Lettland

Lettland
Latvijas Republika

Republik Lettland

Flagge Lettlands
Wappen Lettlands
Flagge Wappen
Amtssprache Lettisch
Hauptstadt Riga
Staatsform Parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt Präsident Andris Bērziņš
Regierungschef Ministerpräsident Valdis Dombrovskis
Fläche 64.589 km²
Einwohnerzahl 2.245.800 (1. Januar 2010)[1]
Bevölkerungsdichte 35 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[2] 40,04 Mrd. US$ (81.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 11.985 US$ (47.)
Human Development Index 0,769 (48.) [3]
Währung Lats
Unabhängigkeit 18. November 1918
(21. August 1991)
Nationalhymne Dievs, svētī Latviju („Gott, segne Lettland!“)
Zeitzone UTC+2 OEZ
UTC+3 OESZ (März – Oktober)
Kfz-Kennzeichen LV
Internet-TLD .lv
Telefonvorwahl +371
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Lettland (lettisch Latvija) ist ein Staat in Nordeuropa, im Zentrum des Baltikums gelegen. Es grenzt im Süden an Litauen, im Südosten an Weißrussland, im Osten an Russland, im Norden an Estland und im Westen an die Ostsee.

Seit dem Inkrafttreten der EU-Erweiterung am 1. Mai 2004 ist Lettland Mitglied der Europäischen Union.

Inhaltsverzeichnis

Flagge

Hauptartikel: Flagge Lettlands

Die lettische Flagge soll das weiße, blutgetränkte Leinentuch darstellen, in das ein lettgallischer Stammesfürst zur letzten Ruhe gebettet worden war. Die blutroten Streifen der Flagge symbolisieren seine im Todeskampf ausgestreckten Arme, der weiße Strich in der Mitte die Stelle, auf welcher der Leib des Stammesfürsten lag. Bereits im 13. Jahrhundert wird in der „Livländischen Reimchronik“ von dieser Flagge als Kriegsstandarte der lett- und semgallischen Stämme berichtet.

Geographie

Lettland besteht im Wesentlichen aus den vier historischen Regionen Kurland (lettisch: Kurzeme) im Westen, Livland (lettisch: Vidzeme) im Nordosten, Semgallen (lettisch: Zemgale) als schmaler Streifen zwischen Düna (lettisch: Daugava) und der litauischen Grenze sowie Lettgallen (lettisch: Latgale) im Südosten. Es ist zum größten Teil ein bewaldetes Moränen-Hügelland mit zahlreichen Seen und einer langen, wenig gegliederten Küstenebene. Die längsten Flüsse Lettlands sind die Düna und die Gauja (deutsch: Livländische Aa). Der größte See Lettlands ist der Lubāns mit 80,7 km², der Dridza-See ist der tiefste See der baltischen Länder (65,1 m Tiefe). Die Hauptstadt Riga ist auch in geographischer Hinsicht das Zentrum des dünn besiedelten Landes.

Die Republik Lettland hat eine Fläche von 64.589 km² und ist damit etwas kleiner als Bayern. Sie grenzt im Nordosten auf einer Länge von 343 km an Estland, im Osten auf einer Länge von 276 km an Russland, im Südosten auf einer Länge von 161 km an Weißrussland und im Süden auf einer Länge von 588 km an Litauen. Die Küstenlinie entlang der Rigaer Bucht im Norden und der Ostsee im Westen hat eine Länge von 498 km. Die durchschnittliche Höhe Lettlands beträgt 87 m ü. NN. Der höchste Berg ist der 120 km östlich von Riga gelegene Gaiziņkalns (Gaising) mit 311 m ü. NN.

Insgesamt 2.543 km² Fläche werden von Gewässern (Flüsse, Seen, Stauseen) belegt. Vom verbleibenden Land werden etwa 40 %, nämlich 24.710 km² agrarwirtschaftlich und etwa 46 %, nämlich 28.855 km² forstwirtschaftlich genutzt.

Die Republik Lettland dehnt sich in Ost-West-Richtung 450 km und in Nord-Süd-Richtung 210 km aus.[4] Lettland erstreckt sich zwischen den Geographischen Koordinaten:

  • im Norden: 58°05' nördlicher Breite
  • im Osten: 28°14' östlicher Länge
  • im Süden: 55°40' nördlicher Breite
  • im Westen: 20°58' östlicher Länge

Bis zum Jahr 1940 war die Fläche Lettlands um etwa 1.300 km² größer, da die frühere Region Neu-Lettgallen (später als Abrehner Region bezeichnet und heute wieder als Pytalowo), welche im Ergebnis des Lettisch-Sowjetischen Friedensvertrages von 1920 zu Lettland kam, ab diesem Jahr von der Sowjetunion und nach deren Zerfall von Russland wieder als zur Region Pskow gehörig betrachtet wurde.

Klima

Klimadiagramm Riga

In Lettland herrscht wie in allen baltischen Staaten ein kühl-gemäßigtes Klima mit kalten Wintern unter 0 °C und mäßig warmen Sommern zwischen 16 und 17 °C. In Riga liegt die Jahresdurchschnittstemperatur bei knapp 6 °C, es fallen 600 mm Niederschläge. Am feuchtesten ist es im Spätsommer und am trockensten im Frühjahr. 1800 bis 1900 Stunden jährlich scheint die Sonne (10 % mehr als in Deutschland).

Die Küsten der Ostsee bleiben im Winter meistens eisfrei, im August erreicht die Wassertemperatur bis zu 17 °C.

