- Querbahnsteig
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Ein Bahnsteig (schweizerisch, früher auch in Österreich und Deutschland üblich: Perron) ist eine befestigte Plattform, die parallel zu einem Eisenbahngleis angelegt wurde, um das Ein- und Aussteigen in bzw. aus Zügen zu erleichtern. Man findet sie deshalb nur in Bahnhöfen oder an Haltepunkten (Haltestellen). Umgangssprachlich wird dieser auch als Gleis bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Bauweise
Während früher einfache, eventuell asphaltierte Schüttungen aus Schotter mit mehr oder minder befestigter Vorderkante als ausreichend betrachtet wurden, sind die heutigen Hochbahnsteige wesentlich massivere Konstruktionen. Die Kanten bestehen üblicherweise aus Winkelstützmauern (L-Steinen) aus Beton, deren senkrechter Teil oben profiliert ist und so einen ertastbaren Randstein bildet. Der Körper des Bahnsteigs ist angeschüttet und/oder betoniert und nimmt meist Regenwasserkanalisation sowie Leitungen für die Bahnsteigbeleuchtung und evtl. die Leit-, Sicherungs- und Fernmeldetechnik der Betriebsstelle auf. Die Oberfläche ist meist mit Beton-Verbundsteinpflaster belegt und, falls nicht überdacht, mit Mittelentwässerungen versehen. Im Innenbereich werden auch Natursteinbeläge verwendet. Im Boden sind Blindenleitstreifen eingelassen; auch die Linie, die den einzuhaltenden Sicherheitsabstand zu fahrenden Zügen markiert, ist normalerweise als ein solcher optisch und taktil hervorgehobener Streifen aus Betonelementen markiert.
Zu den Enden und, sofern es sich nicht um einen Mittelbahnsteig handelt, zur Rückseite hin geht der Bahnsteig entweder fließend in eine Verkehrsfläche über oder ist durch Brüstungen begrenzt. Von Bahnsteigenden, die sich frei aufs Gleisfeld öffnen, führt meistens eine für die Öffentlichkeit gesperrte Treppe auf das Gleisniveau hinab.
Zunehmend werden Bahnsteige nicht mehr aus Kantensteinen, Erd- bzw. Betonkörper und Pflaster aufgebaut, sondern in Plattenbauweise vorgefertigt. Pflasterung, Blindenleitstreifen, Sicherheitsmarkierung etc. sind dabei schon eingearbeitet. Diese Platten können innerhalb weniger Stunden mit Kränen auf Pfahlfundamente aufgelegt werden, was vor allem beim Bauen unter dem rollenden Rad die nötigen Sperrpausen reduziert und so die Kosten für Warnanlagen und Sicherungsposten erheblich senkt.
Verkehrliche Einrichtungen
Bahnsteige werden abhängig von ihrer Größe und Frequentierung mit unterschiedlichen Elementen möbliert.
Im Außenbereich werden bei stark genutzten Bahnsteigen Bahnsteigdächer vorgesehen, heute meist als von einer Stützenreihe her nach einer oder beiden Seiten freitragendes Element realisiert. Lautsprecher und Beleuchtung werden entweder in die Bedachung integriert oder an in regelmäßigen Abständen aufgestellten Masten montiert.
Praktisch immer sind Sitzgruppen und Wetterschutzhallen vorgesehen - falls ein Bahnsteigdach existiert, letztere nach oben offen als bloßer Windschutz. Wetterschutzhallen werden zuweilen auch als identitätsstiftendes Element ausgeführt, wie die „PlusPunkte“ der Deutschen Bahn.
Pro Bahnsteigkante wird normalerweise mindestens ein Zugzielanzeiger aufgestellt; bei Zugangsstellen ohne jede betriebliche Variation reichen feste Schilder „Richtung xy“. Jeder Bahnsteig erhält außerdem mindestens eine Bahnhofsuhr sowie eine ausreichende Zahl von Bahnhofsnamensschildern.
Weiter können hinzukommen: Abfallbehälter, Aschenbecher, Leuchtkästen für Fahrpläne, Karten, Wagenstandsanzeiger und andere Informationen, Fahrscheinautomaten, Großbildschirme für Werbung und Information, Abschnittsmarkierungen, Stellplätze für Gepäckwagen und mobile Hublifte, öffentliche Telefone, Vermarktungsflächen (Plakatwände), Überwachungskameras, Notruf- und Informations-Gegensprechanlagen, Getränke- und Süßigkeitenautomaten, Schließfächer sowie dekorative Elemente wie die „Eisenriesen“ der Deutschen Bahn. Auf breiten Bahnsteigen können Pavillons aufgestellt werden, um Kioske, andere Gewerbe oder auch Diensträume aufzunehmen.
