- Reductio ad Hitlerum
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Als Reductio ad Hitlerum bezeichnet Leo Strauss in seinem 1953 erschienenen Buch Natural Rights and History ein Scheinargument, das sich der extremen Negativität Adolf Hitlers bedient.
Strauss’ Kritik an Weber
Strauss diskutiert die Thesen des Soziologen Max Weber, welcher die Sozialwissenschaften wertfrei und ethisch neutral betreiben wollte.
Dieser Ansatz von Weber führt laut Strauss mit Notwendigkeit zum Nihilismus oder zu der Ansicht, dass vor dem Urteil des Verstandes jede Auffassung wie schlecht, gemein oder verrückt auch immer, so legitim wie jede andere Auffassung sei. Laut Strauss sah Weber die westliche Zivilisation vor der Alternative, sich entweder spirituell zu erneuern und zu alten Werten zurückzukehren oder aber einer mechanischen Versteinerung unter einer Hülle krampfartigen Selbstbewusstseins anheimzufallen. Eine Entscheidung zwischen diesen Alternativen habe Weber als ein Wert- oder Glaubensurteil empfunden und darum vom Standpunkt der Vernunft aus abgelehnt. Strauss kritisiert an diesem Ansatz, dass dann das Leben eines geistlosen Spezialisten oder herzlosen Lüstlings genauso verteidigt werden könne wie eine von Amos oder Sokrates empfohlene Lebensführung.
Weber habe diese Konsequenzen vor sich selbst verheimlicht, behauptet Strauss und möchte ergründen, warum. Hierzu müsse man den Gedanken Webers Schritt für Schritt folgen und gelange so unvermeidlich an einen Punkt, jenseits dessen die Überlegungen von Hitler überschattet würden. Strauss gibt aber nun zu bedenken, dass eine Ansicht nicht alleine deshalb abzulehnen sei, weil auch Hitler sie vertreten hat:
„Unglücklicherweise ist es notwendig, darauf hinzuweisen, dass man in unserer Untersuchung den Fehlschluss vermeiden muss, der in den letzten Jahrzehnten häufig gezogen worden ist, als ein Ersatz für die reductio ad absurdum: Die reductio ad Hitlerum. Eine Ansicht wird nicht widerlegt durch die Tatsache, dass sie zufällig von Hitler geteilt worden ist.“
– Leo Strauss[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ „Unfortunately, it does not go without saying that in our examination we must avoid the fallacy that in the last decades has frequently been used as a substitute for the reductio ad absurdum: the reductio ad Hitlerum. A view is not refuted by the fact that it happens to have been shared by Hitler.“ Leo Strauss: Natural Right and History. 1953, University of Chicago Press, Chicago 1965, ISBN 0-226776-94-8, Seiten 42–43.
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