Natur

Neben Hirschen, Rehen, Hasen und Füchsen kommen auch Elche, Wölfe, Luchse, Biber und Wisente vor. Der Europäische Braunbär ist in Lettland in den Provinzen Latgale und Vidzeme wieder heimisch geworden. Für den Januar 2010 wird von einem festen Bestand von zwölf überwiegend auf lettischem Territorium lebenden Tieren ausgegangen.

In Lettland befinden sich drei Nationalparks und vier Naturschutzgebiete. Der mit einer Fläche von 16145 ha kleinste, aber älteste Nationalpark ist der Nationalpark Slītere. Er wurde im Jahre 1921, während der ersten Unabhängigkeit Lettlands, gegründet. Mit einer Fläche von 38114 ha ist der Nationalpark Ķemeri der zweitgrößte. Er wurde nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Lettlands eingerichtet. Mit seinem Gründungsjahr 1997 ist er der Jüngste. Der größte Nationalpark ist der Nationalpark Gauja. Er nimmt eine Fläche von 92261 ha ein und wurde im Jahre 1973, während der Zugehörigkeit Lettlands zur Sowjetunion, eingerichtet. Besonders für Zugvögel von Bedeutung ist das Naturschutzgebiet Pape, wo auch Wisente, Konikpferde und Heckrinder angesiedelt wurden.

Flüsse

Nach Angaben des Amts für Statistik Lettlands fließen in Lettland 17 Flüsse mit einer jeweiligen Länge von über 100 km. Die fünf längsten sind nachstehend aufgeführt:

Nr. Name mündet in Länge in
Lettland (km)
Gesamtlänge
(km)
1. Gauja (deutsch: Livländische Aa) Rigaer Bucht 452 452
2. Daugava (deutsch: Düna) Rigaer Bucht 352 1005
3. Ogre (deutsch: Oger) Daugava 188 188
4. Venta (deutsch: Windau) Ostsee 178 346
5. Iecava (deutsch: Eckau) Lielupe (deutsch: Kurländische Aa) 136 136

Siehe auch: Liste der Flüsse in Lettland

Bevölkerung

Neben der lettischen Mehrheitsbevölkerung (59,4 %) gibt es eine starke russische Minderheit (27,6 %) und kleine, meist russischsprachige Gruppen wie Weißrussen (3,6 %) und Ukrainer (2,5 %) sowie Polen (2,3 %) und Litauer (1,3 %) (Lettisches Amt für Staatsbürgerschafts- und Migrationsangelegenheiten, Januar 2008[5]). Dazu kommen die Minderheiten der über 2.000 Suiti und der ca. 170 Liven (vor allem in Riga und einigen kurländischen Küstendörfern) sowie Minderheiten von Esten, Deutschen, Roma und Tataren.

Lettlands Bevölkerung nach ethnischer Herkunft 1935–2010 in Tausend
  1935* 1959 1970 1979 1989* 2000* 2005 2010
Ethnische Herkunft Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent
Letten 1 467,0 77,0 1 297,9 62,0 1 341,8 56,8 1 344,1 54,0 1 387,8 52,0 1 370,7 57,7 1 357,1 58,8 1 338,6 59,4
Russen 168,3 8,8 556,4 26,6 704,6 29,8 821,5 32,8 905,5 34,0 703,2 29,6 669,7 28,6 621,7 27,6
Juden 93,4 4,9 36,6 1,7 36,7 1,6 28,3 1,1 22,9 0,9 10,3 0,4 9,9 0,4 9,7 0,4
Deutsche 62,1 3,3 1,6 0,1 5,4 0,2 3,3 0,1 3,8 0,1 3,5 0,1 3,9 0,2 4,5 0,2
Polen 48,6 2,6 59,8 2,9 63,0 2,7 62,7 2,5 60,4 2,3 59,5 2,5 56,5 2,5 52,4 2,3
Weißrussen 26,8 1,4 61,6 2,9 94,7 4,0 111,5 4,5 119,7 4,5 97,1 4,0 88,3 3,8 80,5 3,6
Litauer 22,8 1,2 32,4 1,5 40,6 1,7 37,8 1,5 34,6 1,3 33,4 1,4 31,7 1,4 29,9 1,3
Esten 6,9 0,4 4,6 0,2 4,3 0,2 3,7 0,1 3,3 0,1 2,6 0,1 2,5 0,1 2,4 0,1
Roma 3,8 0,2 4,3 0,2 5,4 0,2 6,1 0,2 7,0 0,3 8,2 0,3 8,5 0,4 8,5 0,4
Ukrainer 1,8 0,1 29,4 1,4 53,5 2,3 66,7 2,7 92,1 3,4 63,6 2,7 59,0 2,6 55,7 2,5
Andere 4,2 0,2 1,8 0,1 2,7 0,1 3,8 0,2 29,4 1,0 25,0 1,1 28,4 1,2 50,1 2,2
Gesamt 1.905,9 100,0 2.086,4 100,0 2.352,7 100,0 2.489,5 100,0 2.666,6 100,0 2.377,4 100,0 2.306,4 100,0 2.254,7 100,0

* Ergebnis der Volkszählung des entsprechenden Jahres

Minderheiten und Nichtbürger

Hauptartikel: Nichtbürger (Lettland)

Die russische Minderheit in Lettland besteht hauptsächlich aus zwischen 1940–1990 eingewanderten Personen bzw. deren Nachkommen. Zwischen 1940 und 1990 veränderte sich die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Nationalitäten wesentlich zu Ungunsten der Letten, welche fast zur Minderheit wurden (Letten: 1935 77 %, 1989 nur noch 52 %, Russen: 1935: 8,8 %, 1989 bereits 34 %). In dieser Zeit erhielt die russische Sprache in Lettland eine dominierende Stellung. Nach Wiederherstellung der Souveränität wurde die russische Sprache ihrer offiziellen Stellung enthoben und Lettisch alleinige Staatssprache, was für die zugewanderten und im Land gebliebenen Russen insofern ein Problem darstellte, als sie es größtenteils nie als nötig empfunden hatten, Lettisch zu lernen. Daran hat sich auch im unabhängigen Lettland wenig geändert.

