Religion in China

Religion in China
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Die Volksrepublik China ist ein laizistischer Staat und nach mehr als einem halben Jahrhundert kommunistischer Herrschaft bekennt sich die Mehrheit der Chinesen zumindest offiziell zu keiner Konfession. Aussagen über die Verbreitung einzelner Religionen sind allesamt problematisch. Dies liegt unter anderem daran, dass es in Ostasien normal ist, sich zu mehr als einer Religion zu bekennen.

Inhaltsverzeichnis

Rechtlicher Status

In der Verfassung der Volksrepublik China ist der Schutz religiöser Aktivitäten von Anfang an verankert gewesen, so lange diese durch den Staat legitimiert sind. Dazu gehört, dass

  • die Religion nicht zu konterrevolutionären Tätigkeiten missbraucht werden
  • durch die Religionsausübung die öffentliche Ordnung nicht gestört wird
  • die religiösen Aktivitäten durch keine ausländische Macht kontrolliert werden.

Die generelle Tendenz ist es, anerkannte Religionen zu akzeptieren und sogar zu fördern.

Offiziell werden in der Volksrepublik China heute fünf Religionen anerkannt, nämlich der Daoismus, der Buddhismus, der Islam, sowie das evangelische und katholische Christentum. Nicht von der Regierung anerkannt wird der chinesische Volksglaube, der ohne jedwede Organisation, Klerus oder Theologie schwer zu fassen oder zu kontrollieren ist. Er wird von der Regierung als Aberglaube bezeichnet. Auch dies ist keine neue Entwicklung; bereits die Qing-Dynastie und die Regierungen der Republik China bekämpften diese unorthodoxen Glaubensbewegungen, denn sie sahen sie als Quelle von Aufständen und als Hindernis für den wissenschaftlichen und sozialen Fortschritt.

Die durch die Regierung anerkannten Religionen unterliegen der Kontrolle und dem Management durch das Amt für Religiöse Angelegenheiten, welches direkt bei der Zentralregierung in Peking angesiedelt ist und Zweigstellen im ganzen Land unterhält. Dies betrifft vor allem das katholische Christentum, das als ihr Oberhaupt offiziell nicht den Papst in Rom, sondern die kommunistische Regierung in Peking betrachten muss.

Der nicht als Religion geltende Konfuzianismus bestimmt bis heute die moralischen Verhaltensweisen der Chinesen, obwohl er speziell unter Mao Zedong bekämpft wurde.

Der Glaubensausübung sind also nach wie vor strenge Grenzen gesetzt, auch wenn die einschlägigen Regelungen viel liberaler gehandhabt werden als noch in den frühen 1980er Jahren oder davor. Nach der Gründung der Volksrepublik China wurden tausende buddhistischer Klöster geschlossen und die Mönche bzw. Nonnen in weltliche Berufe überführt. Sämtliche noch verbliebene christliche Missionare wurden, häufig unter Spionagevorwurf, des Landes verwiesen. Während der ersten beiden Jahre der Kulturrevolution, also 1966 und 1967 wurden zahllose Klöster, Tempel und Kirchen durch die Roten Garden verwüstet; jedwede Religionsausübung musste in den Untergrund gehen und viele Menschen gaben ihre Religion auch zumindest zeitweilig auf.

Im Zuge der wirtschaftlichen Öffnung unter Deng Xiaoping seit den frühen 1980er Jahren wurde auch die Kontrolle der Behörden über die Religionen schrittweise etwas gelockert. So erfahren Tempel und Klöster seit einiger Zeit wieder starken Zulauf, was vor allem mit der größer gewordenen sozialen Unsicherheit seit den Reformen in Zusammenhang steht; ebenso wurden zahlreiche Kirchen renoviert und das Christentum in China erlebt eine erstaunliche Wiedergeburt.

Im gleichen Kontext sind zahlreiche neue religiöse Bewegungen zu sehen, die seit den späten 1980er Jahren entstanden sind und die von den Behörden zunächst ignoriert wurden. Die potenzielle Stärke dieser Bewegungen hat die Führung in Peking jedoch stark verunsichert, die Folge war, dass sie diese neuen religiösen Bewegungen als illegal erklärt und versucht, sie zu unterdrücken.

