- Referenzmodell
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Von einem Referenzmodell spricht man, wenn es ein allgemeines Modell für eine Klasse von Sachverhalten ist, das folgende Eigenschaften hat:
- Auf Basis des allgemeinen Modells können spezielle Modelle (als Grundlage für die Konstruktion ganz bestimmter Sachverhalte) geplant werden.
- Das allgemeine Modell kann als Vergleichsobjekt herangezogen werden, das heißt es ermöglicht Vergleiche mit anderen Modellen, die die gleichen Sachverhalte beschreiben.
Das Referenzmodell stellt somit ein Modellmuster bzw. Entwurfsmuster dar, das als idealtypisches Modell für die Klasse der zu modellierenden Sachverhalte betrachtet werden kann.
Ein Grund für die Entwicklung von Referenzmodellen ist die Wiederverwendbarkeit von bestehenden Modellen, was eine Kostenreduktion bei der Modellerstellung mit sich bringt. Weiterhin ist die einfache Modifizierbarkeit von Vorteil, da sie zur Erfüllung neuer bzw. geänderter Anforderungen oder zur Anpassung der Modelle an spezifische Anforderungen und unterschiedliche Benutzergruppen beitragen kann. Außerdem kann sie für die generelle Beschreibung von Systemen zum Beispiel bei der Systemauswahl als Vergleichsstandard genutzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Arten und Einsatzgebiete
- Standardsoftware-Referenzmodelle beschreiben Strukturen, Funktionen und Abläufe, wie sie durch die Verwendung einer speziellen Standard-Software unterstützt werden.
- Softwareunabhängige Branchenreferenzmodelle dienen der Beschreibung von typischen branchenspezifischen Prozessen und Strukturen, was man auch unter Common Practice versteht.
- Einsatzgebiete sind reichhaltig vorhanden: So verwendet man Referenzmodelle als Ausgangspunkt der Entwicklung eines spezifischen Unternehmensmodells, es führt damit zu einer Vereinfachung der Modellierung. Weiterhin dienen sie, mit Hinblick auf die Unterstützung bei der Einführung von Standardanwendungssoftware, zur Dokumentation. Im Bereich des Benchmarking vergleicht man Referenzmodelle mit tatsächlichen Unternehmen um Verbesserungspotentiale zu erkennen. Des Weiteren kann man mit ihnen auch eine Sammlung von Erfahrungswissen anlegen.
Beispiele
- Die Von-Neumann-Architektur ist ein 1945 vorgestelltes und bis heute überwiegend verwendetes Referenzmodell für Computer.
- Netzwerkprotokolle; hier insbesondere OSI-Referenzmodell, TCP/IP-Referenzmodell
- Die meisten Grafikkarten liegen vom Hersteller der Grafikprozessoren in Referenzbauweise vor; den Herstellern der Grafikkarten liegt es meist frei, diese Bauform zu übernehmen.
- Das SCOR-Modell als Referenzmodell für Prozesse in der Supply Chain.
Weblinks
- Referenzmodell für die Architektur von Data-Warehouse-Systemen (PDF; 622 kB) Grafik einer Architektur auf Seite 4
- Referenzmodell für die Architektur von föderierten Datenbanksystemen
- Referenzmodell für die Architektur von Portalsoftware
- Referenzmodell zum Qualitätsmanagement von Aus- und Weiterbildung (Habilitation) (PDF)
Eine ausführliche Übersicht über existierende Referenzmodelle findet sich in dem vom Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi) in Saarbrücken gepflegten Referenzmodellkatalog.
Siehe auch
Literatur
- Jan vom Brocke: Referenzmodellierung, Gestaltung und Verteilung von Konstruktionsprozessen. Dissertation an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Logos, Berlin 2003, ISBN 3-8325-0179-7
- P. Fettke, P. Loos: Referenzmodellierungsforschung – Langfassung eines Aufsatzes. In: Working Papers of the Research Group Information Systems & Management (printed: ISSN 1617-6324, ISSN 1617-6332, Paper 16, Mainz 2004, urn:nbn:de:0006-0162
- P. Fettke, P. Loos: Der Beitrag der Referenzmodellierung zum Business Engineering. In: HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik. Nr. 241, 2005, S. 18–26 hmd.dpunkt.de
- P. Fettke, P. Loos (Hrsg.): Reference Modeling for Business Systems Analysis. Hershey, PA, et al., USA 2007.
- J.M. Pawlowski: The Quality Adaptation Model: Adaptation and Adoption of the Quality Standard ISO/IEC 19796-1 for Learning, Education, and Training. (PDF-Datei; 466 kB) Educational Technology & Society, 10 (2), 2007.
- K. Stanoevska-Slabeva, B. Schmid: Requirement Analysis for Community Supporting Platforms based on the Media Reference Model, Electronic Markets, 10 (4), 2000, pp. 250-257.
- A. Winter, K. Becker, O. Bott et al.: Referenzmodelle für die Unterstützung des Managements von Krankenhausinformationssystemen. In: Informatik, Biometrie und Epidemiologien in Medizin und Biologie, Band 30, Heft 4/1999, Urban und Fischer, 1999
- O. Thomas: Das Referenzmodellverständnis in der Wirtschaftsinformatik: Historie, Literaturanalyse und Begriffsexplikation. In: IWi – Veröffentlichungen des Instituts für Wirtschaftsinformatik im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, 187 (2006), S. 1–35. iwi.uni-sb.de (PDF-Datei: 1,55 MB)
Einzelnachweise
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