- Voith
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Voith GmbH Rechtsform GmbH (zu 100 % in Familienbesitz) Gründung 1867 Sitz Heidenheim a. d. Brenz - Hubert Lienhard, Vorsitzender der Geschäftsführung
- Manfred Bischoff, Aufsichtsratvorsitzender
Mitarbeiter Weltweit 39.754[1] Umsatz 5,2 Mrd. Euro (09/10)[2] Branche Maschinenbau Website www.voith.de Die Voith GmbH mit Sitz in Heidenheim an der Brenz, Baden-Württemberg ist ein deutsches Familienunternehmen der Maschinenbauindustrie. Sie ist eine operative Management-Holding, da die sie leitende Geschäftsführung die generelle Geschäftsstrategie im Voith-Konzern unmittelbar bestimmt und verantwortet. Dabei wird sie durch Konzernzentralfunktionen unterstützt.
Weltweit zählte die Voith GmbH im Jahr 2010 knapp 40.000 Mitarbeiter, davon ca. 17.600 in Deutschland.[3] Der Konzern erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2009/2010 einen Umsatz von 5,2 Mrd. Euro bei einem Jahresüberschuss von 121 Mio. Euro. Der Auftragseingang lag bei 5,3 Mrd. Euro.
Inhaltsverzeichnis
Leitung
Vorsitzender der Geschäftsführung ist seit 1. April 2008 Hubert Lienhard. Aufsichtsratsvorsitzender ist Manfred Bischoff. Sein Stellvertreter ist Gerd Schaible Vorsitzender des Konzernbetriebsrats der Voith GmbH, Heidenheim.
Unternehmensstruktur
Die Voith GmbH gliedert sich in vier Konzernbereiche: Voith Paper, Voith Hydro, Voith Turbo und Voith Industrial Services. Der Vorstand der Holdinggesellschaft, der Voith GmbH als operativer Management-Holding, bestimmt und verantwortet die generelle Geschäftsstrategie im Voith-Konzern. Beratungs- und Aufsichtsgremien sind der Gesellschafterausschuss und der Aufsichtsrat.
Voith Paper
Voith Paper ist ein Systemlieferant für die internationale Papierindustrie, der den gesamten Papierherstellungsprozess abdeckt. Zu den Produkten gehören unter anderem Maschinen für Grafische Papiere (Zeitungsdruckpapier, Schreib- und Druckpapier, Kopierpapier), Verpackungspapiere (Faltschachtelkarton, Wellpappenpapier), Hygienepapiere (Tissuepapier) sowie Technische Spezialpapiere (Sicherheitspapier, Dekorpapier, Thermopapier, Fotorohpapier, Zigarettenpapier).
Ein Drittel der weltweiten Papierproduktion wird auf Voith Paper-Anlagen hergestellt.
Die Voith Paper Holding GmbH & Co. KG, Heidenheim gliedert sich in die Geschäftsbereiche Fiber & Environmental Solutions, Papermachines, Fabric & Roll Systems und Automation. Im Geschäftsjahr 2009/2010 verzeichnete sie einen Umsatz von rund 1,7 Mrd. EUR und erwirtschaftete damit einen Anteil am Konzernumsatz von 33 %. Sie beschäftigt insgesamt 9353 Mitarbeiter (Stand: September 2010).