Aus der geschichtlichen Entwicklung zwischen 1940 und 1990 ist auch die Regelung der Staatsbürgerschaft seit der Unabhängigkeit Lettlands zu erklären, nach welcher nur diejenigen die lettische Staatsbürgerschaft erhielten, die entweder vor 1940 auf lettischem Boden geboren worden waren oder direkte Nachkommen solcher Personen sind. Das für alle Übrigen seit 1. Februar 1995 gültige Einbürgerungsverfahren („Naturalisierung“) besteht aus einem Sprachtest sowie einem Examen in lettischer Geschichte und Verfassungskunde. Somit müssen diejenigen, die die Einbürgerung beantragen, die Landessprache sprechen und über Kenntnisse der Kultur und Geschichte des Landes verfügen. Dieses Verfahren findet auch bei Personen Anwendung, die seit Jahrzehnten in Lettland leben oder dort geboren wurden.

Teils wegen der als anspruchsvoll empfundenen Sprach- und anderen Tests, teils aus Desinteresse, teils aus prinzipiellem Widerwillen haben sich viele Russischsprachige (Russen, Weißrussen, Ukrainer, russischstämmige Juden) bis heute nicht einbürgern lassen (mehr als die Hälfte). Sie erhalten als sogenannte Nicht-Staatsbürger eigene Pässe, die ihnen uneingeschränktes Aufenthalts- und Arbeitsrecht in Lettland sowie den Schutz durch den lettischen Staat sichern, ihnen jedoch kein Wahlrecht zugestehen; dies gilt bislang auch für die Kommunalwahlen. Bis 2007 benötigten die Nicht-Staatsbürger für Reisen in die übrige EU ein Visum, erst dann wurden sie für Einreisen in die anderen EU-Länder den Letten gleichgestellt. Auch sie können sich nunmehr 90 Tage ohne Visum in anderen EU-Staaten aufhalten. Eine Arbeitserlaubnis besteht ebenso wie für die Letten nicht.

Die Ausweitung des lettischsprachigen Unterrichtsanteils an den staatlich finanzierten lettischen Schulen mit russischer Unterrichtssprache (in der Oberstufe von 54 % auf 60 % ab dem Schuljahr 2004/05) wurde von einer offiziell nicht registrierten Organisation namens „Schutzstab der russischen Schulen“ u. a. unter der Parole „Unser Land – unsere Sprache“ instrumentalisiert. Motiv für die Anhebung des Lettischanteils war es zum einen, die russischsprachigen Bevölkerungsteile in die Gesellschaft zu integrieren, zum anderen jedoch, den russischstämmigen Jugendlichen eine weiterführende Ausbildung an den (freilich lettischsprachigen) akkreditierten Hochschulen des Landes zu ermöglichen.

Mahnungen seitens des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte haben in den letzten Jahren zu verstärkten Bemühungen seitens des Staats geführt, die Einbürgerungsraten zu erhöhen. Durch den EU-Beitritt ist die Attraktivität des lettischen Passes (Reisefreiheit) für die im Land lebenden Russen gestiegen; dennoch stehen den bisher knapp 100.000 Einbürgerungen seit 1995 noch immer knapp 400.000 „Nicht-Staatsbürger“ gegenüber – 17 Prozent der lettischen Bevölkerung.

Lettische Einwohner, die Nichtbürger sind, nach Ethnie
(1. Januar 2008)
[6]

Ethnie Anzahl
Russen 245.665
Weißrussen 50.008
Ukrainer 35.290
Polen 12.693
Juden 3.217
Letten 1.724
Esten 573
Andere 13.006
Insgesamt 372.421

Ein weiterer Streitpunkt ist die Einstellung vieler Russen, die in der Roten Armee die Befreier Lettlands vom Faschismus sehen, obwohl dadurch nur die eine völkerrechtswidrige Okkupation durch die nächste abgelöst wurde – verbunden mit den entsprechenden massiven Repressionen gegenüber der Bevölkerung.

Sprache

Die Staatssprache Lettlands ist Lettisch. Lettisch ist die Muttersprache von ca. 58 %, Russisch hingegen von etwa 37 % der Gesamtbevölkerung. In der Landeshauptstadt Riga, wo etwa jeder zweite Einwohner russischstämmig ist, wird laut der lettischen Statistikbehörde im täglichen Gebrauch sowohl Lettisch als auch Russisch gesprochen. In Daugavpils, der zweitgrößten lettischen Stadt, liegt der Anteil der Letten bei unter 20 %. Ein besonderer rechtlicher Status kommt der russischen Sprache nicht zu, insbesondere ist Lettland nicht Vertragspartei der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen[7].

Eine weitere wichtige Sprachgruppe ist Lettgallisch.