Buddhismus

Hauptartikel: Buddhismus in China

Der Buddhismus ist in verschiedenen Formen in weiten Teilen Chinas verbreitet. Fast alle buddhistischen Traditionen in China gehören dem Mahayana-Buddhismus an. So gibt es Schulen des "Reinen Landes" (Amitabha-Buddhismus), Schulen des Chan-Buddhismus (von China ausgehend hat sich diese Form auch in Japan und Vietnam als Zen-Buddhismus etabliert) und Schulen des Vajrayana-Buddhismus (auch fälschlicher Weise Lamaismus genannt), der vor allem in Tibet und in der Mongolei praktiziert wird. Lediglich im äußersten Südwesten des Landes, bei den Dai (Thai-Völkern) in Yunnan findet sich die in Burma und Thailand verbreitete Form des Theravada-Buddhismus.

Tibet war vor 1949 praktisch ein theokratischer Staat, in welchem die Religion auch das säkulare Leben weitgehend dominierte. Dies blieb auch bis 1951, dem Jahr des Einmarsches der so genannten Volksbefreiungsarmee in Tibet, weitgehend so. Danach ging die chinesische Führung daran, die Institutionen in Tibet zu "revolutionieren", was heftigen Widerstand von Seiten der tibetischen Bevölkerung auslöste und Hunderttausende Tibeter ins Exil trieb, darunter auch den Dalai Lama. In Tibet sind unterdessen die Spannungen zwischen den Tibetern und der von den mittlerweile angesiedelten Han-Chinesen dominierten Verwaltung immer nahe an einer Eruption, und das Kriegsrecht ist mehrmals ausgerufen worden.

Der äußerst mediengewandte Dalai Lama hat es geschafft, schließlich die internationale Öffentlichkeit auf das Tibet-Problem aufmerksam zu machen.

Der Deutsche Bundestag sieht den kriminellen Tatbestand der Entführung in der Tatsache, dass die chinesische Regierung den vom Dalai Lama anerkannten Panchen Lama verschleppte. Diese Position besteht unverändert seit 1996: "Ein Beispiel für die Behinderung des religiösen Lebens der Tibeter ist die Entführung eines Jungen, der vom Dalai Lama als Reinkarnation des Panchen Lama benannt wurde, sowie die Einsetzung eines zweiten Panchen Lama durch die chinesischen Behörden." Diese Feststellung traf der Deutsche Bundestag mit wenigen Enthaltungen am 20. Juni 1996 (Bundestagsdrucksache 13/4445, Protokoll 96/113). Das deutsche Parlament nahm damit Stellung zur Entführung des Panchen Lama und seiner Eltern im Jahr 1995. Der Bundestag forderte, dass "die chinesische Behörden dafür sorgen, dass Gedhun Choekyi Nyima und seine Familie sofort freigelassen werden und in ihr Heimatdorf zurückkehren können," er sieht also die Verantwortung für die Beendigung der Entführung von Gedhun Choekyi Nyima bei den chinesischen Behörden.

Christentum

Dem Christentum steht die chinesische Regierung besonders skeptisch gegenüber, was nicht zuletzt historische Ursachen hat. So bezogen sich die Führer des Taiping-Aufstands der mit 30-50 Millionen Opfern zum blutigsten Bürgerkrieg der Geschichte wurde, auf die Bibel und das Christentum. Die christlichen Missionare waren ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgreich in ihrer missionarischen Tätigkeit, wurden dabei allerdings durch die militärische Macht des Westens unterstützt und behalten deshalb bis heute ihr Image, ein Werkzeug der Imperialisten zu sein. Das Misstrauen der katholischen Kirche gegenüber hat sich vor allem durch die Rolle Papst Johannes Pauls II. beim Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa verstärkt. Neben den katholischen und protestantischen Kirchen entstand in China Anfang des 20. Jahrhunderts unter russischem Einfluss auch eine kleine orthodoxe Kirche, die heute jedoch untergegangen ist.

Deshalb sind in der Volksrepublik China nur die sich dem Staat unterordnenden "patriotischen" Kirchen, etwa die Chinesische Katholisch-Patriotische Vereinigung, erlaubt. Diese Kirchen akzeptieren, dass in gesellschaftlichen Streitfällen, wie z. B. Empfängnisverhütung oder Abtreibung, die Linie der Kommunistischen Partei Chinas und nicht die Meinung des Papstes für China entscheidend ist. Die römisch-katholische Kirche ist offiziell verboten; die Beziehungen zwischen der VR China und dem Vatikan sind dementsprechend schlecht und es ist unwahrscheinlich, dass sich an dieser Situation in nächster Zukunft etwas ändern wird. Die offiziell tolerierte Kirche auf evangelischer Seite ist die Dreiselbstkirche. Auch sie wird von der Kommunistischen Partei kontrolliert. [1]

Die offizielle Politik ist es, das Christentum soweit zu tolerieren, als es von Chinesen dominiert wird. Ausländern ist jede missionarische Tätigkeit untersagt.