Zu den Produkten der Voith Paper zählen:
Fiber & Environmental Solutions: Komplette Stoffaufbereitungsanlagen und -systeme sowie einzelne Komponenten zur Aufbereitung von Primärfasern und Altpapier, inklusive Beschickungs-, Förder- und Entsorgungssysteme
Papiermaschinen: Maschinen und Anlagen zur Herstellung von Papier, Karton, Pappe und Vliesstoffen; Streichanlagen, kontaktlose Trocknung und Wickeltechnik
Finishing: Maschinen und Anlagen für die Veredelung und Weiterverarbeitung von Papier, u. a. Janus Concept, Superkalander, Soft- und Hardnip-Glättwerke sowie Rollenschneider, Rollentransport- und Rollenpack-Anlagen
Automation: Online-Sensoren, Stellglieder und Software für Qualitätsleit- und Überwachungssysteme in Papiermaschinen
Rolls: Walzenservice, Walzenbezüge und Beschichtungen, Umbau von Komponenten, Field Service
Fabrics: Formiersiebe, Pressfilze, Trockensiebe, Press- und Transferbänder zur Papierherstellung
Voith Hydro
Voith Hydro (früher Voith Siemens Hydro Power Generation) ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Voith und Siemens. Das Unternehmen stellt Gesamtausrüstungen für Wasserkraftwerke her, beispielsweise Turbinen, Generatoren, Schaltanlagen, Automatisierung (Turbinenregler, Leittechnik und Visualisierung) sowie Service- und Diagnoseleistungen.[4]
Die Produkte finden Anwendung in zahlreichen großen Wasserkraftwerken, z. B. Niagara (1903), Itaipu (1976), Drei-Schluchten-Damm (2003). Der Konzernbereich erwirtschaftete für 2008/2009 einen Umsatz von rund 1,2 Mrd. EUR und beschäftigt 5.238 Mitarbeiter (Stand: September 2010). Der Anteil am Konzernumsatz beträgt 22 Prozent.
Voith Turbo
Voith Turbo hat sich auf mechanische, hydrodynamische, elektrische und elektronische Antriebs- und Bremssysteme spezialisiert, die in industriellen Anlagen sowie auf der Schiene und der Straße eingesetzt werden. Im Bereich hydrodynamischer Getriebe ist Voith Turbo Weltmarktführer. Der Voith Retarder, eine hydrodynamische Bremse, ist in vielen Nutzfahrzeugen im Einsatz. Voith-Antriebssysteme wie der Voith Schneider Propeller werden ferner in der Schifffahrt eingesetzt.
Die Führungsgesellschaft dieses Konzernbereichs ist die Voith Turbo GmbH & Co. KG, Heidenheim. Der Konzernbereich unterteilt sich in die Divisions Industrie, Straße, Schiene, Marine und Trading.
Der Konzernbereich Voith Turbo verzeichnete 2009/2010 einen Umsatz von rund 1,3 Mrd. EUR und erwirtschaftete damit einen Anteil am Konzernumsatz von 26 %. Voith Turbo beschäftigt insgesamt 5.422 Mitarbeiter (Stand: September 2010).
Zu den Produkten gehören:
Industrie: Hydrodynamische Kupplungen, regelbare hydrodynamische Kupplungen, regelbare Planetengetriebe Vorecon ®, Drehmomentwandler, mechanische Kupplungen, hydrostatische Komponenten, Hirth-Stirnverzahnungen, Hochleistungsgelenkwellen, Sicherheitskupplungen, Hochelastische Kupplungen, Stell- und Regeltechnik für Dampf- und Gasturbinen.
Straße: Automatikgetriebe für Omnibusse, Abgasturbolader, hydrodynamische Retarder und Torsionsschwingungsdämpfer für NKW sowie Hybridantriebe (in Entwicklung) für NKW.
Schiene: Antriebssysteme für Schienenfahrzeuge wie Turbogetriebe, Radsatzgetriebe, Selbstsperrdifferenziale, Traktionsstromrichter, Gelenkwellen, Kühlanlagen, Scharfenbergkupplungen (automatisch, semi-permanent) und Prallelemente sowie die dieselhydraulischen Lokomotivfamilien Voith Maxima und Voith Gravita.
Marine: Voith Schneider® Propeller, Voith Wassertrecker, Voith Cycloidal Ruder, Voith Turbo Fin, Voith Water Jet
Wichtige Unternehmensstandorte:
- Voith Turbo GmbH & Co. KG, Heidenheim/Brenz
- Voith Turbo Schneider Propulsion, Heidenheim/Brenz
- Voith Turbo GmbH & Co. KG, Crailsheim
- Voith Turbo Hochelastische Kupplungen GmbH & Co. KG, Essen
- Voith Turbo Lokomotivtechnik GmbH & Co. KG, Kiel
- Voith Turbo Aufladungssysteme GmbH & Co. KG, Gommern
- Voith Turbo Verdichtersysteme GmbH & Co. KG, Zschopau
- Voith Turbo H+L Hydraulic GmbH & Co. KG, Rutesheim
- Voith Turbo Scharfenberg GmbH & Co. KG, Salzgitter
- Voith Turbo BHS Getriebe GmbH, Sonthofen
- Voith Turbo Advanced Propeller Technologies GmbH & Co. KG, Rostock
- Voith Turbo GmbH, St. Pölten, Österreich
- Voith Turbo Safeset AB, Hudiksvall, Schweden
Voith Industrial Services
Voith Industrial Services ist ein technischer Dienstleister für Instandhaltung, technischer Reinigung, Engineering bis zu Industriemontage, Facility- und Prozessmanagement. Die Dienstleistungen werden auch von den zum Voith-Konzern gehörenden Firmen DIW Deutsche Industriewartung AG, der Premier Group, der Hörmann Industrietechnik sowie der zum 1. Juni 2008 erworbenen CeBeNetwork Group erbracht.
