Radfahrtruppen

Radfahrtruppen
US Bicycle Corp, 1897
Deutsche Radfahrtruppen 1941 an der nördlichen russischen Front
Truppen der deutschen Wehrmacht auf dem Vormarsch in Lettland im Sommer 1941
Radkurier mit Panzerfäusten im Militärmuseum Diekirch
LTTE-Fahrrad-Kompanie (2004)

Die Radfahrtruppen sind mit Fahrrädern ausgerüstete Militäreinheiten. Militärradfahrer haben auf Straßen und Wegen eine hohe Marschgeschwindigkeit und Reichweite. Sie können sich nahezu lautlos bewegen und wesentlich mehr Gepäck als ein Fußsoldat mitführen. Zudem ist das Ausrücken aus der Kaserne im Vergleich zu motorisierten Kräften wesentlich beschleunigt. Über kurze Strecken oder bei langsamer Bewegung kann das Rad auch als Lastentransportmittel genutzt werden.

Gegenüber Kavallerie waren die ersten genutzten Fahrräder jedoch kaum geländegängig und der Waffengebrauch während der Fahrt kaum möglich.

Erste Versuche einer militärischen Nutzung des Fahrrades begannen nach 1885. In Deutschland wurden ab 1892 Radfahrer zuerst nur als einzelne, den Truppenteilen zugewiesene Melder eingesetzt.

Um 1894 wurden erste Radfahrabteilungen aufgebaut. Im Ersten Weltkrieg erreichten Radfahrtruppen ihre weiteste Verbreitung. Es wurden 36 Radfahrerkompanien, 1 Kavallerie-Radfahrerabteilung, 10 Reservekompanien und 17 Ersatztrupps aufgestellt.

Im Jahr 1936 wurde von der Wehrmacht eine Versuchsabteilung beim I. Armeekorps in Königsberg gebildet. Im Krieg wurden Radfahrer besonders bei Aufklärungsabteilungen des Heeres eingesetzt. Mit zunehmender Motorisierung der Truppe wurde die Mehrzahl der Radfahreinheiten aufgelöst. Erst mit mangelnden Treibstoffen gegen Kriegsende ab etwa 1944/1945 wurden einige Einheiten (vor allem Volkssturm und irreguläre Einheiten) mit Fahrrädern ausgestattet, an denen oft zwei Panzerfäuste an Halterungen zum Transport angebracht wurden.

Japanische Einheiten operierten im Zweiten Weltkrieg im Dschungelkampf (Südostasien) erfolgreich mit Klapprädern.

Die Beweglichkeit britischer Fallschirmjäger wurde durch mitgeführte Klappräder gesteigert. Auf deutscher Seite wurden Lastkarren technisch ähnlich den heutigen Fahrradanhängern benutzt.

Im Koreakrieg, im Indochinakrieg und im Vietnamkrieg wurden wesentliche Teile der militärischen Transportleistung mit dem Rad ausgeführt.

Derzeit werden wieder bestimmte Luftlandetruppen der US-Armee auch für den Kampfeinsatz mit Fahrrädern ausgestattet.

Die Truppengattung des Infanterieaufklärers, welche bis vor einigen Jahren noch bestand, hatte ebenfalls pro Soldat ein Fahrrad für Aufklärungseinsätze.

Die Schweizer Armee setzte bis 2003 noch drei Radfahrerregimenter (Rdf Rgt) ein. Bedingt durch die fortschreitende Motorisierung der Kampfverbände und insbesondere wegen des fehlenden Splitterschutzes während Truppenverschiebungen wurden diese Radfahrerregimenter aber aufgelöst. Aufgrund des guten Rufs, der großen körperlichen Leistungsfähigkeit und ihres Korpsgeistes galten die Radfahrereinheiten als Elitetruppen.

In der Gründungsphase der Bundeswehr wurden ebenfalls einige wenige Kompanien mit Fahrrädern ausgerüstet; dies war allerdings eher als Behelf bis zur vollständigen Motorisierung der Truppe und nicht als dauerhafte Lösung gedacht.[1]

Die italienischen Eliteeinheiten der Bersaglieri wurden nach dem Ersten Weltkrieg mit Fahrrädern ausgerüstet, aber später motorisiert.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 120 Jahre Fahrradhits - klassische, kreative und kuriose Räder. Burgdorf 2004, S. 13.

Literatur

  • OKW: Vorschrift H.Dv. 293 - Das Truppenfahrrad - 1935
  • Beitrag im SZ-Magazin zum Thema Schweizer Militärradfahrer, o.D.

Weblinks


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