Reinheim (Odenwald)

Reinheim (Odenwald)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Reinheim
Reinheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Reinheim hervorgehoben
49.8269444444448.8313888888889165Koordinaten: 49° 50′ N, 8° 50′ O
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Darmstadt-Dieburg
Höhe: 165 m ü. NN
Fläche: 27,7 km²
Einwohner: 17.235 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 622 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 64348-64354
Vorwahl: 06162
Kfz-Kennzeichen: DA
Gemeindeschlüssel: 06 4 32 019
Adresse der Stadtverwaltung: Cestasplatz 1
64354 Reinheim
Webpräsenz:
Bürgermeister: Karl Hartmann[1] (SPD)
Lage der Stadt Reinheim im Landkreis Darmstadt-Dieburg
Karte

Reinheim ist eine Stadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Reinheim liegt im südlichen Hessen am Rande des Rhein-Main-Gebiets und im Herzen des Landkreises Darmstadt-Dieburg. Reinheim bildet „das Tor zum Odenwald“.

Nachbargemeinden

Reinheim grenzt im Norden an die Gemeinde Groß-Zimmern, im Osten an die Gemeinde Otzberg, im Südosten an die Gemeinde Brensbach (Odenwaldkreis), im Süden an die Stadt Groß-Bieberau, im Westen an die Stadt Ober-Ramstadt sowie im Nordwesten an die Gemeinde Roßdorf.

Stadtgliederung

Reinheim besteht aus den Stadtteilen Georgenhausen, Reinheim, Spachbrücken, Ueberau und Zeilhard. Dilshofen und Hundertmorgen sind kleine Wohngebiete, die zum Magistrat Reinheim gehören, jedoch nicht als eigene Stadtteile angesehen werden.

Geschichte

Die Stadt Reinheim wurde 1260 von den Grafen von Katzenelnbogen gegründet, die dort einige Jahre später ein heute nicht mehr erhaltenes Wasserschloss errichteten[2] [3]. Das Stadtwappen von Reinheim gleicht noch heute dem der Stadt Katzenelnbogen, dem Stammsitz der Grafschaft.

Ab 1375 geht Werner Kalb von Reinheim als Raubritter in die Geschichtsbücher ein. Er war Vasall von Graf Diether VIII. von Katzenelnbogen und startete seine Raubzüge von der benachbarten Burg Nieder-Modau.

Hof und Burg Reinheim wurden um 1276/77 erstmals urkundlich erwähnt. Ueberau hat 1305 die erste urkundliche Erwähnung, Georgenhausen 1318, Zeilhard und Spachbrücken folgen 1323.

Über die Entstehung des Namens Reinheim gibt es unterschiedliche Auslegungen. Die einen leiten ihn aus einem Personennamen, etwas Regino an, andere sehen in Reinheim einen Zusammenhang mit dem vorgermanischen Wort für Fluss. Früh entstand eine fränkische Siedlung an der Mündung der über den südwestlichen Odenwald führenden "Hohen Straße" ins Gersprenztal. Zu ihr gehörte auch eine Kirche auf dem Friedhofsberg, die wohl im 11. Jahrhundert dem hl. Nikolaus geweiht wurde. Die Legende von Reinheim ist jedoch von einer Frau namens Katharina die Reine. Sie soll einen Ritter mit einer schwer ansteckenden Krankheit geheilt haben. Dessen Vater soll so dankbar gewesen sein, dass er veranlasste, die Stadt nach ihr zu benennen.

1821 entstand ein eigener Landratsbezirk Reinheim. Er wurde 1832 mit dem von Dieburg zum Kreis Dieburg vereinigt und 1977 zum Landkreis Darmstadt-Dieburg umstrukturiert.

Durch den Grenzveränderungsvertrag von 1971 haben sich die Gemeinden Ueberau, Spachbrücken und Zeilhard mit der Stadt Reinheim zur Großgemeinde "Stadt Reinheim" zusammengeschlossen, der infolge der Gebietsreform 1977 auch die Gemeinde Georgenhausen eingegliedert wurde. Die Gemeinden tragen ihren bisherigen Namen als Stadtteilbezeichnung weiter.

Ueberau

Ueberau wurde erstmals 1305 urkundlich erwähnt.

Ueberau (im Volksmund Iwwero genannt) ist ein Stadtteil von Reinheim im Odenwald und liegt am Ausgang des nördlichen Odenwalds in Hessen, am rechten Ufer der Gersprenz. Der Ortsname bedeutet: "über dem Wasser" (der Gersprenz). Ueberau war eine selbstständige Gemeinde und wurde 1972 in Reinheim eingegliedert (18.692 Einwohner inklusive aller Stadtteile; Stand: 12/2006).

In Ueberau wohnen 2.335 Einwohner (Stand: 12/2006) und der Ort hat seinen ländlichen Charakter bewahrt. Dieser wird auch durch Bauernhöfe, Vieh- und Landwirtschaft sowie Felder ersichtlich.

Der Ortsteil "Hundertmorgen" (247 m über dem Meeresspiegel), der aus nur wenigen Höfen besteht, gehört ebenfalls zu Ueberau. Aus Bodenfunden lässt sich schließen, dass hier eine römische Siedlung bestanden hat.

"Rotes Dorf"
Ueberau wurde und wird auch als "rotes Dorf" oder manchmal als "Klein Moskau" bezeichnet. Dieser Beiname resultiert aus der Tatsache, dass in diesem Ort die Kommunisten von jeher traditionell sehr stark waren und sind. So stellte die KPD nach 1945 den Bürgermeister.