Führungsgesellschaft: Voith Industrial Services Holding GmbH, Heidenheim Divisions: Facility Service, Process Service
Umsatz: rd. 1,0 Mrd. EUR (2008/2009) Mitarbeiter: 19.119 (Stand: September 2010) Anteil am Konzernumsatz: 19 %
Kompetenzbereiche Facility Service: Der Kompetenzbereich Facility, der in allen Branchen zum Einsatz kommt, umfasst standortbezogene Dienstleistungen vom kompletten Facility-Management über die technische Reinigung von Anlagen bis zur Instandhaltung.
Process Service: Der Kompetenzbereich Process übernimmt Dienstleistungen, die mit dem Produktionsprozess verbunden sind, von Planung und Engineering über Montage und Instandhaltung bis zur Überholung und Modernisierung von Maschinen und Anlagen.
Familie Voith
Johann Matthäus Voith
Im Jahr 1825 übernahm Johann Matthäus Voith (1803–1874) die Schlosserwerkstatt seines Vaters Johannes in Heidenheim an der Brenz mit fünf Handwerkern. Auf dem Gelände des heutigen Stammsitzes wurden Aufträge für Papiermühlen und Textilbetriebe bearbeitet, Zusatz- und Ersatzteile angefertigt. Mitte des 19. Jahrhunderts begann Voith Spinnmaschinen, Kunstwollmaschinen, Druckmaschinen zu entwickeln. Ab 1848 arbeitete er mit dem Heidenheimer Papierfabrikanten Heinrich Voelter (1817–1887), mit dem Ziel, Papier als Massenware aus Holzschliff herzustellen. Johann Voith entwickelte das Verfahren weiter und erfand im Jahr 1859 den Raffineur, eine Maschine, die das splitterreiche Grobmaterial des Holzschliffs verfeinert und dadurch eine deutliche Verbesserung der Papierqualität herbeiführt. Als er 1867 den Betrieb an seinen Sohn Friedrich (1840–1913) übergab, hatte des Unternehmen 30 Beschäftigte.
Friedrich Voith
Friedrich Voith baute nach eigener Konstruktion eine Voith-Holzschleiferei für die Papierfabrik Uhingen. Er führte die Entwicklung am Raffineur weiter, 1869 erhielt Voith dafür sein erstes Patent. Diese Maschine ermöglichte den Papiermühlen eine wirtschaftliche Rohstoffaufbereitung, stark verbesserte Papierqualität, eröffnete die Möglichkeit der industriellen Massenherstellung von billigem Papier und legte letztlich den Grundstein für das moderne Zeitungswesen.
In dieser Zeit entschied sich Friedrich Voith für den Einstieg in den Bau von Wasserturbinen, 1870 verließ die erste Turbine das Voith-Werk. 1873 folgte die erste Francisturbine. Im selben Jahr wird Friedrich Voith für seinen Pioniergeist auf der Weltausstellung in Wien mit der Fortschrittsmedaille ausgezeichnet. Voith beschloss, nicht mehr nur einzelne Komponenten für Papiermaschinen herzustellen. Im Jahre 1881 baute die Maschinenfabrik J. M. Voith ihre erste komplette Papiermaschine für die Firma Raitelhuber, Bezner & Cie. in Gemmrigheim.