Die staatliche Sprachpolitik hat seit der Unabhängigkeit Lettlands vielfach zu sozialen Spannungen geführt. Das Bestreben des lettischen Staates, die lettische Sprache auch im täglichen Umgang von allen Einwohnern des Landes als gemeinsame Sprache zu etablieren, steht im Widerspruch zu den Interessen der russischen Minderheit. Auch in russischen Schulen muss der Unterricht zwingend in lettischer Sprache abgehalten werden, was von vielen Russen als Diskriminierung angesehen wird. Diese Politik hat seit der Unabhängigkeit auch zur verstärkten Emigration nicht-lettischer Bevölkerungsgruppen, neben Russen auch Weißrussen, Polen und andere, geführt.

Religion

Seit der Reformation ist die wichtigste Konfession im westlichen und im zentralen Teil Lettlands die evangelisch-lutherische. Zur Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands gehören 250.000 Mitglieder, sie wird von Erzbischof Jānis Vanags geleitet. Die lutherische Kirche Lettlands lehnt, wie auch die römisch-katholische Kirche, sowohl Homosexualität als auch Frauenordination ab. Die lettischen Exilkirchen (zum Beispiel in Schweden, Deutschland oder USA) vertreten in diesen Fragen eine andere Position als die Mutterkirche.

Das im Osten Lettlands gelegene Lettgallen ist mehrheitlich römisch-katholisch, da es historisch mit Litauen und Polen verbunden ist. Eine katholische Minderheit im Westen des Landes sind die Suiti. Beide Kirchen spielten eine wichtige Rolle in der „Singenden Revolution“ und gewannen in dieser Zeit viele neue Mitglieder.

Außerdem gibt es noch bis zu 6.000 Anhänger des Islam in Lettland, von denen sich jedoch nur ein kleiner Teil tatsächlich als religiös bekennt. Die meisten von ihnen sind Tataren (3.000) und Aserbaidschaner (1.700),[8] hinzu kommen rund 1.000 weitere ethnische Muslime aus ehemaligen Teilrepubliken der UdSSR[9] sowie einige libanesische Immigranten.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Lettlands
Baltische Stämme im 12. Jahrhundert

Die Besiedlung Lettlands begann bereits um 11000 v. Chr. Während der großen Völkerwanderung besiedelten baltische Stämme das Gebiet Lettlands. Die Siedlungsgebiete der Balten und Liven war im frühen Mittelalter in zahlreiche kleine Fürstentümer zersplittert.

Nach 1237 wurden die lettischen Fürstentümer durch den Deutschen Orden erobert. Gleichzeitig erfolgte die Einwanderung von Deutschen. Die einheimische Bevölkerung wurde auf den Status der Leibeigenschaft herabgedrückt.

Im Zuge der Reformation wurde Lettland lutherisch. Unter dem Druck der umliegenden Mächte kam das Gebiet der Livländischen Konföderation im 16. Jahrhundert in Abhängigkeit von Polen-Litauen weshalb Teile Lettlands heute katholisch sind. Bis ins 18. Jahrhundert war das Baltikum zwischen Russland, Schweden und Polen umkämpft. Durch die zahlreichen Kriege und Epidemien in deren Gefolge sanken die Bevölkerungszahlen erheblich. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebiet Lettlands an das Russische Kaiserreich angegliedert. Während die deutsch-baltische Oberschicht ihre Privilegien bewahren konnte, hatte sich unter Assimilierung der livischen Volkschaften eine weitgehend homogene lettische Bevölkerungsschicht herausgebildet.

Im 19. Jahrhundert und insbesondere Anfang des 20. Jahrhunderts begannen mit der Neuen Strömung Unabhängigkeitsbestrebungen unter den Letten. Nach der Russischen Revolution und dem 1.Weltkrieg erklärte Lettland am 18. November 1918 die Unabhängigkeit und konnte diese im Lettischen Unabhängigkeitskrieg durchsetzen. Ab 1920 hatte Lettland neben Sowjetrussland mit immer mehr Ländern diplomatische Beziehungen und war im Völkerbund vertreten. Die Minderheitsgesetzgebung war zur damaligen Zeit relativ tolerant.

Lettland 1920–1940

Nach einem Staatsstreich durch Kārlis Ulmanis endete die Zeit der parlamentarischen Demokratie 1934, und der Staat wurde von ihm autoritär regiert.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Lettland zuerst von der Sowjetunion, später von Deutschland besetzt. Bei Einzel- und Massendeportationen wurde während der sowjetischen Besatzung rund ein Prozent der Landesbevölkerung in Gulag-Lager und in die sogenannte Sonderansiedlung deportiert; daran waren auch lettische Kollaborateure beteiligt. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung Lettlands wurde während der nationalsozialistischen Besatzung ermordet; auch hier beteiligten sich lettische Kollaborateure.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Lettland wieder von der Sowjetunion besetzt und als Lettische SSR der Sowjetunion angegliedert. Unter der Sowjetherrschaft wurden besonders 1949 massenweise Letten nach Zentralasien deportiert. Die Lettische SSR war einer Russifizierungspolitik ausgesetzt.

Am 4. Mai 1990 beschloss der Oberste Rat der LSSR die Wiederherstellung der Unabhängigkeit der Republik Lettland und erklärte die Unabhängigkeit von der Sowjetunion; der Parlamentsbeschluss konnte jedoch erst mit dem Zerfall der Sowjetunion am 21. August 1991 de facto wirksam werden. 2004 wurde die Republik Lettland Mitglied der Europäischen Union.

