Redundanz (Technik)

Redundanz (Technik)

Der Begriff Redundanz (lat. redundare – im Überfluss vorhanden sein) bezeichnet allgemein in der Technik das zusätzliche Vorhandensein funktional gleicher oder vergleichbarer Ressourcen eines technischen Systems, wenn diese bei einem störungsfreien Betrieb im Normalfall nicht benötigt werden. Ressourcen können z. B. Motoren, Baugruppen, komplette Geräte, aber auch Steuerleitungen, Leistungsreserven oder Informationen (siehe Redundanz (Information)) sein. In aller Regel dienen diese zusätzlichen Ressourcen zur Erhöhung der Ausfall-, Funktions- bzw. Betriebssicherheit.

Man unterscheidet verschiedene Arten der Redundanz. Die funktionelle Redundanz zielt darauf ab, sicherheitstechnische Systeme mehrfach parallel auszulegen, damit beim Ausfall einer Komponente die anderen den Dienst gewährleisten. Zusätzlich versucht man, die redundanten Systeme voneinander räumlich zu trennen. Dadurch minimiert man das Risiko, dass sie einer gemeinsamen Störung unterliegen. Schließlich verwendet man manchmal Bauteile unterschiedlicher Hersteller, um zu vermeiden, dass ein systematischer Fehler sämtliche redundanten Systeme ausfallen lässt (diversitäre Redundanz). Die Software von redundanten Systemen sollte sich möglichst in den folgenden Aspekten unterscheiden: Spezifikation (verschiedene Teams), Spezifikationssprache, Programmierung (verschiedene Teams), Programmiersprache, Compiler.

Inhaltsverzeichnis

Untergliederung der Redundanzauslegung

  1. Heiße Redundanz (engl. Hot-Spare) bedeutet, dass im System mehrere Systeme die Funktion parallel ausführen. Ein Voter bewertet die Ergebnisse anhand des Mehrheitsentscheides (min. 3 parallele Systeme). Es muss gewährleistet sein, dass die Wahrscheinlichkeit für den gleichzeitigen Ausfall von zwei Geräten gegen 0 strebt.
  2. Kalte Redundanz bedeutet, dass im System mehrere Funktionen parallel vorhanden sind, aber nur eine arbeitet. Die aktive Funktion wird bewertet und im Fehlerfall durch einen Schalter auf die parallel vorhandene Funktion umgeschaltet. Es muss gegeben sein, dass für die Gesamtaufgabe die Umschaltzeit zulässig ist und das System mit vorhersagbaren Aufgaben arbeitet. Die Zuverlässigkeit des Schalters muss weitaus größer sein als die der Funktionselemente.
  3. Standby-Redundanz (passive Redundanz) Zusätzliche Mittel sind eingeschaltet/bereitgestellt, werden aber erst bei Ausfall oder Störung an der Ausführung der vorgesehenen Aufgabe beteiligt.
  4. N+1-Redundanz bedeutet, dass ein System aus n funktionierenden Einheiten die zu einem Zeitpunkt aktiv sind und einer passiven Standby-Einheit besteht. Fällt eine aktive Einheit aus, so übernimmt die Standby-Einheit die Funktion der ausgefallenen Einheit. Bei einem weiteren Ausfall einer aktiven Einheit steht das System nicht mehr voll zur Verfügung und wird in der Regel als ausgefallen betrachtet.

Ausfallverhalten redundanter Systeme

Tritt in redundanten Anlagen ein Fehler auf, so sind diesem Ausfallverhalten folgende Begriffe zugeordnet worden:

