Quantitative Forschung

Quantitative Forschung

Die quantitativen Methoden in der empirischen Sozialforschung umfassen alle Vorgehensweisen zur numerischen Darstellung empirischer Sachverhalte, aber auch zur Unterstützung der Schlussfolgerungen aus den empirischen Befunden mit Mitteln der Inferenzstatistik. Quantitative Methoden betreffen unter anderem Stichprobenauswahl, Datenerhebung und -analyse.

Häufig kommen in Wahlanalysen und in der Markt- und Meinungsforschung neben den quantitativen Methoden auch qualitative Methoden zur Anwendung, wie etwa halbstrukturierte Interviews.

Häufig werden quantitative Methoden in den Sozialwissenschaften als Gegensatz zu den qualitativen Methoden gesehen. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein, da es durchaus möglich ist, beide Methodenarten in Kombination zu verwenden.

Inhaltsverzeichnis

Gliederung der quantitativen Sozialforschung

Mögliche Unterscheidungen der verschiedenen Gebiete der quantitativen Verfahren

In Abhängigkeit von der Anzahl der betrachteten unabhängigen Variablen unterscheidet man ein- und mehrfaktorielle Untersuchungen, und in Abhängigkeit von der Anzahl abhängiger Variablen univariate und multivariate Verfahren (etwa Faktorenanalyse und Clusteranalyse).

Qualitative und quantitative Sozialforschung

Häufig wird die quantitative Sozialforschung in den Sozialwissenschaften als Gegensatz zur qualitativen Sozialforschung gesehen. Wichtig ist dabei immer das eigene Erkenntnisinteresse, das die Auswahl der Methoden bestimmt. Qualitative Verfahren werden oft benutzt, wenn der Forschungsgegenstand neu ist oder um das Forschungsgebiet zu explorieren und Hypothesen zu entwickeln. Quantitative Methoden setzen Hypothesen voraus, die dann getestet werden.

In der quantitativ verfahrenden Sozialforschung werden zählbare Eigenschaften gemessen. Die häufigsten Datenerhebungsverfahren in den Sozialwissenschaften sind die Befragung, die Beobachtung, das Experiment und die Inhaltsanalyse. Es sind aber durchaus andere Messmethoden anwendbar, wie beispielsweise die Lost-Letter-Technik, mit der Probleme, wie das der Reaktivität vermieden werden können.

Beispiel: Befragungen durch standardisierte Interviews

Für Interviews in repräsentativen Umfragen werden Befragte zumeist in einer Stichprobe ausgewählt. Abgesehen von schriftlich oder online durchgeführten Befragungen, werden seitens der Interviewer verschiedene Fragen meist vorgelesen. Dies kann „face to face" geschehen (PAPI, CAPI) oder telefonisch (CATI). Jeder Befragte bekommt in der Regel die gleichen Fragen gestellt (Ausnahmen: Vorgabe bestimmter Filterführungen oder Fragebogensplits). Für diese Fragen gibt es im allgemeinen vordefinierte Antwortkategorien, die vorab bei der Frageprogrammkonstruktion mit einem (numerischen) Codeschema versehen worden sind. Existieren ausschließlich vordefinierte Antwortkategorien, so spricht man von einer geschlossenen Frage. Existiert zusätzlich die Möglichkeit, dass Befragte ihrerseits formulierte, vorab nicht bestimmte Antworten geben, so spricht man von halboffenen Fragen. Existieren keine vorgegebenen Antwortkategorien, so spricht man von offenen Fragen. Diese sind in quantitativen Interviews seltener, werden aber auch eingesetzt (Beispiel: Welchen Beruf üben sie aus?). Die offenen Antworten werden im allgemein nach der Erhebung bei der Datenaufbereitung in bestimmte Kategorien (Codes) eingeordnet, damit sie leichter einer statistischen Auswertung zugeführt werden können.

Vor- und Nachteile quantitativer Sozialforschung

Kritisiert wird an der quantitativen Sozialforschung häufig, dass sie sich zu wenig auf die Befragten einstellt. Die Tatsache, dass jeder Befragte die gleichen Fragen bekommt, stellt nicht sicher, dass jeder Befragte diese auch gleich interpretiert. Diese Kritik könnte allerdings auch als entlarvt angesehen werden, weil dabei allein an die Befragung als Erhebungsmethode gedacht wurde. Teile der empirischen Sozialforschung verwenden auch Verhaltensbeobachtung, Inhaltsanalyse, Experimente und andere Erhebungsmethoden, die teilweise besser an die subjektive Erlebniswelt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer empirischer Studien angepasst werden können.