Ende des 19. Jahrhunderts knüpfte Friedrich Voith Kontakte in Europa und Übersee. Sein Unternehmen deckte das gesamte Spektrum der Papierherstellung ab und übernahm die Marktführerschaft. 1890 wurde Voith vom württembergischen König Karl I. für seine Verdienste um die industrielle Entwicklung zum Kommerzienrat ernannt. 1892 beschäftigte er 330 Mitarbeiter, sein Unternehmen gehörte damit zu den größten Firmen im Königreich Württemberg. 1903 gründete Friedrich Voith das erste Voith-Tochterwerk im österreichischen St. Pölten. Als der Unternehmer 1913 starb, beschäftigte die Maschinenfabrik in Heidenheim und St. Pölten über 3.000 Mitarbeiter. Die drei Söhne, Walther, Hermann und Hanns waren in unterschiedlichen Funktionen im Unternehmen tätig.
Walther und Hermann Voith
Nach dem Tod von Friedrich Voith leiteten Walther (1874–1947), Hermann (1878–1942) und Hanns Voith (1885–1971) das Unternehmen gemeinsam.
Walther Voith, wie sein Vater Angehöriger des Corps Stauffia Stuttgart, kümmerte sich um das Werk St. Pölten mit 230 Mitarbeitern. Hermann Voith verantwortete die kaufmännischen Belange des Heidenheimer Stammhauses und Hanns die technische Abteilung in Heidenheim. Unter ihrer Leitung ging der Ausbau des Bereiches Antriebstechnik voran. 1929 entwickelte Voith die ersten hydrodynamischen Kupplungen und Getriebe nach dem Föttinger-Prinzip.
Hanns Voith
→ Hauptartikel: Hanns Voith
Nach dem Tod seiner beiden Brüder übernahm Hanns Voith die alleinige Firmenleitung. Zusammen mit Hugo Rupf, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, brachte er das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg zu neuer Blüte. Unter Hanns Voiths Leitung erreichte die Entwicklung und Konstruktion von Papiermaschinen einen neuen Höhepunkt. Hanns Voith führte das Unternehmen zu einem international operierenden Konzern, es kam zu Beteiligungen und Firmenübernahmen. Ein Meilenstein während seines Wirkens war die Gründung der Voith S.A. im brasilianischen São Paulo im Jahr 1964.
Geschichte
Anfänge
Als Johann Matthäus Voith im Jahre 1825 die Schlosserwerkstatt seines Vaters Johannes in Heidenheim übernahm, beschäftigte er fünf Handwerker. Auf dem Gelände des Stammsitzes des Unternehmens wurden Aufträge von Mühlen und Textilbetrieben bearbeitet, Zusatz- und Ersatzteile angefertigt.
Ab Mitte des 19.Jahrhunderts entwickelte Johann Matthäus Voith komplette Spinnmaschinen, Kunstwollmaschinen und Druckmaschinen. Von 1848 an arbeitete er mit dem Heidenheimer Papierfabrikanten Heinrich Voelter (1817–1887) zusammen. Gemeinsames Ziel war, Papier als Massenware herzustellen. Das Patent zur Herstellung von Papier aus Holzschliff, das Heinrich Voelter von Friedrich Gottlob Keller im Jahre 1846 erworben hatte, wurde aufgegriffen. Johann Matthäus Voith entwickelte das Kellersche Verfahren weiter, erfand im Jahre 1859 den Raffineur.
Turbinenbau
Als Johann Matthäus Voith 1867 den Betrieb an seinen Sohn Friedrich übergab, hatte das Unternehmen 30 Beschäftigte. Im selben Jahr ließ Friedrich Voith den Handwerksbetrieb als Maschinenfabrik J. M. Voith in das Handelsregister eintragen, das war der Beginn der nun auch urkundlich belegten Geschichte des Unternehmens. 1869 erhielt Voith für seine Holzfaserungsmaschine das Patent. Voiths Maschine ermöglichte den Papiermühlen eine wirtschaftliche Rohstoffaufbereitung, verbesserte Papierqualität, eröffnete die Möglichkeit der industriellen Massenherstellung von billigem Papier und legte letztlich den Grundstein für das moderne Zeitungswesen. Im Jahre 1881 baute die Maschinenfabrik J. M. Voith ihre erste komplette Papiermaschine für die Firma Raithelhuber, Bezner u. Cie in Gemmrigheim. Die Erfindung stieß in eine Marktlücke und eine Auftragswelle ermöglichte den Ausbau des Betriebs. In den 1890er Jahren deckte Voith nahezu das gesamte Spektrum der Papierherstellung ab.
