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Stadt Neman/Ragnit
НеманWappen Föderationskreis Nordwestrussland Oblast Kaliningrad Rajon Neman Bürgermeister Alexander Melnikow Erste Erwähnung 1220 Frühere Namen Ragnit (bis 1946) Stadt seit 1722 Fläche 14 km² Höhe des Zentrums 20 m Bevölkerung 12.320 Einw. (Stand: 2006) Bevölkerungsdichte 880 Ew./km² Zeitzone UTC+2 (Sommerzeit: UTC+3) Telefonvorwahl (+7)40162 Postleitzahl 238710–238711 Kfz-Kennzeichen 39, 91 OKATO 27 221 501 Webseite www.munic.neman.ru Geographische Lage Koordinaten: 55° 2′ N, 22° 2′ O55.03333333333322.03333333333320Koordinaten: 55° 2′ 0″ N, 22° 2′ 0″ O Oblast KaliningradListe der Städte in Russland Neman (russisch Неман, dt. Ragnit), ist eine Kleinstadt in der russischen Oblast Kaliningrad (ehemaliges nördliches Ostpreußen) mit Sitz einer Rajonverwaltung.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Stadt liegt am südlichen bis zu 15 Meter hohem Ufer des Flusses Memel, der die Grenze zu Litauen bildet. In der Nähe befindet sich der heilige Berg Rombinus, der neben dem samländischen Rinau und der Rominter Heide zu den heidnischen Hauptheiligtümern zählt. Neben dem Fluss prägt der Schlossberg und der Obereißeln, die höchste Erhebung der Region, die Landschaft. 10 Kilometer westlich liegt die Nachbarstadt Sowjetsk (Tilsit).
Geschichte
Ihren Ursprung hat die Stadt in der Burg Ragnita (prußisch ragas: Horn, Ecke, Landzunge, Spitze, Hinausragendes), einem Stützpunkt des Prussenstammes der Schalauen. Sie siedelten spätestens im 13. Jahrhundert beiderseits des Memelflusses. Um 1220 wurde die damals hölzerne Burg von einem russischen Heer erfolglos belagert, doch 1278 gelang es dem Deutschen Ritterorden unter Theoderich, dem Vogt von Samland die Burg zu erobern. Die Ritter ersetzten 1289 den Holzbau durch eine steinerne Burg, die sie „Landshut“ nannten. Dieser Name konnte sich jedoch nicht durchsetzen, und so blieb es bei der ursprünglichen Bezeichnung. 1293 wurde auf einer Halbinsel der Memel eine weitere Feste errichtet, die Schalauerburg. Beide Burgen sicherte das Ordensland nach Norden hin und waren Stützpunkte für die Ende des 13. Jahrhunderts begonnenen Feldzüge des Ordens gegen Litauen.
Während dieser kriegerischen Auseinandersetzungen wurde 1355 die Schalauerburg zerstört. Sie wurde zwar bereits ein Jahr später wieder aufgebaut, doch nachdem sie 1365 erneut geschleift wurde, verzichtete man auf einen erneuten Wiederaufbau. Dagegen wurde die Burg Ragnit in den Jahren 1397 bis 1409 unter Mitwirkung des rheinländischen Baumeisters Nikolaus Fellenstein, der auch am Bau der Marienburg beteiligt war, zu einer der stärksten Festungen des Ritterordens ausgebaut. Im Schutze der Burg hatte sich inzwischen ein Marktflecken entwickelt, der Dank der günstigen Verkehrslage an der Heerstraße nach Insterburg und dem Flussübergang nach Norden an Bedeutung gewann. Die Pläne des Ordens, die Siedlung zur Stadt zu erheben, kamen wegen der Niederlage gegen Polen 1410 nicht zur Ausführung. Allerdings wurde der Ort Sitz einer Komturei, der auch die Burgen in Tilsit und Labiau unterstanden. Auch nach der Säkularisierung des Ritterordens 1525 blieb Ragnit Sitz eines Amtshauptmannes. Im 17. Jahrhundert wurde der Ort zweimal zerstört, im Jahre 1656 durch die Tataren, 1678 durch schwedische Truppen. Im Jahre 1722 wurde Ragnit schließlich durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I. zur Stadt erhoben. In den Jahren von 1709 bis 1711 wurde die Ragniter Bevölkerung durch Pest und Hungersnot um mehr als die Hälfte dezimiert. Während des Siebenjährigen Krieges wurde die Stadt 1757 von russischen Truppen zerstört.