Siehe auch

Literatur

Einführung

  • Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. 13. Aufl. Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl., 2007, ISBN 3-499-55551-4
  • Schnell, Rainer; Hill, Paul B.; Esser, Elke: Methoden der empirischen Sozialforschung. 8.Aufl. München [u. a.]: Oldenbourg, 2008, ISBN 3486587080
  • Kaplan, David [ed.]: The Sage handbook of quantitative methodology for the social sciences. Thousand Oaks [u. a.]: Sage Publ., 2004, ISBN 0-761-92359-4

Vertiefung

  • Backhaus, Klaus: Multivariate Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte Einführung. 11. Aufl. Berlin, Springer, 2006. ISBN 3-540-27870-2
  • Jürgen Bortz, Nicola Döring: Forschungsmethoden und Evaluation. Berlin, Springer. 4. Aufl. 2006. ISBN 3540333053 (897 Seiten)
  • Reinecke, Jost: Strukturgleichungsmodelle in den Sozialwissenschaften. München [u. a.]: Oldenbourg, 2005. ISBN 3-486-57761-1

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Quantitative Sensorische Testung — Die Quantitative Sensorische Testung (QST) ist ein neu entwickeltes Diagnoseverfahren mit dem sich neuropathische Schmerzen besser diagnostizieren lassen. Das Verfahren wurde im Rahmen des Deutsche Forschungsverbund Neuropathischer Schmerz (DFNS) …   Deutsch Wikipedia

  • Qualitative Forschung — Unter qualitativer Sozialforschung wird in den Sozialwissenschaften die Erhebung nicht standardisierter Daten (in Form von offenen Interviews, von Feldprotokollen der Forscher oder von Dokumenten wie etwa Tagebüchern) und deren interpretative,… …   Deutsch Wikipedia

  • Arbeitsgemeinschaft Computer-Anwendungen und Quantitative Methoden in der Archäologie — Die AG CAA – Computer Anwendungen und Quantitative Methoden in der Archäologie e.V. ist eine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft von Archäologen, Mathematikern und Statistikern, die jährlich eine Tagung ausrichtet, „workshops“ veranstaltet und… …   Deutsch Wikipedia

  • Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung — FWF Der Wissenschaftsfonds Typ Eingerichtete Institution (Forschungs und Technologieförderungsgesetz FTFG) Gründung 4. März 19 …   Deutsch Wikipedia

  • Soziologie und empirische Forschung — Der Essay Soziologie und empirische Forschung von Theodor W. Adorno erschien erstmals 1957 und stellt eine Kritik Adornos an der Soziologie und Empirischen Sozialforschung der 1950er Jahre dar. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1.1 Adorno zur Spannung… …   Deutsch Wikipedia

  • NPO-Forschung — Nonprofit Forschung. 1. Begriff: Die internationale NPO F. (Forschung mit Bezug zu ⇡ Nonprofit Organisationen) wird überwiegend von den Disziplinen Sozial , Politik und Wirtschaftswissenschaften tangiert und ist generell sehr stark… …   Lexikon der Economics

  • Nomothetische versus idiographische Forschung — Die wissenschaftstheoretische Unterscheidung zwischen nomothetischer und idiographischer Forschung geht zurück auf die Rede „Geschichte und Naturwissenschaft“ Windelbands, die dieser 1894 zum Antritt seines Rektorats an der Universität Straßburg… …   Deutsch Wikipedia

  • Methodenstreit (Sozialwissenschaften) — Als Methodenstreit wird die Auseinandersetzung um die Art der anzuwendenden Methoden in den Sozialwissenschaften bezeichnet. Er spiegelt die Etablierung der Soziologie als wissenschaftliche Disziplin und ihre Entwicklung zu einer eigenständig… …   Deutsch Wikipedia

  • Tagebuchverfahren — Der Begriff Tagebuchmethode (Synonym „Tagebuchverfahren“) ist eine Erhebungsmethode. Sie bezeichnet die Verwendung systematischer Aufzeichnungen von Zeitspannen, Beobachtungen und Aufmerksamkeitsgegenständen seitens Schriftstellern,… …   Deutsch Wikipedia

  • Evaluationsfunktionen — Evaluation (Evaluierung) (auch: Validierung und Verifizierung, Funktionsprüfung, Qualitätskontrolle oder Praxistest) bedeutet allgemein die zweckgerichtete Untersuchung, ob ein sinnlich wahrnehmbares oder bloß gedachtes Ding (Objekt) durch sein… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”