Betriebliche Einrichtungen
Für den Bahnbetrieb finden sich an einem Bahnsteig fast immer ein oder mehrere Haltetafeln, oft Vorsignalwiederholer, Gegensprechanlagen und Streckenfernsprecher, Abfertigungsanlagen mit Bedientafel und Abfahrtsignal, mitunter auch Bremsprobeanlagen. Um Hochgeschwindigkeitsvorbeifahrten zu sichern muss ggf. eine Reisendensicherungsanlage installiert werden. In den oben genannten Pavillons findet man zuweilen noch örtliche Bahnsteigaufsichten mit betrieblicher Funktion.
Zugang
Der Bahnsteig ist als Teil des Bahnhofsgeländes Privateigentum des Bahnhofsbetreibers. Der Zutritt wurde früher von den Bahngesellschaften durch so genannten Bahnsteigsperren reglementiert. Heute ist es in Deutschland, Österreich und der Schweiz möglich, sich auf den frei zugänglichen Bahnsteigen aufzuhalten, sie gelten als öffentlicher Raum.
Für die Benutzung der Bahnsteige innerhalb von einigen Verkehrsverbünden ist ein Fahrschein bzw. eine Bahnsteigkarte notwendig. Bei Fahrkarten-Kontrollen ist es so möglich, erst an der gekennzeichneten „Sperrenanlage“ am Zugangsbauwerk die Fahrgäste zu „überraschen“. Davon wird z.B. in Hamburg oft Gebrauch gemacht.
In sehr vielen Metropolen ist der Zugang zu den Metro-Stationen (zumindest in der Innenstadt) durch automatische Sperrenanlagen (Drehkreuze mit automatisierter Fahrscheinprüfung) üblich.
Bahnsteigtypen
Bahnsteige werden nach ihrer Lage und Ausführung in verschiedene Typen eingeteilt.
Hausbahnsteig
Ein Hausbahnsteig bezeichnet einen Bahnsteig, der sich direkt vor dem Empfangsgebäude eines Bahnhofs befindet und daher ohne Queren von Gleisen durch das Publikum erreicht werden kann. Sofern ein Hausbahnsteig vorhanden ist, wird dieser fast immer als Gleis 1 oder Bahnsteig 1 bezeichnet und ist Ausgangspunkt der Nummerierung aller weiteren Gleise.
Zwischenbahnsteig
Ein Zwischenbahnsteig liegt zwischen zwei Gleisen, hat aber nur eine Verkehrskante und ist vom Hausbahnsteig nur durch Überschreiten eines oder mehrerer Gleise erreichbar. Der erforderliche Gleisabstand ist geringer als für einen Inselbahnsteig. Diese Bauart war früher verbreitet, sie hat aber, sofern keine Über- oder Unterführung besteht, den Nachteil, dass die Reisenden Gleise überschreiten und dabei gesichert werden müssen, was die Leistungsfähigkeit des Bahnhofes einschränkt, besonders wenn Umsteigevorgänge und Anschlüsse zu gewährleisten sind. Des Weiteren sind wegen der nötigen Übergänge die möglichen Höhen begrenzt. Besonders im alten Österreich-Ungarn war häufig der gesamte Bahnsteigbereich neben einer Bahnsteigkante am Hausbahnsteig nur mit Kies eingeebnet, aus dem die Schienenköpfe herausragten. In den letzten Jahrzehnten wurden viele Zwischenbahnsteige durch niveaufrei erreichbare Inselbahnsteige ersetzt.
Seiten- und Mittelbahnsteige
Weitere Bahnsteige sind entweder als Seitenbahnsteige (auch Außenbahnsteige) oder Mittelbahnsteige (auch Inselbahnsteige) ausgeführt. Seitenbahnsteige bedienen nur ein Gleis und liegen daher in der Regel an einer „Seite“ des Bahnhofes. Mittelbahnsteige befinden sich hingegen zwischen den Gleisen, so dass ein Bahnsteig zwei Gleise bedient.
Mittelbahnsteige sind grundsätzlich benutzerfreundlicher und bei Neubaustrecken auch billiger als Seitenbahnsteige, da das Bahnsteigmobiliar inklusive Informationsausrüstung für beide Gleise genutzt werden kann und Fahrgäste sich leichter orientieren können. Seitenbahnsteige hingegen erfordern keine Aufweitung des Gleisabstandes. Daher sind sie insbesondere an bestehenden Strecken billiger anzulegen. An Seitenbahnsteigen kann der Fern- und Güterverkehr meist ohne Geschwindigkeitsverminderung durchfahren, an Mittelbahnsteigen jedoch seltener.
Sofern mehr als ein Mittelbahnsteig vorhanden ist, gibt es unterschiedliche Konzepte, diesen zu bedienen. Es gibt Zuordnungen nach:
- Linie, Richtung
- An jedem Mittelbahnsteig halten die Züge unterschiedlicher Linien, die in die gleiche Richtung weiterfahren. Diese Variante bietet vor allem zusteigenden Passagieren den Vorteil, dass sie gegebenenfalls die Züge mehrerer Linien zur Auswahl haben, ohne den Bahnsteig wechseln zu müssen und so einfach auf den nächsten Zug warten können, anstatt erst auf dem Fahrplan den richtigen Bahnsteig des nächsten Zuges zu suchen.