1879 wurde nach den Entwürfen von Adolf Pfarr der erste Voith-Turbinenregler gebaut; er war wegweisend für die Stromerzeugung aus Wasserkraft. 1890 begann Voith mit der Auslieferung von Hochdruck-Freistrahlturbinen. Im selben Jahr wurde Friedrich Voith vom württembergischen König Karl I. für seine Verdienste um die industrielle Entwicklung zum Kommerzienrat ernannt. Beim 25-jährigen Jubiläum, 1892, beschäftigte das Unternehmen 330 Mitarbeiter und gehörte zu den größten Unternehmen im Königreich Württemberg.
1903 gründete Friedrich Voith das erste Voith-Tochterwerk im österreichischen St. Pölten. Im selben Jahr erhielt Voith den Auftrag über die bis dato größten Wasserturbinen der Welt für das Kraftwerk an den Niagarafällen mit einer Leistung von jeweils 12.000 PS. Diese Pionierarbeit war gleichsam ein Meilenstein in der Geschichte der Wasserkraft.
Voith Antriebstechnik
1911 baute Voith am österreichischen Standort St. Pölten die seinerzeit schnellste und breiteste Papiermaschine für Rotationsdruckpapier. Als Friedrich Voith 1913 verstarb, hinterließ er ein florierendes Unternehmen mit 3000 Beschäftigten und die Maschinenfabrik war führend auf dem Papier- und Energiemarkt. Seine drei Söhne teilten sich in die Leitungsaufgaben. Walther kümmerte sich um das Werk St. Pölten. Hermann verantwortete die kaufmännischen Belange des Heidenheimer Stammhauses und Hanns die technische Abteilung.
Nach dem Ersten Weltkrieg entschieden sich die Brüder zu einer strategischen Erweiterung des Unternehmens und brachten den Bereich Antriebstechnik auf den Weg. 1922 begann Voith mit dem Zahnradgetriebebau; die langjährigen aus dem Turbinenbau stammenden Kenntnisse der Strömungstechnik kamen Voith hier zugute. Der Durchbruch gelang mit Hilfe von Hermann Föttinger und seiner Erfindung der hydrodynamischen Kraftübertragung. Im selben Jahr verließ die erste nach ihrem Erfinder Viktor Kaplan benannte Kaplanturbine die Voith-Werkshallen. 1929 entwickelte Voith die ersten hydrodynamischen Kupplungen nach dem Föttinger-Prinzip, die im Pumpspeicherkraftwerk Herdecke eingesetzt wurden. Es folgten neue Antriebe für Schienen- und Straßenfahrzeuge. Das Unternehmen machte sich auch mit hydrodynamischen Getrieben und Kupplungen für industrielle Anlagen einen Namen.
Voith startete einen weiteren Produktzweig, der in den kommenden Jahrzehnten den Namen Voith weltweit bekannt machte: Der Voith-Schneider-Propeller (VSP) ein Schiffsantrieb, der zugleich die Steuerung übernimmt und damit eine deutlich verbesserte Manövrierfähigkeit erlaubt. Diese Erfindung des Wiener Ingenieurs Ernst Schneider wurde bei Voith weiterentwickelt. Nach der erfolgreichen Fahrt des Versuchsboots „Torqueo“, das erstmals mit einem Voith-Schneider-Propeller ausgestattet war, startete in Italien 1937 der erste Voith-Schneider-Propeller-Einsatz für den Personenverkehr in Venedigs engen Kanälen. Auf der Weltausstellung 1937 in Paris wurde Voith dreimal mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Ausgestellt wurden Voith-Schneider-Propeller und Voith-Turbogetriebe. Ein Jahr später gingen in Paris zwei Feuerlöschboote mit VSP auf der Seine in Betrieb.
Nach dem Tod von Hermann Voith übernahm 1942 Hanns Voith die Gesamtleitung des Heidenheimer Voith-Werkes. Am 24. April 1945 besetzten amerikanische Soldaten Heidenheim, und Hanns Voith übergab die Stadt persönlich an die Amerikaner. 600 der 4000 Mitarbeiter waren im Krieg gefallen oder galten als vermisst.
