Regelmäßigkeit (Grammatik)

Regelmäßigkeit (Grammatik)

Regelmäßige Verben (regelmäßige Zeitwörter) sind Verben, deren Stammformen – im Gegensatz zu unregelmäßigen Verben – vollständig aufgrund von Regeln aus dem Infinitiv oder einer anderen Nennform abgeleitet werden können.

Die meisten schwachen Verben sind regelmäßig. Im Sprachunterricht werden deshalb oft die Begriffe "regelmäßiges Verb" und "schwaches Verb" gleichgesetzt. Diese Verben zeichnen sich durch die Art der Bildung ihrer Stammformen für das Präteritum und Partizip II aus.

Im Präteritum wird {-te} (manchmal wird das <e> als nicht zum Morphem gehörig betrachtet) an den Stamm gefügt. Anders gesagt: Für die schwachen Verben dient das Suffix {-te} als Morphem für das Präteritum. Jegliche Personalendung (siehe Person) tritt als Endung dahinter.

Beispiele:

  • Infinitiv: wink-en > 1./3.Person, Singular, Präteritum: wink-te
  • Infinitiv: unken > 1./3.Person, Singular, Präteritum: unk-te
  • Infinitiv: sag-en > 1./3.Person, Singular, Präteritum: sag-te
  • Infinitiv: befrei-en > 1./3.Person, Singular, Präteritum: befrei-te

Für die Bildung des Partizip Perfekt Passiv (gleichbedeutend mit Partizip II) gilt bei den schwachen Verben, dass als Dentalsuffix <-t> an den Wortstamm gehängt wird. Wenn das Verb nicht schon selbst eine Vorsilbe (Präfix) besitzt, wird vor den Wortstamm außerdem das Präfix <ge-> gesetzt.

Beispiele:

  • Infinitiv: wink-en > Partizip II ge-wink-t
  • Infinitiv: unk-en > Partizip II ge-unk-t
  • Infinitiv: setz-en > Partizip II ge-setz-t
  • Infinitiv: ver-such-en > Partizip II ver-such-t
  • Infinitiv: be-weg-en > Partizip II be-weg-t
  • Infinitiv: ent-leer-en > Partizip II ent-leer-t

Die Regelmäßigkeit der Stammformbildung bei den schwachen Verben wird lediglich durch die Ausnahme bezüglich des Präfixes im Partizip unterbrochen.

Sprachgeschichtlich ist diese Art der Bildung der Stammformen eines Verbs noch recht jung. Das Aufkommen dieser Erscheinung kann aber in jedem Fall noch vor das 8. Jh. datiert werden. Die englische Sprache zeigt eine ganz ähnliche Bildung der entsprechenden Formen: statt <-te> wird im Englischen <-ed>, ebenfalls ein Dentalsuffix, funktionalisiert.

Wenn man von der Anzahl der regelmäßigen Verben ausgeht, sind diese alles andere als schwach. Sie haben die starken Verben zahlenmäßig weit überflügelt. So gut wie jedes neue Verb geht als regelmäßiges Verb in die deutsche Sprache ein (vgl. surfen, bomben, telefonieren, röntgen ...). Trotz ihrer quantitativen Überlegenheit sind sie in Texten seltener anzutreffen als starke Verben, denn gerade die häufig gebrauchten Verben sind stark.

Literatur

  • Glück, Helmut/Sauer, Wolfgang Werner: Gegenwartsdeutsch. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart/Weimar 1997
  • Pinker, Steven: Words and Rules. The Ingredients of Language. 1999(dt. Wörter und Regeln. Die Natur der Sprache. Heidelberg/Berlin 2000. ISBN 3-8274-0297-2)
  • Schmidt, Wilhelm: Geschichte der deutschen Sprache. 7. verbesserte Auflage. Stuttgart 1996. ISBN 3-7776-0720-7.

Weblinks

  • [1] - übersichtliche Seite rund um deutsche Grammatik
  • [2] - Das Verb in Kürze
  • [3] – sehr knapper lexikonartiger Artikel zum regelmäßigen Verb
  • Online-Verbformgenerator – Konjugation aller regelmäßigen deutschen Verben

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