- Referenzmodellierung
-
Von einem Referenzmodell spricht man, wenn es ein allgemeines Modell für eine Klasse von Sachverhalten ist, das folgende Eigenschaften hat:
- Auf Basis des allgemeinen Modells können spezielle Modelle (als Grundlage für die Konstruktion ganz bestimmter Sachverhalte) geplant werden.
- Das allgemeine Modell kann als Vergleichsobjekt herangezogen werden, d. h. es ermöglicht Vergleiche mit anderen Modellen, die die gleichen Sachverhalte beschreiben.
Das Referenzmodell stellt somit ein Modellmuster bzw. Entwurfsmuster dar, das als idealtypisches Modell für die Klasse der zu modellierenden Sachverhalte betrachtet werden kann.
Ein Grund für die Entwicklung von Referenzmodellen ist die Wiederverwendbarkeit von bestehenden Modellen, was eine Kostenreduktion bei der Modellerstellung mit sich bringt. Weiterhin ist die einfache Modifizierbarkeit von Vorteil, da sie zur Erfüllung neuer bzw. geänderter Anforderungen oder zur Anpassung der Modelle an spezifische Anforderungen und unterschiedliche Benutzergruppen beitragen kann. Außerdem kann sie für die generelle Beschreibung von Systemen z. B. bei der Systemauswahl als Vergleichsstandard genutzt werden.
Beispiele von Referenzmodellen
- Die Von-Neumann-Architektur ist ein 1945 vorgestelltes und bis heute überwiegend verwendetes Referenzmodell für Computer.
- Netzwerkprotokolle; hier insbesondere OSI-Modell, TCP/IP-Referenzmodell
- Referenzmodell für die Architektur von Data-Warehouse-Systemen Grafik einer Architektur auf Seite 4 (pdf)
- Referenzmodell für die Architektur von föderierten Datenbanksystemen
- Referenzmodell für die Architektur von Portalsoftware
Eine ausführliche Übersicht über existierende Referenzmodelle findet sich in dem vom Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi) in Saarbrücken gepflegten Referenzmodellkatalog.
Siehe auch
- Modell
- Entwurfsmuster
- Referenzarchitektur
- Referenzimplementierung
Literatur
- Jan vom Brocke: Referenzmodellierung, Gestaltung und Verteilung von Konstruktionsprozessen. Dissertation an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Logos Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-8325-0179-7
- Fettke,P.; Loos,P.: Referenzmodellierungsforschung – Langfassung eines Aufsatzes. Working Papers of the Research Group Information Systems & Management (ISSN 1617-6324 (printed version), ISSN 1617-6332, Paper 16, Mainz 2004, urn:nbn:de:0006-0162
- Fettke,P.; Loos,P.: Der Beitrag der Referenzmodellierung zum Business Engineering. In: HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik. Nr. 241, 2005, S. 18–26 [1]
- Fettke,P.; Loos, P. (Eds.): Reference Modeling for Business Systems Analysis. Hershey, PA, et al., USA 2007.
- Winter,A.; Becker,K.; Bott,O. et.al.; Referenzmodelle für die Unterstützung des Managements von Krankenhausinformationssystemen; Informatik, Biometrie und Epidemiologien in Medizin und Biologie, Band 30, Heft 4/1999, Urban und Fischer, 1999
- Thomas,O.: Das Referenzmodellverständnis in der Wirtschaftsinformatik: Historie, Literaturanalyse und Begriffsexplikation. In: IWi – Veröffentlichungen des Instituts für Wirtschaftsinformatik im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, 187 (2006), S. 1–35. PDF-Version
Wikimedia Foundation.