Reductil

Reductil
Strukturformel

(S)-Form (oben) und (R)-Form (unten)

Allgemeines
Freiname Sibutramin
Andere Namen

(R,S)-1-[1-(4-Chlorphenyl)cyclobutyl]- N,N-dimethylisopentylamin

Summenformel C17H26ClN
CAS-Nummer 106650-56-0
PubChem 5210
ATC-Code

A08AA10

DrugBank DB01105
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Anorektika

Fertigpräparate
  • Reductil® (D, CH)
  • Meridia® (A)
Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 279,85 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung

unbekannt
R- und S-Sätze R: ?
S: ?
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Sibutramin ist ein indirektes Sympathomimetikum, ein Arzneistoff, der zur Wirkstoffgruppe der Anorektika zählt.

In Europa ist Sibutramin unter dem Markennamen Reductil®, in den USA als Meridia®, in China unter dem Markennamen LiDa® im Handel. Während im Jahr 2005 in Deutschland noch 125.000 illegal eingeführte Kapseln des chinesischen LiDa® beschlagnahmt wurden, überschritt diese Zahl im Jahr 2006 die Millionenmarke.[1]

In Deutschland ist es aufgrund starker unerwünschter Nebenwirkungen als bedenklich im Sinne des Arzneimittelgesetzes eingestuft und nur in stark begrenzten Dosierungen als Arzneimittel zugelassen.[1] In Italien wurde es im Jahr 2002 auf Grund von zwei Todesfällen vom Markt genommen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Herstellung

Ein Herstellverfahren, ausgehend von (4-Chlorphenyl)-acetonitril ist in der Literatur beschrieben.[3]

Stereoisomerie

Sibutramin besitzt ein stereogenes Zentrum. Es gibt also zwei Enantiomere, die (S)-Form und (R)-Form. Der Arzneistoff Sibutramin wird als Racemat (1:1-Mischung der Enantiomeren) eingesetzt, obwohl die unterschiedliche physiologische Wirkung von Enantiomeren die Regel ist.[4]

Pharmakologie

Wirkmechanismus

Das oral verabreichte Sibutramin ist ein indirektes Sympathomimetikum. Es hemmt die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin in die Nervenzelle, wodurch deren Konzentration im synaptischen Spalt ansteigt, was wiederum die Erregung von Adrenozeptoren verstärkt und somit eine Appetitminderung zur Folge hat.[5]

Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Sibutramin sind erheblich und auch der Grund, warum die Anwendung des Wirkstoffs stark eingeschränkt ist. Sie umfassen zahlreiche Beschwerden von Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Taubheitsgefühlen, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen.[6]

Die Einnahme von Sibutramin ist kontraindiziert bei Schilddrüsenüberfunktion, Angina pectoris, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Epilepsie, Herzrhythmusstörungen und Störungen der Leber- und Nierenfunktion oder bei paralleler Einnahme von Antidepressiva und Neuroleptika.[6]

Nach Studien birgt Sibutramin vor allem für Herz-Kreislauf-Patienten zu einem deutlich erhöhten Herzinfarkt-Risiko, eine US-Studie listet 34 Todesfälle durch den Arzneistoff auf.

Chemie

Stäbchenmodell des Sibutramin.

Sibutramin ist ein Amphetamin-Derivat. Verwendung findet das Sibutramin Hydrochlorid Monohydrat (CAS-Nummer 125494-59-9).

Quellen

  1. a b Bundesministerium der Finanzen: Schlankheitspillen mit lebensgefährlichen Nebenwirkungen. Auf: Zoll online am 2. Juni 2006.
  2. Appetithemmer Sibutramin: Forderung nach Marktrücknahme. Deutsches Ärzteblatt 99, Ausgabe 14 vom 05.04.2002, Seite A-897 / B-749 / C-701
  3. Axel Kleemann, Jürgen Engel, Bernd Kutscher und Dietmar Reichert: Pharmaceutical Substances, 4. Auflage (2000), 2 Bände erschienen im Thieme-Verlag Stuttgart, S. 1872-1873, ISBN 978-1-58890-031-9; seit 2003 online mit halbjährlichen Ergänzungen und Aktualisierungen.
  4. E. J. Ariëns, Stereochemistry, a basis for sophisticated nonsense in pharmacokinetics and clinical pharmacology, European Journal of Clinical Pharmacology 26 (1984) 663-668.
  5. Lüllmann, Mohr, Hein: Taschenatlas Pharmakologie (5. Auflage). S. 95.
  6. a b Informationen über das Medikament Reduktil. Auf: www.adipositas-online.de von 2005.

Weblinks

Gesundheitshinweis
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