Ramon Berenguer I.

Ramon Berenguer I.

Raimund Berengar I., genannt el Vell (der Alte) (* um 1023; † 1076) war ab 1035 Graf von Barcelona und Girona, ab 1054 Graf von Osona und ab 1067 Graf von Carcassonne und Rasès.

Raimund Berengar I. war der Sohn von Berengar Raimund I. und Enkel von Ermessenda von Carcassonne. Nach dem Tod Berengar Raimunds I. am 26. Mai 1035 wurde dessen Grafschaft auf seine drei Söhne aufgeteilt: Guillem wurde Graf von Osona, Raimund Berengar Graf von Girona und Barcelona, während Sancho das Gebiet im Süden, zwischen Llobregat und dem maurischen Herrschaftsgebiet als Grafschaft Penedès zugesprochen bekam. Da alle drei Söhne beim Tode ihres Vaters noch minderjährig waren, übernahm Ermessenda die Regentschaft.

Der Adel des Landes nutzte diese Situation zur Stärkung der eigenen Position und zur Schwächung der gräflichen Gewalt. Dabei traten insbesondere hervor: In Penedès Mir Geribert, in Barcelona der Vicomte Udalard II. und Bischof Guislabert, die gemeinsam zwei der vier Türme der Stadtmauer Barcelonas sowie die Hafenfestung Montjuic kontrollierten. Unterdessen gelangte Mir Geribert in den Besitz der strategisch wichtigen Burgen von Subirats und La Vit und sicherte sich die Gefolgschaft zahlreicher Barone, die mit der gräflichen Politik nicht einverstanden waren. Die Regentin Ermessenda verbündete sich gegen diese Opposition mit dem Bischof von Girona, dem Abt von Oliba, sowie einigen treu gebliebenen Adligen wie Amat Elderich von Orís und Gombau von Besora. Mit Erreichen der Volljährigkeit im Jahre 1041 übernahm Raimund Berengar I. selbst die Regierung und musste sich nun mit den Ansprüchen des Adels auseinandersetzen.

Unterdessen verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Raimund Berengar und seiner Großmutter. Raimund Berengar heiratete zunächst Isabel von Narbonne, mit der er drei Kinder hatte: Berengar, Arnau und Pere Ramon, wobei nur Letzterer das Erwachsenenalter erreichte. Es folgte eine zweite Ehe mit Blanche von Narbonne, von der er sich allerdings 1052 trennte, um Almodis de la Marche zu heiraten, die vorher Ehefrau von Pons, Graf von Toulouse, gewesen war. Ermessenda missbilligte diese Heirat und setzte über ihre Kontakte zur Kirche durch, dass Papst Viktor II. das Paar im Jahr 1056 exkommunizierte. Unterdessen war Raimund Berengar 1049 in den Besitz der Grafschaft Penedès gelangt und setzte sich hier gegen Mir Geribert durch, doch erschütterte die Exkommunikation dann seine gräfliche Autorität. Das Blatt wendete sich dann aber wieder zu seinen gunsten, nachdem die wichtigsten Verbündeten seiner Großmutter, der Abt Oliba und der Bischof von Girona, nacheinander verstarben und auch Ermessinda sich schließlich aus der Politik zurückzog und 1058 starb. Im selben Jahr gelang ihm auch der entscheidende Sieg über Mir Geribert, der ins Exil nach Tortosa flüchten musste. Zudem wurde Raimund Berengar I. im Jahre 1054 Nachfolger von Guillem als Graf von Osona, so dass nunmehr die gesamte Grafschaft, wie zu Zeiten Berengar Raimunds I., wieder in einer Hand vereinigt war.