Politik

Lettland ist eine parlamentarische Demokratie. Die Führung der Staatsgeschäfte, vor allem jedoch die internationale Repräsentation, sind die wichtigsten Aufgaben des Präsidentenamtes, das die gewählte Regierung ernennt und entlässt. Der amtierende Präsident fungiert zugleich als Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Es besteht auch ein Gesetzesinitiativrecht, das sporadisch in Anspruch genommen wird. Die Regierungsaufgaben und die Führung des Kabinetts übernimmt jedoch der Premierminister, den die jeweils stärkste Fraktion im Parlament (Saeima) stellt und der von den 100 Abgeordneten gewählt wird.

Das Kabinett besteht aus 17 Ministerien, den Vorsitz führt der Premierminister, außerdem gehören dem Kabinett die jeweiligen Staatssekretäre sowie die Fraktionsvorsitzenden der regierenden Parteien an, die jedoch über kein Stimmrecht verfügen.

Der Präsident nimmt regelmäßig an Sitzungen des Kabinetts und auch der Saeima teil. Die amtierende Regierungskoalition trat als dritte Regierung im Dezember 2007 ihr Amt an. Das von Ministerpräsident Valdis Dombrovskis geführte Kabinett setzt sich aus den Fraktionen der Volkspartei (Tautas Partija), Lettlands Erster Partei (LPP) und der Grüne-/Bauern-Union (ZZS) zusammen. Vom politischen Spektrum ist diese Koalition als Mitte-Rechts einzuordnen.

Die Außenpolitik Lettlands ist westlich orientiert; die Beziehungen zu Russland sind eher angespannt.

Lettland ist nach der Entscheidung auf dem EU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 in Kopenhagen zum 1. Mai 2004 mit neun weiteren Staaten in die Europäische Union aufgenommen worden. In einem Referendum am 20. September 2003 stimmte die wahlberechtigte lettische Bevölkerung diesem Vorhaben mit knapp 67 % zu. Im Zuge der NATO-Osterweiterung wurde Lettland im April 2004 Mitglied der NATO. Die Lettischen Streitkräfte (lettisch: Nacionālie bruņotie spēki) sind die bewaffneten Streitkräfte der Republik Lettland. Sie unterstehen dem lettischen Verteidigungsministerium.

Militär

Hauptartikel: Lettische Streitkräfte

Verwaltungsgliederung

Städte

49 % der Bevölkerung Lettlands leben in den sieben größten Städten, die mit einem Gesamtterritorium von 664 km² nur 1 % der Fläche des Landes einnehmen. Die restliche Bevölkerung lebt auf dem Land in den Landkreisen.[10]

Nr. Stadt Einwohner Fläche (km²)
31. März 2000 1. Januar 2005 1. Januar 2005
1. Riga (lettisch: Rīga) 764.329 731.762 307
2. Daugavpils (deutsch: Dünaburg) 115.265 110.379 75
3. Liepāja (deutsch: Libau) 89.448 86.264 60
4. Jelgava (deutsch: Mitau) 63.652 66.136 60
5. Jūrmala (deutsch: Riga-Strand) 55.718 55.603 100
6. Ventspils (deutsch: Windau) 43.928 44.017 45
7. Rēzekne (deutsch: Rositten) 39.233 36.798 17
größte Städte gesamt 1.171.573 1.130.959 664
Lettland gesamt 2.377.383 2.304.434 64.598

Siehe auch: Liste der Städte in Lettland

Wirtschaft

Bruttoinlandsprodukt

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Lettlands lag seit der Überwindung der Russlandkrise (ab 2000) stets über 6 %, 2005 waren es 10,2 %. Das war in diesem Jahr die höchste Wachstumsrate aller EU-Staaten. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise machte sich in Lettland bereits am Jahresende 2007 bemerkbar, seitdem liegen die Quartalswerte (Vierteljahr) unter denen des Vorjahres. Im Jahr 2008 ging das BIP um 4,6% zurück, im Jahr 2009 brach die Wirtschaft sogar um 18% ein - der stärkste Rückgang aller EU-Staaten. Über das Gesamtjahr 2010 ging die Wirtschaft noch einmal um 0,3% zurück, wenn auch seit dem 3. Quartal wieder ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen ist.

Das BIP belief sich für 2008 auf gut 15 Milliarden Lats (LVL), etwa 22 Milliarden Euro.[11] Pro Kopf der Bevölkerung sind das knapp 10.000 € (zum Vergleich: Deutschland 27.200 €). Vergleicht man das BIP nach Kaufkraftstandards (also nach der Kaufkraft eines Euros) mit dem Durchschnitt der EU (EU-27:100) erreichte Lettland 2008 bereits einen Wert von knapp 53 (Deutschland: 112). Verglichen mit dem Jahr 2000 steigerte sich dieser Wert inflationsbereinigt um 43 % (damals: 36,7)[12]

Investitionen

Die Summe der ausländischen Direktinvestitionen belief sich bis zur Jahresmitte 2004 auf 3,1 Milliarden Euro. Deutschland belegt mit Gesamtinvestitionen von 435 Mio. Euro (I. Quartal 2004; entspricht 15 %) den ersten Rang vor Schweden, Finnland, Dänemark, Norwegen und den USA. Diese Position begründet sich ganz wesentlich in der Expansion der Nord/LB auch nach Lettland (eigene Tochter). Daneben sind folgende Unternehmen große Investoren in Lettland:

