- Quaero
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Quaero (lateinisch ich suche) ist ein französisches Projekt mit deutscher Beteiligung zur Finanzierung der Erforschung von Suchmaschinen.
Seit Oktober 2004 ist die zum Quaero-Projekt gehörige Internet-Suchmaschine Exalead mit Sitz in Paris (Frankreich) online. Ansonsten befindet sich das Projekt im Stadium wechselnder politischer Verlautbarungen. Eine Suchmaschine unter dem Namen Quaero existiert derzeit (Oktober 2008) nicht. Ein bereits bestehendes öffentliches Angebot einer experimentellen Suchmaschine unter diesem Namen im Internet wurde etwa Ende 2006 wieder auf einen engeren Kreis von Zugriffsberechtigten beschränkt. Der Name Quaero selbst wurde von den Projektbeteiligten offensichtlich nicht geschützt; gleichnamige Domains im Internet werden offensichtlich von unbeteiligten Dritten genutzt.
Das geplante Vorhaben Quaero wurde im April 2005 von Jacques Chirac und Gerhard Schröder bekanntgegeben und Anfang 2006 eingeleitet. Am 26. April 2006 kündigte Jacques Chirac dazu ein auf fünf Jahre angelegtes Entwicklungsbudget von 250 Millionen Euro seitens der Agence de l'innovation industrielle und der Industrie an. Ursprünglich sollte sich die Gesamtfördersumme auf gut 400 Millionen Euro belaufen, wovon 240 Millionen Euro von der deutschen Bundesregierung stammen sollten.[1]
Beim ersten deutschen „IT-Gipfel“ in Potsdam am 18. Dezember 2006 sagte Staatssekretär Hartmut Schauerte, die Bundesregierung werde sich aus dem Quaero-Konsortium zurückziehen und sich stattdessen auf das rein deutsche Forschungsprogramm unter dem Namen „Theseus“ konzentrieren.[2] Der französische Staat fördert das Entwicklungsprojekt jedoch weiterhin.[3]
Inhaltsverzeichnis
Motivation und Ziele
Hintergrund des Quaero-Konzeptes ist vor allem die Ankündigung des Suchmaschinenbetreibers Google, einige Millionen Bücher vor allem amerikanischer Bibliotheken zu digitalisieren und im World Wide Web zur Verfügung zu stellen (siehe Google Book Search). Da dieses Angebot eine Volltextsuche mit einschließen soll, befürchten einige Vertreter französischer Bibliotheken, dass diese Aktion zu einer nicht wieder aufzuholenden Vormachtstellung der englischen Sprache im Web führen könnte und signifikante Informationen ins so genannte Deep Web verschwinden könnten.
Als Antwort soll das vom französischen Präsidenten Jacques Chirac initiierte Projekt Quaero eine Suchmaschinentechnik aufbauen, die ihre Wurzeln in Europa statt in den USA hat und die sich insbesondere auf zu digitalisierende Bestände europäischer Bibliotheken stützen soll. Die ehrgeizigen Pläne sehen auch eine automatische Übersetzung von Texten in die Sprache des Abfragenden, sowie Bild-, Audio- und Videosuchen vor. Zudem soll Quaero am PC, auf dem Handy oder am TV genutzt werden können.
Neben Google nimmt Quaero damit also etwa auch die Suchmaschinenbetreiber Yahoo! und Microsoft ins Visier. Unklar ist derzeit aber, mit welcher Technik Quaero ausgestattet sein wird und wie man die Google-Dominanz brechen will, was bislang weder Yahoo noch Microsoft gelang.
Die anfänglich beteiligte deutsche Bundesregierung sah das Projektziel jedoch nicht darin, eine Konkurrenz zu Google aufzubauen, zog sich daher im Dezember 2006 aus dem Quaero-Projekt zurück und setzt die Entwicklung parallel unter dem eigenen Namen Theseus fort. Im Juli 2007 gab es viele Pressemeldungen zum Start des deutschen Programmteils in den Medien.
Beteiligte Organisationen
Wirtschaft
Entwickelt wird Quaero derzeit von Thomson (Projektleitung), der France Telecom und dem französischen Suchmaschinenbetreiber Exalead. Es beteiligen sich unter anderem auch die Internetdienstanbieter (Institut national de l'audiovisuel (INA)), Jouve, die Deutsche Thomson-Brandt GmbH und die Grass Valley Germany GmbH.
Forschungsinstitute
Weitere Partner sind folgende französische und deutsche Forschungsinstitute:
- INRA
- INRIA
- IRCAM
- IRIT
- LIMSI-CNRS
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
- Karlsruher Institut für Technologie
- Universität Joseph Fourier Grenoble I, Grenoble
Literatur
- Markus Dettmer, Marcel Rosenbach: Vergoogelt. In: Der Spiegel. 5/2006, S. 94.
- Jo Bager: Europäische Gegenströmung. In: c't 10/2006, S. 172ff.
- Philip E. Ross: What's the Latin for 'Delusional'?. In: IEEE Spectrum 1/2007, S. 45ff. (Quaero wurde zum Worst Tech Project 2007 im Bereich Internet gewählt)
Weblinks
Projektbeteiligte
- Exalead: Erster Vorläufer der Suchmaschine
- Vocapia: Spracherkennung (englisch, 4. Dezember 2010)
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Deutsche Quaero-Programmgruppe nimmt Form an (16. März 2006)
- Agence de l'Innovation Industrielle (AII) (nimmt die staatliche französische Finanzierung vor)
- Theseus-Programm (der Internetauftritt des abgetrennten deutschen Teils)
Medien zu Quaero
- Deutschlandradio Kultur: Europa gegen Google (13. Mai 2005)
- Golem: Quaero soll Google aufs Altenteil schicken (13. Januar 2006)
- Heise online: Europäische Google-Konkurrenz nimmt langsam Formen an (16. Januar 2006)
- Heise online: Deutsche Partner für europäische Suchmaschine Quaero (11. März 2006)
- FAZ: Europa macht Google Konkurrenz (15. März 2006)
- Erklärung des SuMa-eV zur Quaero-Initiative (20. Juli 2006)
- Quaero - Europäische Suchmaschine als Steuerverschwendung oder große Innovation? (22. Juli 2006)
- Heise online: Quaero heißt jetzt Theseus (18. Dezember 2006)
- Spiegel: Quaero ist geplatzt (19. Dezember 2006)
- Heise online: Heise online: EU-Kommission genehmigt Millionen-Beihilfe für Quaero (12. März 2008)
- Deutschlandradio Kultur: Von der Millionen Euro verschlingenden Suchmaschine quaero ist inzwischen keine Rede mehr ... (20. Januar 2011; zuletzt geprüft am 11. September 2011)
Einzelnachweise
- ↑ Heise: Quaero gibt weiter Anlass zu Fragen (23. November 2006)
- ↑ Deutschland ist raus bei Quaero (21. Dezember 2006)
- ↑ Heise: EU-Kommission genehmigt Millionen-Beihilfe für Quaero
Kategorien:- Zwischenstaatliche Kooperation in Europa
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