- Rekonstruktionslokomotive
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Die Bezeichnung Rekonstruktionslokomotive (Abkürzung: Rekolok) wurde 1957 bei der Deutschen Reichsbahn der DDR eingeführt.
Der Begriff wird für Dampflokomotivbaureihen der Deutschen Reichsbahn verwendet, bei denen erhebliche Umbauarbeiten zur Leistungssteigerung, zur Beseitigung von Konstruktionsfehlern und kriegsbedingten „Entfeinerungen“ vorgenommen wurden. Gleichzeitig wurden Reparaturarbeiten durchgeführt. Die Rekonstruktion umfasste mindestens auch den Einbau eines neuen Hochleistungsdampferzeugers. Ein charakteristisches Merkmal dieser Rekoloks ist demzufolge der Verbrennungskammerkessel mit dem eckigen Mischkasten vor dem Schornstein. Einzelne Baureihen (BR 58.30) erhielten statt der nach dem Kesselwechsel immer erforderlichen neuen Führerhausstirnwände komplett neu gebaute Führerhäuser. Die verschlissenen Gusszylinderblöcke ersetzte man teilweise durch Zylinder in Schweißkonstruktion. Im Gegensatz zum Umbauprogramm der Deutschen Bundesbahn wurden die neuen Kessel nicht den jeweiligen Lokomotivbaureihen angepasst, sondern die Befestigungspunkte der Lokomotiven den neuen Kesseln. Die dadurch gewonnene freie Austauschbarkeit der Dampferzeuger erkaufte man sich durch nunmehr erforderliche, teilweise umfassende Änderungen an den Lokomotivrahmen. Nach den Umbauten verließen die meisten Rekobaureihen die Werkstätten mit einem völlig neuen Aussehen. Als markanteste Beispiele dafür sind die Baureihen 01.5 und 58.30 zu nennen.
Grundsätzlich wurden nur ausgesuchte Lokomotivbaureihen rekonstruiert, die im Betriebsdienst noch nicht verzichtbar waren und von denen man noch eine lange Einsatzzeit erwartete. Spenderfahrzeuge dafür waren meist Lokomotiven jüngerer Baujahre oder Bauserien, die ohnehin zur Aufarbeitung anstanden.
Als erste Rekolok verließ die Güterzuglokomotive 50 3501 am 12. November 1957 das RAW Stendal, dem sie als 50 380 zugeführt worden war. Die erste Reko-50, nunmehr als 50.35 bezeichnet, teilte man dem Bw Güsten zu. Mit der Ablieferung der 01 535 durch das RAW Meiningen am 31. Mai 1965 galt das Rekopogramm zunächst als beendet, war es aber noch nicht. Denn 1968 forderte die Staats- und Parteiführung der DDR die Reichsbahn auf, eine strategische Reserve von 45 Schnellzuglokomotiven der BR 03 (18 t mittlere Kuppelradmasse) zu schaffen. Von 1968 bis 1972 sind im RAW Meiningen nicht nur die geforderten 45, sondern sogar 52 Lokomotiven dieser Baureihe mit den Rekokesseln der bis dahin weitgehend ausgemusterten BR 22 (ehemals BR 39, Preußische P 10) ausgerüstet worden. Die Rekolomotiven der BR 58.30 waren, bedingt durch ihr Alter und den sehr umfangreichen Reparatur- und Arbeitsbedarf der Spenderfahrzeuge, die teuersten Umbauten des gesamten Programms.
Aus folgenden Regelspur-Dampflokomotivbaureihen wurden bei der Deutschen Reichsbahn Maschinen rekonstruiert und einer neuen Baureihe oder Unterbaureihe zugeordnet:
- 1962–1965: 35 Lokomotiven der Baureihe 01 zur Baureihe 01.5
- 1969–1972: 52 Lokomotiven der Baureihe 03
- 1959: 16 Lokomotiven der Baureihe 03.10
- 1958–1962: 85 Lokomotiven der Baureihe 39 zur Baureihe 22
- 1957–1960: 80 Lokomotiven der Baureihe 41 zur Baureihe 41 (Reko)
- 1957–1961: 208 Lokomotiven der Baureihe 50 zur Baureihe 50.35-37
- 1960–1965: 154 Lokomotiven der Baureihe 52 zur Baureihe 52.80
- 1958–1962: 56 Lokomotiven der Baureihe 58 zur Baureihe 58.30
und als Einzelfahrzeuge für den Versuchsbetrieb sowie teilweise als Versuchsträger
- 1961–1965: 5 Versuchslokomotiven der VES-M Halle 18 201, 18 314, 19 015, 19 022, 23 001 (Alt)
Federführend beim Rekonstruktionsprogramm war die VES-M Halle in Halle (Saale).
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