur mündet. Die Grenze zum Irak liegt in derselben Entfernung im Osten. Die Region gehört zum landwirtschaftlich intensiv genutzten, syrischen Teil der Al-Dschazira. Im Regenfeldbau werden in der Umgebung großflächig Weizen und Baumwolle angepflanzt, auf einem Teil der Felder geschieht dies auch in den trockenen Sommermonaten mit künstlicher Bewässerung durch Dieselpumpen aus dem Grundwasser.

Qamischli
Klimadiagramm (Erklärung)
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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm
Quelle: WMO
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Qamischli
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 10,9 12,6 16,7 22,1 29,2 36,1 40,3 39,8 35,4 28,3 19,3 12,7 Ø 25,3
Min. Temperatur (°C) 2,7 3,5 6,3 10,3 14,9 20,0 23,5 23,0 19,5 15,0 8,8 4,4 Ø 12,7
Niederschlag (mm) 77,5 71,9 68,2 59,0 29,0 2,2 0,3 0,1 0,8 18,0 38,5 66,9 Σ 432,4
Regentage (d) 11 11 11 10 6 1 0 0 0 4 7 10 Σ 71
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Quelle: WMO

Bevölkerung

Al-Hasakah ist zwar die Distriktshauptstadt, dennoch ist Qamischli mit rund 90.000 Einwohnern (Schätzung 2010) etwas größer.[1] Die Bevölkerung setzt sich aus Kurden, Arabern, Armeniern, Assyrern/Aramäern zusammen. Die hohe Zahl der christlichen Aramäer ist die Folge des Völkermordes an den Aramäern.

Die Stadt wurde 1926 von Aramäern gegründet, die vor der Verfolgung aus dem Osmanischen Reich geflüchtet waren. In den folgenden Jahren übersiedelten etwa zwei Drittel der Einwohner von Nusaybin, der heute auf türkischer Seite liegenden Nachbarstadt, nach Qamischli. 1928 wurde der Ort zu einer Station an der Eisenbahnstrecke von Mosul nach Aleppo, einem Abschnitt der Bagdadbahn.[2] 1932 gab es 8000 Einwohner.

Weitere armenische und kurdische Flüchtlinge kamen in den folgenden Jahrzehnten. Die Angaben über die Bevölkerungsentwicklung sind nicht eindeutig. 1970 hatte die Stadt nach Eugen Wirth etwa 35.000 Einwohner[2], dem World Gazetteer zufolge erreichte die Stadt die Größe aber schon bei der Volkszählung 1960 und hatte 1970 bereits fast 48.000 Einwohner.[1]

Stadtbild

Die älteren Häuser mit Innenhofgärten (vorne links) werden durch höhere städtische Wohneinheiten überbaut. Östlich des Jaghjagh

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde Anfang der 1920er Jahre das französische Mandatsgebiet des heutigen Syrien vom Osmanischen Reich abgeteilt. Die Grenze zur heutigen Türkei verläuft in diesem Bereich entlang der Bahnlinie. Damit wurden Qamishli und Nusaybin getrennt. Die Entfernung vom Stadtzentrum bis zum offiziellen Grenzübergang beträgt etwa ein Kilometer, auf der anderen Seite liegt unmittelbar die türkische Stadt.

Qamischli hat sich seit den 1980er Jahren durch seine zunehmende Bedeutung als Grenzübergangsort stark verändert. In noch stärkerem Maß wurde der wirtschaftliche Aufschwung durch die sich seit den 1970er Jahren intensivierende Ausbeutung der Ölfelder von Qarah Shuk und Rumaylan an der irakischen Grenze im äußersten Nordosten des Landes befördert.[3] Entlang und in der Umgebung der Hauptstraße ar-Ra’is Hafiz al-Assad sind seither mehrere Hotels gebaut worden, weitere Hotels waren 2009 vor der Fertigstellung. Das geschäftige moderne Stadtzentrum wird im Osten durch den Fluss begrenzt, auf dessen östlicher Seite das Viertel einer informellen Siedlung einen Kontrast bildet. Nach allen Richtungen, abgesehen von Norden, wächst die Stadt schnell durch zwei- bis viergeschossige Reihenhäuser oder freistehende größere Wohneinheiten, mit denen teilweise ältere dörfliche Strukturen überbaut werden.

Politik

Nach einem Fußballspiel war Qamischli im März 2004 Ausgangspunkt landesweiter kurdischer Unruhen. Nach dem Zusammentreffen von arabischen und kurdischen Fans im Stadion, als das Spiel zu einem politischen Konflikt eskalierte, griffen bewaffnete Sicherheitskräfte ein. In der Folge kam es zu 30 Todesopfern und 160 Verletzten.[4] Die kurdischen Opfer dieser Unruhen gelten seither als weitere Märtyrer der kurdischen Nationalbewegung.[5]

Verkehr

Zwei Kilometer südwestlich des Stadtzentrums liegt der nationale Flughafen Qamischli mit Verbindungen nach Damaskus.

Einzelnachweise

  1. a b al-H̨asakah. In: World Gazetteer. Abgerufen am 5. September 2011.
  2. a b Eugen Wirth: Syrien, eine geographische Landeskunde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971, S. 428
  3. Syria Industry. Country Studies, US Library of Congress
  4. Syria: Address Grievances Underlying Kurdish Unrest. HRW, 19. März 2004
  5. Jordi Tejel: The Qamishli Revolt, 2004. The marker of a new era for the kurds in Syria. In ders.: Syria’s Kurds: History, Politics and Society. Routledge Chapman & Hall, London 2008, S. 108-132, ISBN 0-415-42440-2

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