Nunmehr war Raimund Berengar auch mächtig genug, um an die Wiederaufnahme der Reconquista gegen die Mauren im Süden zu denken. Bereits 1046 konnte er die Zahlung von Tributen (so genannten paries) durch die Stadt Lleida erzwingen, 1052 auch durch die Stadt Tortosa. 1058 erfolgte dann ein erster Angriff gegen den muslimischen König Muktadir von Saragossa, einem Rivalen des Emirs von Lleida, der den Grafen von Barcelona zu Hilfe gerufen hatte. Die Feldzüge Raimund Berengara reichten im Westen bis nach Barbastro. Nicht nur gelang daraufhin den Katalanen die Eroberung von Baixa Ribagorça, Pilçà, Puig-roig, Estopinyà und Canyelles, außerdem wurde 1062 nun auch Muktadir zur Zahlung von Tributen gezwunden, was zu einem deutlichen Aufschwung der Wirtschaft in der Grafschaft führte. Die Grenze der Grafschaft wurde dabei bis vor die Tore der Stadt Tarragona vorgeschoben.

Im internen Machtkampf mit dem Adel kam der Graf den Baronen durch eine vermittelnde Haltung entgegen. In den 1060er Jahren schloss er entsprechende Abkommen mit den wichtigsten Familien, denen er ihre Rechte bestätigte und die ihm dafür ihre Gefolgschaft versicherten.

Raimund Berengar sorgte durch die Kodifikation des katalanischen Rechts in den Usatges de la Cort de Barcelona (Gepflogenheiten des Hofes in Barcelona) für eine der ersten schriftlichen Zusammenfassung des Feudalrechts in Europa. Für den Landesausbau förderlich war auch die Erklärung des Gottesfriedens im Jahre 1027, mit dessen Hilfe Adelsfehden eingedämmt wurden und der zum Vorbilde für ähnliche Landfriedensregelungen in ganz Europa wurde. Der Durchsetzung der gräflichen Gewalt diente der Hof (curia) in Barcelona, in dem der Seneschall (dem die Truppen der Grafschaft unterstanden), der Hausmeier (jutge de palau) und der Vikar von Barcelona die wichtigsten Ämter innehatten. Als Seneschall amtierte zunächst Amat Elderich von Orís, ein Vertrauter der Ermessenda, dem dann 1068 Guillem Ramon von Montcada folgte. Hausmeier war Guillem March, der sich für die schriftliche Festsetzung des katalanischen Rechts einsetzte. Der Vikar von Barcelona wiederum war für die Durchsetzung der gräflichen Autorität auf lokaler Ebene zuständig, insbesondere durch die Verwaltung der landesherrlichen Burgen.

Die finanzielle Situation der Grafschaft wurde durch die Einnahmen infolge der Siege über die Mauren deutlich verbessert. Raimund Berengar I. konnte mit den Erlösen nicht nur seine gräfliche Domäne erweitern, sondern auch durch entsprechende Zuwendungen die Barone für sich gewinnen und den Ausbau der Infrastruktur in der Grafschaft vorantreiben.

Von besonderer Bedeutung waren die Verbindungen nach Südfrankreich, die durch Raimund Berengars Ehen stark gefördert wurden. Zudem gelang es Berengar Raimund, 1067 die Grafschaft Carcassonne und Rasès zu erwerben, die er seinem Sohn Raimund Berengar II. übertrug. Raimund Berengars I. Frau Almodis gebar ihm außerdem noch einen zweiten Sohn, Berengar Raimund II., doch wurde sie selbst 1071 von Pere Ramon, einem Sohn aus Raimund Berengars erster Ehe, ermordet.

Die Nachfolge als Grafen von Barcelona übernahmen nach dem Tod Raimund Berengars I. dessen Söhne Raimund Berengar II. und Berengar Raimund III. gemeinsam.