  • Telekommunikation: TeliaSonera (S/SF, Anteile an Lattelekom und LMT (Mobilfunk)), Tele2 (S)
  • Energie: Ruhrgas/eon und Gazprom (D und RU/Anteile an Latvijas Gaze), Den Norske Stats (N/Erdöl (Statoil)), Shell (UK-NL/Erdöl), Transneftegaz (RU/Erdöl), Nefte (SF/Erdöl)
  • Bankwesen: SEB (S/Anteile an Unibanka), Hansabanka (EE-SF), Vereins- und Westbank (D)
  • Immobilien und Einzelhandel: LinstowWarner (N/Immobilien), Preatoni Group (I/u. a. Domina Hotels), Polarbek (USA/Radisson Hotel), Stockmann (SF), Kesko (SF)
  • diverse: Rinzai (HKG-SGP/ Acot Industries (Modellbau aus Metall)), SAS (S/DK; Anteile an Air Baltic)

Währung und Preise

Die nationale Währung Lettlands ist der Lats (int. Kürzel LVL), der im März 1993 eingeführt wurde und den Lettischen Rubel ablöste, der als Übergangswährung ein Jahr lang im Umlauf gewesen war. Ein Lats sind 100 Santims. Die Münzen gibt es in 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Santims sowie 1 und 2 Lats.

Die Preisentwicklung in Lettland ist seit der wirtschaftlichen Depression (Russlandkrise 1998/99) moderat, schritt aber mit Inflationsraten zwischen 2,5 und 3 % stets schneller voran als in den Nachbarstaaten Estland und Litauen. Mit dem EU-Beitritt und durch das starke Wirtschaftswachstum hat sie sich deutlich erhöht und lag für 2004 bei 6,2 %, für 2007 sogar über 15 %.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2005 wurde der Lats fest an den Euro zu einem Wechselkurs von 1 EUR = 0,702804 LVL gekoppelt. Die lettische Zentralbank hält den Lats-Wechselkurs in einer Bandbreite von ±1 % gegenüber dem Euro bis zur Euroeinführung (geplant war 2008/2009). Jedoch gibt es für die Euroeinführung wegen der hohen Inflation noch keinen festen Termin.

Im Rahmen der internationalen Finanzkrise ab 2007 gab es in Lettland im Oktober 2008 Verhaftungen von lettischen Staatsbürgern mit dem Vorwurf durch Meinung oder Wirtschaftsprognosen die Landeswährung zu schwächen. Doch auch die Unterdrückung dieser Meinungen nutzte nichts. Die Regierung musste bereits mehrmals erfolglos am Devisenmarkt intervenieren. Auch Versuche, Ende Mai 2009 weitere Staatsanleihen zu verkaufen, sind gescheitert. Am 4. Juni 2009 forderte die EU-Kommission Lettland offiziell auf, das Staatsdefizit zu verkleinern, es wird ein Staatsbankrott befürchtet. Ausgabensenkungen seien die Voraussetzung für weitere Kredite des IWF.[13] Die Arbeitslosenrate stieg bis August 2009 auf 18,3%, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast eine Verdreifachung darstellt.[14]

Außenhandel

Die Exporte beliefen sich 2004 auf gut 3,15 Mrd. Euro, die Importe auf gut 5,7 Mrd. Euro. Das Defizit in der Handelsbilanz beträgt damit beachtliche 2,55 Mrd. Euro, das sind gut 80 % des Exportwertes oder bald ein Viertel des BIP. Durch positive Bilanzen bei Dienstleistungen sowie bei Direktinvestitionen und sonstigen Transferleistungen reduziert sich dieses Defizit in der Zahlungsbilanz zwar, bleibt aber bei knapp 1,35 Mrd. Euro weiterhin hoch bzw. hat sich in den letzten Jahren noch verstärkt. Insgesamt hat sich der Außenhandel in gut vier Jahren verdoppelt. 2004 hat sich insbesondere der Warenaustausch mit den unmittelbaren Nachbarstaaten (Estland, Litauen, Russland, Belarus), sowie mit Polen intensiviert. Hauptexportländer sind (2004) Großbritannien (13 %), Deutschland (12 %) und Schweden (10 %), Hauptexportprodukte Holz und Holzprodukte (über 30 % der Exporte), Metalle und Metallprodukte (14 %) sowie Textilien (11 %). Hauptimportländer sind Deutschland (14,5 %), Litauen (12,5 %) und Russland (9 %), Hauptimportgüter Maschinen und Elektrogeräte (20 %), Mineralprodukte (v. a. Erdöl, 13 %) und Fahrzeuge (11 %).

Produktion

Das verarbeitende Gewerbe trägt ein Viertel zum BIP Lettlands bei. Wichtige Industriezweige sind:

  • Maschinen- und Fahrzeugbau: Waggons, Omnibusse, Waschmaschinen
  • Nahrungsmittelindustrie
  • Metalle und Metallprodukte
  • Textilindustrie
  • Holzverarbeitung und Papier
  • Dünger

Energie

Lettland erzeugt Elektrizität zu über einem Drittel (38%) aus Wasserkraft, die aus drei Wasserkraftwerken an der Daugava stammt. Die restliche selbst erzeugte Elektrizität stammt aus zwei großen Verbrennungskraftwerken bei Riga (TEC-1 und TEC-2), die Erdgas und, falls Erdgas in Notfällen nicht verfügbar sein sollte, Schweröl (Masut) verbrennen. Torf ist (neben Holz) der einzige primäre Brennstoff, den Lettland selbst produziert, und trägt ein gutes Fünftel zur Energie aus fossilen Brennstoffen bei. Erdöl, Erdgas und Kohle müssen vollständig (meist aus Russland) importiert werden. Ein geringer Teil des Energiebedarfs wird durch importierten Strom aus Estland (Strom aus Ölschieferkraftwerken bei Narva) gedeckt. Die deutsche Firma PreussenElektra hat zwar bereits 1995 einen Pilot-Windpark an der Grenze zu Estland bei Ainaži errichtet, dem ein größeres Projekt bei Liepāja (deutsch: Libau) gefolgt ist, doch ist die Einspeisung von Windenergie vernachlässigbar gering. Der lettische Energieversorger Latvenergo ist am Kernkraftwerksprojekt Visaginas beteiligt, welches von den Baltischen Staaten und Polen gemeinsam verfolgt wird.

