- Ratatösk
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Ratatöskr (auch Ratatösk, Ratatwisker) ist ein Eichhörnchen der nordischen Mythologie, welches an der Esche Yggdrasil auf und ab läuft und vom Baumwipfel die Worte des Adlers Hräsvelgr zum Drachen Nidhöggr herabträgt (Grimnismal 32), die an anderer Stelle als Streitworte des jeweils anderen bezeichnet werden (Gylfaginning 15).
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Ratatöskr, altnord. Ratatoskr, wird übersetzt mit "Nagezahn" oder "Bohrerzahn".[1]
Zusammenhang des Streitmotivs mit anderen Erzählungen
Simek sieht in dem Eichhörnchen kein mythisches Wesen, das ursprünglich zum Weltenbaum gehörte, sondern ein ausgestaltendes Detail. Deswegen lehnt er hinsichtlich des Streitmotivs einen Zusammenhang zur Phaedrus-Fabel ab.[2]
Deutung
Das Eichhörnchen am Weltenbaum verbindet das Oben mit dem Unten. Es trägt dem einen das des anderen zu. Somit ist es Mittler zwischen den Welten. Da Oben und Unten Gegensätze sind, ist das Eichhörnchen Sinnbild für den Widerstreit der Gegensätze und steht am Weltenbaum somit für den Streit. Streit ist feuerartig. Mit dem Feuer stand das Eichhörnchen bei den Germanen wegen seiner roten Farbe in Verbindung.[3] Steter Streit ist wie der Zahn der Zeit, der an allem nagt und alles zersetzt (Nagezahn).
Textzeugen
- Nagezahn heißt das Eichhorn,
- das immer rennt
- auf der Esche Yggdrasil:
- von oben her
- soll es des Adlers Worte
- zu Nidhögg niedertragen
- (Edda, Grímnismál 30, in der Übersetzung von Felix Genzmer)
Wirkungsgeschichte
- Der deutsche Schriftsteller Hans Erich Blaich wählte "Ratatöskr" als eines seiner Pseudonyme.
Einzelnachweise
- ↑ Tetzner, Reiner; Germanische Göttersagen (nach den Quellen neu erzählt); Reclam; 1992, S. 193 und Simek, Rudolf; Lexikon der germanischen Mythologie; Kröner; 3. Aufl.; 2006, der nur "Bohrer-Zahn" deutet
- ↑ Simek, Rudolf; Lexikon der germanischen Mythologie; Kröner; 3. Aufl.; 2006
- ↑ Herder-Lexikon; Symbole; 5. Aufl.; 1989; Stichwort "Eichhörnchen"
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