Nachfahren

mit Isabel von Narbonne:

  • Berengar (als Kind gestorben)
  • Arnau (als Kind gestorben)
  • Pere Ramon verbannt und enterbt nach der Ermordung von Almodis de la Marche

mit Blanche von Narbonne (Trennung 1053)

  •  ????

mit Almodis de la Marche

  • Raimund Berengar II., Graf von Barcelona 1076-1082
  • Berengar Raimund II., Graf von Barcelona 1082-1096
  • Inés, die spätere Ehefrau von Guigues III., erster Graf von Viennois (Haus Albon)
  • Sancha, die spätere Ehefrau von Wilhelm Raimund, Graf von Cerdanya



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ramón Berenguer II — Saltar a navegación, búsqueda Ramón Berenguer II. Ramón Berenguer II (1053 – la Perxa de l Astor, Gualba, 1082), llamado Cabeza de Estopa (en catalán Cap d Estopes) en alusión a su espesa cabellera, fue conde de Barcelona, de Gerona, de Osona, de …   Wikipedia Español

  • Ramón Berenguer I — Saltar a navegación, búsqueda Tumba de Ramón Berenguer I. Ramon Berenguer I, (1023 1076) llamado el Vell (el viejo, según algunas traducciones) hijo de Berenguer Ramón I, fue Conde de Barcelona y …   Wikipedia Español

  • Ramón Berenguer — Saltar a navegación, búsqueda El nombre Ramón Berenguer puede aludir a: Ramón Berenguer I el Viejo (1023 1076), conde de Barcelona y Gerona (1035 1076). Ramón Berenguer II Cabeza de Estopa (1053 1082), llamado Cabeza de Estopa , conde de… …   Wikipedia Español

  • Ramon Berenguer — or Raymond Berengar may refer to:* Ramon Berenguer I, Count of Barcelona * Ramon Berenguer II, Count of Barcelona * Ramon Berenguer III, Count of Barcelona (also Ramon Berenguer I, Count of Provence) * Ramon Berenguer IV, Count of Barcelona *… …   Wikipedia

  • Ramón Berenguer — (Ramon) ► Nombre de varios condes de Barcelona. ► Ramón Berenguer I (1023? 76) Conde de Barcelona en 1035 76, sucesor de su padre Berenguer Ramón I. Luchó contra los musulmanes e inició la expansión más allá de los Pirineos de la casa de… …   Enciclopedia Universal

  • Ramón Berenguer II — Ramón Berenguer II, conocido como el Cabeza de Estopa por su espesa cabellera, fue conde de Barcelona entre 1076 y 1082. Era hijo de Ramón Berenguer I y de Almodis de la Marca y hermano, probablemente mellizo, de Berenguer Ramón II. El testamento …   Enciclopedia Universal

  • Ramón Berenguer IV — Saltar a navegación, búsqueda El nombre Ramón Berenguer IV puede referirse a: Ramón Berenguer IV el Santo (1113/1114–1162), conde de Barcelona, Gerona, Osona, Cerdaña y Ribagorza y príncipe en el Reino de Aragón; Ramón Berenguer IV de Provenza… …   Wikipedia Español

  • Ramón Berenguer IV — Conde de Barcelona (1131 1162) y príncipe de Aragón (1137 1162) (debido a su matrimonio). Gobernó junto a su esposa Petronila hija de Ramiro II de Aragón Hijo de Ramón Berenguer III, recibe el Condado de Barcelona a la muerte de éste en 1131.… …   Enciclopedia Universal

  • Ramón Berenguer I — Ramon Berenguer I, llamado el Viejo, fue Conde de Barcelona y Girona (1035 1076) y de Osona (1054 1076) …   Enciclopedia Universal

  • Ramon Berenguer IV — ▪ prince of Aragon byname  Ramon Berenguer the Holy , Catalan  Ramon Berenguer el Sant   born c. 1113 died Aug. 6, 1162, Borgo San Dalmazzo, Piedmont [Italy]       count of Barcelona from 1131 to 1162, regent of Provence from 1144 to 1157, and… …   Universalium

  • Ramon Berenguer II — ▪ count of Barcelona byname  Ramon Berenguer the Towhead , Catalan  Ramon Berenguer Cap d Estopes  born c. 1053 died Dec. 5, 1082, between Barcelona and Gerona, Catalonia [Spain]       count of Barcelona who reigned jointly with his twin brother …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”