Neben dem eigenen Energieverbrauch ist Lettland auch ein bedeutendes Transitland für Energie. Von Polazk in Weißrussland verlaufen zwei Erdöl-Pipelines nach Ventspils an der Ostsee sowie eine über lettisches Territorium nach Mažeikiai in Litauen. Betreiber ist das lettisch-russische Joint-Venture LatRosTrans. Die Endstation der Pipeline, Ventspils, ist (noch) der größte Verladehafen für Erdöl und Erdölprodukte in der Ostsee. Allerdings hat Russlands staatliches Öltransportunternehmen Transneft, das auch an LatRosTrans beteiligt ist (siehe Direktinvestitionen), aus wirtschaftspolitischen Gründen seit 2003 die Pipeline trocken gelegt (Transneft erklärt jedoch, dass die Pipeline Lecks enthält), um eigene Ölhäfen in Russland (Primorsk bei St. Petersburg, Kaliningrad) zu bevorzugen. Der Ersatztransport über die Schiene konnte diesen Verlust naturgemäß nicht auffangen.

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 12,2 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 9,5 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 11,0 % des BIP.[15] Die Staatsverschuldung betrug 2009 8 Mrd. US-Dollar oder 32,5 % des BIP.[15]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur

Schienenverkehr

Die staatliche Eisenbahngesellschaft Latvijas Dzelzceļš (LDZ) ist bislang das alleinige Schienenverkehrsunternehmen. Es operiert nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen und konzentriert sich auf den Transport von Gütern (aus Russland) zu den lettischen Häfen Ventspils und Liepāja. Der Personenverkehr auf der Schiene verliert dabei seit Jahren an Bedeutung. Latvijas Dzelzceļš betreibt ein sternförmig auf Riga ausgerichtetes Streckennetz in 1.524 mm Spurweite. Im Personenverkehr werden der S-Bahn-ähnliche Vorortzugverkehr im Großraum Riga und die Verbindungen über Daugavpils nach Russland, Weißrussland und Litauen bedient. Auch die westlettische Hafenstadt Liepāja war seit 2007 täglich wieder mit einem Personenzugpaar an die Hauptstadt Riga angeschlossen. Seit dem 15. Februar 2010 wird die Eisenbahnverbindung nur noch am Freitag/Sonntag (Riga – Liepāja) bzw. Samstag/Montag (Liepāja – Riga) angeboten.

Für Fahrten von Deutschland nach Lettland auf dem Landweg bietet sich in Ermangelung einer fahrplanmäßig abgestimmten Verbindung die kombinierte Nutzung der Bahn mit dem Schlafwagenzug von Berlin nach Warschau an. Dort besteht Anschluss an die Tagzugverbindung nach Vilnius mit Umstieg in Šeštokai. Von Vilnius fahren Fernbusse von Eurolines nach Riga. Die Gesamtfahrzeit von Berlin nach Riga beträgt 24 Stunden.

Busverkehr

Das Busverkehrsnetz ist deutlich engmaschiger ausgebaut als das lettische Schienennetz. Es wird bedient von einer Vielzahl nationaler Buslinien sowie zahlreichen Fernbuslinien in die Nachbarländer und viele Länder der EU. Die wichtigsten internationalen Buslinienbetreiber sind Eurolines, Ecolines und Nordeka.

Flugverkehr

Wichtigste Fluggesellschaft ist Air Baltic, die vor allem Ziele in Nord-, Mittel- und Westeuropa sowie in Russland und den ehemaligen GUS-Staaten anfliegt. Sie hat ihren Sitz am Flughafen Riga, dem größten der drei Flughäfen des Landes.

Straße

Das Straßennetz ist dreistufig gegliedert:

  1. Die Hauptverkehrsadern werden durch 15 staatliche Hauptstraßen (Tabliczka A1.svg bis Tabliczka A15.svg) gebildet, welche – wie das Eisenbahnnetz – sternförmig auf Riga ausgerichtet sind.
  2. Zwischen den und innerhalb der Verwaltungsbezirke Lettlands verlaufen 133 Staatsstraßen 1. Ordnung (P 1 bis P 133) und
  3. sonstige Verbindungsstraßen als Staatsstraßen 2. Ordnung, von denen es 1489 gibt (V 1 bis V 1489).

Zusätzlich gibt es private Straßen sowie Feld- und Waldwege und Straßen innerhalb von Städten. Für die Unterhaltung der öffentlichen Straßen ist die staatliche Aktiengesellschaft Lettlands Staatsstraßen zuständig.

Die staatlichen Hauptstraßen sind teilweise autobahnartig ausgebaut. Sie sind etwa mit Deutschlands Bundesstraßen vergleichbar. Ein großer Teil des Personenverkehrs wird mit dem Omnibus auf einem dichten und gut frequentierten Netz abgewickelt. Der Individualverkehr nimmt an Bedeutung stetig zu.