Auch während des Zuges Napoleons gegen Russland erlitt Ragnit schwere Brandschäden. Durch die preußische Verwaltungsreform von 1815 wurde Ragnit Kreisstadt, musste diesen Status jedoch 1922 wieder abgeben, als die Kreise Ragnit und Tilsit vereinigt wurden und das Landratsamt in die größere Nachbarstadt verlegt wurde. 1829 wurde die Burg Ragnit durch ein Feuer stark beschädigt.
Nach der Fertigstellung der Bahnlinien Tilsit–Stallupönen (1894) und Ragnit–Insterburg (1913) siedelten sich schnell Industriebetriebe an. So entstanden Ziegeleien und eine Eisengießerei, außerdem entwickelte sich die Stadt zu einem Obstbauzentrum. Hatte Ragnit 1782 nur 1882 Einwohner, so war deren Zahl 1895 auf 4591 gestiegen.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges lebten in Ragnit 10.094 Einwohner, die Stadt beherbergte Zellstoff-, Holzwaren- und Maschinenbaufabriken. Als Mitte Oktober 1944 die Rote Armee das Nordufer der Memel erreicht hatte, wurde am 20. Oktober 1944 die Evakuierung der Stadt angeordnet. Am 17. Januar 1945 wurde Ragnit kampflos von den sowjetischen Soldaten eingenommen.
Die Stadt wurde nach der russischen Bezeichnung für den Fluss Memel in Neman umbenannt. Durch Umsiedlungsprojekte kamen Neusiedler vor allem aus Zentralrussland, der Region des heutigen Föderationskreises Wolga und aus Weißrussland. Zu Beginn der sowjetischen Herrschaft wurde mit der Kollektivierung der Landwirtschaft in der Region begonnen. Durch ineffektive Bewirtschaftung kam es in der Folge zu einem Niedergang der Landwirtschaft und somit der gesamten Region. Dies hatte - insbesondere nach der Öffnung der bisher als Militärsperrgebiet abgeschotteten Kaliningrader Oblast und der Auflösung der Sowjetunion - eine ausgesprochene Landflucht aus der strukturschwachen Region zur Folge, die bis heute anhält.
Einwohnerentwicklung
1782 1875 1895 1933 1939 1959 1989 2002 2006 1.882 3.857 4.591 9.293 10.061 9.500 13.821 12.714 12.320 Personen
In Ragnit wurde geboren:
- Christian Otter (*1598), Mathematiker und Baumeister
- Johann Friedrich Reiffenstein (1719-1793), Maler und Schriftsteller
- Julius Bacher (1810-1889), Schriftsteller
- Henry Settegast (1853-1901), Pflanzenbauwissenschaftler
- Gustav Laukant (*1869), sozialistischer Politiker
- Freya Stephan-Kühn (1943-2001), Schriftstellerin
Martynas Mažvydas, Schriftsteller und 1547 Drucker des ersten Buches in litauischer Sprache, starb am 21. Mai 1563 in Ragnit.
Sehenswürdigkeiten
- Sehenswert ist die alte Burg des Deutschen Ordens, die erst durch den Verfall während der sowjetischen Zeit zur Ruine wurde. Erhalten geblieben sind auch die als solche genutzte Stadtkirche und das schmale Uhrentürmchen unweit der Burg.
- Heimatmuseum in Uljanowo (Breitenstein) und Haus der Begegnung in Ragnit.
- 6 Gedenksteine für Gefallene im 1. Weltkrieg.
Wirtschaft
Bei Neman soll ab 2009 das Kernkraftwerk Kaliningrad gebaut werden, dessen erster Block 2015 und dessen zweiter Block 2016 in Betrieb gehen soll.[1]
Städtepartnerschaften
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ WNA - Nuclear power in Russia (englisch)
Literatur
Herbert Kirrinnis: "Die Stadt Ragnit", in Fritz Brix: Tilsit-Ragnit, Stadt und Landkreis, Würzburg 1971, Seiten 188-208.
Weblinks
- Ragnit (deutsch)
- Neman – Ragnit (russisch)
- Neman auf mojgorod.ru (russisch)
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