Redeschrift

Redeschrift
Die ersten vier Buchstaben der Deutschen Einheits- kurzschrift

Die Deutsche Einheitskurzschrift (DEK) ist ein weit verbreitetes deutsches Stenografie-System, heute de facto das nationale Kurzschriftsystem Deutschlands und Österreichs – in beiden Ländern ist die DEK „amtlich“. Sie wurde 1924 von einer staatlich einberufenen Expertenkommission geschaffen und basiert auf Schriftideen früherer Kurzschriftsysteme (Gabelsberger, Stolze-Schrey, Faulmann) und langjährigen Erfahrungen mit deren Anwendung. 1936 erfolgte eine Systemrevision.

Die DEK ist aus besonderen Zeichen für Mitlaute, Mitlautfolgen und häufige Wörter aufgebaut. Vokale bilden im Wort keine feststehenden Zeichen, sondern werden durch Verbindung zweier Konsonanten (oder Mehrfachkonsonantenzeichen) geschrieben. So wird das "e" durch eine kurze Verbindung zweier Konsonanten auf selber Höhe dargestellt, das "o" als lange Verbindung auf selber Höhe, das "i" als eine kurze Verbindung, bei der der zweite Konsonant eine halbe Stufe nach oben gesetzt wird, das "u" durch eine kurze Verbindung mit Herabsetzung des Folgekonsonanten. Außerdem gibt es verstärkte Konsonanten, die je nach Verbindungslänge und -höhe ein vorangehendes "a", "au", "ö", "ü", "ä" oder "äu" darstellt. Das System gliedert sich seit 1968 in die aufeinander aufbauenden Systemstufen Verkehrsschrift, Eilschrift und Redeschrift.

Die erfassbare Informationsmenge hängt ab von der angewandten Systemstufe. Mit der Verkehrsschrift werden durchschnittlich etwa 80 bis 120 Silben pro Minute erreicht, was bereits drei- bis viermal so effektiv ist wie die gewöhnliche Handschrift (Langschrift).

Die Eilschrift führt zu einer Erfassungsgeschwindigkeit bis etwa 200 Silben je Minute und enthält weitere Kürzel sowie verschiedene Kürzungsregeln.

Die Redeschrift nutzt die sprachliche Redundanz sowie graphische Kürzungsmittel optimal aus und bietet das Instrumentarium für eine Hochleistungsstenografie. Mit der Redeschrift erreichen etliche Stenografen Schreibgeschwindigkeiten um 475 Silben pro Minute. Bei den Stenografie-Weltmeisterschaften erreichen Spitzenschreiber, die die DEK anwenden, regelmäßig vordere Plätze.

Die Reform der Deutschen Einheitskurzschrift wurde nach jahrelanger Arbeit in Wien zum Abschluss gebracht und 1968 von der Kultusministerkonferenz in Mainz als Wiener Urkunde verabschiedet (Systemurkunde der Deutschen Einheitskurzschrift – Wiener Urkunde – vom 1. August 1968). Als Vater der Wiener Urkunde gilt Georg Paucker, der sich bei den Reformverhandlungen besonders für eine einheitliche Verkehrsschrift eingesetzt hat.

Bei einem durchschnittlichen Stenotypisten von dem man ungefähr 150 Silben pro Minute und 210 Anschläge pro Minute[1] erwartet[2] rechnet man also damit, dass er knapp drei mal so schnell ein Diktat aufnehmen kann, als es sofort einzutippen. Bei mehr Berufserfahrung und konsequenter Erweiterung der Fähigkeiten in Stenografie und Maschinenschreiben dürfte sich das Verhältnis noch weiter zugunsten der Stenografie bewegen.

Weblinks


Fußnoten

  1. Angaben aus dem Artikel Stenotypist
  2. Bei einer durchschnittlichen Silbenlänge von 3,8 Buchstaben (incl. der Lehrzeichen) kommt ein durchschnittlicher Stenograf bei 150 Silben pro Minute auf 570 Buchstaben, was 2,7 mal schneller ist als 210 Anschläge pro Minute

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