Lettland hat eine der geringsten Straßenverkehrsdichten in Europa. Der Anteil der staatlichen Straßen beträgt 312 m/km². Der Anteil von allen Straßen beträgt 1.081 m/km².[17] Lettland hält aber den Spitzenplatz bei den Verkehrstoten.

Schiffsverkehr

Wichtigste Seehäfen sind Riga, Liepāja und Ventspils. Von hier aus wird unter anderem russisches Erdöl verschifft. Daneben bestehen Fährverbindungen nach Schweden, Dänemark und Deutschland.

Kultur und Gesellschaft

Lettland wird kulturell vor allem nordeuropäisch beeinflusst. Die Altstädte weisen die typischen im Raum der Hanse verbreiteten Elemente auf. Auch die aktuelle lettische Kultur besitzt vielfältige Beziehungen zu Schweden und Finnland, vor allem aber zum norddeutschen Kulturraum.

Lettland ist besonders bekannt für seine Folklore und Volksmusik-Kultur, in der vorchristliche Vorstellungen der altlettischen Religion eine zentrale Rolle spielen. Von den typischen Dainas – meist vierzeiligen, nicht gereimten Lieder zu allen nur erdenklichen Themen von der Mythologie bis zu den Niederungen des Alltags – sind inzwischen über eine Million gesammelt worden, was im Verhältnis zur Bevölkerungszahl Weltspitze sein dürfte. Die Niederschrift dieser bis dahin mündlichen Überlieferung wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Krišjānis Barons begonnen; sein eigens dafür gefertigter Daina-Schrank gilt heute als eine Art Nationalheiligtum. Viele alte, jedoch bis heute lebendige Bräuche und Dainas ranken sich um das Mittsommerfest Jāņi am 23. und 24. Juni, die in Lettland staatliche Feiertage sind.

In Rīga (während der Sowjetzeit an verschiedenen Orten im Ausland) findet alle fünf Jahre ein großes Sängerfest statt, an dem mehrere tausend lettische, exil-lettische und internationale Chöre teilnehmen.

Ähnlich wie in Estland war die Stadtkultur und der Großgrundbesitz bis zur Vertreibung der deutschen Minderheit 1940 nach Deutschland und den annektierten polnischen Gebiete deutschsprachig – und damit für Jahrhunderte auch die Intelligenz des Landes. Die vormals kulturell bedeutende jüdisch-jiddische Minderheit spielt heute im öffentlichen Leben ebenfalls keine Rolle mehr.

Medien

In Lettland erscheinen fünf national verbreitete Tageszeitungen (z. B. die Diena, Neatkarīgā Rīta Avīze und Latvijas Avīze); der Anteil der Tageszeitungsleser beträgt 135 Leser pro 1000 Einwohner.[18] 55 % der Bevölkerung verfügte 2008 über einen Internetanschluss; die Breitband-Verbreitungsquote lag bei 6,4 %.[19]

Sport

Als lettischer Nationalsport gilt Eishockey. Als ein erstes nationales sportliches Großereignis fand die Eishockey-Weltmeisterschaft 2006 in Riga statt. Neben Eishockey ist Basketball beliebt, während Fußball, insbesondere das Nationalteam, erst seit der erstmaligen EM-Qualifikation 2004 eine größere Beachtung findet.

Literatur

Weihnachten

In Riga in Lettland stand nach Ansicht einiger Forscher und Legenden im Jahre 1510 der erste Weihnachtsbaum der Welt.[20][21] Andere legen diese Erfindung jedoch ins elsässische Straßburg.

Siehe auch

Literatur

  • C. Grewingk: Geologie von Liv- und Kurland. Dorpat 1859 (Digitalisat)
  • Klemens Ludwig: Lettland. (= Beck’sche Reihe; Länder; 882). Beck, München 2000, ISBN 3-406-44782-1.
  • Baltische Bibliographie. Schrifttum über Estland, Lettland, Litauen. Herder-Institut, Marburg 1994–, ISSN 1436-4786

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Lettland – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Lettland – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wikinews Wikinews: Lettland – in den Nachrichten
 Wikisource: Lettland – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. DB des Amts für Statistik Lettlands, hier: 4-2. Resident population (at the beginning of the year)
  2. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  3. Human Development Index
  4. DB des Amts für Statistik Lettlands, hier: Geographical Position of the Republic Latvia
  5. Латвия in der russischsprachigen Wikipedia
  6. Latvijas iedzīvotāju sadalījums pēc nacionālā sastāva un valstiskās piederības (PDF; lettisch)
  7. Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen (gesichtet am 5. September 2011)
  8. Ethnic minorities in Latvia
  9. Joshua Project: Ethnic people groups of Latvia (christliche Angaben)
  10. DB des Amts für Statistik Lettlands, hier: Resident Population by Region, City and District at the Beginning of the Year
  11. Lettisches Statistikamt; Prognose für 2008
  12. Statistisches Bundesamt Deutschland – Europäischer Datenservice
  13. Lettland steht am Rande des Staatsbankrotts. In: Der Standard.at, abgerufen 6. Juni 2009
  14. Auswärtiges Amt | Länderinformationen
  15. a b c d The World Factbook
  16. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  17. Roads in Latvia
  18. dev.prenhall.com
  19. itu.int
  20. europa-digital, 16. Dezember 2005
  21. Siehe Patricia Tourist Office Riga

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