- Umsteigebeziehung
- An den beiden Seiten des Mittelbahnsteiges halten jeweils die Züge der Linien, zwischen denen die meisten Fahrgäste umsteigen (Richtungsbetrieb). Diese Variante ist auf kurze Umsteigewege und -zeiten hin optimiert. So gibt es z.B. bei der Hamburger U-Bahn mehrere solcher Richtungsbahnsteige, an denen zeitgleich die Züge zweier Linien halten (Kellinghusenstraße, Berliner Tor, Barmbek).
Insbesondere bei kurzen Taktzeiten sind für Züge häufig teure und platzintensive Überwerfungsbauwerke erforderlich, um die Bahnsteige in der gewünschten Weise anzusteuern.
Eine für Deutschland ungewöhnliche Bahnsteiganordnung ist bei der Münchner S-Bahn zu finden. Im zweigleisigen Stammstreckentunnel sind drei der fünf Stationen so ausgerüstet, dass zu beiden Seiten des Zuges Bahnsteige existieren. Der eingefahrene Zug öffnet die in Fahrtrichtung rechten Türen, um Passagiere aussteigen zu lassen, und gleichzeitig auch die linken Türen, um Personen zusteigen zu lassen. Mit dieser Trennung des Ein- und Aussteigeverkehrs auf unterschiedliche Bahnsteige sind kürzere Taktzeiten möglich, da die Haltedauer der Züge hierdurch reduziert werden kann. Sehr anfällig ist dieses hoch optimierte System gegen Störungen, die bereits durch einen zu langsam einsteigenden Fahrgast verursacht werden können.
Einzelne Stationen mit Beidseiten-Bahnsteig gibt es auch in anderen Städten. Zuerst wurde diese Anordnung in Spanien angewendet, daher auch die Bezeichnung „Spanische Lösung“.
Querbahnsteig
Eine Sonderform des Bahnsteigs bildet der so genannte Querbahnsteig bei Kopfbahnhöfen. Ihm sind meist ein oder zwei Empfangshallen vorgelagert. Als wichtigster Bahnsteig in einem Kopfbahnhof ist er in der Regel auch der breiteste.
Ein Querbahnsteig ist rechtwinklig zu den anderen Bahnsteigen vor den Gleisenden angeordnet und daher im eigentlichen Sinne kein Bahnsteig, da an ihm keine Züge halten; er hat vielmehr eine Verteiler-Funktion: Von hier aus sind alle anderen Bahnsteige höhengleich erreichbar. Er ersetzt die bei Durchgangsbahnhöfen erforderlichen Bahnsteigzugänge, die dort oft in Form von Fußgängerüber- oder -unterführungen angelegt sind. Selten finden sich trotzdem noch weitere Über- oder Unterführungen in der Mitte oder am äußeren Ende der regulären Bahnsteige, z. B. in Frankfurt (Main) Hauptbahnhof.
Kombibahnsteig
Ein Kombibahnsteig ist meist ein Inselbahnsteig, bei dem an den beiden Seiten zwei verschiedene Verkehrsmittel halten. Näheres dazu im Hauptartikel.
Bahnsteighöhe
- siehe Hauptartikel Bahnsteighöhe
Um den bequemen und sicheren Zustieg zu ermöglichen, sind die Bahnsteige gegenüber der Schienenoberkante (SO) je nach Strecke um bis zu etwa einen Meter erhöht. Die genauen Bahnsteighöhen richten sich nach den überwiegend eingesetzten Fahrzeugen sowie den angewendeten gesetzlichen Regelungen. Die typisch angewendeten Bahnsteighöhen sind dabei zahlreicher als die weltweit angewendeten Eisenbahnspurweiten. Einen Bahnsteig, der höher als etwa 40 Zentimeter über Schienenoberkante liegt, bezeichnet man als „Hochbahnsteig“.
Die TSI "Infrastruktur" benennt als Regelbahnsteighöhe für Fernbahnen innerhalb der EU, dass für die Bahnsteigkante entweder 550 mm oder 760 mm über Schienenoberkante mit einer Höhentoleranz -30 mm/+0 mm einzuhalten ist. Die nutzbare Bahnsteiglänge soll dabei 400 m betragen. Die Umsetzung der TSI INS soll bis 2020 abgeschlossen sein. In Deutschland legt die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) eine Bahnsteighöhe von mindestens 38 cm bis maximal 96 cm fest, mit einer angestrebten Standardisierung der Bahnsteighöhe im Regionalverkehr von 55 cm, ansonsten 76 cm und bei S-Bahnen 96 cm. In der Schweiz wird eine einheitliche Bahnsteighöhe von 55 cm für Regelspur- und 35 cm für Schmalspurstrecken angestrebt.
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