Internationalisierung
Hanns Voith und Hugo Rupf brachten das Unternehmen Voith nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zur Blüte. Die Voith-Turbinenlieferung 1947 nach Norwegen war der erste Auslandsauftrag der Nachkriegszeit in Baden-Württemberg. Wichtige weitere Aufträge umfassten die Lieferung von acht Voith-Schneider-Propellern für die United Africa Co. im Jahr 1949 sowie 46 Voith-Turbogetriebe nach Brasilien und eine Papiermaschine nach Holland im Jahr 1951. Das Drei-Wandler-Getriebe für mehrteilige Ferntriebwagen und das Diwabus-Getriebe führten Voith 1952 an die Spitze der technischen Entwicklung. 1953 erreichte die Entwicklung und Konstruktion von Papiermaschinen einen neuen Höhepunkt. Für die Feldmühle AG produzierte Voith die schnellste Zeitungsdruck-Papiermaschine Europas. Mit einer Geschwindigkeit von 600 m/min erreichte sie eine Produktionsleistung von 200 Tonnen Zeitungspapier pro Tag. Auf der Weltausstellung in Brüssel erhielt Voith 1958 eine Goldmedaille für die ersten Turbogetriebe für dieselhydraulische Lokomotiven der Deutschen Bundesbahn.
1962 beteiligte sich das Unternehmen mit zwei Spiralturbinen, vier Speicherpumpen und zwei Pumpturbinen am damals größten europäischen Pumpspeicherwerk im luxemburgischen Vianden. 1966 lieferte Voith die breiteste Zeitungsdruck-Papiermaschine der Welt nach Schweden. In den 1960er Jahren wuchs Voith zu einem international operierenden Konzern heran. Zwischen 1962 und 1966 kam es zu Beteiligungen an der indischen Utkal Machinery Ltd. und an der Talleres de Tolosa in Spanien, zur Übernahme des Werkzeug- und Papiermaschinen-Herstellers Dörries sowie zur Gründung von Vertriebsgesellschaften in Großbritannien und Frankreich. Ein weiterer Schritt dieser Entwicklung war 1964 die Gründung der Voith S.A. in São Paulo, Brasilien.
In den 1970er Jahren erfolgte die Entwicklung der Zentrimatic-Kupplung und des Voith Retarders R 130 für Busse und Lkw. 1974 gründete Voith eine Gesellschaft in Appleton (Wisconsin) und übernahm im gleichen Jahr die Mehrheit bei „Morden Machines“ in Portland (Oregon). Zwei Jahre später wurde die erste Tochtergesellschaft in Japan gegründet. Nach dem Tode von Hanns Voith übernahm Hugo Rupf 1971 den Vorsitz der Geschäftsführung. Ab 1973 leitete er das Unternehmen als Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Durch die Übernahme von Appleton Mills 1983 begann Voith mit dem Einstieg in die Bespannungstechnik. Zusätzlich übernahm Voith das Hydro-Geschäft vom US-Marktführer Allis Chalmers in York, Pennsylvania. Binnen weniger Jahre stieg die Zahl der Mitarbeiter in den USA von knapp 200 auf über 1.300. 1985 eröffnete Voith im indischen Hyderabad eine Produktionsstätte.
Anfang der 90er Jahre führten unterschiedliche Standpunkte der Familienstämme zur Realteilung des Unternehmens. Der Familienstamm Hermann Voith schied aus und erhielt einen Großteil der Finanzbeteiligungen und die Sparte Werkzeugmaschinenbau[5]. Die Erben Hanns Voiths behielten die Stammgeschäfte Papiermaschinen, Bespannungen, Antriebstechnik, Turbinen- und Schiffstechnik. Durch die Realteilung wurde die lähmende Pattsituation im Gesellschafterkreis beseitigt[6].
