Radschlosspistole

Radschlosspistole
Radschloss - a Zündpfanne, b Achse, c Hahn
Sächsische Pistole mit Radschloss von 1610

Ein Radschloss (auch "deutsches Schloss" genannt) ist ein im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts vermutlich in Nürnberg entwickeltes Feuergewehrschloss für Pistolen und Gewehre, dessen stählernes Zahnrad, von unten durch die Zündpfanne greifend, um drei Viertel seines Umfanges mittels Schlüssel an der Achse gedreht wird, wobei sich eine Kette um seine Achse windet, deren anderes Ende, mit der Schlagfeder verbunden, diese spannt. Ein vor der Zündpfanne stehender Hahn trägt in seinem "Maul" ein Stück Schwefelkies, welcher beim Umlegen des Hahns auf dem geschlossenen Pfannendeckel zu liegen kommt. Angaben anderer Autoren, welche behaupten, der Schwefelkies käme direkt auf dem gespannten Reibrad zu liegen, ergeben keinen Sinn, denn so bestünde die Gefahr, dass durch kleinste Bewegungen das Zündkraut von der Pfanne geschüttet würde, was eine Zündung unmöglich machte. Dies würde auch den Einsatz von Radschlosswaffen gerade durch die Kavallerie unmöglich machen, bei der sie historisch nachweislich am häufigsten Verwendung fanden.

Beim Betätigen des Abzuges wird durch den Exzenter der Nuss im Inneren des Schlosses der Pfannendeckel geöffnet, der Schwefelkies wird durch die Feder des Hahnes durch das Zündkraut auf das sich drehende Rad gedrückt, welches dann vom Schwefelkies Funken abreißt. Diese Funken entzünden das Zündkraut und der dadurch entstehende Feuerstrahl dringt durch das Zündloch in den Lauf und entzündet so die Treibladung.

Diese Erfindung wurde lange Zeit Leonardo da Vinci zugeschrieben, der im zwischen 1500 und 1505 angelegten Codex Atlanticus ein Radschloss zeichnete. Doch Radschlossgewehre kamen bereits 1501 zum Einsatz. Der Nürnberger Patrizier Martin Löffelholz fertigte 1505 die Zeichnung eines Radschlosses an.

Neueste Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass erste Radschlosspistolen bereits früher in Goslar und Braunschweig gebaut wurden. So finden sich in den Archiven der Städte Rechnungen von Büchsenmachern und Schlossermeistern für "Feuerschlosse" und "Reibschlosse" aus dem Jahre 1447.

Verwendet wurde das Radschloss vor allem bei der Kavallerie im 16. und 17. Jahrhundert, die Infanterie bevorzugte das Luntenschloss, welches wesentlich billiger und pflegeleichter war. Um 1700 wurde es weitgehend vom Steinschloss verdrängt.

Literatur

  • Wolfgang Glage, "Das Kunsthandwerk der Büchsenmacher im Land Braunschweig"

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