- Retarder
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Ein Retarder (vom englischen retard für „verzögern“ oder „aufhalten“) ist eine verschleißfreie hydrodynamische (mit Flüssigkeit arbeitende) oder elektrodynamische Dauerbremse, die vorwiegend in Nutzfahrzeugen wie LKWs oder Omnibussen eingesetzt wird.[1]
Inhaltsverzeichnis
Hydrodynamische Retarder
Hydrodynamische Retarder arbeiten mit Öl, das bei Bedarf in ein Wandlergehäuse geleitet wird. Das Wandlergehäuse besteht aus zwei rotationssymmetrischen und sich gegenüberliegenden Schaufelrädern, einem Rotor, der mit dem Antriebsstrang des Fahrzeugs verbunden ist, und einem feststehenden Stator. Der Rotor beschleunigt das zugeführte Öl; die Zentrifugalkraft drückt es nach außen. Durch die Form der Rotorschaufeln wird das Öl in den Stator geleitet, der dadurch den Rotor und in weiterer Folge dann auch die Gelenkwelle abbremst.
Durch Reibung wird die Bewegungsenergie in Wärme umgewandelt, die durch einen Wärmetauscher wieder abgeführt werden muss (dies erfolgt meistens gleich mit Hilfe des Kühlwasserkreislaufs des Motors). Die Ansteuerung des Retarders erfolgt pneumatisch, über eine Druckluftsteuerung: Zum Aktivieren wird der Retarder mit Öl aus einem Vorratsbehälter geflutet, welches bei Druckabbau durch die Schaufelräder selbsttätig wieder zurückgepumpt wird.
Der hydrodynamische Retarder wurde u.a. von der Firma Voith in Heidenheim an der Brenz entwickelt. Eine neuere Entwicklungsstufe ist der Aquatarder, der Wasser statt Öl als Bremsflüssigkeit verwendet. Ebenso werden neben Retardern auch sogenannte Intarder bzw. Sekundärretarder angeboten. Unterschied zwischen beiden ist die Art des An- oder Einbaus und bei letzterem der gemeinsame Ölvorrat. Während ein Retarder im Gelenkwellenstrang frei platziert werden kann, sind Intarder teilweise oder ganz in das Getriebe integriert bzw. diesem unmittelbar nachgeschaltet. Bei den Einbauvarianten der Retarder unterscheidet man zwischen Inline (im Antriebsstrang integriert) und Offline (seitlich an das Getriebe angebaut und nicht direkt auf die Kardanwelle wirkend).
Elektrodynamische Retarder
Beim elektrodynamischen Retarder, auch Wirbelstrombremse, Kloft- oder Telmabremse genannt (nach den Herstellerfirmen), sind zwei Stahlscheiben (Rotoren), die nicht magnetisiert sind, mit der Antriebswelle verbunden. Dazwischen liegt der Stator mit 16 Spulen. Wenn durch die stufenlose Betätigung des Retarders vom Fahrer Strom eingesteuert wird, werden Magnetfelder erzeugt, die durch die Rotoren geschlossen werden. Die gegenläufigen Magnetfelder erzeugen dann die Bremswirkung. Die entstandene Wärme wird durch innenbelüftete Rotorscheiben wieder abgegeben.
Bedienung
Die Bedienung eines Retarders variiert sehr stark nach Fahrzeugart. In der Regel befindet sich am Lenkrad neben dem Blinkerhebel ein weiterer Lenkstockschalter, mit dem sich meist 5-6 Bremsstufen abrufen lassen. Sofern vorhanden, wird mit diesem Hebel auch der Tempomat bedient. Nachgerüstete Retarder besitzen oft frei platzierte Hebel auf dem Armaturenbrett. Bei Betätigung des Retarders mittels solcher Zusatzhebel ist zu beachten, dass die Bremsleuchten des Fahrzeugs in den meisten Fällen nicht mit aktiviert werden. Starke Bremsmanöver mittels Retarder - welche dieser durchaus leistet - sollten daher vermieden werden. Auch ist zu beachten, dass der Retarder (wie andere Dauerbremsen auch) nur auf einzelne Achsen eines Fahrzeugs oder Fahrzeuggespanns wirkt, was sich besonders bei ungünstigen Fahrbahnverhältnissen (Schnee, Glätte) negativ auf Brems- und Spurverhalten auswirken kann. Daher lassen sich diese separat abschalten.
Bei Linienbussen mit Automatikgetriebe beispielsweise ist der Retarder der Betriebsbremse vorgeschaltet und wird daher über die Fußbremse betätigt, ein Handhebel fehlt oftmals. In einer ersten Stufe bremst nur der Retarder, erst bei einer stärkeren Bremsung wirkt die mechanische Betriebsbremse mit.
Literatur
- Nutzfahrzeugtechnik, Seite 226. Vieweg + Teubner Verlag 2008. ISBN 978-3-8348-0374-0
Weblinks
- Funktionsweise eines Retarders – Website von Voith Turbo
- Retarder-Flash-Animation
- hydrodynamisches Prinzip (MPEG-Animation von Voith Turbo; 5,7 MB)
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. hierzu: Nutzfahrzeugtechnik, Seite 226
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