Bei Voith verlagerte sich der Schwerpunkt der Expansion in den Fernen Osten mit Schwerpunkt in China. 1994 rüstete Voith das weltgrößte Pumpspeicherkraftwerk Guangzhou II mit Turbinen aus. Zwei Jahre später erhielt Voith den Auftrag zur Lieferung der größten Feinpapiermaschine der Welt an Gold East Paper in Dagang. In Kunshan und Liaoyang (China) wurden 1996 neue Produktionsstätten eröffnet. Unter der Führung von Michael Rogowski, der seit 1986 Sprecher der Geschäftsführung war, wurde das Stammhausprinzip durch eine Holdingstruktur mit eigenverantwortlichen Konzernbereichen ersetzt. Weitere Meilensteine waren die Einführung des Integrationsretarders R 115 im Jahr 1988 und die Inbetriebnahme der europaweit größten Deinking-Anlage in Schongau 1989.
1994 bündelten Voith und der Schweizer Sulzer-Konzern ihre papiertechnischen Aktivitäten. 1999 erwarb Voith die papiertechnischen Geschäftsfelder des britischen Unternehmens Scapa und gehörte damit zu den führenden Unternehmen in der Bespannungstechnik. Im Jahr 2000 entstand Voith Siemens Hydro Power Generation, ein Joint Venture der beiden führenden Hersteller von Turbinen- und Generatorentechnik.
An der Konzernspitze übergab Michael Rogowski im Jahr 2000 die operative Verantwortung an Hermut Kormann. Unter seiner Leitung wuchs der Konzern seitdem zu einem Welt-Familienunternehmen mit 4 Mrd. Euro Auftragseingang und 34.000 Mitarbeitern.
Ende 2001 übernahm Voith über die Voith Paper Holding GmbH & Co. von der Jagenberg AG die Jagenberg Papiertechnik GmbH, Neuss, zu der die Produktbereiche Rollenschneide-, Querschneider- und Papierbeschichtungsmaschinen gehörten, sowie deren Fertigungstochter Jagenberg Maschinenbau GmbH & Co. KG, Neuss sowie deren ausländischen Tochtergesellschaften Jagenberg Inc. Enfield, USA und Basagoitia S.A., Tolosa, Spanien.[7]
Besonders entwickelte sich Voith im Bereich technischer Industriedienstleistungen. Mit einer kontrollierenden Beteiligung an der DIW Deutsche Industriewartung AG, Stuttgart, wird der Grundstein für den Konzernbereich Voith Industrial Services gelegt. In den folgenden Jahren wuchs dieser Konzernbereich und es erfolgten weitere Akquisitionen wie z. B. die Imo-Hüther-Gruppe, die US-amerikanische Premier-Gruppe und die Hörmann Industrietechnik.
Im Mai 2006 eröffnete in Heidenheim das Papierforschungszentrum Voith Paper Technology Center. In Schottland betreibt die Tochtergesellschaft Wavegen das erste Wellenkraftwerk, das Strom in ein Netz einspeist. In 18-monatiger Bauzeit wurde mit der Voith Maxima die stärkste einmotorige dieselhydraulische Lokomotive der Welt entwickelt. Seit 2010 befindet sich außerdem mit der Voith Gravita eine Rangierlok in der Auslieferung, die in größerer Stückzahl bei der Deutschen Bahn AG eingesetzt werden soll. Auf der Shipbuilding, Machinery & Marine Technology 2010 stellte Voith Turbo neben einem weiteren Mitbewerber erstmals einen Ringpropeller für die Schifffahrt vor.
Am 1. Oktober 2010 firmierte die Holding-Gesellschaft von Voith AG in Voith GmbH um.[8]
Beteiligungen
- 9,14 % an der SGL Carbon SE, Wiesbaden
Weblinks
Commons: Voith – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Wichtige Entwicklungen/Ereignisse auf Voith.com
- Fahrzeugliste der Voith Turbo Lokomotivtechnik GmbH & Co. KG
Einzelnachweise
- ↑ Voith AG Geschäftsbericht 2009/2010 - Mitarbeiter
- ↑ Voith AG Geschäftsbericht 2009/2010 - Umsatz
- ↑ connecticum: Firmenprofil der Voith GmbH
- ↑ www.finanznachrichten.de
- ↑ Krieg der Stämme DER SPIEGEL, vom 23. April 1990
- ↑ Voith, Die Geschichte, Mai 2004
- ↑ Jagenberg AG - Ad-hoc-Mitteilung 2001
- ↑ Voith: Pressemitteilung zur Umfirmierung
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