Seit dem Beginn der Wirtschaftsreformen zu Beginn der 1980er Jahre hat sich auch die Kontrolle über die christlichen Kirchen etwas gelockert und der Zulauf hat sich verstärkt. Mittlerweile gibt die offizielle Chinesische Katholisch-Patriotische Vereinigung mehr als 5 Millionen Mitglieder an, während die im Untergrund operierende römisch-katholische Untergrundkirche sogar 13 Millionen Mitglieder haben will[1].

In Shanghai und in der Provinz Sichuan wurden erstmals zwei Bischöfe mit Erlaubnis sowohl der Kurie als auch der chinesischen Regierung geweiht. Nach Angaben der Patriotischen Vereinigung sind inzwischen mehr als 80 Prozent ihrer Bischöfe auch von Rom anerkannt.

Die Volksrepublik China brach in den Fünfziger Jahren ihre Beziehungen zum Vatikan ab und verwies ausländische Geistliche des Landes. Der Heilige Stuhl hat zur Zeit diplomatische Beziehungen zu Taiwan. Es gibt aber Vermutungen, dass der Vatikan bereit wäre, diese Beziehungen aufzugeben, wenn sich die Volksrepublik im Gegenzug zu religiöser Freiheit bekennt. Letztere fordert aber, dass der Vatikan die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abbricht, bevor Verhandlungen beginnen können und schließt eine Einmischung in innere Angelegenheiten aus. Dazu gehört nach chinesischer Sichtweise auch "Interventionen unter dem Vorwand religiöser Angelegenheiten".

Die christliche Mission wird maßgeblich von evangelikalen Gruppen aus den USA getragen.

Daoismus

Hauptartikel: Daoismus in der Volksrepublik China

Der Daoismus (chin. 道教, dàojiào „Lehre des Weges“), gemäß anderen Umschriften auch Taoismus, ist eine chinesische Philosophie und Religion und wird als Chinas eigene und authentisch chinesische Religion angesehen. Seine historisch gesicherten Ursprünge liegen im 4. Jh. v. Chr., als das Daodejing (in älteren Umschriften: Tao te king, Tao te ching …) des Laozi (Laotse, Lao-tzu) entstand.

Neben Konfuzianismus und Buddhismus ist der Daoismus eine der „Drei Lehren“, die China maßgeblich prägten. Auch über China hinaus haben die „Drei Lehren“ wesentlichen Einfluss auf Religion und Geisteswelt der Menschen ausgeübt. In China beeinflusste der Daoismus die Kultur in den Bereichen der Politik, Wirtschaft, Philosophie, Literatur, Kunst, Musik, Ernährungskunde, Medizin, Chemie, Kampfkunst und Geographie.

Falun Gong

Hauptartikel: Falun Gong

Emblem von Falun Gong

Falun Gong (法轮功, auch 法轮大法 Falun Dafa) ist eine in China entstandene neue religiöse Bewegung auf der Basis von Qi Gong. Falun Gong wurde erstmals 1992 in der Volksrepublik China in der Öffentlichkeit vorgestellt und hat sich seitdem weltweit verbreitet, vor allem in den USA. Hauptwerk ist das vom Gründer Li Hongzhi verfasste Zhuan Falun. Dieser Gemeinschaft wird von chinesischer Regierungsseite vorgeworfen, eine ketzerische Sekte zu sein, da am 23. Januar 2001 eine öffentliche Selbstverbrennung auf dem Platz des himmlischen Friedens in Peking stattfand, die von Falun Gong-Anhängern begangen worden sein soll. Eine Video-Analyse der Aufnahmen vor Ort entlarvte die sogenannte Selbstverbrennung von Falun Gong jedoch als gestellte Propagandaaktion der chinesischen Regierung. Die Dokumentation "False Fire" [2] des amerikanischen TV-Senders NTDTV gewann beim 51st Columbus International Film & Video Festival einen Ehrenpreis. The International Educational Development (IED), eine Unterorganisation der Vereinten Nationen bestätigte nach Ansicht dieser Dokumentation in einer Presseerklärung die Fälschung [3]. Falun Gong steht seit 1999 in China unter staatlicher Verfolgung.