Von 1948 an amtierte der Kommunist und KPD-Politiker Adam Büdinger als Bürgermeister der damals noch selbstständigen Gemeinde Ueberau. Büdinger blieb auch nach dem Verbot der KPD im Jahre 1956 im Amt. Am Morgen des 14. Oktober 1960 jedoch besetzten etwa 40 Polizeibeamte die Bürgermeisterei in Ueberau. Sie erklärten den Bürgermeister und die zwei Beigeordneten für abgesetzt und holten die Kandidaten der bis zu dieser Stunde in der Gemeinde regierenden "Unabhängigen Wählergemeinschaft" (UWG) zum Verhör in die Bürgermeisterei. Hier wurden sie zu ihren politischen Aktivitäten vernommen und danach befragt, ob sie Mitglied der 1956 verbotenen KPD waren. Gegen den Bürgermeister, die Beigeordneten und weitere Mitglieder der am selben Tag auf Weisung des hessischen Innenminister verbotenen UWG wurden Strafverfahren eingeleitet. Grund für diese Maßnahme war die Tatsache, dass viele ehemalige KPD-Mitglieder in bzw. für die UWG aktiv waren und die UWG somit quasi eine kommunistische Wählergruppe darstellte. Kommunistische Aktivitäten waren jedoch während der Hochzeit des Kalten Krieges in Westdeutschland unerwünscht.

Nach der Gründung der DKP war diese ab 1972 ununterbrochen im Ortsbeirat des mittlerweile nach Reinheim eingemeindeten Ueberau vertreten. Bei den Kommunalwahlen am 26. März 2006 erreichte die DKP in Ueberau 39,1 % der Stimmen und zwei Sitze im Ortsbeirat. Zum Ortsvorsteher wurde im zweiten Anlauf der Kommunist Manfred Büdinger (DKP), Sohn des oben erwähnten Adam Büdinger, gewählt.

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften Aktuelle
Sitzverteilung
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 16 40,3 15 46,7 17
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 9 27,1 10 25,6 10
DKP Deutsche Kommunistische Partei 5 14,7 5 9,2 3
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 4 9,4 4 9,8 4
FWG Freie Wählergemeinschaft Reinheim e.V. 2 4,9 2 5,0 2
FDP Freie Demokratische Partei 1 3,6 1 3,7 1
gesamt 37 100,0 37 100,0 37
Wahlbeteiligung in % 49,8 57,0

Aus diesem Ergebnis resultiert eine Koalition zwischen SPD und Bündnis 90/ Die Grünen. Diese löste die bisherige Koalition von SPD und FWG ab. Im Jahre 2007 verlor die CDU-Fraktion einen Sitz, da der über die CDU-Liste gewählte Stadtverordnete Norbert Neumann aus der CDU-Fraktion ausgetreten ist. Ende Mai 2008 trat der Stadtverordnete Norbert Neumann der SPD bei und wurde auch Mitglied der SPD-Fraktion.

Städtepartnerschaften

Verkehr

Von Reinheim verkehren die Züge der Odenwaldbahn (RMV-Strecke 65) nach Darmstadt, Frankfurt sowie Erbach und Eberbach im 1-2-Stunden-Takt mit Verdichtungen in der Hauptverkehrszeit.

Ebenso verkehren einige Buslinien ab Reinheim:

  • K 55 Darmstadt - Roßdorf - Reinheim - Gr.-Bieberau - Niedernhausen
  • K 57 Reinheim - Gr.-Bieberau - Niedernhausen - Neunkirchen - Brandau - Gadernheim
  • K 85 Darmstadt - Reinheim - Groß-Bieberau - Niedernhausen
  • 678 Darmstadt - Mühltal - Ober-Ramstadt - Reinheim - Gr.-Umstadt - Wiebelsbach (nur im Spätverkehr)
  • 693 Reinheim - Gr.-Bieberau - Brensbach - Reichelsheim - Fürth
  • 679 Reinheim - Gr.-Zimmern - Dieburg - Ober-Roden

Wirtschaft

Neben dem klein- und mittelständischen örtlichen Gewerbe haben drei größere Unternehmen in Reinheim eine Produktionsstätte: das Zweigwerk der Firma MERZ + CO. Frankfurt [1], Hersteller von weltweit bekannten Arzneimitteln (Merz Spezial Dragees, Patentex, Axura) und kosmetischen Produkten (Tetesept) sowie die inzwischen zum Würth Konzern gehörende Möbelbeschlagfabrik MEPLA-ALFIT (früher: Karl Lautenschläger KG) [2]. Weiterhin gibt es die Roboterfabrik REMAK [3]. Die weltweit vertriebenen Roboter waren maßgeblich daran beteiligt, dass durch das automatisierte Handling von CD Rohlingen diese ihren Durchbruch am Weltmarkt erreichten.

Bildung

  • Kurt-Schumacher-Schule (Kooperative Gesamtschule) [4]
  • Gersprenzschule (Grundschule) [5]

Sport

Die Stadionanlage besteht u.a. aus einer Wettkampfanlage Typ B mit Rasengroßspielfeld und 400 m-Kunststoffrundbahn.

Die Anlage wurde zum Sportzentrum Reinheim erweitert und verfügt nunmehr auch über einen modernen Kunstrasenplatz, einen Skaterplatz und einen Beachvolleyball-Platz. Der Sportplatz liegt in Nachbarschaft zum Segelfluggelände Reinheim.

Quellen

  1. Webpräsenz von Bürgermeister Karl Hartmann URL: http://www.karl-hartmann.de
  2. abgegangenes Wasserschloss Reinheim IN: Burgeninventar.de Stand 1. Januar 2007 URL: http://www.burgeninventar.de/html/hes/DD_big.html#132
  3. Internetpräsentation der Stadt Reinheim, Stand 1. Januar 2006, URL: http://www.reinheim.de/Reinheim.546.0.html

Weblinks


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