Railtrack

Railtrack

Railtrack war die Bezeichnung einer Gruppe von Unternehmen im Vereinigten Königreich, die von 1994 bis 2002 im Besitz der Gleise, Signale, Tunnels, Brücken, Bahnübergänge und einiger Bahnhöfe des privatisierten britischen Eisenbahnnetzes war. Railtrack plc, der Hauptunternehmensteil, wurde an das Unternehmen Network Rail verkauft. Die Muttergesellschaft Railtrack Group plc, die in RT Group umbenannt worden ist, befindet sich zurzeit in freiwilliger Liquidation und bleibt noch bis 2008 bestehen, bis zur letzten Liquidationszahlung an die Aktionäre.

Nach dem Grundsatzbeschluss der konservativen Regierung von Premierminister John Major übernahm Railtrack am 1. April 1994 die Kontrolle über die Bahninfrastruktur der sich in Auflösung befindlichen Staatsbahn British Rail; ab 1996 wurden die Aktien des Unternehmens an der London Stock Exchange gehandelt. Von Beginn an wurde Railtrack wegen der mangelhaften Qualität der Instandhaltungsarbeiten heftig kritisiert.

Schild, das den Standort einer von Railtrack instand gehaltenen Brücke angibt

Die schweren Zugunglücksfälle in Southall am 19. September 1997 (sechs Tote, 150 Verletzte) und Ladbroke Grove am 5. Oktober 1999 (31 Tote, über 500 Verletzte) verstärkten in der Öffentlichkeit den Eindruck, dass das Sicherheitsniveau auf dem britischen Schienennetz seit der Privatisierung stark zurückgegangen sei. Das Zugunglück von Hatfield am 17. Oktober 2000 (vier Tote, 70 Verletzte) erwies sich als Ausgangspunkt für den Zusammenbruch von Railtrack. Als Folge dieses Unfalls mussten die Schienen auf dem gesamten Streckennetz auf Bruchstellen hin untersucht und ersetzt werden; außerdem galt auf vielen Strecken während mehreren Monaten eine reduzierte Höchstgeschwindigkeit. Die Kosten für die Reparaturarbeiten beliefen sich auf über 580 Millionen Pfund. Mittlerweile liefen die Kosten für die Modernisierung der West Coast Main Line aus dem Ruder.

Diese und andere Faktoren führten dazu, dass das anfänglich profitable Unternehmen innerhalb kurzer Zeit einen Schuldenberg von 534 Millionen Pfund anhäufte und gezwungen war, bei der britischen Regierung um Subventionen zu bitten. Railtrack sorgte für eine heftige Kontroverse, als sie im Mai 2001 dennoch Dividenden in der Höhe von 137 Millionen Pfund an die Aktionäre auszahlte. Die Labour-Regierung fühlte sich hintergangen. Verkehrsminister Stephen Byers stellte Railtrack plc am 7. Oktober 2001 nach einem entsprechenden Antrag beim High Court of Justice unter Zwangsliquidation. Kritiker beschuldigten die Labour Party, Railtrack absichtlich in den Bankrott getrieben zu haben, um dadurch das britische Bahnwesen zumindest teilweise wieder zu verstaatlichen.

Railtrack Group plc, die Muttergesellschaft, existierte unter dem Namen RT Group weiter. Am 18. Oktober 2002 beschlossen die Aktionäre die freiwillige Selbstauflösung des Unternehmens. Der Bahninfrastrukturbereich wurde für 500 Millionen Pfund an das neu gegründete, nicht gewinnorientierte Unternehmen Network Rail verkauft. Der Erlös aus dem Verkauf der übrigen Geschäftszweige wie Immobilienhandel und Telekommunikation diente dazu, die Aktionäre wenigstens teilweise zu entschädigen. Ebenfalls verkauft wurde die Beteiligung des Unternehmens am Channel Tunnel Rail Link.

Die Aktionäre von Railtrack bildeten zwei Interessengruppen, um vom Unternehmen eine höhere Entschädigung zu fordern. Beide verlangten von der britischen Regierung eine Entschädigung, da sie zum Zeitpunkt der Gründung im Jahr 1994, als John Major noch Premierminister war, getäuscht worden seien. Die größere Gruppe, die Railtrack Action Group zog ihre Klage zurück, als Railtrack plc £2.62 Entschädigung je Aktie anbot. Die kleinere Gruppe, die Railtrack Private Shareholders Action Group, beharrte auf ihren ursprünglichen Forderungen. Der Prozess gegen das Verkehrsministerium im High Court of Justice dauerte vom 27. Juni bis 21. Juli 2005. Das Gericht gab am 14. Oktober bekannt, dass die Klage abgewiesen worden sei. Die Interessengruppe beschloss, den Entscheid nicht anzufechten.

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