Retention (Zahnmedizin)

Retention (Zahnmedizin)

Der Begriff Retention (von latein: retinere „zurückhalten“)[1] wird in der Zahnheilkunde in mehrfacher Hinsicht eingesetzt:

Inhaltsverzeichnis

Zahnretention

Weisheitszahn mit ausgebildeter Wurzel. Achsengerechte Lage; also: retiniert, aber nicht verlagert

Eine Zahnretention liegt vor, wenn ein Zahn im Kiefer eingeschlossen bleibt und nicht durchbricht, obwohl er oder sein Keim an der (nahezu) richtigen Stelle liegt. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein:

  • Zahnengstand oder einfach Platzmangel
  • Zahnkeimverlagerung
  • Zahnkeimschädigungen oder -verwachsungen
  • Zysten
  • (zurückliegende) Kieferbrüche
  • Dysostosis cleidocranialis
  • Dystrophia brevicollis congenita
  • Klippel-Feil-Syndrom

Infolge Platzmangels retinieren insbesondere Weisheitszähne und obere Eckzähne (Man spricht hier auch von Impaktion). In der Häufigkeit folgen dann (mit weitem Abstand) die unteren Prämolaren. Überzählige Zähne (siehe Hyperdontie und Mesiodens) sind hingegen sehr häufig retiniert. Eine Retention von Milchzähnen hingegen ist selten.[2]

Hat der retinierte Zahn einen Milchzahnvorgänger, wird dessen Wurzel oft nicht resorbiert (aufgelöst) und der Milchzahn bleibt deshalb erhalten.

Verankerung einer Füllung/Restauration

Um plastische Füllungsmaterialien (Amalgam, Komposits, etc.) in der Kavität mechanisch zu verankern, werden Retentionen (hier im Sinne von: unter sich gehenden Stellen oder in Form eines „Schwalbenschwanzes“) angebracht, die das Herausfallen der Füllung verhindern sollen. Retention ist die Eigenschaft einer Präparation, der Entfernung einer Restauration entgegen ihrer Einschubrichtung entgegenzuwirken. Senkrecht abziehende Kräfte können im Mund bei sehr klebrigen Speisen oder aufgrund von Hebelwirkungen bei Brücken auftreten.

Retentionsstifte

Retentionsstifte sind kleine, nur ca. 4 bis 6 mm lange und sehr schlanke Stifte aus Gold- oder Platin-Legierungen, die (nach einer Vorbohrung) mithilfe eines selbstschneidenden Gewindes im Dentin verankert werden und ebenfalls der Verankerung von plastischen Füllungsmaterialien dienen.

Retentionsstellen

Retentionsstellen im Gebiss sind Bereiche, die der Zahnreinigung besonders schwer zugänglich sind und somit ein erhöhtes Risiko hinsichtlich der Entstehung der Karies haben. Solche Risikostellen sind: Zahnfissur, Zwischenzahnflächen (approximal), Zahnhals, Foramen caecum dentis (Blindes Loch innen (palatinal) an den oberen Schneidezähnen) und Füllungs- und Kronenränder.

Siehe: Prädilektionsstelle

Retentionsphase in der Kieferorthopädie

Retainer
Gerüst für eine Unterkiefer-Modellgussprothese

Gegen Ende einer kieferorthopädischen Behandlung werden in der Retentionsphase der umgeformte Kiefer und die korrigierte Zahnstellung durch spezielle Geräte (Retainer) fixiert.

Retentionsprothese

Eine Retentionsprothese ist eine Teilprothese, bei der die Halteelemente (Klammern, hier auch Zahnfleischklammer genannt) aus farblosem oder zahnfarbenem Prothesenbasismaterial gefertigt sind. Derartige Prothesen sind inzwischen ungebräuchlich und auch keinesfalls zu empfehlen, weil sie zwangsläufig extreme Retentionsstellen (siehe oben) mit sich bringen.

Retentionen in der Zahntechnik

Um eine Retention für Verblendkunststoffe oder die Verbindung zwischen Modellgussbasis und Prothesenkunststoff zu erreichen, werden auf dem (Edel-)Metallgerüst kleine fast kugelförmige Erhebungen (ca. 0,5 mm), Retentionsstege oder -schlaufen angebracht, die eine mechanische Verankerung beider Werkstoffe sicherstellen.

Einzelnachweise

  1. Joseph Maria Stowasser: Der Kleine Stowasser, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, G. Freytag Verlag, München
  2. Eberhard Krüger: Lehrbuch der chirurgischen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Band 2, Buch- und Zeitschriftenverlag „Die Quintessenz“, Berlin

Quellen

  • Walter Hoffmann-Axthelm: Lexikon der Zahnmedizin, Quintessenz-Verlag, Berlin
  • Joachim Gabka/Herbert Harnisch: Operationskurs für Zahnmediziner, Georg Thieme Verlag, Stuttgart
  • B. Willershausen-Zönnchen und O.Butenandt: Kinderzahnheilkunde - Ein Leitfaden für Ärzte und Zahnärzte, Urban & Fischer, 1998. ISBN 3-541-15971-5
  • Gottfried P. F. Schmuth: Kieferorthopädie - Grundzüge und Probleme, Georg Thieme Verlag, Stuttgart
  • Eberhard Krüger: Lehrbuch der chirurgischen Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Band 2, Buch- und Zeitschriftenverlag „Die Quintessenz“, Berlin

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