  1. Fail-Safe bedeutet, dass im Fehlerfall die ausgefallene Anlage nicht mehr zur Verfügung steht und einen beherrschbaren Ausgangszustand einnimmt. Der Ausfall einer Komponente muss durch zusätzliche Maßnahmen in der Anlage zu einem beherrschbaren Endergebnis führen. Ein Beispiel dafür wären gegenüber der Automatik im manuellen Betrieb größer dimensionierte Hydraulikzylinder. So kann gewährleistet werden, dass man mit einer manuellen Maßnahme eine fehlerhafte Automatik immer „überstimmt“.
  2. Fail Passive bedeutet, dass die Anlage aus 2 Fail-Safe-Systemen aufgebaut sein muss und über eine Fehlererkennung und Fehlerunterdrückung verfügen muss. Beide Systeme müssen ihre Ausgangsergebnisse miteinander vergleichen können. Kommen sie zu verschiedenen Ergebnissen, muss das resultierende Ausgangsergebnis Null sein. Somit verhält sich die Anlage passiv.
  3. Fail Operational bedeutet, dass die Anlage im Fehlerfall weiterarbeitet. Die Anlage nimmt keinen Fehlerzustand ein, sie bleibt operativ. Um das zu erreichen, muss die Anlage mindestens aus 3 Systemen bestehen, die ebenfalls über eine Fehlerdiagnose und Fehlerunterdrückung verfügen müssen. Durch den Vergleich der Systeme untereinander lässt sich herausfinden, dass ein Fehler vorliegt und auch welches System den Fehler hat. Diesen Anlagenaufbau kann man dann auch als fehlertolerant bezeichnen. [1]

Industrielle Anwendungen

In der Anlagentechnik unterscheidet man zwei Fälle:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.easa.eu.int/home/certspecs_en.html Certification specifications all weather operations der EASA (CS-AWO)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Redundanz — Der Begriff Redundanz, adj. redundant, (lateinisch redundare „überlaufen, im Überfluss vorhanden sein“) bezeichnet: allgemein einen Zustand von Überschneidung oder Überfluss im Sinne von Überschüssigkeit Redundanz (Technik), das mehrfache… …   Deutsch Wikipedia

  • Redundanz — Weitschweifigkeit; Langatmigkeit; Pleonasmus; Tautologie; Doppelaussage * * * Red|un|dạnz auch: Re|dun|dạnz 〈f. 20〉 1. Überfluss, Überreichlichkeit 2. Übermaß an Merkmalen 3. 〈Nachrichtentech.〉 Teil einer Nachricht, der keinen Informationswert… …   Universal-Lexikon

  • Redundanz-Reduktion — Datenkompression oder Datenkomprimierung ist die Anwendung von Verfahren zur Reduktion des Speicherbedarfs von Daten bzw. zur Vermeidung von Datenaufkommen, bspw. während der Übertragung von Daten. Die Datenmenge wird reduziert, indem eine… …   Deutsch Wikipedia

  • 100-Volt-Technik — Eine elektroakustische Anlage (ELA), auch elektrische Lautsprecheranlage, ist eine Beschallungsanlage und dient im Wesentlichen der Informationsweitergabe, vor allem der Sprache. Die zur Anwendung kommenden Systeme sind daher auf Verständlichkeit …   Deutsch Wikipedia

  • Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Reutlingen — Die Artikel ESB Reutlingen, School of International Business und Hochschule Reutlingen überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Matched Pair Technik — Die Artikel Statistischer Zwilling und Matched Pair Technik überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne… …   Deutsch Wikipedia

  • Stack-Technik — Dieser Artikel beschreibt den DRAM Chip. Für das mit diesen Chips aufgebaute DRAM Modul (ugs.: Speicherriegel), siehe Artikel Speichermodul. Dynamic Random Access Memory (DRAM), oder der halb eingedeutschte Begriff Dynamisches RAM, bezeichnet… …   Deutsch Wikipedia

  • Modulation (Technik) — Die Modulation (von lat. modulatio = Takt, Rhythmus) beschreibt in der Nachrichtentechnik einen Vorgang, bei dem ein zu übertragendes Nutzsignal (beispielsweise Musik, Sprache, Daten) eine sogenannte Trägerwelle verändert (moduliert). Dadurch… …   Deutsch Wikipedia

  • Angled Physical Contact — Die Artikel Lichtleiter und Lichtwellenleiter überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen… …   Deutsch Wikipedia

  • Dark Fiber — Die Artikel Lichtleiter und Lichtwellenleiter überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”