Islam

Muslime leben auf dem Gebiet der Volksrepublik etwa seit dem 7. Jahrhundert. Neben den 10 ethnischen Minderheiten, die sich vorwiegend zum Islam bekennen, gibt es auch zahlreiche ethnische Chinesen, die Muslime sind. Diese Chinesen werden von der Regierung ebenfalls als ethnische Minderheit eingestuft, nämlich als Hui-Chinesen. Sie leben über das ganze Territorium des Landes verstreut, mit Schwerpunkten in den Provinzen Ningxia, Gansu, Qinghai, Yunnan und Shaanxi, daneben in den meisten Großstädten.

Trotz gleicher Sprache hat diese Einteilung zur nationalen Minderheit den Vorteil, dass für die Hui-Chinesen die Ein-Kind-Politik nicht gültig ist und sie somit mehr als ein Kind bekommen dürfen.

Neben den Hui bekennen sich noch 10 weitere ethnische Minderheiten zum Islam, wobei die Uiguren, Kasachen, Kirgisen und Usbeken die größten sind. Deren Siedlungsraum liegt fast ausschließlich in Xinjiang, wo auch einige Tausend Tataren und Tadschiken leben. Weitere kleinere muslimische Minderheiten sind die z.T. mongolischstämmigen Salar, Bonan, Dongxiang und Teile der Yugur, die meist zusammen mit Hui in verstreuten Siedlungsgebieten und autonomen Bezirken bzw. Kreisen leben, die sich auch über die Provinzen Gansu, Qinghai und Shaanxi erstrecken. Nicht als eigenständige Minderheit anerkannt, sondern den Hui zugerechnet werden die Utsul auf der Insel Hainan, die vermutlich Cham-Flüchtlinge aus Vietnam sind.

Offiziell leben insgesamt ca. 20 Mio. Muslime in China, was etwa 1,5 % der Bevölkerung entspricht.[2] Gegen diese Angaben spricht, dass schon 1897[3] und 1936[4] von 20 Mio Muslimen ausgegangen wurde. Die Bevölkerung Chinas hat sich seitdem mehr als verdoppelt, ebenso die Anzahl z.B. der Uiguren, und im Gegensatz zu Massen von Han-Chinesen wurden während des Weltkriegs kaum Uiguren und Hui von Japanern getötet. Schätzungen gehen deshalb von bis zu 100 Millionen[5] (7 bis 8%) oder sogar bis zu 160 Mio. Muslimen in der Volksrepublik aus[6] (das wären etwa 12%).

In Nordwestchina stellen Muslime nach wie vor die Bevölkerungsmehrheit, in ihrem autonomen Gebiet Ningxia jedoch sind die Hui gegenüber den Han in der Minderheit. Heute sieht sich die chinesische Führung mit gelegentlichen Unruhen der Uiguren in Xinjiang konfrontiert. Hierbei ist nicht klar, zu welchen Teilen Nationalismus, Islamismus oder empfundene Ungerechtigkeit von Seiten der von Han dominierten Verwaltung als Ursache zu sehen sind. Dabei ist auch zu beachten, dass von 1949 bis 1973 der Anteil der Han-Chinesen von 3,7% auf 38% zunahm.

Judentum

Hauptartikel: Judentum in China

Das Judentum hatte in China von jeher allenfalls punktuell in einigen wenigen Städten eine Rolle gespielt. Nachdem ein großer Teil der vor dem Sowjet-Kommunismus und dem Holocaust nach China geflohenen Juden Ende der 1940er Jahre in andere Aufnahmestaaten weitergereist war, ging die Bedeutung der Juden in China noch weiter zurück. Die einst mehrere tausend Mitglieder umfassende Gemeinde von Shanghai umfasst heute nur noch ca. 250 Mitglieder.

Literatur

  • Effenberg, J.; The Moslems of China; in: XXth Century; Vol I (1941), S 198 (Situation vor Schaffung der Volksrepublik)
  • Gunde, Richard: Culture and Customs of China. Westport 2002, ISBN 0-313-30876-4

Quellen

  1. BBC online: China names new Catholic bishop, abgerufen am 10. Oktober 2006
  2. China Facts and Figures 2007: Religious Belief
  3. Meyers Konversationslexikon, Band 4, S. 47 (China, Bevölkerung) und S. 51 (Religionen). Fünfte Auflage, Leipzig/Wien 1897
  4. Knauers Weltatlas, S. 184ff. Berlin 1936
  5. BBC - Religion & Ethics - Islam in China (650-present): China Islamic Association
  6. Zweite Karte aus arte-tv.com: Zu stark vereinfachende Darstellungen - Die Karten des Islam (Sendung vom 02.03.2002)

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